Hohe Qualität im Hohen Norden – Wie schmeckt Direktvermarktung von Milch in Schleswig-Holstein?

Pressemeldung, Berlin / Dohren 22.3.2018

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Hohe Qualität im Hohen Norden – Wie schmeckt Direktvermarktung von Milch in Schleswig-Holstein?

Am 21.4.2018 um 14 h findet für interessierte Multiplikatoren wie Touristiker, Lehrende, Landfrauen, Medienvertreter und andere am Thema Interessierte eine Veranstaltung zur Situation direktvermarktender Landwirte in Schleswig-Holstein statt, die zum genauen Hinschmecken und zum Austausch über Wertschätzung und Wertschöpfung einlädt.
Welchen Preis hat Qualität und was ist ein Liter Milch wert? Wie können Landwirte in der „Wachse oder weiche-Spirale“ überleben? Welche Wertschöpfungsmöglichkeiten existieren in der zunehmend industrialisierten Landwirtschaft für Betriebe mit eigenen Hofmolkereien? Und wie sieht Vielfalt in der handwerklichen Erzeugung von Milch und Milchprodukten im nördlichsten Bundesland, in Schleswig-Holstein aus?

Gastgeberin Gunda Sierck von der Meierei Geestfrisch in Kropp bei Rendsburg ist leidenschaftliche Direktvermarkterin: Sie und Ihre Familie verantworten in dieser besonderen Form der Landwirtschaft alle Schritte von der Herdengesundheit und Abfüllung über die Veredelung und Etikettierung bis zum Verkauf ihrer traditionell und handwerklich hergestellten Produkte.

Ebenso wie die Betreiber des befreundeten Bio-Milchhofs rieckens landmilch sind die Siercks vom Hof Fuhlreit überzeugte Feinheimisch-Produzenten. Diese Zusammenarbeit ist für beide Landwirt-Familien ein weiteres Bekenntnis zu lokal, regional und transparent in einem wirtschaftlichen Umfeld in der Lebensmittelerzeugung, das sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten radikal in Richtung Standardisierung und Anonymität gewandelt hat.

Das hohe Engagement ist eine Möglichkeit für Direktvermarkter, sich auf einem hart umkämpften Lebensmittelmarkt über eine Nische zu positionieren. Sie behalten so mehr Gestaltungshoheit, kennen ihre Kunden häufig persönlich und schaffen eine Wertschöpfungskette jenseits des gängigen Lebensmitteleinzelhandels mit seiner starken Handelsmacht.

Wie funktioniert dieser Weg für die schleswig-holsteinischen Milchviehbetriebe, die sich und ihre Produkte am Nachmittag des 21.4.2018 im Zentrum des nördlichsten Bundeslandes vorstellen? Mit welchen ökologischen, ökonomischen und politischen Herausforderungen sind sie konfrontiert? Wie sieht ein klassischer Arbeitstag dieser unternehmerischen Multitalente aus?

Diese und weitere Fragen wollen der Bundesverband der Milchdirektvermarkter und Vorzugsmilcherzeuger e.V. und Geschmackstage e.V. mit den anwesenden Landwirten und Gästen bei einer gemeinsamen Veranstaltung ausloten. Das Wort haben dabei die Hersteller selbst, die persönlich und durch ihre Produkte vertreten sind. Es sind Menschen, die aus Überzeugung in ihrer Region verwurzelt sind und auf ihre Weise einen wertvollen Beitrag leisten zur ganzheitlichen Stärkung ihrer Heimat. Hören wir ihnen zu. 

Die Teilnahme an dieser Veranstaltung ist kostenfrei. Aufgrund der begrenzten Plätze bitten wir um verbindliche Anmeldung – spätestens bis zum 20.4. 18h – unter presse(at)milch-und-mehr.de

Infos | Auf einen Blick

Datum der Veranstaltung | Samstag, der 21.04.2018, 14 – ca. 17:30h
Ort der Veranstaltung | Meierei Geestfrisch (Hof Fuhlreit), Fuhlreit 4, 24848 Kropp, www.meierei-geestfrisch.de
Anfahrt über Google Maps

Ablauf des Nachmittags „Hohe Qualität im hohen Norden“:
13:30 h Eintreffen der Gäste auf dem Hof Fuhlreit, Meierei Geestfrisch

