Hofporträt Stolze Kuh: Vom Cowgirl zur Ökobäuerin in Brandenburg

In einem kleinen Dorf nahe der polnischen Grenze, 1,5 Stunden nord-östlich von Berlin, befindet sich ein kleiner Hof mit großem Herz und unbedingtem Willen. Die Betreiber wollen nicht weniger als das Beste für das Land, ihre Tiere und für die Menschen, für die sie ihre Lebensmittel herstellen. Ihre Herde – so bunt wie ihr Konzept. Auf den Naturschutzflächen des Nationalparkvereins Unteres Odertals weiden 120 Rinder alter Zweinutzungsrassen, darunter auch die Bullen. Gemolken wird auf der Weide, und die Kälber trinken bei Ammen, im Winter wird nur Heu gefüttert.

Anders wirtschaften

Der Hof der jungen Landwirte ist aus vielen Gründen ein besonderer:
Anja und Janusz Hradetzky lernten sich im Rahmen ihres Studiums an der HNEE (Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde) kennen. Nach einer kleinen Odyssee und Explorationsphase starteten die beiden – frisch verheiratet – 2014 ohne Geld, ohne Land, und ohne Kühe in ein unternehmerisches Abenteuer ungewissen Ausgangs. Sie verkauften Kuhanteile an Unterstützer, um den Erwerb der Tiere zu finanzieren, und gehen auch sonst viele ungewöhnliche Wege in der ökologischen Landwirtschaft.
2018 wurde Anja Hradetzky als „Grüne Gründerin“ ausgezeichnet, 2019 erschien ihr Buch „Wie ich als Cowgirl die Welt bereiste und ohne Geld und Land zur Bio-Bäuerin wurde“ (DuMont Reise Verlag, 2019).
Wesensgemäße Viehhaltung auf Naturschutzflächen, handwerkliche Milchverarbeitung und Direktvermarktung zeichnen den ökologischen Ausnahme-Betrieb aus.

Die Stolzen Kühe der Öko-Landwirte Anja und Janusz Hradetzky weiden auf Naturschutzflächen des Nationalparkvereins Unteres Odertal bei Lunow-Stolzenhagen.
Das Wesen der Kuh achten. 24/7 – das ganze Jahr über, durch alle Gezeiten und in allen Bereichen.

Interview mit Anja Hradetzky, Demeter-Ökobäuerin, Aktivistin und Buchautorin

Anja, ihr habt mittlerweile zwei Kinder. Du bist politisch viel unterwegs und engagierst Dich in diversen Netzwerken und für die naturverträgliche Weiterentwicklung eurer Region. Dazu die Arbeit auf dem Hof und der Direktvermarktung. Wann hast Du denn bitte noch die Zeit gefunden, ein Buch zu schreiben?
(lacht) Ganz ehrlich? Fast nur nachts. Da unser jüngster Familienzuwachs anfangs ohnehin nachts viel wach war, habe ich mir diese Not zunutze gemacht. Außerdem hatte ich mit Hans von der Hagen einen tollen Co-Autor, der mich echt verstanden hat und so tief in mein Leben eingetaucht ist, dass es toll gekappt hat mit dem gemeinsamen Schreiben. Eine irre Erfahrung.

Wie kam es denn zu dem Buch?
Der DuMont Verlag hat sich gemeldet, nachdem ein Artikel in der Süddeutschen über mich erschienen war, der die Überschrift trug: Vom Aldi-Kind zur Ökobäuerin (Süddeutsche Zeitung, 27. Juli 2016). Die haben vermutet, dass da noch mehr Geschichten drin sind.

Sie hatten recht! Das Buch liest sich so spannend, es ist es ein „page-turner“. Ich habe es in einem Schwung durchgelesen und kann es jedem als Inspiration nur empfehlen. Wie ist es für Dich, jetzt mit diesem 340-Seiten starken Werk auf Lesetour zu sein?
Es ist schön, auf Podien und Tagungen, auf denen ich sonst politisch aktiv bin, meine persönliche Geschichte zu erzählen, es erstaunt mich, wie berührt und inspiriert die Menschen sind.Das tut mir gut und gibt viel Kraft. Klar ist es ein Auf und Ab, aber es lohnt sich.

Ihr lebt ein besonders außergewöhnliches Konzept mit euren Stolzen Kühen. Wie seid ihr momentan denn aufgestellt?
Wir schlachten aktuell alle zwei Wochen, unser Absatz hat sich verdoppelt. Mehr als 180l /Tag Milch können wir aktuell kaum bewältigen, dafür müsste dringend ein größerer Kessel her. Wir haben weitere Engpässe, auch unsere Abfüllmöglichkeiten und die Lüftung müssen optimiert werden. Doch wie Du Dir denken kannst, müssen wir unsere Investition schrittweise denken. Ein neuer Kessel kostet 30.000 Euro.
Eine Freundin ist zwischenzeitlich eingestiegen, sie ist Käserin und dazu sehr unternehmerisch eingestellt. Eine Mitarbeiterin, die sich komplett selbst organisiert, das ist toll. Wir brauchen mehr von solchen Leuten. Insgesamt haben wir jetzt sechs Angestellte, meist in Teilzeit. Das mit der Teilzeit hat auch den Grund, dass wir so krankheitsbedingte Ausfälle besser kompensieren können.

Den Aufbau eurer Käserei habt ihr über Crowdfunding finanziert…
Ja, das hat zum Glück gut funktioniert, weil wir aus unserer Anfangszeit bereits eine treue Schar von Unterstützern hatten und ein großes Netzwerk engagierter Menschen pflegen. Es ist so toll, unseren eigenen Rohmilchkäse herstellen zu können. Seit uns die Gläserne Molkerei gekündigt hat, da sie künftig keine Kleinstbetriebe und keine Produktionsüberhänge mehr abnehmen, ist das auch zwingend nötig. Wo sollten wir sonst mit der tollen Milch hin? Wir haben eine Super-Qualität, da die Kühe auf der Weide gemolken werden und so viel Platz haben, dass sie sich – im Gegensatz zu engen Ställen – nie in ihren eigenen Mist legen würden. Das Melken auf der Weide mag einigen Leuten suspekt sein, weil es ungewöhnlich ist, wir sehen darin jedoch viele Vorteile für die Tiere, sie können wesensgemäß in ihrer Herde leben, und das wirkt sich auch auf die Qualität der Milch aus.

Das was wir produzieren, geht wirklich gut weg. Wir verkaufen viel Rohmilch-Quark und Joghurt, auch unser Frischkäse hat nach 3 Wochen einen spannenden Punkt erreicht zwischen Mild und charakteristisch würzig. Vom gereiften Hartkäse könnten wir eher noch mehr verkaufen als wir haben. Der braucht einfach 1,5 Jahre… Für diesen momentanen Engpass habe ich den Käse vom Klostergut Heiningen dazu genommen, das ist bei Braunschweig. Die beiden gerade einsteigenden Junglandwirte, Frieda und Theo Degener, sind in unserem Alter. Sie bewirtschaften auch nach Demeter-Richtlinien, halten Bullen und Ammen und betreiben eine Demeter-.Das passt so gut. Von dem Austausch untereinander profitieren wir beide.

Wie habt ihr euch kennengelernt, Du und Frieda?
Das war, als wir beide schwanger waren. Wir konnten ja weniger machen, nicht mehr alleine melken, nicht schwer heben oder ähnliches, und haben in der Zeit beide Kälber gezähmt.
Und heute? Wie läuft es denn jetzt mit der Direktvermarktung eures Käses und eures Fleisches?
Wir haben unseren Hofladen 1x pro Woche für zwei Stunden geöffnet. Damit sind die Leute hier aus dem Ort und der umliegenden Nachbarschaft versorgt.
Der Rest unserer Produkte geht nach Berlin, wir beliefern derzeit 10 Marktschwärmereien in Berlin, davon allein zwei in Kreuzberg, mit Joghurt, Quark, Eiern und Fleisch. Hier gehts zu den Marktschwärmern (link)
Für die Voll-Versorger hatten wir mit der SoLaWi angefangen, das hat aber nicht funktioniert, also wir haben es wieder gestoppt. Jetzt setzen wir auf Sammelbesteller – so ist steht der Ertrag im Verhältnis zum Aufwand mit Verpackung und Auslieferung. Wir können einfach nicht alle Rinder-Wiener einzeln verteilen.

Im kleinen Hofladen in Lunow-Stolzenhagen versorgen sich Anwohner aus dem Dorf und Nachbargemeinden. Auch online kann man die Produkte bestellen – oder über ausgewählte Marktschwärmer-Verkaufspunkte in Berlin.

