Das Landgut Nemt bei Leipzig

Östlich von Leipzig, in Wurzen, haben zwei Brüder aus Sachsen einen LPG-Betrieb übernommen und neu ausgerichtet. Mit Lieferdienst- und Hofcafé, mit Bio-Obst und Bio-Gemüse. Und mit frischer Landmilch. Die bewegte Geschichte des Frische-Bringdienst-Allrounders erzählt einer der beiden Inhaber, Karsten Döbelt.

Seit wann gibt es das Landgut Nemt?
Mein Bruder René hat 1991 einen ehemaligen LPG-Betrieb als Bio-Betrieb privatisiert. Die alten vorhandenen Gebäude hat er zunächst übernommen. Anfangs hat René den Hof gemeinsam mit einem Studienfreund als GbR geführt. Als der Partner 1994 ausgeschieden ist, hat René erst einmal als Einzelperson weiter gemacht. In jenem Jahr haben wir auf der „grünen Wiese“ einen neuen Boxenlaufstall gebaut und eine neue Melkanlage samt Melkkarussel mit 32 Plätzen installiert.

Wie viele Kühe waren es denn zu Beginn?
Der Boxenlaufstall wurde damals für 480 Kühe gebaut. Heute haben wir, auch durch Anbauten insgesamt 580 zu melkende Tiere im Stall stehen, mit Färsen und Kälbern kommen wir fast auf 1.000 Tiere am Standort).

Damit seid ihr, wenn ich richtig informiert bin, der größte Betrieb unter den BMV-Mitgliedern. Wie kommt es, dass ihr gleich biozertifiziert wart?

Die Trinkwasserqualität war zu DDR-Zeiten (und kurz nach der Wende) so schlecht, dass man das Trinkwasser nicht als Babynahrung verwenden konnte. Ein großer Landverpächter, die Wurzener Wasserwerke, haben uns ermutigt, vorbeugenden Trinkwasserschutz zu leisten. Und das ging nur über den ökologischen Landbau.

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Wann bist Du mit eingestiegen?
Ich komme ja ursprünglich aus der Lebensmittelindustrie, habe Bäcker gelernt und einige Jahre als Geselle gearbeitet. Direkt nach der Wiedervereinigung 1990 habe ich dann Lebensmittelingenieurtechnik studiert. Nach meinem Studium war ich eine Zeit sogar Betriebsleiter in einem kleinen Hotel. Das war nett, aber jetzt auch nicht die Erfüllung. Dann kam René – inspiriert durch einen Artikel über Direktvermarktung – auf die Idee, etwas zusammen zu machen und den Hof neu aufzustellen.

Als 100%iger Biobetrieb haben wir damals Bio-Milch produziert. Leider mussten wir dieses hochwertige Produkt zum konventionellen Preis abgeben denn es gab von den Molkereien noch keine Bio-Zuschläge…

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Über die Direktvermarktung wollten wir eine höhere Wertschöpfung erreichen. Also haben wir damals eine Tour durch Deutschland gemacht und uns viele Betriebe angeschaut, die bereits in der Direktvermarktung erfolgreich waren. Schon auf dem Rückweg haben wir uns entschieden: Wir machen das! Allerdings wollten wir vorsichtig einsteigen. Das war 1997.

Zum Glück gab es in der Nachbarschaft eine mittelständische Käserei, die bis dato regelmäßig unsere Bio-Milch geholt und selbst verkäst hatte. Da sie – im Gegensatz zu uns – bereits einen Pasteur hatte, haben wir sie mit ins Boot geholt und unsere pasteurisierte Landmilch im ersten halben Jahr „nur“ selbst abgefüllt und ausgefahren.

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Und konntet so mit überschaubarem Risiko und wenig Investitionskosten erst einmal schauen, wie die Resonanz ist…?
Genau! Doch schon ein halbes Jahr später hatten wir die Bestätigung. Die Mengen stiegen stetig, die Nachfrage war also da. Wir haben dann einen eigenen Pasteur angeschafft und unsere erste eigene Past.-Milch im Sommer 1998 ausgeliefert.


Und worum kümmerst Du Dich auf dem Landgut genau, Karsten?