14:00 h Begrüßung durch Ulrich Frohnmeyer, Geschmackstage Deutschland e.V. und Antje Hassenpflug, Bundesverband der Milchdirektvermarkter und Vorzugsmilcherzeuger e.V.; Grußwort Feinheimisch – Genuss aus Schleswig-Holstein; Kurzvorstellung der einladenden Betriebe Hof Fuhlreit und rieckens landmilch sowie weiterer sich präsentierender Direktvermarkter aus Schleswig-Holstein

14:20 h Milch- und Quark-Verkostung. Verschiedene Landmilch und Vorzugsmilch im Vergleich (mit ESL- und H-Milch), handwerklich produzierter Quark der teilnehmenden Betriebe. Unter fachkundiger Anleitung begeben sich die Gäste auf eine geschmackliche Erlebnisreise der feinen Unterschiede.
Einführung und Moderation: Kirsten Kohlhaw, freie Pressereferentin des BMV
15:20 h Gespräch mit den feinheimischen Milch-Direktvermarktern Familie Sierck und Familie Riecken sowie Meike Hinsch (Seefelder Hof) und Matthias Koberg (Meierei Milchkanne) über unterschiedliche Wege in der Direktvermarktung und die Situation in Schleswig-Holstein
16:15 h Hofrundgang Meierei Geestfrisch und Fortsetzung des Gesprächs mit den anwesenden Milchproduzenten.

17:00 h Kleiner Imbiss mit Produkten aus der Produktpalette der schleswig-holsteinischen Direktvermarkter im BMV, wie handwerklich hergestelltem Joghurt in vielen Geschmacksrichtungen, Käse und Frischkäse, uvm.

17:30h Ende der Veranstaltung

Die Teilnahme an dieser Veranstaltung ist kostenfrei. Aufgrund der begrenzten Plätze bitten wir um verbindliche Anmeldung – spätestens bis zum 20.4. 18h – unter presse(at)milch-und-mehr.de

PRESSEKONTAKT
Kirsten Kohlhaw, freie Pressereferentin, BMV e.V., presse(at)milch-und-mehr.de, Mobil: 0170.553 9730 

Infos | Die Veranstalter

Der BMV (Bundesverband der Milchdirektvermarkter und Erzeuger von Vorzugsmilch e.V.) ist die fachliche und politische Interessenvertretung von Landwirten, die sich auf Direktvermarktung von Milch und Milchprodukten spezialisiert haben. Er setzt sich für eine Stärkung der regionalen Landwirtschaft ein, für Lebensmittelvielfalt und den Erhalt von naturbelassenen Produkten wie Vorzugsmilch: https://www.milch-und-mehr.de

Die „Geschmackstage“ gehen auf eine gemeinsame Initiative des Bundeslandwirtschaftsministeriums und des Sternekochs Johann Lafer zurück. Sie fanden im Jahr 2008 erstmals statt. Inzwischen hat sich aus dem ehemaligen Pilotprojekt ein deutschlandweites Netzwerk rund um Geschmacksbildung sowie die Vielfalt handwerklich produzierter regionaler und saisonaler Lebensmittel entwickelt. Veranstalter ist seit 2012 der Verein Geschmackstage Deutschland e.V. mit bundesweit organisierten Verbänden als Mitglieder und renommierten Partnern: https://www.geschmackstage.de

Der BMV ist seit 2017 Mitglied bei Geschmackstage Deutschland e.V.. Beide Partner stehen bundesweit für ihr Engagement für regionale und handwerkliche Lebensmittelerzeugung und den Erhalt einer natürlichen Vielfalt. In gemeinsam durchgeführten Veranstaltungen laden sie die interessierte Öffentlichkeit zum Dialog.

Die Praktiker, deren Engagement wir diesen Nachmittag verdanken
Gunda und Jörn Sierck, Meierei Geestfrisch, Milch-Direktvermarkter im Raum Rendsburg, BMV-Vorstand, Mitglied und Produzent im Verein Feinheimisch – Genuss aus Schleswig-Holstein, , www.meierei-geestfrisch.de
Kherstin und Bert Riecken, rieckens landmilch, biologisch wirtschaftender Direktvermarkter im Raum Kiel, BMV-Vorstand, Mitglied und Produzent im Verein Feinheimisch – Genuss aus Schleswig-Holstein, www.rieckens-landmilch.de
Svenja und Timo Albers, Milchhof Albers, BMV-Mitglied und Milchdirektvermarkter aus Sterley bei Mölln, www.milchhof-albers.de
Maike Hinsch, Seefelder Landmilch, BMV-Mitglied und Milchdirektvermarkter aus Bad Oldesloe, https://seefelder-landmilch.de
Matthias Koberg, Meierei Milchkanne, BMV-Mitglied und Direktvermarkter aus Bergenhusen, https://www.meierei-milchkanne.de
Georg Scharmer, Hof Dannwisch, biologisch-dynamisch wirtschaftender Betrieb nach Demeter-Richtlinien, Vorzugsmilch-Produzent und Milchdirektvermarkter, einziger Vorzugsmilchbetrieb vom BMV in Schleswig-Holstein, www.hof-dannwisch.de

