PM: Verkostung und Gespräch zu Direktvermarktung in Niedersachsen

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Berlin, 10. Oktober 2017
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste, die wir gern am kommenden Samstag, den 14.10.2017 zur o.g. Veranstaltung begrüßt hätten.

Wir bedauern zutiefst, die Veranstaltung nicht wie geplant durchführen zu können und hiermit absagen zu müssen.

Für Ihr Interesse bedanken wir uns herzlich. Ein neuer Termin wir baldmöglichst sobald möglichst bekannt gegeben.

Ihr BMV
Wenn Sie zwischenzeitlich Informationen zur Direktvermarktung wünschen oder Interesse an einer Verkostungsveranstaltung bei sich haben, kontaktieren Sie uns gerne unter presse(at)milch-und-mehr.de

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Pressemeldung, Berlin / Dohren 18.9.2017


Wie schmeckt Milch-Direktvermarktung heute?

Verkostung und Gespräch über Qualitätsverständnis und unterschiedliche Betriebsweisen von zwei Milchviehbetrieben mit eigenen Hofmolkereien in Niedersachsen.
Die Umstände der Milchproduktion werden deutschland- und weltweit intensiv diskutiert. Welchen Preis hat Qualität und was ist ein Liter Milch wert? Wie können Landwirte in der „Wachse oder weiche-Spirale“ künftig überleben? Welche Wertschöpfungsmöglichkeiten existieren in der zunehmend industrialisierten Landwirtschaft für Betriebe mit eigenen Hofmolkereien? Am 14.10.2017 um 14h findet für Interessierte eine Veranstaltung im niedersächsischen Bockhorn-Grabstede statt, die zum genauen Hinschmecken und zum Austausch über Wertschätzung und Wertschöpfung einlädt.

Bei dieser ersten gemeinsamen Veranstaltung des Geschmackstage e.V. und dem Bundesverband der Milchdirektvermarkter und Vorzugsmilcherzeuger e.V. sprechen die Veranstalter mit Betrieben, die in der öffentlichen Diskussion selten zu Wort kommen: Direktvermarktenden Milchviehbetrieben, die sich als Direktvermarkter mit eigener Hofmolkerei in einer professionellen Nische bewegen. Die Milchviehbetriebe Diers und Meinen, die an diesem Tag auf dem Milchhof Meinen zu Gespräch und Verkostung laden, leisten seit mehr als 25 Jahren überzeugende Arbeit und sind fest in ihrer Region verwurzelt. Der Familienbetrieb Diers bei Oldenburg hat sich im Zuge des Generationenwechsels von der Vorzugsmilcherzeugung verabschiedet, der Familienbetrieb Meinen behält die Vorzugsmilcherzeugung bei und wird die Umstellung auf „bio“ Ende September 2017 abgeschlossen haben.

Hanke Diers und Jutta Meinen erzählen aus ihrem Arbeitsalltag und beantworten Fragen, wie beispielsweise: Was hat sie zu ihren jeweiligen Entscheidungen bewogen? Worin ähneln, und worin unterscheiden sich die beiden Vorzeige-Betriebe? Wie sieht ein klassischer Arbeitstag aus, in dem von der Herdengesundheit und Qualitätskontrolle über die Mitarbeiterkoordination, den Lieferservice und den persönlichen Kontakt mit den Kunden alles im Fokus steht und jeden Tag höchste Qualität erbracht wird?

Niedersachsen ist das Bundesland mit den meisten Milchbauern und den größten Betrieben in Deutschland. Parallel zu aufsehenerregenden Großbetrieben und Betrieben, in denen die Milcherzeugung lediglich einen Anteil ihrer Arbeit ausmacht, gibt es ein breites Spektrum an Möglichkeiten, einen Milchviehbetrieb zu bewirtschaften. Die differenzierte Betrachtung dieses Variantenreichtums und das genaue Erschmecken feiner Unterschiede der handwerklich erzeugten Produkte werden bei der Veranstaltung auf dem Milchhof Meinen im Vordergrund stehen.
Unter fachkundiger Anleitung begeben sich die Gäste auf eine geschmackliche Erlebnisreise der feinen Unterschiede. Mit den Produzenten und anderen kritischen, souveränen Verbrauchern diskutieren die Landwirte und Veranstalter über die Wertschätzung für ein Ur-Lebensmittel und Frischeprodukt, dessen wirtschaftliches Umfeld sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten radikal gewandelt hat. Mit dem Ziel, regionales Geschmackserleben im Bewusstsein zu verankern und ihm auch zukünftig Raum zu geben.

Ablauf
13:30h Eintreffen der Gäste auf dem Milchhof Meinen
14h Begrüßung durch Ulrich Frohnmeyer, Geschmackstage Deutschland e.V. und Antje Hassenpflug, BMV, Kurzvorstellung der beiden Betriebe Meinen und Diers
14:15h Milch-Verkostung mit Produkten des Milchhof Meinen und des Milchhof Diers, Querverkostung mit Referenzmilchen aus dem Supermarkt
Moderation: Kirsten Kohlhaw, freie Pressereferentin des BMV
15:15h Gespräch mit Hanke Diers und Jutta Meinen über unterschiedliche Wirtschaftsweisen und Wege in der Direktvermarktung
16h Hofrundgang Meinen und Fortsetzung des Gesprächs
17h Ausklang und Verabschiedung

Infos | Auf einen Blick
Datum der Veranstaltung | Samstag, der 14.10.2017, 14-17h
Ort der Veranstaltung | Milchhof Meinen, Melkstraat 4, 26345 Bockhorn-Grabstede, google-maps

Die Teilnahme an dieser Veranstaltung ist kostenfrei.
Aufgrund der begrenzten Plätze bitten wir um verbindliche Anmeldung unter presse(at)milch-und-mehr.de

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Infos | Die Veranstalter

Der BMV (Bundesverband der Milchdirektvermarkter und Erzeuger von Vorzugsmilch) ist die fachliche und politische Interessenvertretung von Landwirten, die sich auf Direktvermarktung von Milch und Milchprodukten spezialisiert haben. Er setzt sich für eine Stärkung der regionalen Landwirtschaft ein, für Lebensmittelvielfalt und den Erhalt von naturbelassenen Produkten wie Vorzugsmilch.
https://www.milch-und-mehr.de

Die „Geschmackstage“ gehen auf eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) und des Sternekochs Johann Lafer zurück. Sie fanden im Jahr 2008 erstmals statt.
Inzwischen hat sich aus dem ehemaligen Pilotprojekt die deutschlandweit größte Aktionswoche rund um die Vielfalt regional und saisonal handwerklich produzierter Lebensmittel entwickelt. Veranstalter ist seit 2012 der Verein Geschmackstage Deutschland e.V. mit bundesweit organisierten Verbänden als Mitglieder und renommierten Partnern. https://www.geschmackstage.de

Der BMV ist seit 2017 Mitglied bei Geschmackstage Deutschland e.V. In der neuen Konstellation ist es die erste gemeinsame Veranstaltung beider Partner.