Die Marktschwärmereien sind eine tolle Ergänzung für Direktvermarkter. Das klingt sehr gut – und praktikabel. Wer gehört noch zu euren Kunden?
Toll finde ich, dass auch einige Bürogemeinschaften in Berlin bei uns bestellen. Die bestellen zusammen zu sich auf die Arbeit und verteilen die Lebensmittel vor Ort. Das dürfte gern noch weiter Schule machen.

Euer Leben ist voller Herausforderungen, ihr seid zwar erfolgreich in dem, was ihr tut und wie ihr es tut, steht aber immer noch ziemlich am Anfang. Was macht Dir am meisten Freude?
Vermarktung ist mein Ding, das macht mir schon Spaß, aber ich will und brauche das ganzheitliche Konzept. Daher finde ich es auch so toll, dass wir die Hühner-Mobilstall dazu genommen haben und zusätzlich zu unserem Milchprodukten und dem Fleisch auch Demeter-Eier vermarkten können. Unsere Hühner sind eine Zweinutzungsrasse, das heißt, sie legen weniger Eier und auch ihr Fleisch können wir vermarkten.
Da für uns im Zentrum unseres Umgangs mit den Tieren steht, „das Wesen der Kuh zu achten“, gebe ich mein Wissen in Los Stress Stockmanship sehr gern in Seminaren weiter und tausche mich mit Kolleg*innen über alternative Haltungsformen aus. Kennengelernt habe ich diese Methode in meiner Zeit in Kanada bei meiner damaligen Gastgeberin und Mentorin Kelly. Sie lehrte mich, eine Herde allein mit Körpersprache und ruhiger Bestimmtheit zu lenken. Auf der Nachbar-Ranch kämpften sich damals 5 schreiende, staub aufwirbelnde Cowboys an ihrer Herde ab. Der Unterschied war eklatant, ich wollte es fortan so machen wie Kelly.

Wo geht es für euch hin, in welche Richtung möchtet ihr euch weiter entwickeln?
Wir sind an einem spannenden Punkt für die weitere Entwicklung. Die Fleischvermarktung funktioniert super, der Schnittkäse ist – im Rahmen natürlicher handwerklicher Abweichungen von Charge zu Charge – stabil.
Der Joghurt ist eine tolle Bereicherung und lohnt sich echt für uns. Das wir aus unserer Rohmilch so leckeren Frischkäse und Quark machen können, ist großartig. Gleichzeitig möchten wir in Zukunft auch unsere Rohmilch vermarkten, und das funktioniert nur über eine Vorzugsmilch-Zulassung. Das ist definitiv ein Ziel. Derzeit suchen wir eigene Hofstelle in der Uckermark, haben zwei Ställe und eine Halle in Aussicht. Drückt uns die Daumen.

Vielen Dank für das Gespräch und euch weiterhin alles, alles Gute für euch!

Aufzeichnung des Gesprächs: Kirsten Kohlhaw (die auch die Fragen stellte)
alle Fotos (c) Ökohof Stolze Kuh

Kontakt zu den Stolzen Kühen

Landwirtschaftsbetrieb Janusz Hradetzky
Weinbergstr. 6a, 16248 Lunow-Stolzenhagen
https://stolzekuh.wordpress.com
https://www.facebook.com/stolzekuh/
Telefon: 033365 / 71 987 (Wenn Anja und Janusz gerade bei den Kühnen sind, gerne auf den Anrufbeantworter sprechen!)
1x pro Quartal gibt es einen Infobrief. Hier kann man sich eintragen.

Weitere Lese-Termine:
6.4.2019 Baumhaus Berlin, mit Käse-Workshop. Mehr zum Event auf Facebook (link)
10.4. Meiningen – Ort und Uhrzeit folgt
8.5. Dresden – Ort und Uhrzeit folgt
11.5. Stolpe, 15h, Fuchs und Hase.

Hoffeste 2018: Termine unserer Milch-Direktvermarkter im Mai und Juni

Auch in diesem Jahr öffnen die Direktvermarkter des BMV ihre Tore wieder für Besucher und Gespräche. Hier geben wir die ersten Termine in den Monaten Mai und Juni bekannt, sortiert nach Datum und Postleitzahl.

Besuche von Bauernhöfen und Hofläden stellen bei Touristen einen zunehmend großen Attraktivitätsfaktor dar. Für die Bewohner der jeweiligen Gegenden sind besonders Landwirte, die ihre Produkte direktvermarkten, eine wichtige Säule zum Erhalt lebendiger Strukturen in der jeweiligen Region.

Sonntag, 27.5.2018 – Landgut Nemt bei Leipzig
Den Anfang macht das Landgut Nemt im sächsischen 04808 Wurzen-Dehnitz. Am Sonntag, den 27.5.2018 öffnet das Team um die Brüder Döbelt zum 21. Mal ihre Tore auf dem Hof bei Leipzig. Über 2.000 Kunden beliefern die Landwirte mittlerweile. Die Geschichte und Entwicklung des Hofes können interessierte Leser in dem Hofporträt über das Landgut Nemt nachvollziehen.
Was die Besucher unter dem Motto „Mal wieder Land sehen, erwartet? Es gibt wieder den traditionellen Bauernmarkt, allerlei und viele Attraktionen für die Kinder und Interessantes für die Eltern. Und natürlich einen umfassenden Einblick in den Betrieb. Angefangen in Nemt bei den Milchkühen und den Ackerflächen und in Dehnitz mit dem Verarbeitungsbereich der Molkerei.

Sonntag, der 27.5.2018 – Milchhof Reitbook in Hamburg
Der Milchhof Reitbrook im Südosten Hamburgs feiert am 27. Mai 2018 seine Tore. Familienfest nennen die passionierten Vorzugsmilchbauern ihr Hoffest. Da ist klar, es gibt auch am Vorderdeich 275 in 21037 Hamburg viel zu entdecken für Groß und Klein. Alles rund um das Event finden Interessierte auf Facebook oder auch auf der Website des Betriebes. Die in der Direktvermarktung erfahrenen Landwirte beliefern neben Endkunden auch viele Cafés und Barista mit ihrer naturbelassenen Milch. Wie viel mehr sich mit guter Milch aus gutem Kaffee rausholen lässt, haben sie bereits in einer Veranstaltung mit Slow Food Hamburg demonstriert.

Reitbrook, Vorderdeich 275:
Milchhof Reitbrook – Hof Langeloh

10. Juni 2018: „Raus aufs Land“ zu den Betrieben – in Schleswig-Holstein
Unter diesem Motto steht ein Aktionstag im hohen Norden, an dem sich auch einige der Direktvermarkter im BMV beteiligen. Folgende Betriebe laden an diesem Tag zu Hoffesten:

Der Milchhof Albers in Sterley veranstaltet ein Hoffest mit vielen Aktionen. Wer im Osten Schleswig-Holsteins unterwegs ist, sollte unbedingt bei Svenja und Timo Albers vorbeischauen und diese tollen Direktvermarkter in Aktion erleben. Im Hofporträt erleben können Interessierte sie hier, im Blog des BMV.
Der Milchhof Albers befindet sich in der Alfred Harbarth Str 47 in 23883 Sterley. Mehr Infos auf der Website.

Hof Fuhlreit, Hoffest am 10. Juni 2018 landesweite Aktion nahe Kropp und Rendsburg
Auf dem Hof Fuhlreit mit der Hof-Meierei Geestfrisch in 24848 Kropp gibt es immer Neues zu entdecken. Der Hofladen der Feinheimisch-Produzenten ist in kurzer Zeit zu einer kleinen Instanz geworden. Die Landwirte, die mit Zweinutzungsrassen arbeiten und neben Milch und Milchprodukten auch Fleisch vermarkten, denken sich gerne Neues aus. Seit kurzem stellt Juliana Gunda Sierck, die in der Region unter anderem für ihr feines Bauernhofeis in vielen Geschmacksrichtungen bekannt ist, auch ihre eigenen Fruchtmischungen für den Joghurt her. Müssen Sie probieren.
Und die Direktvermarkter haben seit Kurzem eine neue Website. Schauen Sie also in jedem Fall vorbei im Zentrum Schleswig-Hoslteins. In echt – und im Netz.

Nur 15 Kilometer südlich von Kiel feiern die Direktvermarkter von rieckens landmilch in Großbarkau ihr Hoffest auf dem Eichhof. Los geht’d am 10. Juni, offizieller Beginn ist um 10h.

Mehr Infos finden Interessierte auf Facebook unter Tag des offenen Hofes.