PRESSEKONTAKT
Kirsten Kohlhaw, freie Pressereferentin, BMV e.V., presse@milch-und-mehr.de, Mobil: 0170.553 9730

Hofporträt | Meierei Geestfrisch, Hof Fuhlreit in Kropp

Im hohen Norden Schleswig-Holsteins, inmitten der Geest, liegt der Milchhof der Familie Sierck. Der BMV hat ihn Ende März anlässlich einer mehrtägigen Exkursion besucht, die hier ihren Startpunkt hatte. Die Milch ihrer Kühe veredeln die Direktvermarkter seit Januar 2010 heute unter anderem zu schmackhaftem Käse und cremigem Speiseeis.

Bereits in 5. Generation bewirtschaftet die Familie Sierck ihren Milchhof nahe der B77, zwischen Kropp und Tetenhusen (unweit von Rendsburg). Artgemäße Tierhaltung ist ihnen genauso wichtig wie moderne Betriebsführung. Sie wollen Spitzenqualität liefern und in ihrem hohen Anspruch sichtbar sein.

Auch für sie stand die Frage an, wie sich der Hof für die Kinder zukunftsfähig machen lässt, ohne sich dem in der Landwirtschaft allgemein vorherrschenden Wachstumszwang zu beugen. Jörn und Gunda Sierck wählen 2008 den Weg der Direktvermarktung. Eine gute Entscheidung, wie sich nach einigen Anfangsinvestitionen wie dem Bau einer eigenen Hofmeierei und der offiziellen Zulassung durch das zuständige Veterinäramt im Dezember 2009 herausstellt.

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Der Hof Fuhlreit mit der Meierei Geestfrisch von oben. Er liegt mitten im platten Schleswig-Holsteiner Land.

Zum Jahresbeginn 2010 ging es offiziell los. Seither begleiten sie hauptverantwortlich alle Schritte von der Erzeugung bis zum Kundenkontakt, haben ihren eigenen Lieferservice, beliefern Privathaushalte ebenso wie gastronomische Betriebe aus der Region. Das Sortiment wächst mit den Jahren ebenso wie die Erfahrung. Auf den Ausbau der sogenannten weißen Linie mit Joghurt und Quark, Frischkäse, Dickmilch und Molke folgt 2011 das nächste große Abenteuer: Eis.

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Mit Freude bei der Arbeit, hier beim Abfüllen. Gunda Sierck in der Meiere Geestfrisch.

Es ist faszinierend Gunda zuzuhören, wenn sie über Eis spricht. Man spürt, da haben sich zwei gesucht und gefunden. Und auch wenn sie heute längst Profi ist und ihre umfangreichen Erfahrungen an andere Einsteiger weitergibt, selbst nach dem Besuch einer Eisfachschule in 2011 und einer intensiven Probierphase im Anschluss findet auch sie beim Probieren mit neuen Sorten mit teils exotischen Zutaten immer noch was Neues heraus.

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Wer im Norden unterwegs ist, sollte unbedingt nach Gasthäusern Ausschau halten, bei denen man Geesas Eis naschen kann. Hier findet ihr eine Auflistung aller Vertriebspartner.  Jörg Sierck, der sich gemeinsam mit seinen Söhnen auf dem Hof um die Herde kümmert, hat sich mit der Vermarktung von Fleisch seiner eigenen Ochsen einen Wunsch erfüllt.

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Nach eigener und eingehender Verkostung der Käse können wir die Aussage auf dem Wimpelchen nur bestätigen.

Über den Lieferservice der Meierei Geestfrisch können Kunden neben Milchprodukten auch das hochwertige Fleisch, Gänse, Eier und Honig beziehen.  Der Hofladen der Meierei Geestfrisch bietet neben eigenen Erzeugnissen eine große Auswahl regionaler Produkte.

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Hofhund vor Milchtaxi auf dem Hof Fuhlreit, Meierei Geestfrisch.