Die Praktiker, deren Engagement wir diesen Nachmittag verdanken
Jutta Meinen, Hof Meinen (Gastgeberin)
Hanke Diers vom Diershof bei Oldenburg

Pressekontakt
Kirsten Kohlhaw, freie Pressereferentin
BMV e.V.
presse(at)milch-und-mehr.de
Mobil: 0170.553 9730

Internationaler Tag der Milch 2017 bei Manufactum brot&butter

International? Regional! Am kommenden Samstag, den 27.5.2017 feiern Milch-Direktvermarkter des BMV und Manufactum brot&butter Filialen Qualität und Geschmack. Während die engagierten Landwirte zur Verkostung laden, setzt brot&butter mit einem abgestimmten gastronomischen Angebot zusätzliche Akzente rund um die Milch.

Zum 4. Mal in Folge findet die gemeinsame Aktion statt. Teilnehmende Filialen sind München, Stuttgart, Frankfurt, Köln, Düsseldorf und natürlich Waltrop. Erstmals dabei ist das neue Manufactum Warenhaus in Bremen, das 2016 eröffnet wurde und deren brot&butter Laden seit Beginn an Vorzugsmilch vom Hof von Bernd Kück bezieht.


Aus der 12-teiligen Internet-Doku der Mawi-Medien sehen Sie hier Teil 1

Weitere Vorzugsmilch-Betriebe sind der Milchhof Lerf, der die Manufactum brot&butter Filiale in München regelmäßig mit frischer Vorzugsmilch beliefert. Auf der Grünen Woche 2017 wurden die Allgäuer für ihre Vorzugsmilch in Heumilch-Qualität ausgezeichnet: Bayerns beste Bio-Produktewir berichteten.

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Auch der Vorzugsmilchhof Weidenhof in Wächtersbach engagiert sich für Direktvermarktung in höchster Qualität. Gemeinsam mit ihrem Mann Achim bewirtschaftet Claudia Müller nicht nur den Betrieb, sondern engagiert sich auch agrarpolitisch für eine zukunftsfähige regionale Landwirtschaft. Sie ist unter anderem Vorsitzende des BMV-Vorstandes. Sie beliefern seit Jahren die Manufactum brot&butter Filiale in Frankfurt.

Der Völkleswaldhof beliefert die Manufactum brot&butter Filiale in Stuttgart. Die Familie Frey ist durch das SWR-TV-Format „Lecker aufs Land“ neben seiner Vorzugsmilch in demeter-Qualität mittlerweile auch berühmt für die Kochkünste von Anja Frey.
Hier geht es zur Website des Völkleswaldhofs, auf dem man im übrigen auch ganz toll Ferien auf dem Bauernhof verbringen kann.

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In der brot&butter Filiale in Waltrop ist die pasteurisierte Landmilch vom Hof Billmann seit Jahren eine feste Größe. Heiner Billmann bewirtschaftet mit seiner Frau und Kindern zusammen einen landwirtschaftlichen Familienbetrieb mit 50 Milchkühen in Waltrop und vermarkten einen Großteil ihrer Produkte direkt. Neben Trinkmilch produzieren sie Joghurt und Quark.

Hier geht es zu Website des Milchhof Billmann

Die Manufactum brot&butter Läden in Köln und Düsseldorf werden seit der Betriebsaufgabe des Vorzugsmilchhofes Deselaers vom Hielscher Hof beliefert. Der Milchviehbetrieb Hielscher Hof produziert und vermarktet zudem unter der Marke Witzheldener Bauerkäse mit großem Erfolg seinen eigenen Käse. Sein Motto: Mit der Kuh per Du.

Weideauftrieb | Endlich wieder ab auf die Weide

„Jeder schimpft auf das Wetter, aber keiner tut etwas dagegen.“ Mark Twain hat gut reden und trifft mit diesem Spruch doch den Nagel auf den Kopf. Egal was für ein Wetter ist, der Landwirt lebt und arbeitet jeden Tag damit. Damit wir was auf dem Tisch haben.

Dieses Jahr kam der Frühling früh und versteckte sich dann noch einmal gehörig. Lange Zeit war es schlicht zu nass, um die Herde rauszubringen. Je nach Lage und Region ging es nun zu ganz unterschiedlichen Zeiten auf die Weide. Auf den feuchten Marschböden bei Hamburg gar erst Mitte Mai. Doch egal wo, die Freude unter den Herdentieren ist bei diesem Anlass immer riesengroß.

Der Milchhof Reitbrook zum Beispiel hat den Moment, in dem die Kühe nach der Winterzeit den Stall verlassen, für uns festgehalten. Film ab:

Auf dem Eichhof der Familie Riecken in Großbarkau war beim ersten Weidegang des Jahres sogar der NDR dabei. Frisch und Lecker, Rieckens Landmilch, heißt der Beitrag, der in der NDR Mediathek zu sehen ist und hier verlinkt ist.

Hofporträt | Meierei Geestfrisch, Hof Fuhlreit in Kropp

Im hohen Norden Schleswig-Holsteins, inmitten der Geest, liegt der Milchhof der Familie Sierck. Der BMV hat ihn Ende März anlässlich einer mehrtägigen Exkursion besucht, die hier ihren Startpunkt hatte. Die Milch ihrer Kühe veredeln die Direktvermarkter seit Januar 2010 heute unter anderem zu schmackhaftem Käse und cremigem Speiseeis.