Da muss ich ein wenig ausholen… Wir sind als Landgut Nemt ein Familienbetrieb mit einer klaren Aufteilung innerhalb eines besonderen Konstrukts:
Mein Bruder macht die Landwirtschaft, ich die Direktvermarktung mit Hofmolkerei , Hofbäckerei, Lieferservice und Hofladen. Da das Landgut ein gewerblicher Betrieb ist, kaufe ich die Milch von meinem Bruder. René und ich sind beide Gesellschafter, doch ich bin alleiniger Geschäftsführer der Landgut Nemt GmbH. In meinem Bereich inclusive der Verwaltung, sind es insgesamt 25 Mitarbeiter, davon auch einige Teilzeitkräfte und Aushilfen.

Mein Bruder hat für jeden Bereich einen Spezialisten als Bereichsleiter eingestellt und übernimmt die Gesamtkoordination. Der Herdenmanager kümmert sich von früh bis abends um die Tiere, macht die Dienstpläne zum Melken und Füttern, spricht mit dem Tierarzt, dem Futterfahrer. Der Ackerbau ist vergleichbar aufgebaut. Auch hier bewirtschaftet ein Bereichsleiter federführend.

Diese Betriebsteilung haben wir im Jahr 2000 vorgenommen. Und im Zuge dessen
nicht nur den Bereich der Direktvermarktung ausgelagert, sondern auch die Bio-Milch auf konventionelle Milch rückumgestellt. Der Ackerbau ist nach wie vor ein BIO-Betrieb.

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Wieso das? Mittlerweile ist Bio doch viel populärer?!
Bis zu jenem Jahr der Umstellung war die Milch immer verlustig. Als Bio-Betrieb hatten wir ohnehin weniger Ertrag pro Hektar und dann mussten wir die hochwertige Milch auch noch zum schlechten Preis verkauft, weil das damals schlicht noch niemanden interessiert hat.

Das mit der Bio-Milch ging erst vor 10 Jahren so richtig los, im Nachgang einiger Lebensmittelskandale, erst daraufhin haben breite Bevölkerungsschichten begonnen, über dieses Thema nachzudenken. Später entstanden neben einer neuen Nische im LEH auch in den Molkereien entsprechende Anreizsysteme wie Biozuschläge.

Unsere Kühe kriegen nach wie vor auch Bio-Futter, aber eben nicht zu 100%. Da der Ackerbau nach wie vor bio-zertifiziert ist, müssen wir alles überwiegend über die Fruchtfolge regeln. Allerdings würde das Bio Futter nicht ausreichen, da die Herde zu groß ist. Den Großteil Futter kaufen wir regional in konventioneller Qualität ein, sind allerdings als erster Betrieb Sachsens „genmittel-frei“ zertifiziert worden. In 2006 sind wir mit dem Bereich der Direktvermarktung umgezogen, 3km vom Stall weg, und haben dort eine EU-zugelassene (zertifizierte) Molkerei eröffnet.

Mein Bruder melkt heute ca. 7 Millionen Liter Milch pro Jahr. Rund 700.000 Liter pro Jahr vermarkten wir über die Hofmolkerei. Das ist schon nicht wenig, aber im Endeffekt sind es nur 10% der eigenen Milch. Und die restlichen 90% gehen zu den momentan einmal wieder ruinös niedrigen Preisen an die Großmolkerei.

Also müssen auch wir die Milch über Ackerbau und Gemüseanbau querfinanzieren. Dass wir mit der Frosta AG Bremerhaven einen starken Partner für unser Gemüse haben, hilft uns sehr. In ihrem Werk in der Nähe von Meißen wird unter anderem auch aus unseren hochwertigen Rohstoffen Tiefkühl-Gemüse für die Bio-Lebensmitteleinzelhandel hergestellt. Die kurzen Wege sind hier natürlich auch von Vorteil.

Wann habt ihr denn angefangen, die Direktvermarktung von Milch und Milchprodukten breiter aufzustellen?
Bis 2006 waren wir baulich so aufgestellt, dass wir die Milch in einem Raum abgefüllt und pasteurisiert haben. Wir hatten damals nur Trinkmilch in der Direktvermarktung, kein Joghurt, kein Quark, keine weiteren Produkte. Der bauliche und hygienische Standard der neuen Molkerei ist tatsächlich ähnlich wie bei Großmolkereien, nur in einem deutlich kleineren Maßstab.

Durch den Austausch mit den Kollegen im Bundesverband haben wir begonnen, weitere Milchprodukte zu produzieren. Joghurt und Quark zu installieren hat für uns gut funktioniert. Zwei Standardprodukte ermöglichen hier – in saisonalen und geschmacklichen Varianten – gleich eine breite Platte.