Die Siercks sind langjähriger Partner von FEINHEIMISCH, einem Schleswig-Holsteiner Netzwerk für qualitativ hochwertige, regionale Lebensmittel. Zum 10-jährigen Bestehen von FEINHEIMISCH am 8.4.2017 hat Gunda Juliana Sierck sogar ein eigenes Eis kreiert. Auf Geesas Eis gibt es noch einmal die ganze Geschichte dazu. Sogar op plattdüütsch, Verzeihung, auf Plattdeutsch.

Hofporträt | Der Milchhof Albers in Schleswig-Holstein

Der Milchhof Albers in der Gemeinde Sterley liegt idyllisch zwischen dem Möllner Wildpark und einer kleinen Seenlandschaft, unweit dem Biosphärenreservat Schaalsee. Hier lebt und arbeitet die Familie Albers, die seit 2010 als Direktvermarkter aktiv sind. Wir haben sie zum Hofporträt gebeten und sprechen mit Svenja Albers.

Svenja, der Hof, den ihr bewirtschaftet, liegt im östlichen Schleswig-Holstein in Sterley. Du selbst sagst gerne augenzwinkernd, ein wenig „ab vom Schuss“. Seid ihr gern so ganz in der Natur oder wärt ihr manchmal auch gern „mitten drin“?

Wir fühlen uns hier, umgeben von Seen und viel Natur sehr wohl. Der Schaalsee und diverse andere Seen liegen vor unserer Haustür. Viele Menschen kommen hier zum Urlaub machen her und wir haben das jeden Tag. Was gibt es schöneres.

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Seid wann ist der Milchhof eure Heimat? Wie wirtschaftet ihr und wie groß ist eure Herde?

2007 hat Timo den Hof von seinem Vater übernommen.
Timo´s Vater hatte den Hof erst auf Erbpacht. Da der Vorbesitzer keinen Nachfolger hatte, konnte mein Schwiegervater den Betrieb übernehmen. Wir melken ca.75 Kühe (per Roboter) und haben die weibliche Nachzucht bei uns. Alle männlichen Kälber werden verkauft. Der Futterbau ist in unserer Hand, also Gras und Mais werden von uns selbst angebaut. Kraftfutter kaufen wir zu, allerdings seit 2010 konsequent gentechnikfrei.

Im Sommer genießen unsere Tiere das Weidegras und die Sonne auf der Weide und können diese auch rund um die Uhr nutzen. Im großen Boxenlaufstall, mit separatem Kälber- und Abkalbebereich, haben unsere Tiere ein helles und offenes Zuhause. Auf das Futter können sie jederzeit zugreifen und so nach ihrem eigenen Rhythmus fressen bzw. ruhen und wiederkäuen. 2010 haben wir unsere Meierei gebaut und im November 2010 dann die erste Milch ausgeliefert.


Welches ist der jüngste Zugang in der Herde? Wer ist die älteste Dame im Stall? Und wie viel Milch geben eure Kühe so im Schnitt?

Die letzte Kalbung hatten wir am 2.Jan 2017 ein Kuhkalb von der Kuh 542. Unsere älteste Dame ist die Rotbunte 995, sie ist Feb. 2009 geboren. Im Schnitt geben unsere Kühe 9.580 kg Milch pro Jahr.

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Ihr seid Direktvermarkter. Heißt das, ihr verarbeitet die komplette Menge selber?

Nein wir haben ca. 700.000 Liter im Stall und vermarkten ca.150.000 Liter direkt. Die restliche Milch geht an die Molkerei Gudow.

Svenja, ihr macht tollen Joghurt. Kannst Du Dich hier auch kreativ austoben oder ist das eher präzises Handwerk?

Es ist ein bisschen von beidem. In der Sortengestaltung bin ich durchaus kreativ, weil es mir Spaß macht und die Kunden neben ihren Lieblingssorten die Abwechslung zu schätzen wissen, aber in der Produktion wird dann doch verlangt, das jeder Kirschjoghurt auch immer gleich schmeckt. Interessanterweise bleibt Naturjoghurt eine feste Größe, von den ca. 250 Litern pro Woche gehen über die Hälfte „natur“ raus.

Worauf legt ihr in eurer Arbeit besonders wert?
Timo kümmert sich um die Gesundheit und Aufzucht der Kühe und Kälber, sowie um das Melken und Füttern der Tiere. Die Kälber werden in einem hellen und luftigen Boxenstall aufgezogen, hier können sie sich in der Gruppe frei bewegen und herumtollen. Im frischen Einstreu aus Stroh fühlen sie sich sehr wohl und haben es immer weich und warm. Ich bin mit der Molkerei, der Herstellung der Produkte und dem Kontakt zu den Kunden betraut. Diese klare Aufteilung hilft uns sehr dabei, die täglichen Abläufe strukturiert zu bewältigen. Dass wir in dieser Aufteilung sehr gut zusammenarbeiten hilft uns, die hohe Qualität unserer Milch und Milchprodukte zu gewährleisten.

