Hofporträt | Der Völkleswaldhof

Der Völkleswaldhof liegt idyllisch im Schwäbischen Wald bei Oberrot. Der biologisch-dynamisch wirtschaftende Milchviehbetrieb, auf dem der BMV mit seinen Kooperationspartnern Slow Food Deutschland und Geschmackstage e.V. auch schon eine Vorzugsmilch-Querverkostungs durchgeführt hat, hat in 2016 viel mediale Beachtung erfahren. Noch ein Grund, diesen kleinen feinen Ausnahmebetrieb von Anja und Pius Frey auch in unserer Reihe Hofporträts vorzustellen! 

Anja, der Hof, den ihr bewirtschaftet, liegt im Schwäbisch-fränkischen Wald. Ein schönes Fleckchen Erde. Wie seid ihr hier gelandet?
Wir haben den Hof gepachtet, am 1. Mai 2017 werden es 30 Jahre sein. Der Pächterfamilie und den Verpächtern ist es damals und jetzt sehr wichtig gewesen, auf dem alten Hof demeter-Landwirtschaft anzusiedeln.

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Wie groß ist eure Herde?
Aktuell haben wir 50 Milchkühe, 55 weibliche Rinderzuchttiere und einen Zuchtbullen.

Welches ist der jüngste Zugang in der Herde? Wer ist die älteste Dame im Stall? Und wie viel Milch geben eure Kühe so im Schnitt?
Unsere Damen liegen im Schnitt bei entspannten 17 l pro Kuh / Tag. Die älteste ist Cecilie mit 13 Jahren, und Mitte Dezember bereicherte Natice unsere Herde, sie ist also momentan die Jüngste.

Ihr seid Direktvermarkter. Heißt das, ihr verarbeitet die komplette Menge selber?
Unsere Milch vermarkten wir etwa zur Hälfte als Vorzugsmilch direkt an Privatverbraucher und Läden sowie Händler und zur anderen Hälfte geht sie an die Molkerei Schrozberg. Dazu haben wir auch tatkräftige und verlässliche Mitarbeiter und Auszubildende auf dem Hof.

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Der Völkleswaldhof ist ein Demeter-Betrieb – was bedeutet das für euch persönlich?
Uns ist es persönlich sehr wichtig nach biologisch-dynamischen Richtlinien zu wirtschaften. Wir arbeiten sehr gern in und mit der Natur. Der Einsatz von Demeter-Präparaten im Pflanzenbau bedeutet uns sehr viel.
Die biologisch-dynamischen Kompostpräparate sind Naturmittel, die das Wachstum und die Qualität der Pflanzen fördern. Es handelt sich hier um Präparate aus Schafgarbe, Kamille, Brennnessel, Eichenrinde, Löwenzahn und Baldrian. Diese werden in organischen oder auch vegetabilen Hüllen mindestens ein halbes Jahr im Boden vergraben und so präpariert. Die Biodynamischen Kompostpräparate werden in kleinsten Mengen in den Dünger oder Kompost eingebracht.

voelkleswaldhof_weide_kueheVon hier aus entfalten sie Ihre Wirkung auf den gesamten Komposthaufen. Die Umsetzungsvorgänge in den organischen Düngern werden durch die Präparate angeregt. Die stärkere Belebung der Böden durch präparierten Dünger wird an einigen Merkmalen messbar, z.B. Erhöhung des Humusgehaltes oder Enzymaktivitäten sowie intensiveres Wurzelwachstum. Beispiele für eine bessere Produktqualität durch die Präparate sind geringere Lagerungsverluste, reduzierte Nitratgehalte sowie höhere Zucker- und Vitamingehalte. Das Wirkungsprinzip der Präparate besteht in der Anregung harmonisierender Lebensprozesse. Eine unmittelbare Nährstoffwirkung durch die Präparate liegt nicht vor. Die Präparate dienen somit der Selbstregulation biologischer Systeme.

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Und was bedeutet das z.B. in Bezug auf eure Herde, besonders in Punkto Haltung und Aufzucht?
Wir versuchen allen Tieren ein so gut wie möglichst artgerechtes und wesensgerechtes Leben zu ermöglichen. Wir arbeiten bewusst mit muttergebundener Kälberaufzucht (s. hierzu einen weiterführenden Artikel im Slow Food Magazin über muttergebundene Kälberaufzucht, in dem u.a. der befreundete Demeter-Betrieb Hofgut Rengoldshausen zu Wort kommt), behalten die weiblichen und die männlichen Kälber, die Herde hat regelmäßig Weidegang, auch im Winter, und sie behalten ihre Hörner. Die männlichen Kälber wachsen, nachdem sie nicht mehr bei der Mutter trinken, auf dem 15 Kilometer entfernten Riegenhof auf kräuterreichen Weiden auf. Ihr aromatisches Fleisch ist dann später im Lädle, dem Hofladen des Riegenhofes, erhältlich.

Der Völkleswaldhof ist einer der wenigen Vorzugsmilch-Betriebe in Deutschland. Als „Vorzugsmilch“ darf eure Milch also „roh“, also gänzlich naturbelassen, in den Handel. Habt ihr von Beginn an Vorzugsmilch hergestellt?
Nein, zu Anfang ging die Milch komplett an die Schrozberger Molkerei. Wir sind aus Überzeugung ein Vorzugsmilchbetrieb geworden. Unsere naturbelassene Milch ist ein einzigartiges, unverfälschtes Produkt. Dazu kam: Die Nachfrage nach Vorzugsmilch war und ist in unserem Einzugsgebiet sehr groß. Auch das hat uns ermutigt, diesen Schritt zu gehen.

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Ihr lebt und denkt ganzheitlich, eure Familie und die Kinder bedeuten euch viel. Wieviel bedeutet euren Kindern die Landwirtschaft und hat vielleicht die eine oder der andere schon erste Ambitionen?
Unsere Kinder sind zum Teil schon erwachsen, aber auch die Kleinen gibt es noch mit 5 und 9 Jahren. Alle lieben diesen Ort, die Natur, die Tiere, die Landschaft und schätzen das soziale Umfeld. Zu unserer Freude beobachten wir bei einigen erste Ambitionen, weiterzumachen.

