JHV: Wiedersehen in Bayern

Endlich war es wieder soweit: der Bundesverband hatte am zweiten Novemberwochenende zur traditionellen Jahreshauptversammlung geladen. Die Mitglieder trafen sich im Finsinger Moos zwischen München und Erding. Knapp 50 Teilnehmer konnten wir in diesem Jahr begrüßen; die meisten Teilnehmer reisten bereits auch wieder am Freitagabend an und nutzten den Abend für Gespräche zum Erfahrungsaustausch. Was für eine herzliche Runde! Am Samstag hielten die Mitglieder ihre Versammlung ab. Nachdem die wichtigen Regularien abgearbeitet waren gab es einen interessanten Einblick in die Rohmilchforschung unseres beratenden Mitgliedes Ton Baars (Universität Utrecht). Sein Vortrag wurde abgerundet durch den Erfahrungsbericht unseres Mitgliedes Andre Mulder aus den Niederlanden; er stellt seit vielen Jahren Kefir aus Rohmilch her. Anschließend begrüßten wir Prof. Dr. Bernhard Watzl (ehem. Leiter am Max-Rubner-Institut, Institut für Physiologie und Biochemie, Karlsruhe), der in seinem Vortrag auf die Bedeutung der Milch in der Ernährung aber auch auf die Diskussion um das Thema Milch zur Gesundheit einging. Im Anschluss an die Mitgliederversammlung besuchten alle Teilnehmer den Betrieb der Familie Lanzl in Neuching. Markus und Josephine Lanzl gaben während der Hof- und Molkereiführung einen Einblick in ihre Produktion und Vermarktung ihrer Heumilch. Der Abend war dann ganz der Geselligkeit gewidmet – bei typisch bayrischen Spezialitäten ließen wir auch diese Jahreshauptversammlung ausklingen. Eine tolle Runde war das – wir freuen uns schon auf das nächste Treffen: im November gibt es ein Wiedersehen in Sachsen, bis dann!

 

Nachruf

Mit großer Bestürzung und tief empfundener Trauer müssen wir den Tod von Pius Frey verschmerzen. Pius ist am 21. März im Alter von nur 61 Jahren verstorben.

Anja und Pius vom Völkleswaldhof in Oberrot: das war eine feste Einheit in unserem Verband. Gemeinsam haben sie den Betrieb bundesweit bekannt gemacht, der inzwischen mehrfach ausgezeichnet wurde. Wir haben Pius immer als engagierten Kämpfer für die Landwirtschaft, die Vorzugsmilch und den biodynamischen Landbau kennengelernt. Pius war dabei, wenn es um die Entwicklung und Umsetzung neuer Ideen und Konzepte ging, wie zuletzt bei der „Bruderkalb Initiative Hohenlohe“. Dabei war Pius immer auch landwirtschaftlicher Realist, der mit beiden Füßen auf dem Boden stand. Und trotz der widrigen Umstände um die Neuverpachtung des Völkleswaldhofes hat er sich seinen Grundoptimismus nicht nehmen lassen. Das durften wir zuletzt gemeinsam mit ihm auf unserer letzten Jahreshauptversammlung in Oldenburg erleben.

Wir verlieren einen von allen Mitgliedern geschätzten Kollegen, einen Landwirt aus Passion und wir sind dankbar für die Zeit und die vielen guten Gespräche mit Pius.

Wir wünschen Anja und seiner Familie ganz viel Kraft in diesen dunklen Stunden. Wir hoffen, dass sie unsere Gedanken und guten Wünsche ein Stück weit tragen und ihnen über den Verlust hinweghelfen.

 

Nachhaltigkeitspreis 2021: 1. Platz geht an Rieckens Landmilch, Schleswig-Holstein

Riekens Landmilch

Der Betrieb von Kherstin und Bert Riecken wurde in diesem Jahr mit dem Nachhaltigkeitspreis 2021 ausgezeichnet, der in Schleswig-Holstein alle zwei Jahre verliehen wird. Der mit insgesamt 12.000 Euro dotierte Preis wird vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung ausgeschrieben und wurde Ende Mai von der Umweltstaatssekretärin Dr. Kuhnt in Kiel übergeben.

Wir gratulieren Familie Riecken an dieser Stelle recht herzlich zum ersten Platz!

