Hofporträt Stolze Kuh: Vom Cowgirl zur Ökobäuerin in Brandenburg

In einem kleinen Dorf nahe der polnischen Grenze, 1,5 Stunden nord-östlich von Berlin, befindet sich ein kleiner Hof mit großem Herz und unbedingtem Willen. Die Betreiber wollen nicht weniger als das Beste für das Land, ihre Tiere und für die Menschen, für die sie ihre Lebensmittel herstellen. Ihre Herde – so bunt wie ihr Konzept. Auf den Naturschutzflächen des Nationalparkvereins Unteres Odertals weiden 120 Rinder alter Zweinutzungsrassen, darunter auch die Bullen. Gemolken wird auf der Weide, und die Kälber trinken bei Ammen, im Winter wird nur Heu gefüttert.

Anders wirtschaften

Der Hof der jungen Landwirte ist aus vielen Gründen ein besonderer:
Anja und Janusz Hradetzky lernten sich im Rahmen ihres Studiums an der HNEE (Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde) kennen. Nach einer kleinen Odyssee und Explorationsphase starteten die beiden – frisch verheiratet – 2014 ohne Geld, ohne Land, und ohne Kühe in ein unternehmerisches Abenteuer ungewissen Ausgangs. Sie verkauften Kuhanteile an Unterstützer, um den Erwerb der Tiere zu finanzieren, und gehen auch sonst viele ungewöhnliche Wege in der ökologischen Landwirtschaft.
2018 wurde Anja Hradetzky als „Grüne Gründerin“ ausgezeichnet, 2019 erschien ihr Buch „Wie ich als Cowgirl die Welt bereiste und ohne Geld und Land zur Bio-Bäuerin wurde“ (DuMont Reise Verlag, 2019).
Wesensgemäße Viehhaltung auf Naturschutzflächen, handwerkliche Milchverarbeitung und Direktvermarktung zeichnen den ökologischen Ausnahme-Betrieb aus.

Die Stolzen Kühe der Öko-Landwirte Anja und Janusz Hradetzky weiden auf Naturschutzflächen des Nationalparkvereins Unteres Odertal bei Lunow-Stolzenhagen.
Das Wesen der Kuh achten. 24/7 – das ganze Jahr über, durch alle Gezeiten und in allen Bereichen.

Interview mit Anja Hradetzky, Demeter-Ökobäuerin, Aktivistin und Buchautorin

Anja, ihr habt mittlerweile zwei Kinder. Du bist politisch viel unterwegs und engagierst Dich in diversen Netzwerken und für die naturverträgliche Weiterentwicklung eurer Region. Dazu die Arbeit auf dem Hof und der Direktvermarktung. Wann hast Du denn bitte noch die Zeit gefunden, ein Buch zu schreiben?
(lacht) Ganz ehrlich? Fast nur nachts. Da unser jüngster Familienzuwachs anfangs ohnehin nachts viel wach war, habe ich mir diese Not zunutze gemacht. Außerdem hatte ich mit Hans von der Hagen einen tollen Co-Autor, der mich echt verstanden hat und so tief in mein Leben eingetaucht ist, dass es toll gekappt hat mit dem gemeinsamen Schreiben. Eine irre Erfahrung.

Wie kam es denn zu dem Buch?
Der DuMont Verlag hat sich gemeldet, nachdem ein Artikel in der Süddeutschen über mich erschienen war, der die Überschrift trug: Vom Aldi-Kind zur Ökobäuerin (Süddeutsche Zeitung, 27. Juli 2016). Die haben vermutet, dass da noch mehr Geschichten drin sind.

Sie hatten recht! Das Buch liest sich so spannend, es ist es ein „page-turner“. Ich habe es in einem Schwung durchgelesen und kann es jedem als Inspiration nur empfehlen. Wie ist es für Dich, jetzt mit diesem 340-Seiten starken Werk auf Lesetour zu sein?
Es ist schön, auf Podien und Tagungen, auf denen ich sonst politisch aktiv bin, meine persönliche Geschichte zu erzählen, es erstaunt mich, wie berührt und inspiriert die Menschen sind.Das tut mir gut und gibt viel Kraft. Klar ist es ein Auf und Ab, aber es lohnt sich.