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Welchen Weg, welche Zukunft seht ihr für die regionale Landwirtschaft, wie schätzt ihr die Überlebensfähigkeit von handwerklichen Nischen ein in einer Zeit, die immer stärker auf Industrialisierung und globalen Handel ausgerichtet scheint?
Die regionale Landwirtschaft und Vermarktung ist ein sehr wichtiger Bestandteil der kleineren und mittleren Betriebe und sollte dringend weiter gefördert und für die Betrieb leichter umsetzbar werden.

Die Ganzheitlichkeit hört aber bei Ackerböden, Herdenhaltung und natürlicher Lebensmittelerzeugung nicht auf, oder?
Ja, wir sind ein Ausbildungsbetrieb, die Weitergabe des Wissens um handwerkliche Lebensmittelerzeugung und ganzheitliche Milchviehhaltung ist uns ein wichtiges Anliegen. Je früher wir ein Gespür für die natürlichen Zusammenhänge entwickeln, umso besser für unsere gesamte persönliche Entwicklung. So ist unser Bauernhof auch Lernort und wir führen zudem mit Schülern das Projekt „Ich kann kochen“ durch.
Auch Menschen, die sich in der Natur entspannen und erholen wollen, sind uns willkommen. Im Dachgeschoss unseres Bauernhaus haben wir eine Ferienwohnung für 4-6 Personen. Auch der Umgang mit den wechselnden Gästen macht uns viel Freude und bereichert unser Leben.

Anja, herzlichen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast. Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg und Glück, Gesundheit und Freude.

Hier geht es zur Website vom VÖLKLESWALDHOF. Wer ihn besuchen möchte: Er liegt sehr hübsch zwischen Heilbronn, Schwäbisch Hall und Stuttgart, schaut für die Anfahrt gern mal auf die Karte.

Der Völkleswaldhof im Fernsehen
ZDF- 37° über Völkleswaldhof „Biohof statt Agrarfabrik“

SWR „Lecker aufs Land“ auf dem Völkleswaldhof

Die Milch macht den Kaffee, nicht nur das Schäumchen

Großes Erstaunen unter den 20 Teilnehmern der Querverkostung auf dem Milchhof Reitbrook. Ein und dieselbe Kaffeebohne schmeckt mit verschiedenen Trinkmilcharten tatsächlich völlig unterschiedlich! Unter der Überschrift „Schwarz und Weiß – Milch ist mehr als nur das Schäumchen auf dem Cappuccino“ traten auf Einladung von Slow Food und dem BMV 5 Milchen gegeneinander an. Die Arrabica Espresso-Bohne hatte Klaus Lange mitgebracht, selbst geröstet, frisch aus dem Caféhaus in Hamburg.

Jan-Hendrik Langeloh begrüßte die Gäste und begann den Nachmittag mit einer Hofführung, in der er die Arbeitsweise des direktvermarktenden Vorzugsmilchbetriebs erläuterte. Die Langelohs fahren seit Beginn an eine besondere Strategie: Ca. 50% der gewonnenen Milch verarbeiten sie direkt in der eigenen Hofmolkerei, beliefern gut 1.000 Haushalte und Gastronomen in der Metropolregion Hamburgs, die andere Hälfte liefern sie an eine Molkerei. Das sei schon von Beginn an so gewesen, erklärte Jan-Hendriks Vater Gerd Langeloh, der mit seiner Frau Ingrid die Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung ebenfalls tatkräftig unterstützte.

Milchhof Reitbrook, Hofführung in der Dämmerung
Milchhof Reitbrook, Hofführung in der Dämmerung
Jan-Hendrik Langeloh erzählt den Anwesenden über modernes Herdenmanagement auf einem vergleichsweise großen Vorzugsmilchbetrieb
Jan-Hendrik Langeloh erzählt den Anwesenden über modernes Herdenmanagement auf einem vergleichsweise großen Vorzugsmilchbetrieb

Nach der Hofführung begrüßte Slow Food-Vorsitzende Dr. Ursula Hudson noch einmal alle Anwesenden und führte aus Sicht der engagierten Verbraucherorganisation in das Thema Milchvielfalt ein. Einmal mehr lud sie zum bewussten Hinschmecken ein und machte sich stark für echte Vielfalt und echte Frische. Seit dem Start der Slow Food Rohmilch-Initiative 2013 habe sie persönlich ebenfalls noch einmal so viel Neues, Faszinierendes über das Ur-Lebensmittel Milch gelernt und so viel Erschreckendes darüber, was ihm im Zuge der industriellen Weiterverarbeitung angetan werde.

Die Pseudo-Vielfalt der geradezu einschüchternden Regalmeter von Trinkmilchvarianten in Discounter Supermärkten sei ein optisch starkes Beispiel für dieses Phänomen, merkwürdige Wortschöpfungen und zweifelhafte Packungsdesigns, die natürliche Frische, glückliche Tiere und Landwirte suggerieren an Stellen, an denen tatsächlich jegliche Transparenz fehle, seien weitere Warnsignale für den fortschreitenden Grad an Entfremdung und Verwirrung in Bezug auf die Herkunft und Qualität unserer Nahrung.

Die anschließende Verkostung und Diskussion über das gemeinsame Geschmackserleben nahm den Hauptteil der Veranstaltung ein, der auch Mitglieder des Hamburger Slow Food Conviviums unter der Leitung von Sebastian Wenzel gefolgt waren. Die Moderation übernahm Kirsten Kohlhaw, die als freie Journalistin Wissenswertes zum Thema Milch und Sensorik beizutragen hatte und als Befürworterin naturbelassener Lebensmittel auch den Bundesverband der Milchdirektvermarkter und Vorzugsmilcherzeuger in seinem Bestreben unterstützt, die Vorzugsmilch vor ihrem Verschwinden zu bewahren.