Bereits in 5. Generation bewirtschaftet die Familie Sierck ihren Milchhof nahe der B77, zwischen Kropp und Tetenhusen (unweit von Rendsburg). Artgemäße Tierhaltung ist ihnen genauso wichtig wie moderne Betriebsführung. Sie wollen Spitzenqualität liefern und in ihrem hohen Anspruch sichtbar sein.

Auch für sie stand die Frage an, wie sich der Hof für die Kinder zukunftsfähig machen lässt, ohne sich dem in der Landwirtschaft allgemein vorherrschenden Wachstumszwang zu beugen. Jörn und Gunda Sierck wählen 2008 den Weg der Direktvermarktung. Eine gute Entscheidung, wie sich nach einigen Anfangsinvestitionen wie dem Bau einer eigenen Hofmeierei und der offiziellen Zulassung durch das zuständige Veterinäramt im Dezember 2009 herausstellt.

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Der Hof Fuhlreit mit der Meierei Geestfrisch von oben. Er liegt mitten im platten Schleswig-Holsteiner Land.

Zum Jahresbeginn 2010 ging es offiziell los. Seither begleiten sie hauptverantwortlich alle Schritte von der Erzeugung bis zum Kundenkontakt, haben ihren eigenen Lieferservice, beliefern Privathaushalte ebenso wie gastronomische Betriebe aus der Region. Das Sortiment wächst mit den Jahren ebenso wie die Erfahrung. Auf den Ausbau der sogenannten weißen Linie mit Joghurt und Quark, Frischkäse, Dickmilch und Molke folgt 2011 das nächste große Abenteuer: Eis.

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Mit Freude bei der Arbeit, hier beim Abfüllen. Gunda Sierck in der Meiere Geestfrisch.

Es ist faszinierend Gunda zuzuhören, wenn sie über Eis spricht. Man spürt, da haben sich zwei gesucht und gefunden. Und auch wenn sie heute längst Profi ist und ihre umfangreichen Erfahrungen an andere Einsteiger weitergibt, selbst nach dem Besuch einer Eisfachschule in 2011 und einer intensiven Probierphase im Anschluss findet auch sie beim Probieren mit neuen Sorten mit teils exotischen Zutaten immer noch was Neues heraus.

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Wer im Norden unterwegs ist, sollte unbedingt nach Gasthäusern Ausschau halten, bei denen man Geesas Eis naschen kann. Hier findet ihr eine Auflistung aller Vertriebspartner.  Jörg Sierck, der sich gemeinsam mit seinen Söhnen auf dem Hof um die Herde kümmert, hat sich mit der Vermarktung von Fleisch seiner eigenen Ochsen einen Wunsch erfüllt.

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Nach eigener und eingehender Verkostung der Käse können wir die Aussage auf dem Wimpelchen nur bestätigen.

Über den Lieferservice der Meierei Geestfrisch können Kunden neben Milchprodukten auch das hochwertige Fleisch, Gänse, Eier und Honig beziehen.  Der Hofladen der Meierei Geestfrisch bietet neben eigenen Erzeugnissen eine große Auswahl regionaler Produkte.

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Hofhund vor Milchtaxi auf dem Hof Fuhlreit, Meierei Geestfrisch.

Die Siercks sind langjähriger Partner von FEINHEIMISCH, einem Schleswig-Holsteiner Netzwerk für qualitativ hochwertige, regionale Lebensmittel. Zum 10-jährigen Bestehen von FEINHEIMISCH am 8.4.2017 hat Gunda Juliana Sierck sogar ein eigenes Eis kreiert. Auf Geesas Eis gibt es noch einmal die ganze Geschichte dazu. Sogar op plattdüütsch, Verzeihung, auf Plattdeutsch.

Hofporträt | Der Milchhof Albers in Schleswig-Holstein

Der Milchhof Albers in der Gemeinde Sterley liegt idyllisch zwischen dem Möllner Wildpark und einer kleinen Seenlandschaft, unweit dem Biosphärenreservat Schaalsee. Hier lebt und arbeitet die Familie Albers, die seit 2010 als Direktvermarkter aktiv sind. Wir haben sie zum Hofporträt gebeten und sprechen mit Svenja Albers.

Svenja, der Hof, den ihr bewirtschaftet, liegt im östlichen Schleswig-Holstein in Sterley. Du selbst sagst gerne augenzwinkernd, ein wenig „ab vom Schuss“. Seid ihr gern so ganz in der Natur oder wärt ihr manchmal auch gern „mitten drin“?

Wir fühlen uns hier, umgeben von Seen und viel Natur sehr wohl. Der Schaalsee und diverse andere Seen liegen vor unserer Haustür. Viele Menschen kommen hier zum Urlaub machen her und wir haben das jeden Tag. Was gibt es schöneres.

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Seid wann ist der Milchhof eure Heimat? Wie wirtschaftet ihr und wie groß ist eure Herde?

2007 hat Timo den Hof von seinem Vater übernommen.
Timo´s Vater hatte den Hof erst auf Erbpacht. Da der Vorbesitzer keinen Nachfolger hatte, konnte mein Schwiegervater den Betrieb übernehmen. Wir melken ca.75 Kühe (per Roboter) und haben die weibliche Nachzucht bei uns. Alle männlichen Kälber werden verkauft. Der Futterbau ist in unserer Hand, also Gras und Mais werden von uns selbst angebaut. Kraftfutter kaufen wir zu, allerdings seit 2010 konsequent gentechnikfrei.

Im Sommer genießen unsere Tiere das Weidegras und die Sonne auf der Weide und können diese auch rund um die Uhr nutzen. Im großen Boxenlaufstall, mit separatem Kälber- und Abkalbebereich, haben unsere Tiere ein helles und offenes Zuhause. Auf das Futter können sie jederzeit zugreifen und so nach ihrem eigenen Rhythmus fressen bzw. ruhen und wiederkäuen. 2010 haben wir unsere Meierei gebaut und im November 2010 dann die erste Milch ausgeliefert.


Welches ist der jüngste Zugang in der Herde? Wer ist die älteste Dame im Stall? Und wie viel Milch geben eure Kühe so im Schnitt?

Die letzte Kalbung hatten wir am 2.Jan 2017 ein Kuhkalb von der Kuh 542. Unsere älteste Dame ist die Rotbunte 995, sie ist Feb. 2009 geboren. Im Schnitt geben unsere Kühe 9.580 kg Milch pro Jahr.