Seit wann macht ihr die Hoffeste – Wie oft und wie viele Leute kommen da immer?
Im Juni 1998 war unser erstes Hoffest, als wir den Pasteur installiert hatten. Seither haben wir jedes Jahr eines veranstaltet. Anfangs kamen so 800-1.500 Besucher. Seit ca. 7 Jahren haben wir eine Mitarbeiterin, die sich neben Ihrer Aufgabe im Hofladen hauptverantwortlich um die Organisation unseres Hoffestes kümmert. Weiterhin haben wir das Hoffest von Samstag auf den Familientag Sonntag gelegt. Seither sind die Besucherzahlen auf über 6.000-7.000 Gäste angestiegen. In 2017 feiern wir dann schon unser 20-jähriges Hoffest-Jubiläum.

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Das klingt noch einmal nach viel Extra-Arbeit!
In der Tat, das ist viel Arbeit, aber es ist auch unsere Marketingmaßnahme Nr. 1. Da haben wir die beste Möglichkeit, den Gästen alles zu erzählen, was sie wissen wollen, ihnen alles zu zeigen und sie alles probieren zu lassen. Das kann keine Radiowerbung.

Den Rest des Jahres besucht ihr ja regelmäßig eure Kunden. Wie viele Haushalte beliefert ihr derzeit?
Ich glaube wir hatten mal an die 2.000 Privatkunden, aktuell sind es insgesamt 500. Mit denen wir aber genauso viel Umsatz erwirtschaften wie vorher.

Wie ist euch das denn gelungen?
Wie viele Betriebe müssen auch wir immer wieder versuchen Kosten zu reduzieren. Möglichst an vernünftiger Stelle. Vor wenigen Jahren haben wir versuchsweise eine Lieferpauschale in Abhängigkeit des Umsatzes eingeführt. Bis 10 Euro Umsatz 4 Euro Lieferpauschale, von 10-25 Euro nehmen wir 2 Euro Lieferpauschale, ab 25 Euro Einkauf liefern wir frei Haus.

Das hat uns damals viele Kunden gekostet, interessanterweise aber zum größten Teil welche, die durch ihre Kleinst-Bestellungen von 2x2l Milch pro Woche Service-Kosten produziert haben, die wir nie wieder an anderer Stelle reinholen konnten.

Weil wir ein Gewerbebetrieb sind, lässt sich das bei uns gut rechnen. Unser Haupteinzugsgebiet ist Leipzig, viele Mietshäuser, viele Treppen. Da ist die Logistik der teuerste Part. Wir freuen uns, dass Regionalität für viele Verbraucher in ihren Kaufentscheidungen eine immer größere Rolle spielt und sich so viele Kunden so regelmäßig und gerne durch uns beliefern lassen.

Wir haben ja wieder viel über Milchviehherden und Milch gesprochen, Karsten. Was gibt es von Deiner Seite aus noch zu ergänzen? Was wünschst Du Dir und euch für die Zukunft?

Ach, da gäbe es schon einiges. Ein fun fact: Wir sind Europas größter Anbauer für Bio-Zwiebeln mit über 40 HA pro Jahr und halten 10% Marktanteil bei Biozwiebeln in Deutschland. Vermarktet werden diese über das Deutsche Zwiebelkontor in Calbe bei Magdeburg.

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Ich möchte perspektivisch ein sicherer Arbeitgeber sein für meine Mitarbeiter, möchte sie ansprechend entlohnen können und auch gut für unseren Betrieb wirtschaften.

Mit dem ganzheitlichen Blick auf die Landwirtschaft würde ich mir wünschen, dass die Akzeptanz der Verbraucher für die handwerklich hergestellte, regionale Milch weiter steigt und sie unsere Mühen honorieren und die Wertschätzung sich auch in einem vernünftigen Preis ausdrückt.

Karsten, ich danke Dir! Euch, euren MitarbeiterInnen und den Tieren weiterhin alles Gute. Und viel Erfolg, wir sehen uns auf eurem 20. Hoffest in 2017.