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Probieren und sich austauschen. Hier berichtet Moderatorin Kirsten Kohlhaw gerade über das Herstellungsverfahren der Mikrofiltration bei ESL-Milch und das strenge Verbrauchsdatum bei echt frischer Milch, der gänzlich naturbelassenen Vorzugsmilch, das der Gesetzgeber auf 96 Stunden ab Melken festgelegt hat.

Beim ersten Paar „Im Café“ traten die pasteurisierte Landmilch vom Milchhof Reitbrook gegen eine fettreduzierte H-Milch an. Dies sei, bekräftigte Konditor und Kaffee-Fachmann Klaus Lange, die Standard-Milch in vielen Cafés, vor allem in Franchise-Ketten.  Schon hier waren für die Anwesenden deutliche Unterschiede auszumachen, erlebten die Anwesenden die Landmilch als deutlich strukturierter, komplexer und runder im Vergleich zur 1,5% H-Milch.

Das zweite Paar, das sich unter dem Titel „Echt frisch vs. länger haltbar“ aufmachte, die Geschmackspapillen der Verkostenden zu überraschen, fiel geschmacklich frappierend auseinander. Hier trat die Vorzugsmilch des Hamburger Milchhofs gegen eine ESL-Milch an. Wenn man bedenkt, dass die „Extended Shelf Life“-Milch auch unter der Prämisse designt wurde, geschmacklich näher an echt frische Trinkmilch ranzureichen, war das Urteil der Verkostung für die industriell verarbeitete Milch mit dem langen Regalleben vernichtend.

Das dritte Paar „Von der Kuh – aber anders“ hinterließ die Anwesenden ratlos bis ablehnend. Zu unterscheiden waren sie leicht voneinander, die 0,1% entrahmte Milch und die laktosefreie H-Milch. Die schöne Bohne, mit der die Milch im Cappuccino eine neue Verbindung eingehen sollte, haben sie laut Aussage der Runde beide ruiniert.

 

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Klaus Lange vom Caféhaus in Hamburg machte Kaffees am laufenden Band. Und berichtete nebenbei noch von seinen Erfahrungen im Umgang mit Milch und Kaffee.

Wie gut, dass das abschließende „Spitzenduo“ die Teilnehmenden wieder vollends versöhnte. Der Unterschied zwischen der Vorzugsmilch und der pasteurisierten Landmilch war schon deutlich zarter, doch entschied sich die Runde fast einheillig für die richtige Zuordnung der beiden Kandidaten. Nach so viel Kaffeegenuss wurden die Gespräche bei Butterkuchen, Hefezopf und herzhaftem Snack noch bis in den Abend fortgesetzt.

vlnr: Kirsten Kohlhaw (Moderation für den BMV); Jan-Hendrik Langeloh (Leitung Milchhof Reitbrook; Dr. Ursula Hudson (Vorsitzende Slow Food Deutschland), Andrea Lenkert-Hörrmann (Projektbeauftragte Slow Food Deutschland); Klaus Lange (Das Caféhaus Hamburg); Sebastian Wenzel (Slow Food Convivium Hamburg)
vlnr: Kirsten Kohlhaw (Moderation für den BMV); Jan-Hendrik Langeloh (Leitung Milchhof Reitbrook; Dr. Ursula Hudson (Vorsitzende Slow Food Deutschland), Andrea Lenkert-Hörrmann (Projektbeauftragte Slow Food Deutschland); Klaus Lange (Das Caféhaus Hamburg); Sebastian Wenzel (Slow Food Convivium Hamburg)

Fazit: Die spürbaren Auswirkungen, die die Milchqualität und Verarbeitungsstufen auf den Geschmack des jeweiligen Cappuccinos hatte, war für alle Anwesenden ein Aha-Erlebnis. Unser Dank gilt der ganzen Familie Langeloh sowie Klaus Lange für ihr Engagement, Slow Food Deutschland für seinen kontinuierlichen Einsatz für Verbrauchersouveränität und eine Sensibilisierung für gute, saubere und faire Lebensmittel, die Hirn und Magen anregen und den Besuchern für ihr Interesse.

Das war die Stadt Land Food 2016 | Nachbericht

1000 Milchbärte und sicher ebenso viele Gespräche über Milch. Gespräche über die Besonderheiten dieses Ur-Lebensmittels und seine ernährungsphysiologischen wie geschmacklichen Unterschiede. Nachdenkliche Töne über Pseudo-Vielfalt des modernen Lebensmittelhandels und Wahlmöglichkeiten auf Verbraucherseite, über Rechte und Pflichten über Verantwortung und Überforderung, über Verbundenheit und Respekt.

Respekt? Diesen Eindruck haben wir gewonnen und danken allen Besuchern auch an dieser Stelle noch einmal für ihr Interesse. Das Publikum auf der Stadt Land Food begegnet uns aufgeweckt, sensibilisiert gegenüber den Arbeitsrealitäten der Hersteller. Interessiert an dem kleinen Anteil unter den Landwirten, die über Direktvermarktung eine betont regionale Wertschöpfung betreiben, in der sie die gesamte Kontrolle und auch die gesamte Verantwortung tragen für ihre Produkte. Direktvermarktung passt sehr gut zu einem Frischeprodukt wie naturbelassener Milch oder pasteurisierter Landmilch mit natürlichem Fettgehalt. Nur passen die immer schwieriger in die Anforderungen des modernen Handels ein.

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Die Besucher unserer kleinen MilchKostBar, die wir auf Einladung des Kuratorinnen-Teams Ursula Heinzelmann, besser bekannt als Heinzelcheese, Theresa Malec und Marla Kayacik in der Markthalle 9 zum Mittelpunkt aller Milchbärte machen konnten, waren neugierig. Sie haben uns gegenüber ihre Unsicherheiten und Fragen artikuliert, viele haben sich anlässlich dieser Veranstaltung erstmals bewusst mit den unterschiedlichen Verarbeitungsstufen vertraut gemacht.