Wieviel bedeutet euren Kindern die Landwirtschaft und hat vielleicht die eine oder der andere schon erste Ambitionen?

Ich glaube für die Kinder ist es einfach normal, mit der Natur und von ihr zu leben. Wenn andere Kinder kommen und staunen, wird es ihnen wieder bewusst, dass es eben nicht für jeden normal ist, selber Trecker zu fahren, Kälber zu füttern oder mit auf die Welt zu bringen. Einen großen Vorteil sehen sie darin, dass Mama und Papa immer greifbar sind und nicht einer erst abends nach Hause kommt, wenn der Tag schon rum ist. Ambitionen? Sie sind 12, 11 und 9. Es ist schon zu erkennen, wem die Tiere mehr liegen und wem die Technik, aber wir möchten sie gern so frei wie möglich damit umgehen lassen, damit sie sich nicht gedrängt fühlen etwas weiterzuführen, wozu sie nicht richtig Lust haben.

Welchen Weg, welche Zukunft seht ihr für die regionale Landwirtschaft, wie schätzt ihr die Überlebensfähigkeit von handwerklichen Nischen ein in einer Zeit, die immer stärker auf Industrialisierung und globalen Handel ausgerichtet scheint?

img_2129-kopieWenn die regionale Landwirtschaft sich öffnet und sich auch mal in die Karten gucken lässt, sehe ich einen guten Weg. Die Menschen wollen teilhaben, wollen wissen was wir machen, sich eine eigene Meinung bilden. Für viele Menschen wird es wieder wichtig zurück zu kommen zu den Wurzel in einer immer schneller werdenden Zeit. Da ist die Landwirtschaft ein guter Pol, denn wir können nur so arbeiten wie es uns die Tiere oder das Wetter vorgeben. Da können wir der Kuh gern sagen sie soll schneller machen, das interessiert sie wenig. Viele Menschen wollen auch wissen wo ihr essen her kommt und was drin ist. Ich denke regional ist das neue Bio.

Was möchtet ihr noch gefragt werden? Was brennt euch unter den Nägeln? Möchtet ihr gern erzählen???

 

Den Milchhof Albers findet ihr im hohen Norden Schleswig-Holsteins.
Inhaber: Timo Albers, Svenja Albers
Straße: Alfred-Harbarth-Str. 47
Ort: 23883 Sterley
Telefon:04545 789 97 27
Fax:04545 789 97 30
E-mail:info@milchhof-albers.de

Das Landgut Nemt bei Leipzig

Östlich von Leipzig, in Wurzen, haben zwei Brüder aus Sachsen einen LPG-Betrieb übernommen und neu ausgerichtet. Mit Lieferdienst- und Hofcafé, mit Bio-Obst und Bio-Gemüse. Und mit frischer Landmilch. Die bewegte Geschichte des Frische-Bringdienst-Allrounders erzählt einer der beiden Inhaber, Karsten Döbelt.

Seit wann gibt es das Landgut Nemt?
Mein Bruder René hat 1991 einen ehemaligen LPG-Betrieb als Bio-Betrieb privatisiert. Die alten vorhandenen Gebäude hat er zunächst übernommen. Anfangs hat René den Hof gemeinsam mit einem Studienfreund als GbR geführt. Als der Partner 1994 ausgeschieden ist, hat René erst einmal als Einzelperson weiter gemacht. In jenem Jahr haben wir auf der „grünen Wiese“ einen neuen Boxenlaufstall gebaut und eine neue Melkanlage samt Melkkarussel mit 32 Plätzen installiert.

Wie viele Kühe waren es denn zu Beginn?
Der Boxenlaufstall wurde damals für 480 Kühe gebaut. Heute haben wir, auch durch Anbauten insgesamt 580 zu melkende Tiere im Stall stehen, mit Färsen und Kälbern kommen wir fast auf 1.000 Tiere am Standort).

Damit seid ihr, wenn ich richtig informiert bin, der größte Betrieb unter den BMV-Mitgliedern. Wie kommt es, dass ihr gleich biozertifiziert wart?

Die Trinkwasserqualität war zu DDR-Zeiten (und kurz nach der Wende) so schlecht, dass man das Trinkwasser nicht als Babynahrung verwenden konnte. Ein großer Landverpächter, die Wurzener Wasserwerke, haben uns ermutigt, vorbeugenden Trinkwasserschutz zu leisten. Und das ging nur über den ökologischen Landbau.