Ihr lebt ein besonders außergewöhnliches Konzept mit euren Stolzen Kühen. Wie seid ihr momentan denn aufgestellt?
Wir schlachten aktuell alle zwei Wochen, unser Absatz hat sich verdoppelt. Mehr als 180l /Tag Milch können wir aktuell kaum bewältigen, dafür müsste dringend ein größerer Kessel her. Wir haben weitere Engpässe, auch unsere Abfüllmöglichkeiten und die Lüftung müssen optimiert werden. Doch wie Du Dir denken kannst, müssen wir unsere Investition schrittweise denken. Ein neuer Kessel kostet 30.000 Euro.
Eine Freundin ist zwischenzeitlich eingestiegen, sie ist Käserin und dazu sehr unternehmerisch eingestellt. Eine Mitarbeiterin, die sich komplett selbst organisiert, das ist toll. Wir brauchen mehr von solchen Leuten. Insgesamt haben wir jetzt sechs Angestellte, meist in Teilzeit. Das mit der Teilzeit hat auch den Grund, dass wir so krankheitsbedingte Ausfälle besser kompensieren können.

Den Aufbau eurer Käserei habt ihr über Crowdfunding finanziert…
Ja, das hat zum Glück gut funktioniert, weil wir aus unserer Anfangszeit bereits eine treue Schar von Unterstützern hatten und ein großes Netzwerk engagierter Menschen pflegen. Es ist so toll, unseren eigenen Rohmilchkäse herstellen zu können. Seit uns die Gläserne Molkerei gekündigt hat, da sie künftig keine Kleinstbetriebe und keine Produktionsüberhänge mehr abnehmen, ist das auch zwingend nötig. Wo sollten wir sonst mit der tollen Milch hin? Wir haben eine Super-Qualität, da die Kühe auf der Weide gemolken werden und so viel Platz haben, dass sie sich – im Gegensatz zu engen Ställen – nie in ihren eigenen Mist legen würden. Das Melken auf der Weide mag einigen Leuten suspekt sein, weil es ungewöhnlich ist, wir sehen darin jedoch viele Vorteile für die Tiere, sie können wesensgemäß in ihrer Herde leben, und das wirkt sich auch auf die Qualität der Milch aus.

Das was wir produzieren, geht wirklich gut weg. Wir verkaufen viel Rohmilch-Quark und Joghurt, auch unser Frischkäse hat nach 3 Wochen einen spannenden Punkt erreicht zwischen Mild und charakteristisch würzig. Vom gereiften Hartkäse könnten wir eher noch mehr verkaufen als wir haben. Der braucht einfach 1,5 Jahre… Für diesen momentanen Engpass habe ich den Käse vom Klostergut Heiningen dazu genommen, das ist bei Braunschweig. Die beiden gerade einsteigenden Junglandwirte, Frieda und Theo Degener, sind in unserem Alter. Sie bewirtschaften auch nach Demeter-Richtlinien, halten Bullen und Ammen und betreiben eine Demeter-.Das passt so gut. Von dem Austausch untereinander profitieren wir beide.

Wie habt ihr euch kennengelernt, Du und Frieda?
Das war, als wir beide schwanger waren. Wir konnten ja weniger machen, nicht mehr alleine melken, nicht schwer heben oder ähnliches, und haben in der Zeit beide Kälber gezähmt.
Und heute? Wie läuft es denn jetzt mit der Direktvermarktung eures Käses und eures Fleisches?
Wir haben unseren Hofladen 1x pro Woche für zwei Stunden geöffnet. Damit sind die Leute hier aus dem Ort und der umliegenden Nachbarschaft versorgt.
Der Rest unserer Produkte geht nach Berlin, wir beliefern derzeit 10 Marktschwärmereien in Berlin, davon allein zwei in Kreuzberg, mit Joghurt, Quark, Eiern und Fleisch. Hier gehts zu den Marktschwärmern (link)
Für die Voll-Versorger hatten wir mit der SoLaWi angefangen, das hat aber nicht funktioniert, also wir haben es wieder gestoppt. Jetzt setzen wir auf Sammelbesteller – so ist steht der Ertrag im Verhältnis zum Aufwand mit Verpackung und Auslieferung. Wir können einfach nicht alle Rinder-Wiener einzeln verteilen.