Folgende Milchen wurden verkostet |
alle: Trinkmilch von der Kuh

Vorzugsmilch vom Milchhof Reitbrook im Hamburg (mind. 3,7 % Fettgehalt)
Das Besondere an der Vorzugsmilch: Sie darf als einzige Rohmilch naturbelassen abgefüllt und verkauft werden. Warum? Weil der Betrieb alle strengen Kriterien erfüllt, die an eine Zulassung geknüpft sind. Vorzugsmilch Mehr über die Vorzugsmilch erfahrt ihr hier.

Landmilch von der Gläsernen Molkerei (Milchpartner der Markthalle 9 und der Stadt Land Food): Diese Milch ist pasteurisiert, der Fettgehalt ist mit „mind. 3,8%“ ebenfalls natürlich. Die Milch rahmt bei längerem Stehen auf und sollte daher vor Verzehr geschüttelt werden.

ESL-Milch aus dem Supermarkt. ESL bedeutet „extrendes shelf life“, also „verlängertes Regalleben“. Mehr über die verschiedenen Verabreitungsstufen wärmebehandelter Milch findet sich in unserer „Warenkunde“. Diese Milch, deren Fettgehalt in der Molkerei auf 3,8% eingestellt wurde, ist durch das Verfahren der Mikrofiltration so designt, dass sie dem Geschmack einer echt frischen Frischmilch näher kommen soll als dem Geschmack einer H-Milch.

H-Milch vollfett – diese Milch ist hocherhitzt bei 135-150°C. Bei vollfetter H-Milch ist der Fettgehalt ist auf 3.5% eingestellt. Das H steht für haltbar und für homogenisiert. Nach der Haltbarmachung wird sie sofort in Aluminium beschichtete Kartons abgefüllt und luftdicht eingeschlossen. Einmal geöffnet, muss sie dennoch in den Kühlschrank und rasch verbraucht werden. Und wenn H-Milch schlecht wird, schmeckt sie eher muffig, nicht sauer.

Laktosefreie Milch (3,8%): Bei dem Herstellungsverfahren einer laktosefreien Milch (konzipiert für Menschen mit der Unfähigkeit, den Milchzucker zu verstoffwechseln) wird der Verdauungsvorgang industriell vorverlagert und Milchzucker mithilfe des Enzyms Laktase in die Einfachzucker Galaktose und Glukose aufgespalten. Dadurch schmeckt laktosefreie Milch im Vergleich zu herkömmlicher Frischmilch vergleichsweise süß. Im Rahmen dieser Verkostung haben wir uns für eine Variante entschieden, die laut Herstellerangaben weniger süß schmecken soll, als herkömmliche laktosefreie Milch. Ein Großteil des Milchzuckers wurde durch ein spezielles Verfahren rausgefiltert, wodurch weniger zum Aufspalten verbleibt. Ein interessantes Experiment, dennoch bleibt zu bemerken, dass eine solche Milch ca. 12-15 Bearbeitungsschritte hinter sich haben dürfte und somit in unserer Auswahl am weitesten entfernt ist von gänzlich naturbelassener Trinkmilch, der Vorzugsmilch.

Die Milchverkostung am Slow Food Stammtisch auf der Stadt Land Food 2016
Die Milchverkostung am Slow Food Stammtisch auf der Stadt Land Food 2016

Am Sonntag, den 2.10.2016 waren wir zu Gast beim Slow Food Stammtisch und haben dort in größerer Runde einer moderierten Querverkostung diskutiert. Neben geschmacklichen Unterschieden war ein Thema, das von Seiten der Teilnehmer wiederholt angesprochen wurde, dass sie auf Nachvollziehbarkeit und Transparenz großen Wert legen. Und sich den Mehraufwand für die kleinen Bauern auch gern was kosten lassen.

Fazit

Auch die zweite Stadt Land Food war ein tolles, intensives Erlebnis. Für uns uns unsere MilchKostBar und für die zahlreichen Gäste. Unsere Highlights waren neben den angeregten Gesprächen mit Bürgern und Verbrauchern mit Sicherheit die Gespräche mit jungen Landwirten, die erwägen in die Direktvermarktung einzusteigen und hoher politischer Besuch, der dem in seinem Fortbestand bedrohten Premiumprodukt Vorzugsmilch wieder neue Hoffnung macht. Unser herzlicher Dank geht an alle Organisatoren der Markthalle 9, an alle Freunde natürlicher, handwerklicher Lebensmittel und natürlich an die Landwirte.

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Markthalle 9-Voluntärin Fenja und BMV-Referentin Kirsten Kohlhaw an der MilchKostBar auf der StadtLandFood 2016.

Schwarz und Weiß – Wenn die Milch mehr ist als das Schäumchen auf dem Cappuccino!

Slow Food und der BMV laden ein zum Milch- und Kaffeeerleben auf dem Milchhof Reitbrook
Berlin | Hamburg, 18.10.2016

Milch ist nicht gleich Milch! Unter diesem Motto setzen sich Slow Food Deutschland und der Bundesverband der Milchdirektvermarkter und Vorzugsmilcherzeuger (BMV) für den Erhalt der Vielfalt und naturbelassener, hochwertiger Trinkmilch ein. Interessierte Verbraucher kommen mit den Herstellern handwerklich erzeugter Produkte zusammen verkosten Milch unterschiedlicher Herkunft und Verarbeitungsstufen.

Am Donnerstag, den 3.11.2016 ab 17 Uhr erlebt die Reihe der gemeinsamen Geschmackserlebnisse und Diskussionsveranstaltungen auf dem Vorzugsmilchbetrieb „Milchhof Reitbrook“ im Südosten Hamburgs einen neuen Höhepunkt: Im eigenen Kühlschrank steht meist nur eine Milch und ein Großteil der Erwachsenen erlebt Trinkmilch hauptsächlich im Zusammenhang mit Kaffee. Rund 150 Liter Kaffee konsumieren die Deutschen jährlich. Unzählige Kaffee Lattes und Cappuccinos werden täglich getrunken. Auf die Qualität und Herkunft der Bohnen legen echte Genießer hierbei großen Wert.