8. Juni 2018 – Milch und Musik auf dem Völkleswaldhof
Bereits am 8. Juni um 20h abends feiert der Demeter-Betrieb Völkleswaldhof „Milch und Musik – A LA CAMPAGNE“. mit Les Braves Cons. Um 20 Uhr geht es los im schwäbischen Wald in 74420-Oberrot-Scheuerhalden. Mehr Infos auf der Website www.voelkleswaldhof.de
Der Völkleswaldhof ist ein Ausnahmebetrieb. Auf über 60 Jahre Biologisch-dynamische Landwirtschaft kann er zurückschauen. Bemerkenswert ist, dass Aja und Pius Frey vor 10 Jahren in die Vorzugsmilchvermarktung eingestiegen sind. In einer Zeit, in der Handel und Politik das sensible Frischeprodukt Milch immer mehr nach Lagerfähigkeit und Haltbarkeit zu beurteilen – und zu designen begannen. Sie engagieren sich sichtbar für den Erhalt dieses besonderen ursprünglichen Lebensmittels. Und sind in vielen Bereichen aktiv. Hier geht’s zum Hofportät über den Vorzugsmilchbetrieb und Pionierbetrieb für muttergebundene Kälberaufzucht. Mehr über die KUH UND KALB-Inititive lesen sie hier.

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Hohe Qualität im Hohen Norden – Wie schmeckt Direktvermarktung von Milch in Schleswig-Holstein?

Pressemeldung, Berlin / Dohren 22.3.2018

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Hohe Qualität im Hohen Norden – Wie schmeckt Direktvermarktung von Milch in Schleswig-Holstein?

Am 21.4.2018 um 14 h findet für interessierte Multiplikatoren wie Touristiker, Lehrende, Landfrauen, Medienvertreter und andere am Thema Interessierte eine Veranstaltung zur Situation direktvermarktender Landwirte in Schleswig-Holstein statt, die zum genauen Hinschmecken und zum Austausch über Wertschätzung und Wertschöpfung einlädt.
Welchen Preis hat Qualität und was ist ein Liter Milch wert? Wie können Landwirte in der „Wachse oder weiche-Spirale“ überleben? Welche Wertschöpfungsmöglichkeiten existieren in der zunehmend industrialisierten Landwirtschaft für Betriebe mit eigenen Hofmolkereien? Und wie sieht Vielfalt in der handwerklichen Erzeugung von Milch und Milchprodukten im nördlichsten Bundesland, in Schleswig-Holstein aus?

Gastgeberin Gunda Sierck von der Meierei Geestfrisch in Kropp bei Rendsburg ist leidenschaftliche Direktvermarkterin: Sie und Ihre Familie verantworten in dieser besonderen Form der Landwirtschaft alle Schritte von der Herdengesundheit und Abfüllung über die Veredelung und Etikettierung bis zum Verkauf ihrer traditionell und handwerklich hergestellten Produkte.

Ebenso wie die Betreiber des befreundeten Bio-Milchhofs rieckens landmilch sind die Siercks vom Hof Fuhlreit überzeugte Feinheimisch-Produzenten. Diese Zusammenarbeit ist für beide Landwirt-Familien ein weiteres Bekenntnis zu lokal, regional und transparent in einem wirtschaftlichen Umfeld in der Lebensmittelerzeugung, das sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten radikal in Richtung Standardisierung und Anonymität gewandelt hat.

Das hohe Engagement ist eine Möglichkeit für Direktvermarkter, sich auf einem hart umkämpften Lebensmittelmarkt über eine Nische zu positionieren. Sie behalten so mehr Gestaltungshoheit, kennen ihre Kunden häufig persönlich und schaffen eine Wertschöpfungskette jenseits des gängigen Lebensmitteleinzelhandels mit seiner starken Handelsmacht.

Wie funktioniert dieser Weg für die schleswig-holsteinischen Milchviehbetriebe, die sich und ihre Produkte am Nachmittag des 21.4.2018 im Zentrum des nördlichsten Bundeslandes vorstellen? Mit welchen ökologischen, ökonomischen und politischen Herausforderungen sind sie konfrontiert? Wie sieht ein klassischer Arbeitstag dieser unternehmerischen Multitalente aus?

Diese und weitere Fragen wollen der Bundesverband der Milchdirektvermarkter und Vorzugsmilcherzeuger e.V. und Geschmackstage e.V. mit den anwesenden Landwirten und Gästen bei einer gemeinsamen Veranstaltung ausloten. Das Wort haben dabei die Hersteller selbst, die persönlich und durch ihre Produkte vertreten sind. Es sind Menschen, die aus Überzeugung in ihrer Region verwurzelt sind und auf ihre Weise einen wertvollen Beitrag leisten zur ganzheitlichen Stärkung ihrer Heimat. Hören wir ihnen zu. 

Die Teilnahme an dieser Veranstaltung ist kostenfrei. Aufgrund der begrenzten Plätze bitten wir um verbindliche Anmeldung – spätestens bis zum 20.4. 18h – unter presse(at)milch-und-mehr.de

Infos | Auf einen Blick

Datum der Veranstaltung | Samstag, der 21.04.2018, 14 – ca. 17:30h
Ort der Veranstaltung | Meierei Geestfrisch (Hof Fuhlreit), Fuhlreit 4, 24848 Kropp, www.meierei-geestfrisch.de
Anfahrt über Google Maps

Ablauf des Nachmittags „Hohe Qualität im hohen Norden“:
13:30 h Eintreffen der Gäste auf dem Hof Fuhlreit, Meierei Geestfrisch

14:00 h Begrüßung durch Ulrich Frohnmeyer, Geschmackstage Deutschland e.V. und Antje Hassenpflug, Bundesverband der Milchdirektvermarkter und Vorzugsmilcherzeuger e.V.; Grußwort Feinheimisch – Genuss aus Schleswig-Holstein; Kurzvorstellung der einladenden Betriebe Hof Fuhlreit und rieckens landmilch sowie weiterer sich präsentierender Direktvermarkter aus Schleswig-Holstein

14:20 h Milch- und Quark-Verkostung. Verschiedene Landmilch und Vorzugsmilch im Vergleich (mit ESL- und H-Milch), handwerklich produzierter Quark der teilnehmenden Betriebe. Unter fachkundiger Anleitung begeben sich die Gäste auf eine geschmackliche Erlebnisreise der feinen Unterschiede.
Einführung und Moderation: Kirsten Kohlhaw, freie Pressereferentin des BMV
15:20 h Gespräch mit den feinheimischen Milch-Direktvermarktern Familie Sierck und Familie Riecken sowie Meike Hinsch (Seefelder Hof) und Matthias Koberg (Meierei Milchkanne) über unterschiedliche Wege in der Direktvermarktung und die Situation in Schleswig-Holstein
16:15 h Hofrundgang Meierei Geestfrisch und Fortsetzung des Gesprächs mit den anwesenden Milchproduzenten.

17:00 h Kleiner Imbiss mit Produkten aus der Produktpalette der schleswig-holsteinischen Direktvermarkter im BMV, wie handwerklich hergestelltem Joghurt in vielen Geschmacksrichtungen, Käse und Frischkäse, uvm.

17:30h Ende der Veranstaltung

Die Teilnahme an dieser Veranstaltung ist kostenfrei. Aufgrund der begrenzten Plätze bitten wir um verbindliche Anmeldung – spätestens bis zum 20.4. 18h – unter presse(at)milch-und-mehr.de

PRESSEKONTAKT
Kirsten Kohlhaw, freie Pressereferentin, BMV e.V., presse(at)milch-und-mehr.de, Mobil: 0170.553 9730 

Infos | Die Veranstalter

Der BMV (Bundesverband der Milchdirektvermarkter und Erzeuger von Vorzugsmilch e.V.) ist die fachliche und politische Interessenvertretung von Landwirten, die sich auf Direktvermarktung von Milch und Milchprodukten spezialisiert haben. Er setzt sich für eine Stärkung der regionalen Landwirtschaft ein, für Lebensmittelvielfalt und den Erhalt von naturbelassenen Produkten wie Vorzugsmilch: https://www.milch-und-mehr.de

Die „Geschmackstage“ gehen auf eine gemeinsame Initiative des Bundeslandwirtschaftsministeriums und des Sternekochs Johann Lafer zurück. Sie fanden im Jahr 2008 erstmals statt. Inzwischen hat sich aus dem ehemaligen Pilotprojekt ein deutschlandweites Netzwerk rund um Geschmacksbildung sowie die Vielfalt handwerklich produzierter regionaler und saisonaler Lebensmittel entwickelt. Veranstalter ist seit 2012 der Verein Geschmackstage Deutschland e.V. mit bundesweit organisierten Verbänden als Mitglieder und renommierten Partnern: https://www.geschmackstage.de

Der BMV ist seit 2017 Mitglied bei Geschmackstage Deutschland e.V.. Beide Partner stehen bundesweit für ihr Engagement für regionale und handwerkliche Lebensmittelerzeugung und den Erhalt einer natürlichen Vielfalt. In gemeinsam durchgeführten Veranstaltungen laden sie die interessierte Öffentlichkeit zum Dialog.