Im kleinen Hofladen in Lunow-Stolzenhagen versorgen sich Anwohner aus dem Dorf und Nachbargemeinden. Auch online kann man die Produkte bestellen – oder über ausgewählte Marktschwärmer-Verkaufspunkte in Berlin.

Die Marktschwärmereien sind eine tolle Ergänzung für Direktvermarkter. Das klingt sehr gut – und praktikabel. Wer gehört noch zu euren Kunden?
Toll finde ich, dass auch einige Bürogemeinschaften in Berlin bei uns bestellen. Die bestellen zusammen zu sich auf die Arbeit und verteilen die Lebensmittel vor Ort. Das dürfte gern noch weiter Schule machen.

Euer Leben ist voller Herausforderungen, ihr seid zwar erfolgreich in dem, was ihr tut und wie ihr es tut, steht aber immer noch ziemlich am Anfang. Was macht Dir am meisten Freude?
Vermarktung ist mein Ding, das macht mir schon Spaß, aber ich will und brauche das ganzheitliche Konzept. Daher finde ich es auch so toll, dass wir die Hühner-Mobilstall dazu genommen haben und zusätzlich zu unserem Milchprodukten und dem Fleisch auch Demeter-Eier vermarkten können. Unsere Hühner sind eine Zweinutzungsrasse, das heißt, sie legen weniger Eier und auch ihr Fleisch können wir vermarkten.
Da für uns im Zentrum unseres Umgangs mit den Tieren steht, „das Wesen der Kuh zu achten“, gebe ich mein Wissen in Los Stress Stockmanship sehr gern in Seminaren weiter und tausche mich mit Kolleg*innen über alternative Haltungsformen aus. Kennengelernt habe ich diese Methode in meiner Zeit in Kanada bei meiner damaligen Gastgeberin und Mentorin Kelly. Sie lehrte mich, eine Herde allein mit Körpersprache und ruhiger Bestimmtheit zu lenken. Auf der Nachbar-Ranch kämpften sich damals 5 schreiende, staub aufwirbelnde Cowboys an ihrer Herde ab. Der Unterschied war eklatant, ich wollte es fortan so machen wie Kelly.

Wo geht es für euch hin, in welche Richtung möchtet ihr euch weiter entwickeln?
Wir sind an einem spannenden Punkt für die weitere Entwicklung. Die Fleischvermarktung funktioniert super, der Schnittkäse ist – im Rahmen natürlicher handwerklicher Abweichungen von Charge zu Charge – stabil.
Der Joghurt ist eine tolle Bereicherung und lohnt sich echt für uns. Das wir aus unserer Rohmilch so leckeren Frischkäse und Quark machen können, ist großartig. Gleichzeitig möchten wir in Zukunft auch unsere Rohmilch vermarkten, und das funktioniert nur über eine Vorzugsmilch-Zulassung. Das ist definitiv ein Ziel. Derzeit suchen wir eigene Hofstelle in der Uckermark, haben zwei Ställe und eine Halle in Aussicht. Drückt uns die Daumen.

Vielen Dank für das Gespräch und euch weiterhin alles, alles Gute für euch!

Aufzeichnung des Gesprächs: Kirsten Kohlhaw (die auch die Fragen stellte)
alle Fotos (c) Ökohof Stolze Kuh

Kontakt zu den Stolzen Kühen

Landwirtschaftsbetrieb Janusz Hradetzky
Weinbergstr. 6a, 16248 Lunow-Stolzenhagen
https://stolzekuh.wordpress.com
https://www.facebook.com/stolzekuh/
Telefon: 033365 / 71 987 (Wenn Anja und Janusz gerade bei den Kühnen sind, gerne auf den Anrufbeantworter sprechen!)
1x pro Quartal gibt es einen Infobrief. Hier kann man sich eintragen.