Ceres Award 2020 – Die Wahl zum Landwirt des Jahres

Der Ceres Award wird an besondere Betriebe in zehn verschiedenen Kategorien verliehen und ist eine ganz besondere Auszeichnung für außergewöhnliche Leistungen der Landwirte und Landwirtinnen in Deutschland.

Wir freuen uns, dass in diesem Jahr zwei Mitglieder unseres Verbandes und insbesondere zwei Vorzugsmilcherzeuger bereits zum „Landwirt des Jahres 2020“ bzw. „Landwirtin des Jahres 2020“ nominiert wurden:
Jan-Hendrik Langeloh aus Hamburg hat es in der Kategorie „Rinderhalter“ unter die besten drei Bewerber geschafft und Anja Frey aus Oberrot sicherte sich in der Kategorie „Biolandwirt“ einen Platz. Ganz gleich welcher Betrieb am Ende die Auszeichnung gewinnt, eine ganz besondere Anerkennung ist das bisher erreichte ohnehin.
Welch Freude, dass dieses Engagement nun so wunderbar gewürdigt wird – als Lohn und Dank für eine besondere Zeit!
Wir wünschen Euch viel Erfolg, Glück und Gesundheit für Eure Familien und den Schwung und die Ausdauer, so weiter zu machen wie bisher und drücken Euch weiterhin die Daumen bis zur Preisverleihung des Ceres Award 2020 am 28.10.2020 für die Wahl zum Landwirt des Jahres/ zur Landwirtin des Jahres 2020.

Update 28.10.2020: Die Verleihung des Ceres Award wurde für dieses Jahr abgesagt und wird voraussichtlich im März 2021 nachgeholt werden.

Update:

Die Verleihung des Ceres Award 2020 wurde auf März 2021 verschoben und mit Spannung erwarteten alle Teilnehmer nach langer Zeit die Entscheidung der Jury. Zwei unserer Mitgliedsbetriebe qualifizierten sich in den Kategorien Biolandwirt und Rinderhalter und schafften es unter die letzten drei ihrer Kategorie. Am 24. März fand dann im Rahmen der „Nacht der Landwirtschaft“ die Preisverleihung in einem ganz anderen Format statt – diesmal online und per Video-Zuschalte aller Finalisten.

Zum Landwirt des Jahres wurde in 2020 Felix Hoffahrt aus Lohra aus der Kategorie Rinderhalter gewählt.

Nichts desto Trotz ist die Platzierung unserer beiden Betriebe eine herausragende Auszeichnung und Anerkennung ihrer Arbeit. Wir gratulieren recht herzlich und wünschen Euch alle Gute für die Zukunft.

Käsemarkt und Tag der Milch in 2020 abgesagt

Aufgrund der derzeitigen Corona-Situation werden in diesem Jahr zwei durch Mitglieder des BMV unterstützte Veranstaltungen nicht stattfinden können.

Der von Slow Food Hamburg organisierte Käsemarkt „De Kees“ am 24.05.2020 fällt dieses Jahr aus. Im kommenden Jahr soll es aber weitergehen; der neue Termin ist der 30.05.2021 in der Hobenköök im Hamburger Oberhafen.

Desweiteren musste die Aktion des BMV zum Internationalen Tag der Milch (01.06.2020) in Zusammenarbeit mit „Manufactum brot & butter“ abgesagt werden, da die angelagerte Gastronomie noch nicht regulär geöffnet hat. Auch hier soll es im Jahr 2021 eine Fortsetzung geben. Wir freuen uns, wenn wir den Tag der Milch in 2021 wieder zusammen mit Manufactum durchführen können!

Tag der Milch 2019: Milchprodukte im Fokus bei Manufactum brot&butter

brot&butter und beste Milch – ein einfach gutes Trio. Am Samstag, den 1.6.2018 feiern Milch-Direktvermarkter des BMV und die Manufactum brot&butter Filialen in Deutschland Qualität und Geschmack mit einer bundesweiten Verkostungsaktion. Während die engagierten Landwirte zum Besüräch über Regionalität und Direktvermarktung laden, setzt brot&butter mit einem abgestimmten gastronomischen Angebot zusätzliche Akzente rund um das Ur-Lebensmittel Milch.