Die Praktiker, deren Engagement wir diesen Nachmittag verdanken
Gunda und Jörn Sierck, Meierei Geestfrisch, Milch-Direktvermarkter im Raum Rendsburg, BMV-Vorstand, Mitglied und Produzent im Verein Feinheimisch – Genuss aus Schleswig-Holstein, , www.meierei-geestfrisch.de
Kherstin und Bert Riecken, rieckens landmilch, biologisch wirtschaftender Direktvermarkter im Raum Kiel, BMV-Vorstand, Mitglied und Produzent im Verein Feinheimisch – Genuss aus Schleswig-Holstein, www.rieckens-landmilch.de
Svenja und Timo Albers, Milchhof Albers, BMV-Mitglied und Milchdirektvermarkter aus Sterley bei Mölln, www.milchhof-albers.de
Maike Hinsch, Seefelder Landmilch, BMV-Mitglied und Milchdirektvermarkter aus Bad Oldesloe, https://seefelder-landmilch.de
Matthias Koberg, Meierei Milchkanne, BMV-Mitglied und Direktvermarkter aus Bergenhusen, https://www.meierei-milchkanne.de
Georg Scharmer, Hof Dannwisch, biologisch-dynamisch wirtschaftender Betrieb nach Demeter-Richtlinien, Vorzugsmilch-Produzent und Milchdirektvermarkter, einziger Vorzugsmilchbetrieb vom BMV in Schleswig-Holstein, www.hof-dannwisch.de

PRESSEKONTAKT
Kirsten Kohlhaw, freie Pressereferentin, BMV e.V., presse@milch-und-mehr.de, Mobil: 0170.553 9730

Vorzugsmilch in den Medien, der Milchhof Lerf im BR

Die Familie Lerf sind die letzten Vorzugsmilchproduzenten in Bayern.
Der aktuelle 6-minütige TV-Beitrag, zu dem wir hier verlinken, ist noch bis zum 29.12.2022 in der Mediathek einsehbar. https://www.br.de/mediathek/video/vorzugsmilch-und-heumilch-naturbelassene-milchprodukte-av:5a463c95e398ec0018de2713

Wir freuen uns, dass die passionierten Landwirte dieses hochwertige Nischenprodukt einsetzen und dass die naturbelassene Milch bei den Verbrauchern so beliebt ist. Die Nachfrage im Allgau und Raum München wird über den Regionalhändler Feneberg verteilt.

Über die Vorzugsmilchproduzenten haben wir auf milch-und-mehr.de bereits einen Bericht zu einer gemeinsamen Veranstaltung mit Slow Food Deutschland über den Bauernhof-Effekt verfasst, in 2017 wurden sie zudem für ihre Bio-Vorzugsmilch in Heumilchqualität auf der IGW ausgezeichnet.

Milchhof Reitbrook: Käse gewinnt Publikumsherzen beim Deutschen Käsepreis

„Wir wussten es ja schon längst“, schreibt Jan-Hendrick Langeloh vom Vorzugsmilchhof Reitbrook bei Hamburg auf seiner Facebook-Seite: „Unsere Käse sind „ausgezeichnet“!“

Erstmalig hat der Milchhof Reitbrook mit seinen beiden Käsesorten „Original“ und „Kräuterkäse“ am Deutschen Käsepreis des Verbandes für handwerkliche Milchverarbeitung e.V. teilgenommen. Und hat gleich den Publikumspreis 2017 gewonnen. Tolle Leistung, der BMV gratuliert!

Die passionierten Landwirte danken Elena Martens und ihrem Team von der mobilen Käserei aus Stade für die tolle Arbeit, die sie bei der Herstellung unseres Käses leisten.

An alle, die den Käse bisher noch nicht probiert haben, holt das nach, wenn ihr im Raum Hamburg seid, ihr habt jetzt nachweislich was verpasst!

DEUTSCHER KÄSEPREIS

Wir prämieren die besten handwerklichen Käse
(c) Quellenangabe; Der nachfolgende Text stammt von den Hofkäse-Profis: Website Deutscher Käsepreis

Die Käseprüfung des Verbandes für handwerkliche Milchverarbeitung (VHM) ist die größte ihrer Art in der ganzen Bundesrepublik. Hier werden einmal im Jahr die eingesandten Käsespezialitäten aus Hofkäsereien und Dorfkäsereien von Schleswig- Holstein bis Bayern, von Nordrhein-Westfalen bis Sachsen sozusagen „auf Herz und Nieren“ geprüft.

Einmal bei einer öffentlichen Publikumsprüfung – hier dürfen die Verbraucher ihre Lieblingskäse wählen.
Und bei einer Qualitätsprüfung – hier bewertet eine hochkrätige Fachjury aus Sensorikerinnen und Sensorikern, Käsefachhändlerinnen und Käsefachhändlern, erfahrenen Hofkäserinnen und Hofkäsern die eingereichten Käse nach professionellen Kriterien.

Die Publikumsprüfung
Hier können Verbraucher die eingesandten Käse kosten, beurteilen und ihre Favoriten küren. Jeder Verbraucher bekommt je nach Käseart einen Teller mit Käseproben und dazu einen Bewertungsbogen, auf dem er die nummerierten Käse von

„1 = gefällt mir sehr“ bis „5 = missfällt mir sehr“ benoten kann.

Nach der Prüfung erhalten alle Teilnehmer einen Prüfbericht mit den Bewertungen der Verbraucher. Bei erfolgreicher Teilnahme gibt es eine Urkunde. Die drei Punktbesten jeder Klasse erhalten einen goldenen, silbernen oder bronzenen Publikums-Preis.

Hier geht’s zum Hofporträt über den Milchhof Reitbrook.

Und hier zur Website der Vorzugsmilchbauern im Südosten Hamburgs.

Hofporträt | Der Völkleswaldhof

Der Völkleswaldhof liegt idyllisch im Schwäbischen Wald bei Oberrot. Der biologisch-dynamisch wirtschaftende Milchviehbetrieb, auf dem der BMV mit seinen Kooperationspartnern Slow Food Deutschland und Geschmackstage e.V. auch schon eine Vorzugsmilch-Querverkostungs durchgeführt hat, hat in 2016 viel mediale Beachtung erfahren. Noch ein Grund, diesen kleinen feinen Ausnahmebetrieb von Anja und Pius Frey auch in unserer Reihe Hofporträts vorzustellen! 

Anja, der Hof, den ihr bewirtschaftet, liegt im Schwäbisch-fränkischen Wald. Ein schönes Fleckchen Erde. Wie seid ihr hier gelandet?
Wir haben den Hof gepachtet, am 1. Mai 2017 werden es 30 Jahre sein. Der Pächterfamilie und den Verpächtern ist es damals und jetzt sehr wichtig gewesen, auf dem alten Hof demeter-Landwirtschaft anzusiedeln.

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Wie groß ist eure Herde?
Aktuell haben wir 50 Milchkühe, 55 weibliche Rinderzuchttiere und einen Zuchtbullen.

Welches ist der jüngste Zugang in der Herde? Wer ist die älteste Dame im Stall? Und wie viel Milch geben eure Kühe so im Schnitt?
Unsere Damen liegen im Schnitt bei entspannten 17 l pro Kuh / Tag. Die älteste ist Cecilie mit 13 Jahren, und Mitte Dezember bereicherte Natice unsere Herde, sie ist also momentan die Jüngste.

Ihr seid Direktvermarkter. Heißt das, ihr verarbeitet die komplette Menge selber?
Unsere Milch vermarkten wir etwa zur Hälfte als Vorzugsmilch direkt an Privatverbraucher und Läden sowie Händler und zur anderen Hälfte geht sie an die Molkerei Schrozberg. Dazu haben wir auch tatkräftige und verlässliche Mitarbeiter und Auszubildende auf dem Hof.