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Wann bist Du mit eingestiegen?
Ich komme ja ursprünglich aus der Lebensmittelindustrie, habe Bäcker gelernt und einige Jahre als Geselle gearbeitet. Direkt nach der Wiedervereinigung 1990 habe ich dann Lebensmittelingenieurtechnik studiert. Nach meinem Studium war ich eine Zeit sogar Betriebsleiter in einem kleinen Hotel. Das war nett, aber jetzt auch nicht die Erfüllung. Dann kam René – inspiriert durch einen Artikel über Direktvermarktung – auf die Idee, etwas zusammen zu machen und den Hof neu aufzustellen.

Als 100%iger Biobetrieb haben wir damals Bio-Milch produziert. Leider mussten wir dieses hochwertige Produkt zum konventionellen Preis abgeben denn es gab von den Molkereien noch keine Bio-Zuschläge…

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Über die Direktvermarktung wollten wir eine höhere Wertschöpfung erreichen. Also haben wir damals eine Tour durch Deutschland gemacht und uns viele Betriebe angeschaut, die bereits in der Direktvermarktung erfolgreich waren. Schon auf dem Rückweg haben wir uns entschieden: Wir machen das! Allerdings wollten wir vorsichtig einsteigen. Das war 1997.

Zum Glück gab es in der Nachbarschaft eine mittelständische Käserei, die bis dato regelmäßig unsere Bio-Milch geholt und selbst verkäst hatte. Da sie – im Gegensatz zu uns – bereits einen Pasteur hatte, haben wir sie mit ins Boot geholt und unsere pasteurisierte Landmilch im ersten halben Jahr „nur“ selbst abgefüllt und ausgefahren.

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Und konntet so mit überschaubarem Risiko und wenig Investitionskosten erst einmal schauen, wie die Resonanz ist…?
Genau! Doch schon ein halbes Jahr später hatten wir die Bestätigung. Die Mengen stiegen stetig, die Nachfrage war also da. Wir haben dann einen eigenen Pasteur angeschafft und unsere erste eigene Past.-Milch im Sommer 1998 ausgeliefert.


Und worum kümmerst Du Dich auf dem Landgut genau, Karsten?

Da muss ich ein wenig ausholen… Wir sind als Landgut Nemt ein Familienbetrieb mit einer klaren Aufteilung innerhalb eines besonderen Konstrukts:
Mein Bruder macht die Landwirtschaft, ich die Direktvermarktung mit Hofmolkerei , Hofbäckerei, Lieferservice und Hofladen. Da das Landgut ein gewerblicher Betrieb ist, kaufe ich die Milch von meinem Bruder. René und ich sind beide Gesellschafter, doch ich bin alleiniger Geschäftsführer der Landgut Nemt GmbH. In meinem Bereich inclusive der Verwaltung, sind es insgesamt 25 Mitarbeiter, davon auch einige Teilzeitkräfte und Aushilfen.

Mein Bruder hat für jeden Bereich einen Spezialisten als Bereichsleiter eingestellt und übernimmt die Gesamtkoordination. Der Herdenmanager kümmert sich von früh bis abends um die Tiere, macht die Dienstpläne zum Melken und Füttern, spricht mit dem Tierarzt, dem Futterfahrer. Der Ackerbau ist vergleichbar aufgebaut. Auch hier bewirtschaftet ein Bereichsleiter federführend.

Diese Betriebsteilung haben wir im Jahr 2000 vorgenommen. Und im Zuge dessen
nicht nur den Bereich der Direktvermarktung ausgelagert, sondern auch die Bio-Milch auf konventionelle Milch rückumgestellt. Der Ackerbau ist nach wie vor ein BIO-Betrieb.

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Wieso das? Mittlerweile ist Bio doch viel populärer?!
Bis zu jenem Jahr der Umstellung war die Milch immer verlustig. Als Bio-Betrieb hatten wir ohnehin weniger Ertrag pro Hektar und dann mussten wir die hochwertige Milch auch noch zum schlechten Preis verkauft, weil das damals schlicht noch niemanden interessiert hat.

Das mit der Bio-Milch ging erst vor 10 Jahren so richtig los, im Nachgang einiger Lebensmittelskandale, erst daraufhin haben breite Bevölkerungsschichten begonnen, über dieses Thema nachzudenken. Später entstanden neben einer neuen Nische im LEH auch in den Molkereien entsprechende Anreizsysteme wie Biozuschläge.