Zum 6. Mal in Folge findet die gemeinsame Aktion statt. Teilnehmende Filialen sind München, Stuttgart, Frankfurt, Köln, Düsseldorf, Waltrop und Bremen. Besucherinnen und Besucher können mit den Produzenten der handwerklich erzeugten, regionalen Lebensmittel ins Gespräch kommen und verschiedene Produkte verkosten. In den Filialen in Bremen, Stuttgart, München und Frankfurt/Main gehört auch Rohmilch in Vorzugsmilch zum Repertoire. Der BMV begrüßt, dass Manufactum brot & butter sich trotz größerer logistischer Herausforderungen in Bezug auf die Kühlung, die Mengenplanung und die Handhabung in den Läden für den Erhalt dieses naturbelassenen Lebensmittels einsetzt.

Die Teams der einzelnen Manufactum brot&butter Filialen setzen zudem einen geschmacklichen Schwerpunkt auf Milch und Milchprodukte. Neben den jeweiligen regionalen Produkten der einzelnen Direktvermarkter wie Milch, Joghurt und Quark gibt es Milchstuten und andere Köstlichkeiten zu probieren. Lassen Sie sich überraschen und schauen Sie in Ihrem brot&butter Geschäft vorbei. die Landwirte der einzelnen Betriebe freuen sich auf anregende Gespräche mit Ihnen. Und bescheren Ihnen gerne gute Geschmackserlebnisse.

Aus der 12-teiligen Internet-Doku der Mawi-Medien sehen Sie hier Teil 1

Neben Bernd Kück von Kücks Milchhof Weitere Vorzugsmilch-Betriebe sind der Milchhof Lerf, der die Manufactum brot&butter Filiale in München regelmäßig mit frischer Vorzugsmilch beliefert. Auf der Grünen Woche 2017 wurden die Allgäuer für ihre Vorzugsmilch in Heumilch-Qualität ausgezeichnet: Bayerns beste Bio-Produktewir berichteten.

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Auch der Vorzugsmilchhof Weidenhof in Wächtersbach engagiert sich für Direktvermarktung in höchster Qualität. Gemeinsam mit ihrem Mann Achim bewirtschaftet Claudia Müller nicht nur den Betrieb, sondern engagiert sich auch agrarpolitisch für eine zukunftsfähige regionale Landwirtschaft. Sie ist unter anderem Vorsitzende des BMV-Vorstandes. Sie beliefern seit Jahren die Manufactum brot&butter Filiale in Frankfurt.

Der Völkleswaldhof beliefert die Manufactum brot&butter Filiale in Stuttgart. Die Familie Frey ist u.a. durch das SWR-TV-Format „Lecker aufs Land“ berühmt geworden. Der Vorzugsmilch-Betrieb, hier im Hofporträt, bewirtschaftet seinen Hof nach Demeter-Richtlinien, die Vorzugsmilch wurde auf der diesjährigen Slowfood Messe ausgezeichnet als „Marktheld 2019“.

Familie Frey Voelkleswaldhof

In der brot&butter Filiale in Waltrop ist die pasteurisierte Landmilch vom Hof Billmann seit Jahren eine feste Größe. Heiner Billmann bewirtschaftet mit seiner Frau und Kindern zusammen einen landwirtschaftlichen Familienbetrieb mit 50 Milchkühen in Waltrop und vermarkten einen Großteil ihrer Produkte direkt. Neben Trinkmilch produzieren sie Joghurt und Quark.

Hier geht es zu Website des Milchhof Billmann

Die Manufactum brot&butter Läden in Köln und Düsseldorf werden seit der Betriebsaufgabe des Vorzugsmilchhofes Deselaers vom Hielscher Hof beliefert. Der Milchviehbetrieb Hielscher Hof produziert und vermarktet zudem unter der Marke Witzheldener Bauerkäse mit großem Erfolg seinen eigenen Käse. Sein Motto: Mit der Kuh per Du.