Doch wie wirkt es sich auf das Gesamt-Geschmackserleben aus, wenn man einen feinen Kaffee mit einer x-beliebigen H-Milch aufschäumt? Sollte, wer sich für guten Kaffee stark macht, nicht ebensolche Sorgfalt auf die Auswahl der begleitenden Milch legen? Aus Dr. Ursula Hudsons vielzitiertem Ausspruch: „Milch ist mehr als nur das Schäumchen auf dem Cappuccino“ ist nun eine eigene Veranstaltung geworden, in der genau dieser Frage intensiver nachgegangen wird.

Im Anschluss an die Besichtigung des Milchviehbetriebs verarbeitet der Hamburger Bio-Kaffeeröster Klaus Lange (Das Caféhaus) Vorzugsmilch und pasteurisierte Landmilch vom Milchhof Reitbrook. Und verarbeitet parallel weitere, industriell verarbeitete Trinkmilchen mit seinen handgerösteten Bio-Kaffeebohnen. Neben Qualitätsunterschieden und geschmacklichen Unterschieden erfahren die Gäste nebenbei mehr über die Unterschiede zwischen Rohmilch und Vorzugsmilch, ESL- und H-Milch, laktosefreie und fettarme Varianten sowie über Einflüsse von Haltung und Futter auf Eiweiß- und Fettqualitäten.

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Datum: Donnerstag, 3. November 2016
Uhrzeit: 17:00 bis 19:30 Uhr

Ort: Milchhof Reitbrook, Vorderdeich 275, 21037 Hamburg, www.milchhof-reitbrook.de
Anfahrt (über Google Maps).

Das Programm
16:30h Ankunft und Begrüßung
17:00h Hofrundgang mit Jan-Hendrik Langeloh (Milchhof Reitbrook)
18:00 – 19:30 Milchschäume und Kaffeeträume – Schwarz und Weiß in Variationen. Verkostung und Gesprächs
mit
Dr. Ursula Hudson, Vorstandsvorsitzende Slow Food Deutschland
Kirsten Kohlhaw, Referentin BMV, Moderation und sensorische Verkostung
Klaus Lange, Das Caféhaus (Bio-Kaffeeröster)
1. Im Café: H-Milch vs. Pasteurisierte Landmilch
2. Echt frisch vs. Länger haltbar: ESL-Milch vs. Vorzugsmilch
3. Von der Kuh, aber anders: Laktosefreie vs. fettarme Milch
4. Das Spitzenduo: Vorzugsmilch und Pasteurisierte Landmilch mit natürlichem Fettgehalt (beide Milchhof Reitbrook)

Reitbrook, Vorderdeich 275: Milchhof Reitbrook - Hof Langeloh - Kühe und Kuhstall - Schulbuch-Fotos mit Lisa Körner (4) - Einverständnis der Mutter für Veröffentlichung liegt voll.
Reitbrook, Vorderdeich 275:
Milchhof Reitbrook – Hof Langeloh.
Reitbrook, Vorderdeich 275: Milchhof Reitbrook - Hof Langeloh
Reitbrook, Vorderdeich 275:
Milchhof Reitbrook – Hof Langeloh

Zu dieser seltenen Gelegenheit, einmal genauer hinzuschmecken, laden wir alle Milch- und Kaffeefreunde herzlich ein.

Da der Platz begrenzt ist, bitten wir um Anmeldung bis zum 01.11.16 unter
projektbeauftragte@slowfood.de, Tel: 0151-153 081 86

Pressekontakt:
Kirsten Kohlhaw, 0170.5539730, presse@milch-und-mehr.de

Eine gemeinsame Veranstaltung von:
Slow Food Deutschland
Bundesverband der Milchdirektvermarkter und Vorzugsmilcherzeuger (BMV)

Partner:
Das Caféhaus Hamburg

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Milcherleben auf der Stadt.Land.Food 2016

Auf der Suche nach der echten Milch

Nach der großen Resonanz in 2014 freut sich der Verband der Direktvermarkter und Vorzugsmilcherzeuger auch auf der diesjährigen Stadt.Land.Food für die Besucher ein intensives Milch-Erleben zu gestalten.
Am Stand des Direktvermarkter-Verbandes haben Interessierte die Möglichkeit, verschiedene Milchen zu verkosten. Beim unmittelbaren Vergleich von naturbelassener Vorzugsmilch mit pasteurisierter, homogenisierter, mikrofiltrierter, hocherhitzter und laktosefreier Milch lassen sich Unterschiede zwischen roher und stark verarbeiteter Milch einmal ganz bewusst herausschmecken. Nebenher erfahren die Besucher viel Wissenswertes über das ebenso faszinierende wie missverstandene Urlebensmittel Milch, Zusammenhänge zwischen Verarbeitungsgrad und (Un)Bekömmlichkeiten, den Zusammenhang zwischen Haltung und Futter mit Eiweiß- und Fettqualitäten, warum Rohmilchautomaten für Bauern eine Option sein, echte Vorzugsmilchbetriebe jedoch nicht ersetzen können und noch vieles mehr.

Standort: Käsewerkstatt, 1.-3.10.2016 10-18h (am 3.10. von 10-17h)
Ansprechpartner: Kirsten Kohlhaw, presse@milch-und-mehr.de
Moderierte Verkostungen: Samstag, den 1.10. + Sonntag, den 2.10., jeweils um 12-12:30h, 14-14:30h und 16-16:30h
Vorzugsmilchpartner: Milchhof Reitbrook bei Hamburg

Bemerkung zum Stichwort Regionalität

Als Frischeprodukt ist Vorzugsmilch ein Lebensmittel, das stabile regionale Strukturen und kurze Wege braucht. Vorzugsmilchbauern setzen in ihrer Arbeit neben höchsten Ansprüchen an Verarbeitungshygiene und Herdengesundheit auf Regionalität.