Das Gespräch wurde aufgezeichnet von Kirsten Kohlhaw, commotivation

Hofporträt: Milchhof Reitbrook

Im Gespräch mit Jan-Hendrik Langeloh, geschäftsführender Gesellschafter der Milchhof Reitbrook GbR

Jan-Hendrik, ihr habt in diesem Jahr wieder euer traditionelles Hoffest veranstaltet…
Ja, insgesamt konnten wir wieder ca.2.000 Besucher in der Zeit von 12 bis 17 Uhr begrüßen, obwohl wir schon besseres Wetter hatten. Wir haben inzwischen viel Erfahrung, dennoch muss man bei so einem Andrang aufpassen, dass die Leute nicht zu lange warten. Wir haben die Attraktionen entsprechend über den ganzen Hof verteilt. Hier gibt’s was zu gucken, da gibt’s was zu essen. Bereits zum dritten Mal geben wir unserem Hoffest einen Marktcharakter, mit Wurst- und Blumenständen, einem Stand, an dem man Wolle spinnen kann und einer Fischbude mit geräuchertem Fisch. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit unsere Vorzugsmilch und anderen Milchprodukte zu probieren und die Kühe und Kälber besuchen. In diesem Jahr war erstmals noch einer von „unseren“ Kaffeeröstern (die vom Milchhof mit frischer Trinkmilch beliefert werden, Anm. d. Red.) mit seinem mobilen Kaffeestand da. Weil Trecker fahren so unglaublich beliebt ist, haben wir einen zusätzlichen Trecker besorgt.

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Bei euch hat gerade der Generationenwechsel stattgefunden, seid ihr immer noch in einer Betriebsgemeinschaft mit dem Nachbarbetrieb Rainer Kohrs?
Genau, an der Sache hat sich nichts geändert, ich habe den Hof und die Geschäftsanteile von meinen Eltern (Gerd und Ingrid Langeloh, Anm. d. Red.) übernommen und bin damit neuer Gesellschafter der Milchhof Reitbrook GbR.
Die Milcherzeugung und Vermarktung findet auf unserem Hof statt. Alle hierfür notwendigen Gebäude, wie Milchviehstall, Jungviehstall und Molkerei, stehen auf unserer Hofstelle. Von der Hofstelle von Rainer Kohrs aus wird die Außenwirtschaft betrieben zudem gibt es auf dem Hof noch einen Pensionspferdestall.

Wer steht denn jetzt vor und hinter „Milchhof Reitbrook“?
So etwas ist immer nur im Team zu machen. Ich stehe dem als geschäftsführender Gesellschafter vor. Mein Bruder Sönke kümmert sich mit viel Eigenverantwortung um die Molkerei und die Logistik. Dann gibt es seit Anfang des Jahres einen Herdenmanager, der die Kühe betreut, die Schwester von unserem Kooperationspartner leitet das Büro. In der Molkerei beschäftigen wir zusätzlich seit Mitte des Jahres einen ausgebildeten Molkereifachmann und natürlich geht nichts ohne die Mitarbeiter die abfüllen, kommissionieren, ausfahren und saubermachen. Insgesamt sind es inzwischen 27 Leute.

Reitbrook, Vorderdeich 275: Milchhof Reitbrook - Hof Langeloh - Kühe und Kuhstall - Schulbuch-Fotos mit Lisa Körner (4) - Einverständnis der Mutter für Veröffentlichung liegt voll.
Milchhof Reitbrook, Hof Langeloh, Vorderdeich 275 (c) Ingrid Langeloh

Das ist ja ein richtiges Unternehmen. Wie sehr fühlt ihr euch der ursprünglichen landwirtschaftlichen Wirtschaftsweise verbunden?
Wir sind Landwirte und Menschen, die hinter und für ihre Produkte stehen. Das können wir nur erfüllen wenn, wir täglich mit der Produktion vertraut sind und so unserem Anspruch höchste Qualität zu liefern gerecht werden. Dennoch ist bei uns nicht alles glattgebügelt oder gar auf standardisierte Perfektion ausgerichtet.

 

Stadt oder Land? Ihr seid ja schon fast Großstadtbauern…!
Natürlich, das ist schon eine besondere Situation, die wir hier im Südosten Hamburgs haben. 10 Minuten zuvor war man noch in der Hamburger Innenstadt, dann fährt man von der Autobahn ab, und steht keine 3 Minuten später bei uns mitten im Grün.