1. Hamburger Käsemarkt „de Kees“ am 26. Mai 2019

Der wunderbare Hamburger Vorzugmilchbetrieb Milchhof Reitbook präsentiert sich auf dem ersten Hamburger Käsemarkt „de Keek“ zusammen mit dem BMV. An einem gemeinsamen Stand bieten sie Milch, Joghurt und Käse zum Probieren und zum Verkauf an.
Datum: Sonntag, 26.05.2019
Uhrzeit: 10:00 – 17:00 Uhr
Ort: Hobenköök im Oberhafen,
Stockmeyerstraße 43, 20457 Hamburg
Preis (EUR): 3,– Euro / Kinder frei

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Der erste Hamburger Käse Markt wird rund um die Hobenköök im Hamburger Oberhafen stattfinden. Über 25 Käserinnen und Käser, sowie Affineure bieten Käse aus der Milch von Büffel, Ziege, Kuh und Schaf an. Sie können die wahrscheinlich grösste Auswahl an handwerklich hergestellten norddeutschen Käsen geniessen. Ein ausgesuchtes Rahmenprogramm mit verschiedenen Geschmackserlebnissen, eine Käseschule, unsere beliebte Kinderkäsestrasse (die viele vielleicht noch vom Freilichtmuseum am Kiekeberg kennen) und ein Podiumsgespräch zum Thema : Kinder können Kochen (begleitet von den kochenden Schülern der St. Pauli Gesamtschule) bietet Ihnen vielfältige Möglichkeiten für die ganze Familien. Sie werden sich über die Qualität von hochwertiger Milch, frischer Bio Butter und unbehandelten Magerquark informieren können. Auch wird uns Ursula Heinzelmann, eine ausgewiesene Expertin in Sachen Käse und Wein, verschiedene Käse und ihre Geschichte vorstellen. Natürlich mit dazu passenden Weinen. Schauen Sie immer mal wieder auf die Slowfood-Seite, diese wird fortlaufend ergänzt.
Quelle: Slowfood vor Ort

Der Käse vom Milchhof Reitbook wurde 2017 beim Deutschen Käsepreis ausgezeichnet (link).

Vorzugsmilch vom Völkleswaldhof Slow Food „Marktheld 2019“

Ausgezeichneter Auftritt des BMV-Mitgliederbetriebs Völkleswaldhof auf der Slow Food Messe 2019! Mit dem Titel „Marktheld 2019“ zeichnet die Vereinigung, die sich für „gute, saubere und faire“ Lebensmittelerzeugung einsetzt, den Demeter-Betrieb aus.

Anja und Pius Frey bewirtschaften den Hof im Naturpark Schwäbisch-fränkischer Wald als Pächter. Sie sind einer der wenigen Vorzugsmilchbetriebe bundesweit, setzen auf regionale Verbundenheit in Bio-Qualität und wesensgemäßen Umgang mit ihren Tieren. Die Familie Frey und ihre MitarbeiterInnen pflegen den intensiven Austausch mit den Kunden und praktizieren – ebenso wie die beiden Demeter-Höfe „Stolze Kuh“ in Brandenburg und „Hofgut Rengoldshausen“ am Bodensee muttergebundene Kälberaufzucht.

Jahrelang organisierten der BMV und Slow Food bereits gemeinsam Milchverkostungen, um engagierte, kritische Verbraucher die geschmacklichen Unterschiede zwischen naturbelassener und industriell verarbeiteter Milch nahe zu bringen. Beispiele sind unter anderem Milchverkostungen im Rahmenprogramm der Slow Food Messen und eine in dieser Form bis heute einzigartige Querverkostung von Vorzugsmilch (gemeinsam mit Geschmackstage Deutschland e.V., s. link)

Wie gut solche Aktionen beim Publikum ankommen, hat Anja Frey auf der Slow Food Messe 2019 erneut erlebt: „Es gab viele Kundengespräche und nette Milchverkostungen. Besonders beliebt ist ja unsere Aktion: Wer schmeckt den Unterschied zwischen Vorzugsmilch, past. Milch, ESL-Milch und H-Milch.“ Geschmacksbildung ist eben auch immer Geschmacksprägung! Und Milch, das konstatierte Slow Food Vorsitzende Dr. Ursula Hudson bereits 2014, ist „viel mehr als nur das Schäumchen auf dem Cappucchino“.

Guter Geschmack, Austausch und Transparenz sind zentrale Säulen in der handwerklichen Lebensmittelerzeugung. Doch in Bezug auf die unverhältnismäßg starke Betonung der Risiken beim Verzehr von Rohmilchprodukten, kommt der wissenschaftlichen Analyse und Einordnung in das Verhältnis von gesundheitlichen Vorteilen und Risiken eine zentrale Bedeutung zu. Rohmilch-Experte Prof. Dr. Ton Baars, der mit Milk & Health eine eigene Website zum Thema betreibt, steht in regelmäßigem Austausch mit den engagierten Rohmilch-Bauern und baut an diesem beispielhaften Bio-Betrieb eine Brücke zwischen Wissenschaft und Verbrauchersouveränität.