Wieso also Milch aus dem Südosten Hamburgs?
In Berlin und Bandenburg gibt es aktuell keinen Milchbetrieb mit einer Zulassung für die Gewinnung und Abgabe von Vorzugsmilch (und nur diese besonders intensiv kontrollierte, zertifizierte naturbelassene Milch darf roh abgefüllt werden und über die Hofmolkerei des Betriebes direkt in den Handel gelangen, das erfordert von allen Beteiligten sehr hohen Einsatz und verursacht Mehrkosten).
Die Abgabe von „normaler“ Rohmilch (z.B. erhältlich an sogenannten Milchtankstellen) ist laut Lebensmittelhygieneverordnung nur „ab Hof“ und mit dem Zusatz „bitte vor Verzehr abkochen“ erlaubt. Weitere Informationen zu den Besonderheiten rund um die Premium-Rohmilch unter Vorzugsmilch.

Gut zu Wissen | Warenkunde Milch

Bei unserer Zusammenstellung einiger Fakten über Trinkmilch gehen wir von Rohmilch bis H-Milch und schauen besonders auf die drei wesentlichen Merkmale: Wärmebehandlung, die Naturbelassenheit und die Frische der Milch. Diese sagen erst einmal nichts aus über die Frage „bio“ oder „konventionell“ oder die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Anbauverband.

Rohmilch wird nach dem Melken nicht erhitzt, nicht zentrifugiert und nicht homogenisiert und behält dadurch ihren natürlichen Fettgehalt. Man bekommt sie in zwei Varianten:

Rohmilch ab Hof
Diese Milch ist nur direkt beim Erzeuger erhältlich und wird dort gleich am Milchtank vom Bauern abgezapft oder in Milchautomaten zum Selberzapfen angeboten. Weil bei dieser Milch der Keimgehalt nicht regelmäßig kontrolliert wird, muss an der Abgabestelle der Hinweis “Rohmilch – vor dem Verzehr abkochen” stehen. Rohmilch ab Hof darf beim Verkauf maximal 1 Tag alt sein. Und wie der Name schon sagt, bekommt man sie nur direkt auf Bauernhöfen und in Hofläden.

Vorzugsmilch
Diese Milch ist ebenfalls Rohmilch, die aber auch verpackt im Handel angeboten wird. Nur speziell zertifizierte Betriebe dürfen Vorzugsmilch liefern. Diese Höfe werden jeden Monat untersucht und kontrolliert – deshalb zählt Vorzugsmilch wohl zu den am besten überwachten Lebensmitteln. Vorzugsmilch ist ebenso wie Rohmilch völlig unbehandelt. Deshalb enthält sie noch alle Vitamine und ihr naturbelassener Fettgehalt macht den Geschmack vollmundig und sahnig. Vorzugsmilch kommt immer direkt vom Hof, ist die frischeste Milch im Kühlregal und darf nur bis zu 4 Tage nach dem Melken verkauft werden.

Alle anderen Milchsorten werden über 40 Grad erhitzt und je nach Höhe der Temperatur entstehen unterschiedliche Milcharten:

Pasteurisierte Milch
Diese Milch wird traditionell für 30 Minuten auf 63 Grad oder für 12-15 Sekunden auf 72 Grad erhitzt. Auch in Hofmolkereien wird Milch nach diesen beiden Verfahren pasteurisiert. Auf der Verpackung steht in diesem Fall „traditionell hergestellt“. Pasteurisierte Milch, die traditionell hergestellt wurde, ist in der Regel nicht homogenisiert (s. ESL- und H-Milch). Pasteurisierte Milch ist länger haltbar als Rohmilch, da durch das Erhitzen die Keime in der Milch weitgehend abgetötet werden. Allerdings schmeckt sie dadurch auch nicht so intensiv wie Rohmilch und enthält weniger Vitamine. Pasteurisierte Milch wird mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum von 10 Tagen als frische Trinkmilch verkauft.

ESL-Milch
Diese Milch ist länger haltbar – die englische Abkürzung „ESL“ bedeutet „Extended Shelf Life“. Verschiedene Verfahren wie das Erhitzen auf 85-127 Grad und Mikrofiltrationsprozesse reduzieren den Keimgehalt bei der ESL-Milch so weit, dass sie bis 21 Tagen (und länger) haltbar ist. ESL-Milch wird homogenisiert. Bei diesem Verfahren wird das Fett in der Milch ganz fein verteilt, damit die Milch nicht „aufrahmt“ und sich als Sahne oben absetzt.Der Vitamingehalt ist durch die intensive Bearbeitung noch weiter reduziert als bei pasteurisierter Milch. ESL-Milch ist immer homogenisiert (siehe H-Milch) und auf einen bestimmten Fettgehalt eingestellt. In Hofmolkereien wird keine ESL-Milch hergestellt.

H-Milch
Auf 135-150 Grad „ultrahocherhitzt“ ist diese Milch besonders lange haltbar. Die intensive Wärmebehandlung beeinträchtigt den Eiweiß- und Vitamingehalt, der Geschmack erinnert an gekochte Milch. H-Milch wird immer homogenisiert (s. ESL-Milch). Viele finden H-Milch besonders „praktisch“, weil sie ungeöffnet auch ohne Kühlung bis zu einem halben Jahr gelagert werden kann. Nach dem Öffnen muss sie allerdings auch in den Kühlschrank und umgehend verbraucht werden. Hofmolkereien produzieren keine H-Milch.