Unsere Kühe kriegen nach wie vor auch Bio-Futter, aber eben nicht zu 100%. Da der Ackerbau nach wie vor bio-zertifiziert ist, müssen wir alles überwiegend über die Fruchtfolge regeln. Allerdings würde das Bio Futter nicht ausreichen, da die Herde zu groß ist. Den Großteil Futter kaufen wir regional in konventioneller Qualität ein, sind allerdings als erster Betrieb Sachsens „genmittel-frei“ zertifiziert worden. In 2006 sind wir mit dem Bereich der Direktvermarktung umgezogen, 3km vom Stall weg, und haben dort eine EU-zugelassene (zertifizierte) Molkerei eröffnet.

Mein Bruder melkt heute ca. 7 Millionen Liter Milch pro Jahr. Rund 700.000 Liter pro Jahr vermarkten wir über die Hofmolkerei. Das ist schon nicht wenig, aber im Endeffekt sind es nur 10% der eigenen Milch. Und die restlichen 90% gehen zu den momentan einmal wieder ruinös niedrigen Preisen an die Großmolkerei.

Also müssen auch wir die Milch über Ackerbau und Gemüseanbau querfinanzieren. Dass wir mit der Frosta AG Bremerhaven einen starken Partner für unser Gemüse haben, hilft uns sehr. In ihrem Werk in der Nähe von Meißen wird unter anderem auch aus unseren hochwertigen Rohstoffen Tiefkühl-Gemüse für die Bio-Lebensmitteleinzelhandel hergestellt. Die kurzen Wege sind hier natürlich auch von Vorteil.

Wann habt ihr denn angefangen, die Direktvermarktung von Milch und Milchprodukten breiter aufzustellen?
Bis 2006 waren wir baulich so aufgestellt, dass wir die Milch in einem Raum abgefüllt und pasteurisiert haben. Wir hatten damals nur Trinkmilch in der Direktvermarktung, kein Joghurt, kein Quark, keine weiteren Produkte. Der bauliche und hygienische Standard der neuen Molkerei ist tatsächlich ähnlich wie bei Großmolkereien, nur in einem deutlich kleineren Maßstab.

Durch den Austausch mit den Kollegen im Bundesverband haben wir begonnen, weitere Milchprodukte zu produzieren. Joghurt und Quark zu installieren hat für uns gut funktioniert. Zwei Standardprodukte ermöglichen hier – in saisonalen und geschmacklichen Varianten – gleich eine breite Platte.

Seit wann macht ihr die Hoffeste – Wie oft und wie viele Leute kommen da immer?
Im Juni 1998 war unser erstes Hoffest, als wir den Pasteur installiert hatten. Seither haben wir jedes Jahr eines veranstaltet. Anfangs kamen so 800-1.500 Besucher. Seit ca. 7 Jahren haben wir eine Mitarbeiterin, die sich neben Ihrer Aufgabe im Hofladen hauptverantwortlich um die Organisation unseres Hoffestes kümmert. Weiterhin haben wir das Hoffest von Samstag auf den Familientag Sonntag gelegt. Seither sind die Besucherzahlen auf über 6.000-7.000 Gäste angestiegen. In 2017 feiern wir dann schon unser 20-jähriges Hoffest-Jubiläum.

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Das klingt noch einmal nach viel Extra-Arbeit!
In der Tat, das ist viel Arbeit, aber es ist auch unsere Marketingmaßnahme Nr. 1. Da haben wir die beste Möglichkeit, den Gästen alles zu erzählen, was sie wissen wollen, ihnen alles zu zeigen und sie alles probieren zu lassen. Das kann keine Radiowerbung.

Den Rest des Jahres besucht ihr ja regelmäßig eure Kunden. Wie viele Haushalte beliefert ihr derzeit?
Ich glaube wir hatten mal an die 2.000 Privatkunden, aktuell sind es insgesamt 500. Mit denen wir aber genauso viel Umsatz erwirtschaften wie vorher.

Wie ist euch das denn gelungen?
Wie viele Betriebe müssen auch wir immer wieder versuchen Kosten zu reduzieren. Möglichst an vernünftiger Stelle. Vor wenigen Jahren haben wir versuchsweise eine Lieferpauschale in Abhängigkeit des Umsatzes eingeführt. Bis 10 Euro Umsatz 4 Euro Lieferpauschale, von 10-25 Euro nehmen wir 2 Euro Lieferpauschale, ab 25 Euro Einkauf liefern wir frei Haus.