Diese Verbindung ist letztlich auch das Spannende für uns und unsere Kunden.
Ob das auf dem Hoffest ist oder wenn Leute einfach so bei uns vorbeikommen. Die können das nicht fassen, wie schnell sie bei uns sind. Wir sind ja eine normal strukturierter landwirtschaftlicher Betrieb mit eigenen Flächen am Hof. Auf der anderen Seite spüren wir den Druck, der durch die wachsende Großstadt entsteht. Wohnungsknappheit, Hafen- und Straßenbau machen es immer schwieriger, neue Flächen zu bekommen.

Denn für jede Baumaßnahme muss ein ökologischer Ausgleich geschaffen werden. Flächen werden stillgelegt, in dem z.B. der Wasserstand angehoben wird. Diese Flächen stehen uns als intensiv wirtschaftendem Betrieb nicht mehr zur Verfügung. Wenn das in dem derzeitigen Tempo weiter geht mit dem Flächenverbrauch, sind wir in Hamburg in 26 Jahren durch. Dann gibt es keine Fläche mehr, die nicht entweder bebaut ist oder mit Ausgleichsmaßnahmen belegt ist.

Ihr sehr auch im Netz aktiv, auf Facebook (link) und sogar auf Instagram (link). Wer lässt euch so gut aussehen?
Einer unserer Fahrer, der Freddy, unser „Milkman“, das ist derjenige, der das hier betreibt. Gerade Facebook lebt von Aktualität und er hat Lust, die notwendige Erfahrung und Zeit sich darum zu kümmern

Reitbrook, Vorderdeich 275: Milchhof Reitbrook - Hof Langeloh - Kühe und Kuhstall - Schulbuch-Fotos mit Lisa Körner (4) - Einverständnis der Mutter für Veröffentlichung liegt voll.
Reitbrook, Vorderdeich 275:
Milchhof Reitbrook – Hof Langeloh (c) Ingrid Langeloh.

Ihr fahrt ja eine Doppelstrategie. Macht Direktvermarktung UND beliefert eine Molkerei – magst Du uns mal kurz erläutern, wie das läuft?
Vor fünf Jahren, als ich auf den Hof zurückkam, hatten wir insgesamt 120 Kühe in der Herde, angefangen hatte es 1998 alles mit 60 gemeinsamen Tieren, heute sind es 170 Kühe.
Wir produzieren Vorzugsmilch und pasteurisierte Landmilch sowie Joghurt. Seit letztem Jahr lassen wir von Elena Martens auch Käse aus unserer Milch herstellen. Von Beginn an haben wir ungefähr 50% unserer Milch direkt Vermarktet und die andere Hälfte geht an die DMK. Bei uns ist gibt es keine spezielle Vorzugsmilchherde, sondern es werden einfach die ersten drei Durchgänge (Doppelneuner 18 – 36 – 54) an unseren Milchproduktionstagen Montag und Donnerstag als Vorzugsmilch gemolken, der Rest geht in die Pasteurisierung (Van Riedt, 1000l Durchlaufpasteur).

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Jan-Hendrik Langeloh überwacht seine Herde mit modernsten Mitteln.

Unsere Tiere sind super drauf, letztendlich hängt das auch mit einer guten Arbeitsorganisation zusammen. Bislang kenne ich alle Damen persönlich mit Namen. Das sind auch Mitarbeiterin, ein wichtiger Teil des gesamten Systems, die eine entsprechende Aufmerksamkeit verdienen. Und ich bin ein großer Freund von technischen Hilfsmitteln im Milchviehbereich, da ist die Brust- und Wiederkauüberwachung mittels Transponder und App nur ein Beispiel. Wenn man diese Hilfsmittel gut einsetzt, kann einem das viel Ärger ersparen. Erst neulich lagen wieder zwei Kälbchen verdreht, ohne die Alarmmeldung hätte ich diese mit Sicherheit verloren. Natürlich sind wir Tierhalter und müssen auch nach ökonomischen Kriterien entscheiden. Dennoch hat jede Kuh einen Anspruch darauf, vernünftig behandelt zu werden. Ich finde es wichtig, dass alle unsere Mitarbeiter diese Haltung haben.