Hofporträt: Milchhof Reitbrook

Im Gespräch mit Jan-Hendrik Langeloh, geschäftsführender Gesellschafter der Milchhof Reitbrook GbR

Jan-Hendrik, ihr habt in diesem Jahr wieder euer traditionelles Hoffest veranstaltet…
Ja, insgesamt konnten wir wieder ca.2.000 Besucher in der Zeit von 12 bis 17 Uhr begrüßen, obwohl wir schon besseres Wetter hatten. Wir haben inzwischen viel Erfahrung, dennoch muss man bei so einem Andrang aufpassen, dass die Leute nicht zu lange warten. Wir haben die Attraktionen entsprechend über den ganzen Hof verteilt. Hier gibt’s was zu gucken, da gibt’s was zu essen. Bereits zum dritten Mal geben wir unserem Hoffest einen Marktcharakter, mit Wurst- und Blumenständen, einem Stand, an dem man Wolle spinnen kann und einer Fischbude mit geräuchertem Fisch. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit unsere Vorzugsmilch und anderen Milchprodukte zu probieren und die Kühe und Kälber besuchen. In diesem Jahr war erstmals noch einer von „unseren“ Kaffeeröstern (die vom Milchhof mit frischer Trinkmilch beliefert werden, Anm. d. Red.) mit seinem mobilen Kaffeestand da. Weil Trecker fahren so unglaublich beliebt ist, haben wir einen zusätzlichen Trecker besorgt.

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Bei euch hat gerade der Generationenwechsel stattgefunden, seid ihr immer noch in einer Betriebsgemeinschaft mit dem Nachbarbetrieb Rainer Kohrs?
Genau, an der Sache hat sich nichts geändert, ich habe den Hof und die Geschäftsanteile von meinen Eltern (Gerd und Ingrid Langeloh, Anm. d. Red.) übernommen und bin damit neuer Gesellschafter der Milchhof Reitbrook GbR.
Die Milcherzeugung und Vermarktung findet auf unserem Hof statt. Alle hierfür notwendigen Gebäude, wie Milchviehstall, Jungviehstall und Molkerei, stehen auf unserer Hofstelle. Von der Hofstelle von Rainer Kohrs aus wird die Außenwirtschaft betrieben zudem gibt es auf dem Hof noch einen Pensionspferdestall.

Wer steht denn jetzt vor und hinter „Milchhof Reitbrook“?
So etwas ist immer nur im Team zu machen. Ich stehe dem als geschäftsführender Gesellschafter vor. Mein Bruder Sönke kümmert sich mit viel Eigenverantwortung um die Molkerei und die Logistik. Dann gibt es seit Anfang des Jahres einen Herdenmanager, der die Kühe betreut, die Schwester von unserem Kooperationspartner leitet das Büro. In der Molkerei beschäftigen wir zusätzlich seit Mitte des Jahres einen ausgebildeten Molkereifachmann und natürlich geht nichts ohne die Mitarbeiter die abfüllen, kommissionieren, ausfahren und saubermachen. Insgesamt sind es inzwischen 27 Leute.

Reitbrook, Vorderdeich 275: Milchhof Reitbrook - Hof Langeloh - Kühe und Kuhstall - Schulbuch-Fotos mit Lisa Körner (4) - Einverständnis der Mutter für Veröffentlichung liegt voll.
Milchhof Reitbrook, Hof Langeloh, Vorderdeich 275 (c) Ingrid Langeloh

Das ist ja ein richtiges Unternehmen. Wie sehr fühlt ihr euch der ursprünglichen landwirtschaftlichen Wirtschaftsweise verbunden?
Wir sind Landwirte und Menschen, die hinter und für ihre Produkte stehen. Das können wir nur erfüllen wenn, wir täglich mit der Produktion vertraut sind und so unserem Anspruch höchste Qualität zu liefern gerecht werden. Dennoch ist bei uns nicht alles glattgebügelt oder gar auf standardisierte Perfektion ausgerichtet.

 

Stadt oder Land? Ihr seid ja schon fast Großstadtbauern…!
Natürlich, das ist schon eine besondere Situation, die wir hier im Südosten Hamburgs haben. 10 Minuten zuvor war man noch in der Hamburger Innenstadt, dann fährt man von der Autobahn ab, und steht keine 3 Minuten später bei uns mitten im Grün.

Diese Verbindung ist letztlich auch das Spannende für uns und unsere Kunden.
Ob das auf dem Hoffest ist oder wenn Leute einfach so bei uns vorbeikommen. Die können das nicht fassen, wie schnell sie bei uns sind. Wir sind ja eine normal strukturierter landwirtschaftlicher Betrieb mit eigenen Flächen am Hof. Auf der anderen Seite spüren wir den Druck, der durch die wachsende Großstadt entsteht. Wohnungsknappheit, Hafen- und Straßenbau machen es immer schwieriger, neue Flächen zu bekommen.

Denn für jede Baumaßnahme muss ein ökologischer Ausgleich geschaffen werden. Flächen werden stillgelegt, in dem z.B. der Wasserstand angehoben wird. Diese Flächen stehen uns als intensiv wirtschaftendem Betrieb nicht mehr zur Verfügung. Wenn das in dem derzeitigen Tempo weiter geht mit dem Flächenverbrauch, sind wir in Hamburg in 26 Jahren durch. Dann gibt es keine Fläche mehr, die nicht entweder bebaut ist oder mit Ausgleichsmaßnahmen belegt ist.

Ihr sehr auch im Netz aktiv, auf Facebook (link) und sogar auf Instagram (link). Wer lässt euch so gut aussehen?
Einer unserer Fahrer, der Freddy, unser „Milkman“, das ist derjenige, der das hier betreibt. Gerade Facebook lebt von Aktualität und er hat Lust, die notwendige Erfahrung und Zeit sich darum zu kümmern

Reitbrook, Vorderdeich 275: Milchhof Reitbrook - Hof Langeloh - Kühe und Kuhstall - Schulbuch-Fotos mit Lisa Körner (4) - Einverständnis der Mutter für Veröffentlichung liegt voll.
Reitbrook, Vorderdeich 275:
Milchhof Reitbrook – Hof Langeloh (c) Ingrid Langeloh.