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Ihr seid Direktvermarkter. Heißt das, ihr verarbeitet die komplette Menge selber?

Nein wir haben ca. 700.000 Liter im Stall und vermarkten ca.150.000 Liter direkt. Die restliche Milch geht an die Molkerei Gudow.

Svenja, ihr macht tollen Joghurt. Kannst Du Dich hier auch kreativ austoben oder ist das eher präzises Handwerk?

Es ist ein bisschen von beidem. In der Sortengestaltung bin ich durchaus kreativ, weil es mir Spaß macht und die Kunden neben ihren Lieblingssorten die Abwechslung zu schätzen wissen, aber in der Produktion wird dann doch verlangt, das jeder Kirschjoghurt auch immer gleich schmeckt. Interessanterweise bleibt Naturjoghurt eine feste Größe, von den ca. 250 Litern pro Woche gehen über die Hälfte „natur“ raus.

Worauf legt ihr in eurer Arbeit besonders wert?
Timo kümmert sich um die Gesundheit und Aufzucht der Kühe und Kälber, sowie um das Melken und Füttern der Tiere. Die Kälber werden in einem hellen und luftigen Boxenstall aufgezogen, hier können sie sich in der Gruppe frei bewegen und herumtollen. Im frischen Einstreu aus Stroh fühlen sie sich sehr wohl und haben es immer weich und warm. Ich bin mit der Molkerei, der Herstellung der Produkte und dem Kontakt zu den Kunden betraut. Diese klare Aufteilung hilft uns sehr dabei, die täglichen Abläufe strukturiert zu bewältigen. Dass wir in dieser Aufteilung sehr gut zusammenarbeiten hilft uns, die hohe Qualität unserer Milch und Milchprodukte zu gewährleisten.

Wieviel bedeutet euren Kindern die Landwirtschaft und hat vielleicht die eine oder der andere schon erste Ambitionen?

Ich glaube für die Kinder ist es einfach normal, mit der Natur und von ihr zu leben. Wenn andere Kinder kommen und staunen, wird es ihnen wieder bewusst, dass es eben nicht für jeden normal ist, selber Trecker zu fahren, Kälber zu füttern oder mit auf die Welt zu bringen. Einen großen Vorteil sehen sie darin, dass Mama und Papa immer greifbar sind und nicht einer erst abends nach Hause kommt, wenn der Tag schon rum ist. Ambitionen? Sie sind 12, 11 und 9. Es ist schon zu erkennen, wem die Tiere mehr liegen und wem die Technik, aber wir möchten sie gern so frei wie möglich damit umgehen lassen, damit sie sich nicht gedrängt fühlen etwas weiterzuführen, wozu sie nicht richtig Lust haben.

Welchen Weg, welche Zukunft seht ihr für die regionale Landwirtschaft, wie schätzt ihr die Überlebensfähigkeit von handwerklichen Nischen ein in einer Zeit, die immer stärker auf Industrialisierung und globalen Handel ausgerichtet scheint?

img_2129-kopieWenn die regionale Landwirtschaft sich öffnet und sich auch mal in die Karten gucken lässt, sehe ich einen guten Weg. Die Menschen wollen teilhaben, wollen wissen was wir machen, sich eine eigene Meinung bilden. Für viele Menschen wird es wieder wichtig zurück zu kommen zu den Wurzel in einer immer schneller werdenden Zeit. Da ist die Landwirtschaft ein guter Pol, denn wir können nur so arbeiten wie es uns die Tiere oder das Wetter vorgeben. Da können wir der Kuh gern sagen sie soll schneller machen, das interessiert sie wenig. Viele Menschen wollen auch wissen wo ihr essen her kommt und was drin ist. Ich denke regional ist das neue Bio.

Was möchtet ihr noch gefragt werden? Was brennt euch unter den Nägeln? Möchtet ihr gern erzählen???

 

Den Milchhof Albers findet ihr im hohen Norden Schleswig-Holsteins.
Inhaber: Timo Albers, Svenja Albers
Straße: Alfred-Harbarth-Str. 47
Ort: 23883 Sterley
Telefon:04545 789 97 27
Fax:04545 789 97 30
E-mail:info@milchhof-albers.de

Vorzugsmilch und Direktvermarktung auf der IGW 2017

Auf der Internationalen Grünen Woche, der Messe für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau, ist auch Platz für Nischen. um Beispiel für regionale Landwirtschaft in höchster Qualität. In der Bayern – Halle wird der Milchhof Lerf für seine Vorzugsmilch gewürdigt, die Prämierung erfolgt am 21.1. und in der NRW-Halle reiben Show-Koch Markus Haxter und Bernd Hielscher bereits am Vortag tüchtig Käse.

„Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung für unsere Vorzugsmilch und die Möglichkeit, Besuchern aus allen Himmelsrichtungen im Rahmen der Grünen Woche Bayerns Beste Bioprodukte vom Milchhof Lerf vorzustellen“, so Hof-Inhaber Michael Lerf. Der erfolgreiche Biobetrieb und mittlerweile leider einzige verbliebene Vorzugsmilchbetrieb Bayerns hatte vor gut einem Jahr komplett auf Heumilch umgestellt. Die herausragende Qualität seiner Produkte haben die Landwirte aus Leidenschaft so nochmals steigern können.
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Bayerns Beste Bioprodukte
Prämierung am 21.1.2016 ab 11:30h in der Bayernhalle 22B
21.1.2017, 13.30 – 15.00 Uhr
Verkostungsshow auf der Bühne in der Biohalle 1.2b

NRW isst gut trifft Mit der Kuh per Du

„NRW Isst Gut!“ schickt mit Showkoch Markus Haxter und dem Direktvermarkter Bernd Hielscher vom Hielscher Hof (Witzheldener Bauernkäse) erneut ein Team auf die Bühne, das die Vorzüge regionaler, handwerklich erstellter Lebensmittel unterhaltsam präsentieren kann. Gemeinsam geben die beiden Fachleute Einblicke in die Vielfalt des Kochens und Verfeinerns mit Käse und zeigen Einblicke in die Direktvermarktung.