Weitere Lese-Termine:
6.4.2019 Baumhaus Berlin, mit Käse-Workshop. Mehr zum Event auf Facebook (link)
10.4. Meiningen – Ort und Uhrzeit folgt
8.5. Dresden – Ort und Uhrzeit folgt
11.5. Stolpe, 15h, Fuchs und Hase.

Hofporträt. Molkerei Hof Pfaffendorf in Sachsen-Anhalt

2016 ging die Hofmolkerei Hof Pfaffendorf in Betrieb. Die Idee dazu wurde bei einem Milchstreik 2009 geboren. Die Familie Meurer wollte unabhängig sein von Milchpreisen, die andere diktieren. Das klingt nach einer spannenden Erfolgsgeschichte aus Anhalt-Bitterfeld. Wir haben mit dem Leiter der Molkerei von Hof Pfaffendorf, Frederick Meurer, gesprochen.

BMV: Der Hof existiert schon länger, richtig? Wie ist eure Geschichte?
Frederick Meurer: Der Stammbetrieb Hof Pfaffendorf & Partner GbR entstand 1991 aus dem Erwerb der in Liquidation befindlichen LPG Tierproduktion Edderitz, der LPG Pflanzenproduktion Gröbzig und der dazu gehörenden ZBE Schweineproduktion Görzig. Damals hat man rund 5.400 Hektar bewirtschaftet; heute beläuft sich die Fläche des Bewirtschaftungsverbundes Hof Pfaffendorf auf gut 3.400 Hektar.

Wie viele Menschen arbeiten für euch?
In der kleinsten Molkerei Sachsen-Anhalts bei Köthen sind heute 46 Mitarbeiter beschäftigt, die alle aus der Region stammen. Hinzu kommen drei Auszubildende in den Lehrberufen Landwirt, Tierwirt sowie Bau- und Landmaschinenmechaniker.
Im Ackerbau sind Helge Rosenkranz und Oliver Holetschka verantwortlich, berichten über Qualität des Futters, darüber was verfüttert wird und was verkauft. Das ist wichtig, denn das Futter beeinflusst auch die Milchqualität. Mit Martin Spielecke und Christoph Zschoche, die den Bereich Milchvieh leiten, tausche ich als Molkerei-Verantwortlicher mich regelmäßig aus. Wenn was Wichtiges ist, setzen wir uns am Tisch zusammen, sonst hat jeder seinen Bereich. Auf unserer Facebook-Seite lassen wir die Mitarbeiter als Experten in ihren jeweiligen Bereichen regelmäßig zu Wort kommen.

Welche Rolle spielt Social Media für euch? Kommuniziert ihr hier viel mit Kunden und Interessenten oder spielt sich das meiste doch nach wie vor „live und in echt“ ab?
Ich finde es toll, wenn unsere Beiträge geteilt werden, die Leute sehen, was uns in unserem Arbeitsalltag bewegt, wo wir mit unseren Produkten unterwegs sind und was auf dem Hof gerade passiert. Unsere Community ist bunt, von Privatpersonen bis hin zur Wirtschaftsförderung. Wir sind so – habe ich den Eindruck – mehr im Gespräch als „nur“ live. Gerade nach Messen steigen die Zugriffszahlen auf die Seiten merklich. Lange haben wir nur Facebook bespielt und mit der Zeit begonnen, regelmäßig was zu posten. Seit kurzem haben wir auch unseren Instagram Account eröffnet.
Hier geht’s zu den Profilen der Frischmilchmolkerei auf Facebook und Instagram.

Frederick Meurer in der Frischmilchmolkerei vom Hof Pfaffendorf.