Ihr fahrt ja eine Doppelstrategie. Macht Direktvermarktung UND beliefert eine Molkerei – magst Du uns mal kurz erläutern, wie das läuft?
Vor fünf Jahren, als ich auf den Hof zurückkam, hatten wir insgesamt 120 Kühe in der Herde, angefangen hatte es 1998 alles mit 60 gemeinsamen Tieren, heute sind es 170 Kühe.
Wir produzieren Vorzugsmilch und pasteurisierte Landmilch sowie Joghurt. Seit letztem Jahr lassen wir von Elena Martens auch Käse aus unserer Milch herstellen. Von Beginn an haben wir ungefähr 50% unserer Milch direkt Vermarktet und die andere Hälfte geht an die DMK. Bei uns ist gibt es keine spezielle Vorzugsmilchherde, sondern es werden einfach die ersten drei Durchgänge (Doppelneuner 18 – 36 – 54) an unseren Milchproduktionstagen Montag und Donnerstag als Vorzugsmilch gemolken, der Rest geht in die Pasteurisierung (Van Riedt, 1000l Durchlaufpasteur).

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Jan-Hendrik Langeloh überwacht seine Herde mit modernsten Mitteln.

Unsere Tiere sind super drauf, letztendlich hängt das auch mit einer guten Arbeitsorganisation zusammen. Bislang kenne ich alle Damen persönlich mit Namen. Das sind auch Mitarbeiterin, ein wichtiger Teil des gesamten Systems, die eine entsprechende Aufmerksamkeit verdienen. Und ich bin ein großer Freund von technischen Hilfsmitteln im Milchviehbereich, da ist die Brust- und Wiederkauüberwachung mittels Transponder und App nur ein Beispiel. Wenn man diese Hilfsmittel gut einsetzt, kann einem das viel Ärger ersparen. Erst neulich lagen wieder zwei Kälbchen verdreht, ohne die Alarmmeldung hätte ich diese mit Sicherheit verloren. Natürlich sind wir Tierhalter und müssen auch nach ökonomischen Kriterien entscheiden. Dennoch hat jede Kuh einen Anspruch darauf, vernünftig behandelt zu werden. Ich finde es wichtig, dass alle unsere Mitarbeiter diese Haltung haben.

In Hamburg seid ihr ja, gerade in der Barista- und Café-Szene, eine echte Nummer. Über welchen Partner freut ihr euch noch?
Wir lieben alle unsere Partner und Kunden. Und sind stolz, auf zahlreiche langjährige Geschäftsbeziehungen zurückblicken zu können. Besonders toll sind hier auch vergleichsweise junge Initiativen, wie zum Beispiel „Die Frischepost“, da sind wir einer der Partner, das passt perfekt. Die haben den Anspruch, Produkte aus der Region direkt an die Leute in die Hamburger Innenstadt zu liefern. Das funktioniert super.

Danke, Jan-Hendrik, und weiterhin viel Erfolg.

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Service

Die Fragen stellte Kirsten Kohlhaw, commotivation, für den BMV.

Für alle Faktenfreunde: Hier geht es zum Reitbrook_Betriebsspiegel 2016 des Milchof Reitbrook.


Beim nächsten Mal sprechen wir hier noch etwas intensiver über Kaffee und Milch, da kommt’s nämlich auf die Feinheiten an! Stay tuned.

Milch-Direktvermarkter eröffnen die Hoffest-Saison 2016

Auch in 2016 laden viele landwirtschaftliche Mitgliederbetriebe des BMV wieder zum Hoffest. Hoffeste sind eine tolle Gelegenheit, direktvermarktende Landwirte noch besser kennenzulernen. Mit den Menschen zu sprechen, mehr über die Erzeugung naturbelassener Lebensmittel zu erfahren. Auch für die Kinder wird viel Unterhaltsames geboten, von Butter schütteln über erste Melkversuche bis hin zu Schnitzeljagden im Heu, Musik und und und. Statten Sie dem Bauern Ihres Vertrauens einen Besuch ab, gehen Sie in den Dialog und verbringen Sie einen informativen und fröhlichen Tag mit Familie und Freunden.

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Milch-Direktvermarkter des BVDM auf der IGW 2016

Nachbericht, 25.1.2016

Anlässlich der Grünen Woche 2016 präsentierten sich direktvermarktende Milchbauern aus Niedersachsen und NRW und luden Messebesucher zu einer schmackhaften Begegnung im Bühnenumfeld der Landeshallen ein.

Am Samstag den 16.1.2016 berichteten Hanke Diers und Henrik Dallmann auf der Bühne der Niedersachsenhalle aus dem spannenden Alltag ihrer Milchbetriebe. Beide verarbeiten die Milch ihrer Kühe in eigenen Hofmolkereien zu pasteurisierter Landmilch, Joghurt und Quark, übernehmen und kontrollieren eigenständig alle Produktionsschritte von der Abfüllung bis zur Etikettierung und Vermarktung. Zweimal pro Woche beliefern die Milchbauern ihre Kunden, rund 2.700 Haushalte beliefert allein der Diers-Hof. Weitere Partner und Abnehmer der Milch und Milchprodukte von Direktvermarktern sind u.a. Hofläden, Wochenmärkte und Einrichtungen für Gemeinschaftsverpflegung. Eine organisatorische und logistische Meisterleistung, die jeden Tag wieder aufs Neue gestaltet werden will.

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Geschmacksgipfel Vorzugsmilchverkostung mit „Slow Food“ und „Geschmackstage“

Einen NACHBERICHT zur gemeinsamen Veranstaltung von Slow Food Deutschland, Geschmackstage e.V. und dem BVDM unter dem Motto „Kann man Landschaften schmecken?“ finden Sie u.a. auf der Website von Slow Food. Den Nachbericht „Feinschmecker mit Milchbart“ im Haller Tagblatt können Sie hier online einsehen.

Ein paar Impressionen dieses eindrücklichen Erlebnisses haben wir hier für euch festgehalten. Wir bedanken uns bei Anja und Pius Frey für ihre wundervolle Gastfreundschaft, bei Slow Food Deutschland und Geschmackstage e.V. für das schöne Zusammenwirken und bei allen Besuchern der Veranstaltung für ihr reges Interesse an naturbelassener Milch und ihren Einsatz als Verbraucher für die regionale Landwirtschaft.

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