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Internationale Grüne Woche 2017 (20.-29.1.2017)
Freitag, 20.1.2017 16:30h, „Mit der Kuh per Du“
Bauernkäse vom Hielscher Hof

Verkostung und Gespräch mit Bernd Hielscher, Witzheldener Bauernkäse
Wo: Halle 5.2.a, Landesbühne
Veranstalter: NRW Isst Gut e.V.

Für alle, die so richtig eintauchen wollen in die bunte, große Messewelt der Landwirtschaft und Ernährung haben wir hier noch den IGW Hallenplan verlinkt.

Das war die Stadt Land Food 2016 | Nachbericht

1000 Milchbärte und sicher ebenso viele Gespräche über Milch. Gespräche über die Besonderheiten dieses Ur-Lebensmittels und seine ernährungsphysiologischen wie geschmacklichen Unterschiede. Nachdenkliche Töne über Pseudo-Vielfalt des modernen Lebensmittelhandels und Wahlmöglichkeiten auf Verbraucherseite, über Rechte und Pflichten über Verantwortung und Überforderung, über Verbundenheit und Respekt.

Respekt? Diesen Eindruck haben wir gewonnen und danken allen Besuchern auch an dieser Stelle noch einmal für ihr Interesse. Das Publikum auf der Stadt Land Food begegnet uns aufgeweckt, sensibilisiert gegenüber den Arbeitsrealitäten der Hersteller. Interessiert an dem kleinen Anteil unter den Landwirten, die über Direktvermarktung eine betont regionale Wertschöpfung betreiben, in der sie die gesamte Kontrolle und auch die gesamte Verantwortung tragen für ihre Produkte. Direktvermarktung passt sehr gut zu einem Frischeprodukt wie naturbelassener Milch oder pasteurisierter Landmilch mit natürlichem Fettgehalt. Nur passen die immer schwieriger in die Anforderungen des modernen Handels ein.

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Die Besucher unserer kleinen MilchKostBar, die wir auf Einladung des Kuratorinnen-Teams Ursula Heinzelmann, besser bekannt als Heinzelcheese, Theresa Malec und Marla Kayacik in der Markthalle 9 zum Mittelpunkt aller Milchbärte machen konnten, waren neugierig. Sie haben uns gegenüber ihre Unsicherheiten und Fragen artikuliert, viele haben sich anlässlich dieser Veranstaltung erstmals bewusst mit den unterschiedlichen Verarbeitungsstufen vertraut gemacht.

Folgende Milchen wurden verkostet |
alle: Trinkmilch von der Kuh

Vorzugsmilch vom Milchhof Reitbrook im Hamburg (mind. 3,7 % Fettgehalt)
Das Besondere an der Vorzugsmilch: Sie darf als einzige Rohmilch naturbelassen abgefüllt und verkauft werden. Warum? Weil der Betrieb alle strengen Kriterien erfüllt, die an eine Zulassung geknüpft sind. Vorzugsmilch Mehr über die Vorzugsmilch erfahrt ihr hier.

Landmilch von der Gläsernen Molkerei (Milchpartner der Markthalle 9 und der Stadt Land Food): Diese Milch ist pasteurisiert, der Fettgehalt ist mit „mind. 3,8%“ ebenfalls natürlich. Die Milch rahmt bei längerem Stehen auf und sollte daher vor Verzehr geschüttelt werden.

ESL-Milch aus dem Supermarkt. ESL bedeutet „extrendes shelf life“, also „verlängertes Regalleben“. Mehr über die verschiedenen Verabreitungsstufen wärmebehandelter Milch findet sich in unserer „Warenkunde“. Diese Milch, deren Fettgehalt in der Molkerei auf 3,8% eingestellt wurde, ist durch das Verfahren der Mikrofiltration so designt, dass sie dem Geschmack einer echt frischen Frischmilch näher kommen soll als dem Geschmack einer H-Milch.

H-Milch vollfett – diese Milch ist hocherhitzt bei 135-150°C. Bei vollfetter H-Milch ist der Fettgehalt ist auf 3.5% eingestellt. Das H steht für haltbar und für homogenisiert. Nach der Haltbarmachung wird sie sofort in Aluminium beschichtete Kartons abgefüllt und luftdicht eingeschlossen. Einmal geöffnet, muss sie dennoch in den Kühlschrank und rasch verbraucht werden. Und wenn H-Milch schlecht wird, schmeckt sie eher muffig, nicht sauer.

Laktosefreie Milch (3,8%): Bei dem Herstellungsverfahren einer laktosefreien Milch (konzipiert für Menschen mit der Unfähigkeit, den Milchzucker zu verstoffwechseln) wird der Verdauungsvorgang industriell vorverlagert und Milchzucker mithilfe des Enzyms Laktase in die Einfachzucker Galaktose und Glukose aufgespalten. Dadurch schmeckt laktosefreie Milch im Vergleich zu herkömmlicher Frischmilch vergleichsweise süß. Im Rahmen dieser Verkostung haben wir uns für eine Variante entschieden, die laut Herstellerangaben weniger süß schmecken soll, als herkömmliche laktosefreie Milch. Ein Großteil des Milchzuckers wurde durch ein spezielles Verfahren rausgefiltert, wodurch weniger zum Aufspalten verbleibt. Ein interessantes Experiment, dennoch bleibt zu bemerken, dass eine solche Milch ca. 12-15 Bearbeitungsschritte hinter sich haben dürfte und somit in unserer Auswahl am weitesten entfernt ist von gänzlich naturbelassener Trinkmilch, der Vorzugsmilch.

Die Milchverkostung am Slow Food Stammtisch auf der Stadt Land Food 2016
Die Milchverkostung am Slow Food Stammtisch auf der Stadt Land Food 2016

Am Sonntag, den 2.10.2016 waren wir zu Gast beim Slow Food Stammtisch und haben dort in größerer Runde einer moderierten Querverkostung diskutiert. Neben geschmacklichen Unterschieden war ein Thema, das von Seiten der Teilnehmer wiederholt angesprochen wurde, dass sie auf Nachvollziehbarkeit und Transparenz großen Wert legen. Und sich den Mehraufwand für die kleinen Bauern auch gern was kosten lassen.