Slow Food hat im Nachgang der diesjährigen Messe ein schönes Interview mit Anja Frey geführt. Hier ein Auszug, auf die Frage, warum sie muttergebundene Kälberaufzucht betreiben: (…) „Elternzeit für unsere Kühe“ – das bedeutet, dass alle unsere Milchkühe Mütter sein dürfen und ihre eigenen Kälber säugen und großziehen dürfen, Töchter und Söhne gleichermaßen. Wenn die Familien- und Stillzeit vorbei ist, kommen unsere weiblichen Kälber, nun Fresser genannt, in einen gleichaltrigen Herdenverband. In etwa drei Jahren werden sie zu stattlichen Milchkühen. (…)“ Das an dieser Stelle (link) auf der Slow Food Seite verlinkt ist.

Herzlichen Glückwunsch, liebe Anja und Pius Frey, und weiterhin alles Gute für euch und eure Arbeit!

Das BMV-Hofporträt über den Völkleswaldhof können Sie hier lesen.

Bio gewinnt. Hofgut Rengoldshausen im neuen STERN Nr. 18

„Früher wurden sie belächelt, heute sind sie die Helden.“ So beginnt ein groß aufgemachter Beitrag im neuen STERN, in dem auch über das BMV-Mitglied Hofgut Rengoldshausen am Bodensee berichtet wird. Mechthild Knösel, die auf dem Tietelbild lachend mit Mistgabel in der Hand zu sehen ist, ist für die Tiere verantwortlich. Der Hof, der liebevoll kurz Rengo genannt wird, wird von Mechthild und Markus Knösel und einem großen Team nach Demeter-Richtlinien bewirtschaftet. Mechthild gibt Seminar in Low Stress Stockmanship und gilt als Pionierin der muttergebundenen Kälberaufzucht.

Veranstaltungshinweis: Am 17.7.2019 findet auf dem Hofgut ein Praktikertag statt rund ums Milchvieh:
Ein Auszug aus dem Veranstaltungs-Flyer (das PDF haben wir hier hinterlegt):
190430_DEM_Praktikertag_Milchvieh_Ansicht
„Wir laden Landwirt*innen und Interessierte herzlich zum Praktikertag rund ums Milchvieh ein! Ein vielfältiges Programm mit Weidebegehungen, praktischen Vorfüh- rungen am Tier, Stallrundgängen, Vorträgen, Dialogen und gemeinsamem Austausch:
Der Tag ist in Themenposten aufgeteilt.
Alle Besucher*innen können sich so ein individuelles Programm zusammenstellen.“

„Die aktuelle Ausgabe des stern Nr. 18, 25.04.2019💥
Biohofgut Rengoldshausen am Bodensee
Es war ein leiser Sieg, fast unbemerkt. Auch deshalb erinnert sich Mechthild Knösel so gern daran. Irgendwann jedenfalls fiel ihr das Handwerkerauto
auf, das immer um die Mittagszeit vor der alten Scheune stand. Dann sah sie den Fahrer, einen Elektriker im Blaumann. Er kaufte im Hofladen ein Wurstbrot für die Mittagspause.
„Das war der Moment, als ich wusste: Wir gewinnen“, sagt Knösel. „Der Mann hätte auch ins nahe Café beim Baumarkt gehen können. Aber er kommt lieber zu uns, zu den Ökos.“ Noch vor wenigen Jahren war der Hofladen im Keller versteckt. Heute prangt an der Zufahrt zum Gut ein großes Schild, der Laden ist ins Erdgeschoss umgezogen, mit großen Schaufenstern und stolzer Auslage. Im Sommer kommen 6000 Leute zum Hoffest. Über 1200 Kunden haben die Grüne Kiste💚 mit Obst, Gemüse, Salaten und Kräutern abonniert…“
Und hier haben wir den Online-Version des Artikels im STERN 18/2019 verlinkt.

In einem Hofporträt (s. Link) haben wir den Betrieb bereits vorgestellt.