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Der Völkleswaldhof ist ein Demeter-Betrieb – was bedeutet das für euch persönlich?
Uns ist es persönlich sehr wichtig nach biologisch-dynamischen Richtlinien zu wirtschaften. Wir arbeiten sehr gern in und mit der Natur. Der Einsatz von Demeter-Präparaten im Pflanzenbau bedeutet uns sehr viel.
Die biologisch-dynamischen Kompostpräparate sind Naturmittel, die das Wachstum und die Qualität der Pflanzen fördern. Es handelt sich hier um Präparate aus Schafgarbe, Kamille, Brennnessel, Eichenrinde, Löwenzahn und Baldrian. Diese werden in organischen oder auch vegetabilen Hüllen mindestens ein halbes Jahr im Boden vergraben und so präpariert. Die Biodynamischen Kompostpräparate werden in kleinsten Mengen in den Dünger oder Kompost eingebracht.

voelkleswaldhof_weide_kueheVon hier aus entfalten sie Ihre Wirkung auf den gesamten Komposthaufen. Die Umsetzungsvorgänge in den organischen Düngern werden durch die Präparate angeregt. Die stärkere Belebung der Böden durch präparierten Dünger wird an einigen Merkmalen messbar, z.B. Erhöhung des Humusgehaltes oder Enzymaktivitäten sowie intensiveres Wurzelwachstum. Beispiele für eine bessere Produktqualität durch die Präparate sind geringere Lagerungsverluste, reduzierte Nitratgehalte sowie höhere Zucker- und Vitamingehalte. Das Wirkungsprinzip der Präparate besteht in der Anregung harmonisierender Lebensprozesse. Eine unmittelbare Nährstoffwirkung durch die Präparate liegt nicht vor. Die Präparate dienen somit der Selbstregulation biologischer Systeme.

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Und was bedeutet das z.B. in Bezug auf eure Herde, besonders in Punkto Haltung und Aufzucht?
Wir versuchen allen Tieren ein so gut wie möglichst artgerechtes und wesensgerechtes Leben zu ermöglichen. Wir arbeiten bewusst mit muttergebundener Kälberaufzucht (s. hierzu einen weiterführenden Artikel im Slow Food Magazin über muttergebundene Kälberaufzucht, in dem u.a. der befreundete Demeter-Betrieb Hofgut Rengoldshausen zu Wort kommt), behalten die weiblichen und die männlichen Kälber, die Herde hat regelmäßig Weidegang, auch im Winter, und sie behalten ihre Hörner. Die männlichen Kälber wachsen, nachdem sie nicht mehr bei der Mutter trinken, auf dem 15 Kilometer entfernten Riegenhof auf kräuterreichen Weiden auf. Ihr aromatisches Fleisch ist dann später im Lädle, dem Hofladen des Riegenhofes, erhältlich.

Der Völkleswaldhof ist einer der wenigen Vorzugsmilch-Betriebe in Deutschland. Als „Vorzugsmilch“ darf eure Milch also „roh“, also gänzlich naturbelassen, in den Handel. Habt ihr von Beginn an Vorzugsmilch hergestellt?
Nein, zu Anfang ging die Milch komplett an die Schrozberger Molkerei. Wir sind aus Überzeugung ein Vorzugsmilchbetrieb geworden. Unsere naturbelassene Milch ist ein einzigartiges, unverfälschtes Produkt. Dazu kam: Die Nachfrage nach Vorzugsmilch war und ist in unserem Einzugsgebiet sehr groß. Auch das hat uns ermutigt, diesen Schritt zu gehen.

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Ihr lebt und denkt ganzheitlich, eure Familie und die Kinder bedeuten euch viel. Wieviel bedeutet euren Kindern die Landwirtschaft und hat vielleicht die eine oder der andere schon erste Ambitionen?
Unsere Kinder sind zum Teil schon erwachsen, aber auch die Kleinen gibt es noch mit 5 und 9 Jahren. Alle lieben diesen Ort, die Natur, die Tiere, die Landschaft und schätzen das soziale Umfeld. Zu unserer Freude beobachten wir bei einigen erste Ambitionen, weiterzumachen.

Familie Frey Voelkleswaldhof

Welchen Weg, welche Zukunft seht ihr für die regionale Landwirtschaft, wie schätzt ihr die Überlebensfähigkeit von handwerklichen Nischen ein in einer Zeit, die immer stärker auf Industrialisierung und globalen Handel ausgerichtet scheint?
Die regionale Landwirtschaft und Vermarktung ist ein sehr wichtiger Bestandteil der kleineren und mittleren Betriebe und sollte dringend weiter gefördert und für die Betrieb leichter umsetzbar werden.

Die Ganzheitlichkeit hört aber bei Ackerböden, Herdenhaltung und natürlicher Lebensmittelerzeugung nicht auf, oder?
Ja, wir sind ein Ausbildungsbetrieb, die Weitergabe des Wissens um handwerkliche Lebensmittelerzeugung und ganzheitliche Milchviehhaltung ist uns ein wichtiges Anliegen. Je früher wir ein Gespür für die natürlichen Zusammenhänge entwickeln, umso besser für unsere gesamte persönliche Entwicklung. So ist unser Bauernhof auch Lernort und wir führen zudem mit Schülern das Projekt „Ich kann kochen“ durch.
Auch Menschen, die sich in der Natur entspannen und erholen wollen, sind uns willkommen. Im Dachgeschoss unseres Bauernhaus haben wir eine Ferienwohnung für 4-6 Personen. Auch der Umgang mit den wechselnden Gästen macht uns viel Freude und bereichert unser Leben.

Anja, herzlichen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast. Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg und Glück, Gesundheit und Freude.

Hier geht es zur Website vom VÖLKLESWALDHOF. Wer ihn besuchen möchte: Er liegt sehr hübsch zwischen Heilbronn, Schwäbisch Hall und Stuttgart, schaut für die Anfahrt gern mal auf die Karte.

Der Völkleswaldhof im Fernsehen
ZDF- 37° über Völkleswaldhof „Biohof statt Agrarfabrik“

SWR „Lecker aufs Land“ auf dem Völkleswaldhof

Die Milch macht den Kaffee, nicht nur das Schäumchen

Großes Erstaunen unter den 20 Teilnehmern der Querverkostung auf dem Milchhof Reitbrook. Ein und dieselbe Kaffeebohne schmeckt mit verschiedenen Trinkmilcharten tatsächlich völlig unterschiedlich! Unter der Überschrift „Schwarz und Weiß – Milch ist mehr als nur das Schäumchen auf dem Cappuccino“ traten auf Einladung von Slow Food und dem BMV 5 Milchen gegeneinander an. Die Arrabica Espresso-Bohne hatte Klaus Lange mitgebracht, selbst geröstet, frisch aus dem Caféhaus in Hamburg.

Jan-Hendrik Langeloh begrüßte die Gäste und begann den Nachmittag mit einer Hofführung, in der er die Arbeitsweise des direktvermarktenden Vorzugsmilchbetriebs erläuterte. Die Langelohs fahren seit Beginn an eine besondere Strategie: Ca. 50% der gewonnenen Milch verarbeiten sie direkt in der eigenen Hofmolkerei, beliefern gut 1.000 Haushalte und Gastronomen in der Metropolregion Hamburgs, die andere Hälfte liefern sie an eine Molkerei. Das sei schon von Beginn an so gewesen, erklärte Jan-Hendriks Vater Gerd Langeloh, der mit seiner Frau Ingrid die Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung ebenfalls tatkräftig unterstützte.

Milchhof Reitbrook, Hofführung in der Dämmerung
Milchhof Reitbrook, Hofführung in der Dämmerung
Jan-Hendrik Langeloh erzählt den Anwesenden über modernes Herdenmanagement auf einem vergleichsweise großen Vorzugsmilchbetrieb
Jan-Hendrik Langeloh erzählt den Anwesenden über modernes Herdenmanagement auf einem vergleichsweise großen Vorzugsmilchbetrieb

Nach der Hofführung begrüßte Slow Food-Vorsitzende Dr. Ursula Hudson noch einmal alle Anwesenden und führte aus Sicht der engagierten Verbraucherorganisation in das Thema Milchvielfalt ein. Einmal mehr lud sie zum bewussten Hinschmecken ein und machte sich stark für echte Vielfalt und echte Frische. Seit dem Start der Slow Food Rohmilch-Initiative 2013 habe sie persönlich ebenfalls noch einmal so viel Neues, Faszinierendes über das Ur-Lebensmittel Milch gelernt und so viel Erschreckendes darüber, was ihm im Zuge der industriellen Weiterverarbeitung angetan werde.

Die Pseudo-Vielfalt der geradezu einschüchternden Regalmeter von Trinkmilchvarianten in Discounter Supermärkten sei ein optisch starkes Beispiel für dieses Phänomen, merkwürdige Wortschöpfungen und zweifelhafte Packungsdesigns, die natürliche Frische, glückliche Tiere und Landwirte suggerieren an Stellen, an denen tatsächlich jegliche Transparenz fehle, seien weitere Warnsignale für den fortschreitenden Grad an Entfremdung und Verwirrung in Bezug auf die Herkunft und Qualität unserer Nahrung.