Fazit

Auch die zweite Stadt Land Food war ein tolles, intensives Erlebnis. Für uns uns unsere MilchKostBar und für die zahlreichen Gäste. Unsere Highlights waren neben den angeregten Gesprächen mit Bürgern und Verbrauchern mit Sicherheit die Gespräche mit jungen Landwirten, die erwägen in die Direktvermarktung einzusteigen und hoher politischer Besuch, der dem in seinem Fortbestand bedrohten Premiumprodukt Vorzugsmilch wieder neue Hoffnung macht. Unser herzlicher Dank geht an alle Organisatoren der Markthalle 9, an alle Freunde natürlicher, handwerklicher Lebensmittel und natürlich an die Landwirte.

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Markthalle 9-Voluntärin Fenja und BMV-Referentin Kirsten Kohlhaw an der MilchKostBar auf der StadtLandFood 2016.

Das Landgut Nemt bei Leipzig

Östlich von Leipzig, in Wurzen, haben zwei Brüder aus Sachsen einen LPG-Betrieb übernommen und neu ausgerichtet. Mit Lieferdienst- und Hofcafé, mit Bio-Obst und Bio-Gemüse. Und mit frischer Landmilch. Die bewegte Geschichte des Frische-Bringdienst-Allrounders erzählt einer der beiden Inhaber, Karsten Döbelt.

Seit wann gibt es das Landgut Nemt?
Mein Bruder René hat 1991 einen ehemaligen LPG-Betrieb als Bio-Betrieb privatisiert. Die alten vorhandenen Gebäude hat er zunächst übernommen. Anfangs hat René den Hof gemeinsam mit einem Studienfreund als GbR geführt. Als der Partner 1994 ausgeschieden ist, hat René erst einmal als Einzelperson weiter gemacht. In jenem Jahr haben wir auf der „grünen Wiese“ einen neuen Boxenlaufstall gebaut und eine neue Melkanlage samt Melkkarussel mit 32 Plätzen installiert.

Wie viele Kühe waren es denn zu Beginn?
Der Boxenlaufstall wurde damals für 480 Kühe gebaut. Heute haben wir, auch durch Anbauten insgesamt 580 zu melkende Tiere im Stall stehen, mit Färsen und Kälbern kommen wir fast auf 1.000 Tiere am Standort).

Damit seid ihr, wenn ich richtig informiert bin, der größte Betrieb unter den BMV-Mitgliedern. Wie kommt es, dass ihr gleich biozertifiziert wart?

Die Trinkwasserqualität war zu DDR-Zeiten (und kurz nach der Wende) so schlecht, dass man das Trinkwasser nicht als Babynahrung verwenden konnte. Ein großer Landverpächter, die Wurzener Wasserwerke, haben uns ermutigt, vorbeugenden Trinkwasserschutz zu leisten. Und das ging nur über den ökologischen Landbau.

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Wann bist Du mit eingestiegen?
Ich komme ja ursprünglich aus der Lebensmittelindustrie, habe Bäcker gelernt und einige Jahre als Geselle gearbeitet. Direkt nach der Wiedervereinigung 1990 habe ich dann Lebensmittelingenieurtechnik studiert. Nach meinem Studium war ich eine Zeit sogar Betriebsleiter in einem kleinen Hotel. Das war nett, aber jetzt auch nicht die Erfüllung. Dann kam René – inspiriert durch einen Artikel über Direktvermarktung – auf die Idee, etwas zusammen zu machen und den Hof neu aufzustellen.

Als 100%iger Biobetrieb haben wir damals Bio-Milch produziert. Leider mussten wir dieses hochwertige Produkt zum konventionellen Preis abgeben denn es gab von den Molkereien noch keine Bio-Zuschläge…

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Über die Direktvermarktung wollten wir eine höhere Wertschöpfung erreichen. Also haben wir damals eine Tour durch Deutschland gemacht und uns viele Betriebe angeschaut, die bereits in der Direktvermarktung erfolgreich waren. Schon auf dem Rückweg haben wir uns entschieden: Wir machen das! Allerdings wollten wir vorsichtig einsteigen. Das war 1997.

Zum Glück gab es in der Nachbarschaft eine mittelständische Käserei, die bis dato regelmäßig unsere Bio-Milch geholt und selbst verkäst hatte. Da sie – im Gegensatz zu uns – bereits einen Pasteur hatte, haben wir sie mit ins Boot geholt und unsere pasteurisierte Landmilch im ersten halben Jahr „nur“ selbst abgefüllt und ausgefahren.

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Und konntet so mit überschaubarem Risiko und wenig Investitionskosten erst einmal schauen, wie die Resonanz ist…?
Genau! Doch schon ein halbes Jahr später hatten wir die Bestätigung. Die Mengen stiegen stetig, die Nachfrage war also da. Wir haben dann einen eigenen Pasteur angeschafft und unsere erste eigene Past.-Milch im Sommer 1998 ausgeliefert.


Und worum kümmerst Du Dich auf dem Landgut genau, Karsten?

Da muss ich ein wenig ausholen… Wir sind als Landgut Nemt ein Familienbetrieb mit einer klaren Aufteilung innerhalb eines besonderen Konstrukts:
Mein Bruder macht die Landwirtschaft, ich die Direktvermarktung mit Hofmolkerei , Hofbäckerei, Lieferservice und Hofladen. Da das Landgut ein gewerblicher Betrieb ist, kaufe ich die Milch von meinem Bruder. René und ich sind beide Gesellschafter, doch ich bin alleiniger Geschäftsführer der Landgut Nemt GmbH. In meinem Bereich inclusive der Verwaltung, sind es insgesamt 25 Mitarbeiter, davon auch einige Teilzeitkräfte und Aushilfen.

Mein Bruder hat für jeden Bereich einen Spezialisten als Bereichsleiter eingestellt und übernimmt die Gesamtkoordination. Der Herdenmanager kümmert sich von früh bis abends um die Tiere, macht die Dienstpläne zum Melken und Füttern, spricht mit dem Tierarzt, dem Futterfahrer. Der Ackerbau ist vergleichbar aufgebaut. Auch hier bewirtschaftet ein Bereichsleiter federführend.

Diese Betriebsteilung haben wir im Jahr 2000 vorgenommen. Und im Zuge dessen
nicht nur den Bereich der Direktvermarktung ausgelagert, sondern auch die Bio-Milch auf konventionelle Milch rückumgestellt. Der Ackerbau ist nach wie vor ein BIO-Betrieb.