Auch im Slow Food Magazin wurde bereits über den Ansatz der muttergebundenen Kälberaufzucht berichtet.

Hier geht’s zur Seite vom Hofgut Rengoldshausen.

Der SWR berichtet über den Betrieb in einer 45 minütigen Reportage. Hier geht’s zum Bericht.

Hofporträt Stolze Kuh: Vom Cowgirl zur Ökobäuerin in Brandenburg

In einem kleinen Dorf nahe der polnischen Grenze, 1,5 Stunden nord-östlich von Berlin, befindet sich ein kleiner Hof mit großem Herz und unbedingtem Willen. Die Betreiber wollen nicht weniger als das Beste für das Land, ihre Tiere und für die Menschen, für die sie ihre Lebensmittel herstellen. Ihre Herde – so bunt wie ihr Konzept. Auf den Naturschutzflächen des Nationalparkvereins Unteres Odertals weiden 120 Rinder alter Zweinutzungsrassen, darunter auch die Bullen. Gemolken wird auf der Weide, und die Kälber trinken bei Ammen, im Winter wird nur Heu gefüttert.

Anders wirtschaften

Der Hof der jungen Landwirte ist aus vielen Gründen ein besonderer:
Anja und Janusz Hradetzky lernten sich im Rahmen ihres Studiums an der HNEE (Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde) kennen. Nach einer kleinen Odyssee und Explorationsphase starteten die beiden – frisch verheiratet – 2014 ohne Geld, ohne Land, und ohne Kühe in ein unternehmerisches Abenteuer ungewissen Ausgangs. Sie verkauften Kuhanteile an Unterstützer, um den Erwerb der Tiere zu finanzieren, und gehen auch sonst viele ungewöhnliche Wege in der ökologischen Landwirtschaft.
2018 wurde Anja Hradetzky als „Grüne Gründerin“ ausgezeichnet, 2019 erschien ihr Buch „Wie ich als Cowgirl die Welt bereiste und ohne Geld und Land zur Bio-Bäuerin wurde“ (DuMont Reise Verlag, 2019).
Wesensgemäße Viehhaltung auf Naturschutzflächen, handwerkliche Milchverarbeitung und Direktvermarktung zeichnen den ökologischen Ausnahme-Betrieb aus.

Die Stolzen Kühe der Öko-Landwirte Anja und Janusz Hradetzky weiden auf Naturschutzflächen des Nationalparkvereins Unteres Odertal bei Lunow-Stolzenhagen.
Das Wesen der Kuh achten. 24/7 – das ganze Jahr über, durch alle Gezeiten und in allen Bereichen.

Interview mit Anja Hradetzky, Demeter-Ökobäuerin, Aktivistin und Buchautorin

Anja, ihr habt mittlerweile zwei Kinder. Du bist politisch viel unterwegs und engagierst Dich in diversen Netzwerken und für die naturverträgliche Weiterentwicklung eurer Region. Dazu die Arbeit auf dem Hof und der Direktvermarktung. Wann hast Du denn bitte noch die Zeit gefunden, ein Buch zu schreiben?
(lacht) Ganz ehrlich? Fast nur nachts. Da unser jüngster Familienzuwachs anfangs ohnehin nachts viel wach war, habe ich mir diese Not zunutze gemacht. Außerdem hatte ich mit Hans von der Hagen einen tollen Co-Autor, der mich echt verstanden hat und so tief in mein Leben eingetaucht ist, dass es toll gekappt hat mit dem gemeinsamen Schreiben. Eine irre Erfahrung.

Wie kam es denn zu dem Buch?
Der DuMont Verlag hat sich gemeldet, nachdem ein Artikel in der Süddeutschen über mich erschienen war, der die Überschrift trug: Vom Aldi-Kind zur Ökobäuerin (Süddeutsche Zeitung, 27. Juli 2016). Die haben vermutet, dass da noch mehr Geschichten drin sind.

Sie hatten recht! Das Buch liest sich so spannend, es ist es ein „page-turner“. Ich habe es in einem Schwung durchgelesen und kann es jedem als Inspiration nur empfehlen. Wie ist es für Dich, jetzt mit diesem 340-Seiten starken Werk auf Lesetour zu sein?
Es ist schön, auf Podien und Tagungen, auf denen ich sonst politisch aktiv bin, meine persönliche Geschichte zu erzählen, es erstaunt mich, wie berührt und inspiriert die Menschen sind.Das tut mir gut und gibt viel Kraft. Klar ist es ein Auf und Ab, aber es lohnt sich.