Die anschließende Verkostung und Diskussion über das gemeinsame Geschmackserleben nahm den Hauptteil der Veranstaltung ein, der auch Mitglieder des Hamburger Slow Food Conviviums unter der Leitung von Sebastian Wenzel gefolgt waren. Die Moderation übernahm Kirsten Kohlhaw, die als freie Journalistin Wissenswertes zum Thema Milch und Sensorik beizutragen hatte und als Befürworterin naturbelassener Lebensmittel auch den Bundesverband der Milchdirektvermarkter und Vorzugsmilcherzeuger in seinem Bestreben unterstützt, die Vorzugsmilch vor ihrem Verschwinden zu bewahren.

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Probieren und sich austauschen. Hier berichtet Moderatorin Kirsten Kohlhaw gerade über das Herstellungsverfahren der Mikrofiltration bei ESL-Milch und das strenge Verbrauchsdatum bei echt frischer Milch, der gänzlich naturbelassenen Vorzugsmilch, das der Gesetzgeber auf 96 Stunden ab Melken festgelegt hat.

Beim ersten Paar „Im Café“ traten die pasteurisierte Landmilch vom Milchhof Reitbrook gegen eine fettreduzierte H-Milch an. Dies sei, bekräftigte Konditor und Kaffee-Fachmann Klaus Lange, die Standard-Milch in vielen Cafés, vor allem in Franchise-Ketten.  Schon hier waren für die Anwesenden deutliche Unterschiede auszumachen, erlebten die Anwesenden die Landmilch als deutlich strukturierter, komplexer und runder im Vergleich zur 1,5% H-Milch.

Das zweite Paar, das sich unter dem Titel „Echt frisch vs. länger haltbar“ aufmachte, die Geschmackspapillen der Verkostenden zu überraschen, fiel geschmacklich frappierend auseinander. Hier trat die Vorzugsmilch des Hamburger Milchhofs gegen eine ESL-Milch an. Wenn man bedenkt, dass die „Extended Shelf Life“-Milch auch unter der Prämisse designt wurde, geschmacklich näher an echt frische Trinkmilch ranzureichen, war das Urteil der Verkostung für die industriell verarbeitete Milch mit dem langen Regalleben vernichtend.

Das dritte Paar „Von der Kuh – aber anders“ hinterließ die Anwesenden ratlos bis ablehnend. Zu unterscheiden waren sie leicht voneinander, die 0,1% entrahmte Milch und die laktosefreie H-Milch. Die schöne Bohne, mit der die Milch im Cappuccino eine neue Verbindung eingehen sollte, haben sie laut Aussage der Runde beide ruiniert.

 

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Klaus Lange vom Caféhaus in Hamburg machte Kaffees am laufenden Band. Und berichtete nebenbei noch von seinen Erfahrungen im Umgang mit Milch und Kaffee.

Wie gut, dass das abschließende „Spitzenduo“ die Teilnehmenden wieder vollends versöhnte. Der Unterschied zwischen der Vorzugsmilch und der pasteurisierten Landmilch war schon deutlich zarter, doch entschied sich die Runde fast einheillig für die richtige Zuordnung der beiden Kandidaten. Nach so viel Kaffeegenuss wurden die Gespräche bei Butterkuchen, Hefezopf und herzhaftem Snack noch bis in den Abend fortgesetzt.

vlnr: Kirsten Kohlhaw (Moderation für den BMV); Jan-Hendrik Langeloh (Leitung Milchhof Reitbrook; Dr. Ursula Hudson (Vorsitzende Slow Food Deutschland), Andrea Lenkert-Hörrmann (Projektbeauftragte Slow Food Deutschland); Klaus Lange (Das Caféhaus Hamburg); Sebastian Wenzel (Slow Food Convivium Hamburg)
vlnr: Kirsten Kohlhaw (Moderation für den BMV); Jan-Hendrik Langeloh (Leitung Milchhof Reitbrook; Dr. Ursula Hudson (Vorsitzende Slow Food Deutschland), Andrea Lenkert-Hörrmann (Projektbeauftragte Slow Food Deutschland); Klaus Lange (Das Caféhaus Hamburg); Sebastian Wenzel (Slow Food Convivium Hamburg)

Fazit: Die spürbaren Auswirkungen, die die Milchqualität und Verarbeitungsstufen auf den Geschmack des jeweiligen Cappuccinos hatte, war für alle Anwesenden ein Aha-Erlebnis. Unser Dank gilt der ganzen Familie Langeloh sowie Klaus Lange für ihr Engagement, Slow Food Deutschland für seinen kontinuierlichen Einsatz für Verbrauchersouveränität und eine Sensibilisierung für gute, saubere und faire Lebensmittel, die Hirn und Magen anregen und den Besuchern für ihr Interesse.

Schwarz und Weiß – Wenn die Milch mehr ist als das Schäumchen auf dem Cappuccino!

Slow Food und der BMV laden ein zum Milch- und Kaffeeerleben auf dem Milchhof Reitbrook
Berlin | Hamburg, 18.10.2016

Milch ist nicht gleich Milch! Unter diesem Motto setzen sich Slow Food Deutschland und der Bundesverband der Milchdirektvermarkter und Vorzugsmilcherzeuger (BMV) für den Erhalt der Vielfalt und naturbelassener, hochwertiger Trinkmilch ein. Interessierte Verbraucher kommen mit den Herstellern handwerklich erzeugter Produkte zusammen verkosten Milch unterschiedlicher Herkunft und Verarbeitungsstufen.

Am Donnerstag, den 3.11.2016 ab 17 Uhr erlebt die Reihe der gemeinsamen Geschmackserlebnisse und Diskussionsveranstaltungen auf dem Vorzugsmilchbetrieb „Milchhof Reitbrook“ im Südosten Hamburgs einen neuen Höhepunkt: Im eigenen Kühlschrank steht meist nur eine Milch und ein Großteil der Erwachsenen erlebt Trinkmilch hauptsächlich im Zusammenhang mit Kaffee. Rund 150 Liter Kaffee konsumieren die Deutschen jährlich. Unzählige Kaffee Lattes und Cappuccinos werden täglich getrunken. Auf die Qualität und Herkunft der Bohnen legen echte Genießer hierbei großen Wert.

Doch wie wirkt es sich auf das Gesamt-Geschmackserleben aus, wenn man einen feinen Kaffee mit einer x-beliebigen H-Milch aufschäumt? Sollte, wer sich für guten Kaffee stark macht, nicht ebensolche Sorgfalt auf die Auswahl der begleitenden Milch legen? Aus Dr. Ursula Hudsons vielzitiertem Ausspruch: „Milch ist mehr als nur das Schäumchen auf dem Cappuccino“ ist nun eine eigene Veranstaltung geworden, in der genau dieser Frage intensiver nachgegangen wird.

Im Anschluss an die Besichtigung des Milchviehbetriebs verarbeitet der Hamburger Bio-Kaffeeröster Klaus Lange (Das Caféhaus) Vorzugsmilch und pasteurisierte Landmilch vom Milchhof Reitbrook. Und verarbeitet parallel weitere, industriell verarbeitete Trinkmilchen mit seinen handgerösteten Bio-Kaffeebohnen. Neben Qualitätsunterschieden und geschmacklichen Unterschieden erfahren die Gäste nebenbei mehr über die Unterschiede zwischen Rohmilch und Vorzugsmilch, ESL- und H-Milch, laktosefreie und fettarme Varianten sowie über Einflüsse von Haltung und Futter auf Eiweiß- und Fettqualitäten.

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Datum: Donnerstag, 3. November 2016
Uhrzeit: 17:00 bis 19:30 Uhr

Ort: Milchhof Reitbrook, Vorderdeich 275, 21037 Hamburg, www.milchhof-reitbrook.de
Anfahrt (über Google Maps).

Das Programm
16:30h Ankunft und Begrüßung
17:00h Hofrundgang mit Jan-Hendrik Langeloh (Milchhof Reitbrook)
18:00 – 19:30 Milchschäume und Kaffeeträume – Schwarz und Weiß in Variationen. Verkostung und Gesprächs
mit
Dr. Ursula Hudson, Vorstandsvorsitzende Slow Food Deutschland
Kirsten Kohlhaw, Referentin BMV, Moderation und sensorische Verkostung
Klaus Lange, Das Caféhaus (Bio-Kaffeeröster)
1. Im Café: H-Milch vs. Pasteurisierte Landmilch
2. Echt frisch vs. Länger haltbar: ESL-Milch vs. Vorzugsmilch
3. Von der Kuh, aber anders: Laktosefreie vs. fettarme Milch
4. Das Spitzenduo: Vorzugsmilch und Pasteurisierte Landmilch mit natürlichem Fettgehalt (beide Milchhof Reitbrook)

Reitbrook, Vorderdeich 275: Milchhof Reitbrook - Hof Langeloh - Kühe und Kuhstall - Schulbuch-Fotos mit Lisa Körner (4) - Einverständnis der Mutter für Veröffentlichung liegt voll.
Reitbrook, Vorderdeich 275:
Milchhof Reitbrook – Hof Langeloh.
Reitbrook, Vorderdeich 275: Milchhof Reitbrook - Hof Langeloh
Reitbrook, Vorderdeich 275:
Milchhof Reitbrook – Hof Langeloh

Zu dieser seltenen Gelegenheit, einmal genauer hinzuschmecken, laden wir alle Milch- und Kaffeefreunde herzlich ein.