Das hat uns damals viele Kunden gekostet, interessanterweise aber zum größten Teil welche, die durch ihre Kleinst-Bestellungen von 2x2l Milch pro Woche Service-Kosten produziert haben, die wir nie wieder an anderer Stelle reinholen konnten.

Weil wir ein Gewerbebetrieb sind, lässt sich das bei uns gut rechnen. Unser Haupteinzugsgebiet ist Leipzig, viele Mietshäuser, viele Treppen. Da ist die Logistik der teuerste Part. Wir freuen uns, dass Regionalität für viele Verbraucher in ihren Kaufentscheidungen eine immer größere Rolle spielt und sich so viele Kunden so regelmäßig und gerne durch uns beliefern lassen.

Wir haben ja wieder viel über Milchviehherden und Milch gesprochen, Karsten. Was gibt es von Deiner Seite aus noch zu ergänzen? Was wünschst Du Dir und euch für die Zukunft?

Ach, da gäbe es schon einiges. Ein fun fact: Wir sind Europas größter Anbauer für Bio-Zwiebeln mit über 40 HA pro Jahr und halten 10% Marktanteil bei Biozwiebeln in Deutschland. Vermarktet werden diese über das Deutsche Zwiebelkontor in Calbe bei Magdeburg.

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Ich möchte perspektivisch ein sicherer Arbeitgeber sein für meine Mitarbeiter, möchte sie ansprechend entlohnen können und auch gut für unseren Betrieb wirtschaften.

Mit dem ganzheitlichen Blick auf die Landwirtschaft würde ich mir wünschen, dass die Akzeptanz der Verbraucher für die handwerklich hergestellte, regionale Milch weiter steigt und sie unsere Mühen honorieren und die Wertschätzung sich auch in einem vernünftigen Preis ausdrückt.

Karsten, ich danke Dir! Euch, euren MitarbeiterInnen und den Tieren weiterhin alles Gute. Und viel Erfolg, wir sehen uns auf eurem 20. Hoffest in 2017.

Das Gespräch wurde aufgezeichnet von Kirsten Kohlhaw, commotivation

Milch-Direktvermarkter eröffnen die Hoffest-Saison 2016

Auch in 2016 laden viele landwirtschaftliche Mitgliederbetriebe des BMV wieder zum Hoffest. Hoffeste sind eine tolle Gelegenheit, direktvermarktende Landwirte noch besser kennenzulernen. Mit den Menschen zu sprechen, mehr über die Erzeugung naturbelassener Lebensmittel zu erfahren. Auch für die Kinder wird viel Unterhaltsames geboten, von Butter schütteln über erste Melkversuche bis hin zu Schnitzeljagden im Heu, Musik und und und. Statten Sie dem Bauern Ihres Vertrauens einen Besuch ab, gehen Sie in den Dialog und verbringen Sie einen informativen und fröhlichen Tag mit Familie und Freunden.

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Pressebericht zur Jahreshauptversammlung 2013

Jahreshauptversammlung 2013 am 26.Oktober 2013 in Ludwigsburg-Pflugfelden

Der 1. Vorsitzende Gerd Windler (Mitte) und Antje Hassenpflug (rechts) eröffnen gemeinsam mit Vorstandsmitglied Antonius Langehaneberg die Jahreshauptversammlung 2013 in Pflugfelden. Besuch auf dem Milchbauernhof der Gebrüder Dobler in Ludwigsburg-Pflugfelden, Gruppenbild mit allen Teilnehmern an der Jahreshauptversammlung 2013.

Guido Oppenhäuser, Pressereferent der DLG stellte den BVDM-Mitgliedern eine aktuelle Studie zum Thema Regionalität vor. Malte Twesten von der Käsereiberatung und Service „Kompetenz in Käse“ (links, stehend), der sein Handwerk beim mittlerweile verstorbenen Namensgeber F. Jürgensen lernte, stellte den Mitgliedern das Unternehmen mit der Käse-Maus und eine Auswahl seiner Produktpalette vor.

Auch Firmenmitglied Andreas Beck von Pacovis Amrein in der Schweiz nutzte die JHV für ein Wiedersehen mit den Erzeugerbetrieben. Barbara Willem (links) und Daniela Backes nahmen die JVH zum Anlass, die anwesenden Milchbauern über Neues aus der Welt der Kartonverpackungen zu informieren.

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Guido Oppenhäuser | Pressereferent DLG
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Vorstandsmitglied Antonius Langehaneberg | 1. Vorsitzender Gerd Windler | Antje Hassenpflug (von li. nach re.)
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Andreas Beck | Pacovis Amrein