Ihr lebt ein besonders außergewöhnliches Konzept mit euren Stolzen Kühen. Wie seid ihr momentan denn aufgestellt?
Wir schlachten aktuell alle zwei Wochen, unser Absatz hat sich verdoppelt. Mehr als 180l /Tag Milch können wir aktuell kaum bewältigen, dafür müsste dringend ein größerer Kessel her. Wir haben weitere Engpässe, auch unsere Abfüllmöglichkeiten und die Lüftung müssen optimiert werden. Doch wie Du Dir denken kannst, müssen wir unsere Investition schrittweise denken. Ein neuer Kessel kostet 30.000 Euro.
Eine Freundin ist zwischenzeitlich eingestiegen, sie ist Käserin und dazu sehr unternehmerisch eingestellt. Eine Mitarbeiterin, die sich komplett selbst organisiert, das ist toll. Wir brauchen mehr von solchen Leuten. Insgesamt haben wir jetzt sechs Angestellte, meist in Teilzeit. Das mit der Teilzeit hat auch den Grund, dass wir so krankheitsbedingte Ausfälle besser kompensieren können.

Den Aufbau eurer Käserei habt ihr über Crowdfunding finanziert…
Ja, das hat zum Glück gut funktioniert, weil wir aus unserer Anfangszeit bereits eine treue Schar von Unterstützern hatten und ein großes Netzwerk engagierter Menschen pflegen. Es ist so toll, unseren eigenen Rohmilchkäse herstellen zu können. Seit uns die Gläserne Molkerei gekündigt hat, da sie künftig keine Kleinstbetriebe und keine Produktionsüberhänge mehr abnehmen, ist das auch zwingend nötig. Wo sollten wir sonst mit der tollen Milch hin? Wir haben eine Super-Qualität, da die Kühe auf der Weide gemolken werden und so viel Platz haben, dass sie sich – im Gegensatz zu engen Ställen – nie in ihren eigenen Mist legen würden. Das Melken auf der Weide mag einigen Leuten suspekt sein, weil es ungewöhnlich ist, wir sehen darin jedoch viele Vorteile für die Tiere, sie können wesensgemäß in ihrer Herde leben, und das wirkt sich auch auf die Qualität der Milch aus.

Das was wir produzieren, geht wirklich gut weg. Wir verkaufen viel Rohmilch-Quark und Joghurt, auch unser Frischkäse hat nach 3 Wochen einen spannenden Punkt erreicht zwischen Mild und charakteristisch würzig. Vom gereiften Hartkäse könnten wir eher noch mehr verkaufen als wir haben. Der braucht einfach 1,5 Jahre… Für diesen momentanen Engpass habe ich den Käse vom Klostergut Heiningen dazu genommen, das ist bei Braunschweig. Die beiden gerade einsteigenden Junglandwirte, Frieda und Theo Degener, sind in unserem Alter. Sie bewirtschaften auch nach Demeter-Richtlinien, halten Bullen und Ammen und betreiben eine Demeter-.Das passt so gut. Von dem Austausch untereinander profitieren wir beide.

Wie habt ihr euch kennengelernt, Du und Frieda?
Das war, als wir beide schwanger waren. Wir konnten ja weniger machen, nicht mehr alleine melken, nicht schwer heben oder ähnliches, und haben in der Zeit beide Kälber gezähmt.
Und heute? Wie läuft es denn jetzt mit der Direktvermarktung eures Käses und eures Fleisches?
Wir haben unseren Hofladen 1x pro Woche für zwei Stunden geöffnet. Damit sind die Leute hier aus dem Ort und der umliegenden Nachbarschaft versorgt.
Der Rest unserer Produkte geht nach Berlin, wir beliefern derzeit 10 Marktschwärmereien in Berlin, davon allein zwei in Kreuzberg, mit Joghurt, Quark, Eiern und Fleisch. Hier gehts zu den Marktschwärmern (link)
Für die Voll-Versorger hatten wir mit der SoLaWi angefangen, das hat aber nicht funktioniert, also wir haben es wieder gestoppt. Jetzt setzen wir auf Sammelbesteller – so ist steht der Ertrag im Verhältnis zum Aufwand mit Verpackung und Auslieferung. Wir können einfach nicht alle Rinder-Wiener einzeln verteilen.