Da der Platz begrenzt ist, bitten wir um Anmeldung bis zum 01.11.16 unter
projektbeauftragte@slowfood.de, Tel: 0151-153 081 86

Pressekontakt:
Kirsten Kohlhaw, 0170.5539730, presse@milch-und-mehr.de

Eine gemeinsame Veranstaltung von:
Slow Food Deutschland
Bundesverband der Milchdirektvermarkter und Vorzugsmilcherzeuger (BMV)

Partner:
Das Caféhaus Hamburg

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Hofporträt: Milchhof Reitbrook

Im Gespräch mit Jan-Hendrik Langeloh, geschäftsführender Gesellschafter der Milchhof Reitbrook GbR

Jan-Hendrik, ihr habt in diesem Jahr wieder euer traditionelles Hoffest veranstaltet…
Ja, insgesamt konnten wir wieder ca.2.000 Besucher in der Zeit von 12 bis 17 Uhr begrüßen, obwohl wir schon besseres Wetter hatten. Wir haben inzwischen viel Erfahrung, dennoch muss man bei so einem Andrang aufpassen, dass die Leute nicht zu lange warten. Wir haben die Attraktionen entsprechend über den ganzen Hof verteilt. Hier gibt’s was zu gucken, da gibt’s was zu essen. Bereits zum dritten Mal geben wir unserem Hoffest einen Marktcharakter, mit Wurst- und Blumenständen, einem Stand, an dem man Wolle spinnen kann und einer Fischbude mit geräuchertem Fisch. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit unsere Vorzugsmilch und anderen Milchprodukte zu probieren und die Kühe und Kälber besuchen. In diesem Jahr war erstmals noch einer von „unseren“ Kaffeeröstern (die vom Milchhof mit frischer Trinkmilch beliefert werden, Anm. d. Red.) mit seinem mobilen Kaffeestand da. Weil Trecker fahren so unglaublich beliebt ist, haben wir einen zusätzlichen Trecker besorgt.

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Bei euch hat gerade der Generationenwechsel stattgefunden, seid ihr immer noch in einer Betriebsgemeinschaft mit dem Nachbarbetrieb Rainer Kohrs?
Genau, an der Sache hat sich nichts geändert, ich habe den Hof und die Geschäftsanteile von meinen Eltern (Gerd und Ingrid Langeloh, Anm. d. Red.) übernommen und bin damit neuer Gesellschafter der Milchhof Reitbrook GbR.
Die Milcherzeugung und Vermarktung findet auf unserem Hof statt. Alle hierfür notwendigen Gebäude, wie Milchviehstall, Jungviehstall und Molkerei, stehen auf unserer Hofstelle. Von der Hofstelle von Rainer Kohrs aus wird die Außenwirtschaft betrieben zudem gibt es auf dem Hof noch einen Pensionspferdestall.

Wer steht denn jetzt vor und hinter „Milchhof Reitbrook“?
So etwas ist immer nur im Team zu machen. Ich stehe dem als geschäftsführender Gesellschafter vor. Mein Bruder Sönke kümmert sich mit viel Eigenverantwortung um die Molkerei und die Logistik. Dann gibt es seit Anfang des Jahres einen Herdenmanager, der die Kühe betreut, die Schwester von unserem Kooperationspartner leitet das Büro. In der Molkerei beschäftigen wir zusätzlich seit Mitte des Jahres einen ausgebildeten Molkereifachmann und natürlich geht nichts ohne die Mitarbeiter die abfüllen, kommissionieren, ausfahren und saubermachen. Insgesamt sind es inzwischen 27 Leute.

Reitbrook, Vorderdeich 275: Milchhof Reitbrook - Hof Langeloh - Kühe und Kuhstall - Schulbuch-Fotos mit Lisa Körner (4) - Einverständnis der Mutter für Veröffentlichung liegt voll.
Milchhof Reitbrook, Hof Langeloh, Vorderdeich 275 (c) Ingrid Langeloh

Das ist ja ein richtiges Unternehmen. Wie sehr fühlt ihr euch der ursprünglichen landwirtschaftlichen Wirtschaftsweise verbunden?
Wir sind Landwirte und Menschen, die hinter und für ihre Produkte stehen. Das können wir nur erfüllen wenn, wir täglich mit der Produktion vertraut sind und so unserem Anspruch höchste Qualität zu liefern gerecht werden. Dennoch ist bei uns nicht alles glattgebügelt oder gar auf standardisierte Perfektion ausgerichtet.

 

Stadt oder Land? Ihr seid ja schon fast Großstadtbauern…!
Natürlich, das ist schon eine besondere Situation, die wir hier im Südosten Hamburgs haben. 10 Minuten zuvor war man noch in der Hamburger Innenstadt, dann fährt man von der Autobahn ab, und steht keine 3 Minuten später bei uns mitten im Grün.

Diese Verbindung ist letztlich auch das Spannende für uns und unsere Kunden.
Ob das auf dem Hoffest ist oder wenn Leute einfach so bei uns vorbeikommen. Die können das nicht fassen, wie schnell sie bei uns sind. Wir sind ja eine normal strukturierter landwirtschaftlicher Betrieb mit eigenen Flächen am Hof. Auf der anderen Seite spüren wir den Druck, der durch die wachsende Großstadt entsteht. Wohnungsknappheit, Hafen- und Straßenbau machen es immer schwieriger, neue Flächen zu bekommen.

Denn für jede Baumaßnahme muss ein ökologischer Ausgleich geschaffen werden. Flächen werden stillgelegt, in dem z.B. der Wasserstand angehoben wird. Diese Flächen stehen uns als intensiv wirtschaftendem Betrieb nicht mehr zur Verfügung. Wenn das in dem derzeitigen Tempo weiter geht mit dem Flächenverbrauch, sind wir in Hamburg in 26 Jahren durch. Dann gibt es keine Fläche mehr, die nicht entweder bebaut ist oder mit Ausgleichsmaßnahmen belegt ist.

Ihr sehr auch im Netz aktiv, auf Facebook (link) und sogar auf Instagram (link). Wer lässt euch so gut aussehen?
Einer unserer Fahrer, der Freddy, unser „Milkman“, das ist derjenige, der das hier betreibt. Gerade Facebook lebt von Aktualität und er hat Lust, die notwendige Erfahrung und Zeit sich darum zu kümmern

Reitbrook, Vorderdeich 275: Milchhof Reitbrook - Hof Langeloh - Kühe und Kuhstall - Schulbuch-Fotos mit Lisa Körner (4) - Einverständnis der Mutter für Veröffentlichung liegt voll.
Reitbrook, Vorderdeich 275:
Milchhof Reitbrook – Hof Langeloh (c) Ingrid Langeloh.

Ihr fahrt ja eine Doppelstrategie. Macht Direktvermarktung UND beliefert eine Molkerei – magst Du uns mal kurz erläutern, wie das läuft?
Vor fünf Jahren, als ich auf den Hof zurückkam, hatten wir insgesamt 120 Kühe in der Herde, angefangen hatte es 1998 alles mit 60 gemeinsamen Tieren, heute sind es 170 Kühe.
Wir produzieren Vorzugsmilch und pasteurisierte Landmilch sowie Joghurt. Seit letztem Jahr lassen wir von Elena Martens auch Käse aus unserer Milch herstellen. Von Beginn an haben wir ungefähr 50% unserer Milch direkt Vermarktet und die andere Hälfte geht an die DMK. Bei uns ist gibt es keine spezielle Vorzugsmilchherde, sondern es werden einfach die ersten drei Durchgänge (Doppelneuner 18 – 36 – 54) an unseren Milchproduktionstagen Montag und Donnerstag als Vorzugsmilch gemolken, der Rest geht in die Pasteurisierung (Van Riedt, 1000l Durchlaufpasteur).

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Jan-Hendrik Langeloh überwacht seine Herde mit modernsten Mitteln.