In Hamburg seid ihr ja, gerade in der Barista- und Café-Szene, eine echte Nummer. Über welchen Partner freut ihr euch noch?
Wir lieben alle unsere Partner und Kunden. Und sind stolz, auf zahlreiche langjährige Geschäftsbeziehungen zurückblicken zu können. Besonders toll sind hier auch vergleichsweise junge Initiativen, wie zum Beispiel „Die Frischepost“, da sind wir einer der Partner, das passt perfekt. Die haben den Anspruch, Produkte aus der Region direkt an die Leute in die Hamburger Innenstadt zu liefern. Das funktioniert super.

Danke, Jan-Hendrik, und weiterhin viel Erfolg.

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Service

Die Fragen stellte Kirsten Kohlhaw, commotivation, für den BMV.

Für alle Faktenfreunde: Hier geht es zum Reitbrook_Betriebsspiegel 2016 des Milchof Reitbrook.


Beim nächsten Mal sprechen wir hier noch etwas intensiver über Kaffee und Milch, da kommt’s nämlich auf die Feinheiten an! Stay tuned.

MaWi Media dreht 12-teilige Film-Doku über Vorzugsmilch Bauern

„Milch & mehr“ – Gnarrenburger „Bauern“-Doku im Internet!
Pflügen, säen, düngen – und natürlich immer wieder melken: Milchbauern haben gerade in diesen Wochen alle Hände voll zu tun! Sie stärken mit ihrer Arbeit nicht nur die regionale Wirtschaft, sondern tragen auch in hohem Maße zu einer gesunden Ernährung der Bevölkerung bei. Gleichzeitig herrscht in der Öffentlichkeit jedoch eine oft falsche oder verzerrte Vorstellung vom bäuerlichen Dasein: wer weiß schon so genau, welche Aufgaben und Herausforderungen ein Landwirt täglich zu bewältigen hat!

Dem will die 12-teilige Filmdoku über den hoch engagierten Milchbauern Bernd Kück im niedersächsischen Gnarrenburg (LK Rotenburg / Wümme) etwas entgegensetzen. Die Filme mit einer jeweiligen Länge von rund fünf Minuten wurden authentisch gedreht und journalistisch aufbereitet, wollen Interesse und mehr Verständnis für das Leben von Landwirten wecken.

Bernd Kück mit Kälbchen

Hinter diesem ehrgeizigen Filmprojekt stehen die beiden Journalisten und Filmemacher Ernst Matthiesen und Marion Wilk, die vor knapp zwei Jahren von Hamburg in die Nähe von Zeven gezogen sind. Sie realisieren Reportagen und Dokumentationen für Unternehmen, gemeinnützige Organisationen und TV-Anstalten. Das Autorenpaar ist davon überzeugt, dass es sich lohnt, gesellschaftlich wichtige Themen engagiert aufzugreifen und damit etwas anzustoßen:

„Seitdem wir auf dem Land leben, interessieren wir uns sehr für die Arbeits- und Lebensbedingungen von Landwirten mit eher kleinem Viehbestand. Gerade jetzt, durch den Wegfall der Milchquote, wird es für diese Bauern sehr schwierig. Gleichzeitig haben wir immer wieder gehört, wie sehr sie unter Klischees in der Öffentlichkeit leiden – da konnten wir gar nicht anders, als diese Dokumentation ins Leben zu rufen!“, so der Filmemacher Ernst Matthiesen. „Allerdings war es sehr schwer einen Landwirt zu finden, dem wir ein Jahr lang über die Schulter schauen durften – deshalb ein großes Dankeschön an die Familie Kück. Ohne ihre Bereitschaft und Unterstützung hätten wir die Filme nicht machen können!“. Und seine Partnerin ergänzt: „Es war für uns unglaublich spannend und lehrreich, einen landwirtschaftlichen Betrieb kennen zu lernen – vieles von dem, was da passiert, haben wir bisher überhaupt nicht gewusst! Und wir sind überzeugt davon, dass es vielen anderen Menschen ebenso geht – insofern kann unsere Doku dabei helfen, Vorurteile und Informationsdefizite abzubauen!“.

Die 12-teilige Filmdoku wird ab Mai 2015 im Internet auf YouTube ausgestrahlt (www.youtube.com/user/MawiMedia), dort wird jede Woche eine neue Folge veröffentlicht. Allerdings nur zur privaten Nutzung – für Schulen, Medienzentren und freie Bildungsträger gibt es die Filme – verbunden mit Arbeitsmaterialien für den Unterricht – auf DVD. Zu beziehen ist sie über den Hamburger Verlag Filmsortiment.

(Quelle: Presseartikel der Mawi Media)