Im kleinen Hofladen in Lunow-Stolzenhagen versorgen sich Anwohner aus dem Dorf und Nachbargemeinden. Auch online kann man die Produkte bestellen – oder über ausgewählte Marktschwärmer-Verkaufspunkte in Berlin.

Die Marktschwärmereien sind eine tolle Ergänzung für Direktvermarkter. Das klingt sehr gut – und praktikabel. Wer gehört noch zu euren Kunden?
Toll finde ich, dass auch einige Bürogemeinschaften in Berlin bei uns bestellen. Die bestellen zusammen zu sich auf die Arbeit und verteilen die Lebensmittel vor Ort. Das dürfte gern noch weiter Schule machen.

Euer Leben ist voller Herausforderungen, ihr seid zwar erfolgreich in dem, was ihr tut und wie ihr es tut, steht aber immer noch ziemlich am Anfang. Was macht Dir am meisten Freude?
Vermarktung ist mein Ding, das macht mir schon Spaß, aber ich will und brauche das ganzheitliche Konzept. Daher finde ich es auch so toll, dass wir die Hühner-Mobilstall dazu genommen haben und zusätzlich zu unserem Milchprodukten und dem Fleisch auch Demeter-Eier vermarkten können. Unsere Hühner sind eine Zweinutzungsrasse, das heißt, sie legen weniger Eier und auch ihr Fleisch können wir vermarkten.
Da für uns im Zentrum unseres Umgangs mit den Tieren steht, „das Wesen der Kuh zu achten“, gebe ich mein Wissen in Los Stress Stockmanship sehr gern in Seminaren weiter und tausche mich mit Kolleg*innen über alternative Haltungsformen aus. Kennengelernt habe ich diese Methode in meiner Zeit in Kanada bei meiner damaligen Gastgeberin und Mentorin Kelly. Sie lehrte mich, eine Herde allein mit Körpersprache und ruhiger Bestimmtheit zu lenken. Auf der Nachbar-Ranch kämpften sich damals 5 schreiende, staub aufwirbelnde Cowboys an ihrer Herde ab. Der Unterschied war eklatant, ich wollte es fortan so machen wie Kelly.

Wo geht es für euch hin, in welche Richtung möchtet ihr euch weiter entwickeln?
Wir sind an einem spannenden Punkt für die weitere Entwicklung. Die Fleischvermarktung funktioniert super, der Schnittkäse ist – im Rahmen natürlicher handwerklicher Abweichungen von Charge zu Charge – stabil.
Der Joghurt ist eine tolle Bereicherung und lohnt sich echt für uns. Das wir aus unserer Rohmilch so leckeren Frischkäse und Quark machen können, ist großartig. Gleichzeitig möchten wir in Zukunft auch unsere Rohmilch vermarkten, und das funktioniert nur über eine Vorzugsmilch-Zulassung. Das ist definitiv ein Ziel. Derzeit suchen wir eigene Hofstelle in der Uckermark, haben zwei Ställe und eine Halle in Aussicht. Drückt uns die Daumen.

Vielen Dank für das Gespräch und euch weiterhin alles, alles Gute für euch!

Aufzeichnung des Gesprächs: Kirsten Kohlhaw (die auch die Fragen stellte)
alle Fotos (c) Ökohof Stolze Kuh

Kontakt zu den Stolzen Kühen

Landwirtschaftsbetrieb Janusz Hradetzky
Weinbergstr. 6a, 16248 Lunow-Stolzenhagen
https://stolzekuh.wordpress.com
https://www.facebook.com/stolzekuh/
Telefon: 033365 / 71 987 (Wenn Anja und Janusz gerade bei den Kühnen sind, gerne auf den Anrufbeantworter sprechen!)
1x pro Quartal gibt es einen Infobrief. Hier kann man sich eintragen.

Weitere Lese-Termine:
6.4.2019 Baumhaus Berlin, mit Käse-Workshop. Mehr zum Event auf Facebook (link)
10.4. Meiningen – Ort und Uhrzeit folgt
8.5. Dresden – Ort und Uhrzeit folgt
11.5. Stolpe, 15h, Fuchs und Hase.