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Wieso das? Mittlerweile ist Bio doch viel populärer?!
Bis zu jenem Jahr der Umstellung war die Milch immer verlustig. Als Bio-Betrieb hatten wir ohnehin weniger Ertrag pro Hektar und dann mussten wir die hochwertige Milch auch noch zum schlechten Preis verkauft, weil das damals schlicht noch niemanden interessiert hat.

Das mit der Bio-Milch ging erst vor 10 Jahren so richtig los, im Nachgang einiger Lebensmittelskandale, erst daraufhin haben breite Bevölkerungsschichten begonnen, über dieses Thema nachzudenken. Später entstanden neben einer neuen Nische im LEH auch in den Molkereien entsprechende Anreizsysteme wie Biozuschläge.

Unsere Kühe kriegen nach wie vor auch Bio-Futter, aber eben nicht zu 100%. Da der Ackerbau nach wie vor bio-zertifiziert ist, müssen wir alles überwiegend über die Fruchtfolge regeln. Allerdings würde das Bio Futter nicht ausreichen, da die Herde zu groß ist. Den Großteil Futter kaufen wir regional in konventioneller Qualität ein, sind allerdings als erster Betrieb Sachsens „genmittel-frei“ zertifiziert worden. In 2006 sind wir mit dem Bereich der Direktvermarktung umgezogen, 3km vom Stall weg, und haben dort eine EU-zugelassene (zertifizierte) Molkerei eröffnet.

Mein Bruder melkt heute ca. 7 Millionen Liter Milch pro Jahr. Rund 700.000 Liter pro Jahr vermarkten wir über die Hofmolkerei. Das ist schon nicht wenig, aber im Endeffekt sind es nur 10% der eigenen Milch. Und die restlichen 90% gehen zu den momentan einmal wieder ruinös niedrigen Preisen an die Großmolkerei.

Also müssen auch wir die Milch über Ackerbau und Gemüseanbau querfinanzieren. Dass wir mit der Frosta AG Bremerhaven einen starken Partner für unser Gemüse haben, hilft uns sehr. In ihrem Werk in der Nähe von Meißen wird unter anderem auch aus unseren hochwertigen Rohstoffen Tiefkühl-Gemüse für die Bio-Lebensmitteleinzelhandel hergestellt. Die kurzen Wege sind hier natürlich auch von Vorteil.

Wann habt ihr denn angefangen, die Direktvermarktung von Milch und Milchprodukten breiter aufzustellen?
Bis 2006 waren wir baulich so aufgestellt, dass wir die Milch in einem Raum abgefüllt und pasteurisiert haben. Wir hatten damals nur Trinkmilch in der Direktvermarktung, kein Joghurt, kein Quark, keine weiteren Produkte. Der bauliche und hygienische Standard der neuen Molkerei ist tatsächlich ähnlich wie bei Großmolkereien, nur in einem deutlich kleineren Maßstab.

Durch den Austausch mit den Kollegen im Bundesverband haben wir begonnen, weitere Milchprodukte zu produzieren. Joghurt und Quark zu installieren hat für uns gut funktioniert. Zwei Standardprodukte ermöglichen hier – in saisonalen und geschmacklichen Varianten – gleich eine breite Platte.

Seit wann macht ihr die Hoffeste – Wie oft und wie viele Leute kommen da immer?
Im Juni 1998 war unser erstes Hoffest, als wir den Pasteur installiert hatten. Seither haben wir jedes Jahr eines veranstaltet. Anfangs kamen so 800-1.500 Besucher. Seit ca. 7 Jahren haben wir eine Mitarbeiterin, die sich neben Ihrer Aufgabe im Hofladen hauptverantwortlich um die Organisation unseres Hoffestes kümmert. Weiterhin haben wir das Hoffest von Samstag auf den Familientag Sonntag gelegt. Seither sind die Besucherzahlen auf über 6.000-7.000 Gäste angestiegen. In 2017 feiern wir dann schon unser 20-jähriges Hoffest-Jubiläum.

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Das klingt noch einmal nach viel Extra-Arbeit!
In der Tat, das ist viel Arbeit, aber es ist auch unsere Marketingmaßnahme Nr. 1. Da haben wir die beste Möglichkeit, den Gästen alles zu erzählen, was sie wissen wollen, ihnen alles zu zeigen und sie alles probieren zu lassen. Das kann keine Radiowerbung.

Den Rest des Jahres besucht ihr ja regelmäßig eure Kunden. Wie viele Haushalte beliefert ihr derzeit?
Ich glaube wir hatten mal an die 2.000 Privatkunden, aktuell sind es insgesamt 500. Mit denen wir aber genauso viel Umsatz erwirtschaften wie vorher.

Wie ist euch das denn gelungen?
Wie viele Betriebe müssen auch wir immer wieder versuchen Kosten zu reduzieren. Möglichst an vernünftiger Stelle. Vor wenigen Jahren haben wir versuchsweise eine Lieferpauschale in Abhängigkeit des Umsatzes eingeführt. Bis 10 Euro Umsatz 4 Euro Lieferpauschale, von 10-25 Euro nehmen wir 2 Euro Lieferpauschale, ab 25 Euro Einkauf liefern wir frei Haus.

Das hat uns damals viele Kunden gekostet, interessanterweise aber zum größten Teil welche, die durch ihre Kleinst-Bestellungen von 2x2l Milch pro Woche Service-Kosten produziert haben, die wir nie wieder an anderer Stelle reinholen konnten.

Weil wir ein Gewerbebetrieb sind, lässt sich das bei uns gut rechnen. Unser Haupteinzugsgebiet ist Leipzig, viele Mietshäuser, viele Treppen. Da ist die Logistik der teuerste Part. Wir freuen uns, dass Regionalität für viele Verbraucher in ihren Kaufentscheidungen eine immer größere Rolle spielt und sich so viele Kunden so regelmäßig und gerne durch uns beliefern lassen.

Wir haben ja wieder viel über Milchviehherden und Milch gesprochen, Karsten. Was gibt es von Deiner Seite aus noch zu ergänzen? Was wünschst Du Dir und euch für die Zukunft?