Unsere Tiere sind super drauf, letztendlich hängt das auch mit einer guten Arbeitsorganisation zusammen. Bislang kenne ich alle Damen persönlich mit Namen. Das sind auch Mitarbeiterin, ein wichtiger Teil des gesamten Systems, die eine entsprechende Aufmerksamkeit verdienen. Und ich bin ein großer Freund von technischen Hilfsmitteln im Milchviehbereich, da ist die Brust- und Wiederkauüberwachung mittels Transponder und App nur ein Beispiel. Wenn man diese Hilfsmittel gut einsetzt, kann einem das viel Ärger ersparen. Erst neulich lagen wieder zwei Kälbchen verdreht, ohne die Alarmmeldung hätte ich diese mit Sicherheit verloren. Natürlich sind wir Tierhalter und müssen auch nach ökonomischen Kriterien entscheiden. Dennoch hat jede Kuh einen Anspruch darauf, vernünftig behandelt zu werden. Ich finde es wichtig, dass alle unsere Mitarbeiter diese Haltung haben.

In Hamburg seid ihr ja, gerade in der Barista- und Café-Szene, eine echte Nummer. Über welchen Partner freut ihr euch noch?
Wir lieben alle unsere Partner und Kunden. Und sind stolz, auf zahlreiche langjährige Geschäftsbeziehungen zurückblicken zu können. Besonders toll sind hier auch vergleichsweise junge Initiativen, wie zum Beispiel „Die Frischepost“, da sind wir einer der Partner, das passt perfekt. Die haben den Anspruch, Produkte aus der Region direkt an die Leute in die Hamburger Innenstadt zu liefern. Das funktioniert super.

Danke, Jan-Hendrik, und weiterhin viel Erfolg.

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Service

Die Fragen stellte Kirsten Kohlhaw, commotivation, für den BMV.

Für alle Faktenfreunde: Hier geht es zum Reitbrook_Betriebsspiegel 2016 des Milchof Reitbrook.


Beim nächsten Mal sprechen wir hier noch etwas intensiver über Kaffee und Milch, da kommt’s nämlich auf die Feinheiten an! Stay tuned.

Kann man Landschaft schmecken? Unbehandelte Milchen im Geschmackstest der Geschmackstage 2015

Im Rahmen der Geschmackstage 2015 findet am 23. Oktober 2015 auf dem Völkleswaldhof
in Oberrot ein seltenes Geschmackserlebnis statt. Es gibt sie noch, die gute Milch heißt die gemeinsame
Veranstaltung von Slow Food Deutschland e.V., dem Bundesverband der Vorzugsmilcherzeuger und
Direktvermarkter von Milch und Milchprodukten (BVDM) und Geschmackstage Deutschland e.V..

Bei einer kostenlosen Querverkostung können Genussfreudige den Unterschieden zwischen naturbelassenen Milchen nachschmecken. 5 verschiedene Milchen von Vorzugsmilchbetrieben aus verschiedenen Regionen Deutschlands stehen zum Geschmacksvergleich bereit. „Kann man Landschaft schmecken?“ heißt nur eine der spannenden Fragen.

Die Veranstaltung soll Besucher über geschmackliche Unterschiede aufklären und darüber
informieren, wo Interessierte noch die Möglichkeit haben hochwertige Milch zu kaufen.

WANN
Freitag, 23. Oktober 2015 // 14:00 – 16:30 Uhr

WO
Völkleswaldhof (demeter)
Völkleswaldhof 5
74420 Oberrot / Scheuerhalden

PROGRAMM
14:00 – 14:30h
Einführung ‚Es gibt sie noch die gute Milch‘
Anja Frey, Vorzugsmilch-Landwirtin und Mitglied im BVDM
Dr. Rupert Ebner, Slow Food Deutschland e. V.
Heiner Sindel, Vorsitzender Geschmackstage Deutschland e.V.
14:30 – 15:15h
Geschmackserlebnis / Querverkostung
Den Unterschieden naturbelassener Milchen auf der Spur
Kirsten Kohlhaw, freie Textarbeiterin und Milchexpertin
15:15 – 15:45h
Diskussion bei einem kleinen Imbiss
15:45 – 16:30h
Hofführung

Das Milchvieh von Anja und Pius Frey freut sich auf Besuch
Rohe (unbearbeitete) Milch von Tieren ist ein zentraler Teil der Ernährung in unserer Kultur.
Diese Milch zeichnet sich durch eine ungeheure Vielfalt geschmacklicher Qualitäten aus,
die ihrerseits durch eine Vielzahl unterschiedlicher Inhaltstoffe hervorgerufen wird.
Diese Inhaltsstoffe bestimmen nicht nur den Geschmack, sondern auch die Eigenschaften für die
äußerst vielseitigen Möglichkeiten der Weiterverarbeitung.
Leider sind wir es gewohnt, von Milch nur in der Einzahl zu sprechen.
Um der Vielfältigkeit der Milch in Geschmack und Zusammensetzung gerecht zu werden,
sollten wir den Plural von Milch – „Milchen“ – in unseren Wortschatz aufnehmen.

Während die natürliche Vielfalt der Milchen verloren geht, wird die vermeintliche Auswahl zwischen
designten Milch-Varianten immer größer. Durch extrem erfolgreiche Gewöhnung an diese höchst
industrielle Milch sind wir unsensibel für echte Vielfalt geworden. Die Folge: für die Bewertung von
Milch werden meist allein der Fettanteil und die Haltbarkeit herangezogen.

Die Reduzierung der Milchvielfalt auf ein industrielles Produkt aber beraubt uns eines qualitativ
hochwertigen und geschmacklich vielfältigen Lebensmittels, das Ausdruck von Landschaft, Tier und
Mensch ist. Rohmilch und Rohmilchkäse sind so vielgestaltig wie die Tierarten (Rind, Schaf, Ziege,
Pferd, Kamel, Rentier), deren Rassen, Regionen, Hersteller und Verarbeitungsweisen.

Für ANMELDUNGEN wenden Sie sich bitte an:
Andrea Lenkert-Hörrmann, Projektbeauftragte von Slow Food Deutschland e. V.
E-Mail: projektbeauftragte@slowfood.de

PRESSEKONTAKT
Kirsten Kohlhaw
Telefon: 030 / 48 62 34 12 – Mobil: 0170 / 553 97 30
E-Mail: kontakt@kirsten-kohlhaw.de

Der Völkleswaldhof im Naturpark Schwäbisch-fränkischer Wald vereint viele Faktoren hochwertigster
Milchherstellung: Vorzugsmilch in demeter-Qualität, eine wesensgemäße Kälberaufzucht, bei der die
Kälber in den ersten Monaten bei ihren Müttern trinken dürfen und von ihnen aufgezogen werden,
eine wiederkäuergerechte, grundfutterbetonte Fütterung – kräuterreiche und hofnahe Weide im
Sommer, Heu im Winter. Der perfekte Ort, um über Qualität und Vielfalt von Milch zu sprechen.
Einem Lebensmittel, das in den vergangenen Jahren immer stärker zum Produkt degradiert wurde,
bei dem Lager- und Transportfähigkeit ausschlaggebender wurden als Tierwohl, Qualität
und Geschmack.

Die weltweite Bewegung Slow Food setzt sich dafür ein, dass jeder Mensch Zugang zu Nahrung hat,
die sein Wohlergehen, das der Produzenten und der Umwelt erhält. Der Verein tritt für die biologische
Vielfalt ein, fördert eine nachhaltige, umweltfreundliche Lebensmittelproduktion, betreibt
Geschmacksbildung und bringt Erzeuger von handwerklich hergestellten Lebensmitteln mit
Verbrauchern zusammen.

Der Bundesverband der Vorzugsmilcherzeuger und Direktvermarkter von Milch und
Milchprodukten (BVDM)ist die fachliche und politische Interessenvertretung von Landwirten, die sich
auf die Direktvermarktung von Milch und Milchprodukten spezialisiert haben. Eine wichtige Aufgabe
des Verbandes ist die Aufklärung der Verbraucher über die Vorzüge des naturbelassenen Produkts
„Vorzugsmilch“ und der Relevanz von regionaler Landwirtschaft als Gegengewicht zu globalem
Handel und industrieller Standardisierung von Lebensmitteln.

Die Geschmackstage widmen sich mit einer jährlichen bundesweiten Aktionswoche der
Geschmacksbildung und der Vielfalt der regionalen Esskultur in ganz Deutschland.
Gemeinsam engagieren sich Gastronomie, landwirtschaftliche und gärtnerische Betriebe,
Erzeuger und Vermarkter handwerklich erzeugter regionaler Lebensmittel, Kitas, Schulen, Kantinen und viele andere mehr für eine neue Ess- und Genusskultur in Deutschland.