Ach, da gäbe es schon einiges. Ein fun fact: Wir sind Europas größter Anbauer für Bio-Zwiebeln mit über 40 HA pro Jahr und halten 10% Marktanteil bei Biozwiebeln in Deutschland. Vermarktet werden diese über das Deutsche Zwiebelkontor in Calbe bei Magdeburg.

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Ich möchte perspektivisch ein sicherer Arbeitgeber sein für meine Mitarbeiter, möchte sie ansprechend entlohnen können und auch gut für unseren Betrieb wirtschaften.

Mit dem ganzheitlichen Blick auf die Landwirtschaft würde ich mir wünschen, dass die Akzeptanz der Verbraucher für die handwerklich hergestellte, regionale Milch weiter steigt und sie unsere Mühen honorieren und die Wertschätzung sich auch in einem vernünftigen Preis ausdrückt.

Karsten, ich danke Dir! Euch, euren MitarbeiterInnen und den Tieren weiterhin alles Gute. Und viel Erfolg, wir sehen uns auf eurem 20. Hoffest in 2017.

Das Gespräch wurde aufgezeichnet von Kirsten Kohlhaw, commotivation

Der BVDM zeigt sich im DORV auf der Grünen Woche 2015

2015 präsentiert sich der Bundesverband der Vorzugsmilcherzeuger und Direktvermarkter von Milch und Milchprodukten erstmals auf der Grünen Woche in Berlin. Als Teil der DORV-Initiative zur Versorgung in ländlichen Regionen im Rahmen der Sonderschau des BMEL nimmt BVDM-Mitglied und Vorzugsmilchbauer Peter Guhl (Weitenfeld Hof) stellvertretend an einer Podiumsdiskussion teil. 

Gemeinsam mit Braumeister Berthold Reiner von der Brauerei Rainer, Landarzt Dr. Martin Vennedey und dem Leiter der DORV-Initiative Herrn Frey diskutierten sie über die Versorgungslage und Chancen durch Direktvermarktung und regionale Landwirtschaft.

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Am Rande des offiziellen Programms trafen sich weitere Verbandsmitglieder zum fachlichen Austausch mit den Kollegen.

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BVDM wählt neuen Vorstand – Nachbericht zur JHV

Zur jährlichen Mitgliederversammlung traf sich der BVDM am 8.11.2014 beim Milchdirektvermarkterbetrieb Große Kintrup im Münsterland. Mit über 50 Mitgliedern war die Versammlung auch in diesem Jahr wieder gut besucht. Claudia Müller, die gemeinsam mit ihrem Mann Achim den Vorzugsmilchbetriebs Weidenhof in Wächtersbach führt, löst Gerhard Windler als neue Vorstandsvorsitzende ab. Sie wird unterstützt von Bert Riecken, Leiter von Rieckens Eichhof in Schleswig-Holstein.

Der gewählte Vorstand in Gänze:
Claudia Müller 1. Vorsitzende
Bert Riecken, stellvertretender Vorsitzender
Die Landesbeauftragten:
Schleswig-Holstein: Bert Riecken, Stellvertreter Gunda Sierck
Mecklenburg Vorpommern: Peter Guhl
Hamburg: Gerd Langeloh
Niedersachsen: Jörgen Hemme, Stellvertreter Hanke Diers
Hessen: Claudia Müller, Stellvertreter Wolfram Meyer
NRW: Bernd Hielscher, Stellvertreter Antonius Langehaneberg
Rheinland-Pfalz: Bernhard Höfer, Christian Bange
Sachsen: Karsten Döbelt
Baden Württemberg: Matthias Dobler, Stellvertreter Marcus Knösel
Bayern: Erich Lerf, Stellvertreter Roland Stähr

Dr. Jürgen Siems

Jürgen Siems, Fachberater Milchproduktion aus Hittbergen/Niedersachsen, gab in seinem Vortrag Einblicke in Wirtschaftlichkeitsanalysen über Betriebszweigabrechnungen. Auf Basis der vorhandenen Betriebsdaten ließ sich gut exemplarisch nachvollziehen, mit welchem Produkt der meiste Gewinn im Verhältnis zum Umsatz erzielt wird. Die Frage hingegen, ob Direktvermarktung wirtschaftlich ist, lässt sich nicht so eindeutig beantworten. Denn neben rein wirtschaftlichen Gründen gibt es für die Direktvermarkter auch ideelle Gründe, nämlich die Förderung regionaler Strukturen, den Erhalt des familieneigenen Betriebs sowie der landwirtschaftlichen Vielfalt und den damit verbundenen positiven Imagetransfer.

DSC_0146_B_300x211 DSC_0152_B_300x180Bei der anschließenden Hofbesichtigung auf dem Milchhof Leonhard Große Kintrup vermittelte der Inhaber seinen Verbandskollegen einen intensiven fachlichen Einblick in seinen hochmodernen Betrieb in Münster-Handorf. 220 Milchkühe, 35 Hektar Land, die hohe Qualität der Produkte und ein tolles Team sorgen dafür, dass der Direktvermarkter in seiner Region erfolgreich verwurzelt ist. Die Verbindung aus neuester Technik und traditionellem Wissen, innovativer Vermarktung und ursprünglichen Milcherzeugnissen, wie zum Beispiel der westfälischen Stippmilch, sorgt für eine verlässlich hohe Akzeptanz unter den Verbrauchern und Händlern in der Region um Münster.

Gerhard Windler verabschiedete sich aus seiner jahrzehntelangen aktiven Zeit mit einem Vortrag über die historische Entwicklung der Vorzugsmilch und ihre Besonderheiten in Punkto Verpackung, Logistik und Verfügbarkeit und die Geschichte des Verbandes, mit dessen Arbeit er bereits seit seiner Kindheit in Berührung kam.

Bert Riecken, Claudia Müller, Gerhard Windler (vlnr)
Bert Riecken, Claudia Müller, Gerhard Windler (vlnr)
Gerhard Windler und Antje Hassenpflug (GF)
Gerhard Windler und Antje Hassenpflug (GF)

Am Abend wurde der kollegiale Fachaustausch unter Praktikern fortgesetzt. Alte und neue Mitglieder sowie Interessenten schätzen die Möglichkeit, sich mindestens einmal im Jahr intensiv über Sorgen, Nöte und Neuerungen in der Branche auszutauschen.