Wo setzt ihr sonst in eurer Arbeit moderne Technik zur Kommunikation oder im Datenmanagement ein?
Im Herdenmanagement nutzen wir eine spezielle App, „Herde plus“. Die Überwachung der Herden-Gesundheit funktioniert sehr gut so, vor allem, weil wir hier den Punkt Dokumentation in einem Arbeitsschritt mit abdecken können. Bei 700 Kühe plus Nachzucht wäre das manuell ein ganz anderer Arbeitsaufwand. Für uns in der Molkerei haben wir ein bestehendes Programm umgeschrieben auf unsere speziellen Bedarfe. Davon werden wir besonders profitieren, wenn wir ab dem nächstem Schuljahr viele neue Schulen und Kindergärten mit Schulmilch beliefern.

Eure Molkerei ist noch vergleichsweise jung. Habt ihr gleich mit der gesamten Produktpalette gestartet?
Wir haben im Molkereibetrieb angefangen mit der Produktion von Frischmilch. Kurze Zeit später folgten Joghurt, Quark und Frischkäse. Montag und Donnerstag wird in der Molkerei Frischmilch produziert und am selben Tag zu den Kunden ausgeliefert. Der frisch angesetzte Joghurt, Quark und Frischkäse wird jeweils an den Tagen danach weiterverarbeitet und abgefüllt. Mittwochs machen wir seit neuestem auch Käse. Alle unsere Produkte werden regional vermarktet. Die Rückmeldungen sind so positiv, das freut uns und spornt uns auch an. Denn wir geben jeden Tag das Beste, um den Geschmack unserer Kunden zu treffen und unseren Beitrag für echte Regionalität zu leisten.

Was macht dir in deiner Arbeit am meisten Freude?
Es ist die Mischung aus allem, dass die Tätigkeit so abwechslungsreich ist. Der Kontakt zu den Kunden macht mir Spaß, in der Molkerei stehen ist ein Herzstück meiner Arbeit und ich fahr auch gern mal rum, als Direktvermarkter bin ich eben auch viel unterwegs zu ausgewählten Partnern, Cafés und so. Im Umkreis von 70km wechselt die Landschaft im Landkreis Anhalt-Bitterfeld, im Dreieck zwischen Bernburg, Halle (Saale) und Zerbst, so oft ihr Gesicht. Fahre ich über einen Fluß, beispielsweise über die Fuhne, sieht es auf der anderen Seite so anders aus. Die Natur so zu erleben, finde ich schön.

Und was ist deine größte Herausforderung?
Wir stecken mitten in der Umstellung des Betriebes auf biologische Bewirtschaftung. Insofern lautet meine antwort: Dass alles im Zusammenhang mit der Umstellung auf Bio gut klappt. Wir kommen gut voran. Alle, was wir in den Ställen machen mussten ist so gut wie fertig, zum Beispiel Leisten einbauen für die Einstreu. Die Futtermittel sind produziert, eine Halle haben wir umgebaut zum Tiefstreu-Stall, da sind die Trockensteher drin, und der Stall wird an die Weide angeschlossen.
Dann hoffe ich, dass unser Engagement für die Schulmilch weiterhin gut läuft. Angefangen haben wir vor zwei Jahren mit der Belieferung von sieben Schulen im Umfeld. Wir liefern dreimal wöchentlich verabredete Mengen Frischmilch aus. Die Programme haben jeweils eine Laufzeit von zwei Jahren, im April 2019 startet das nächste. Interessierte Schulen bewerben sich darauf, und wenn sie den Zuschlag bekommen, beliefer ich sie frisch. Das funktioniert super.

Wo geht es für Hof Pfaffendorf Molkerei hin. Was ist eure Vision für die Zukunft? Welche Bereiche wollt ihr noch ausbauen und weiter entwickeln?
Unser Ziel ist es, hochwertige Nahrungs- und Futtermittel in Kreislaufwirtschaft zu produzieren. Wir legen großen Wert auf eine nachhaltige Landwirtschaft. Darum auch die Umstellung auf ökologische Produktion. Wenn alles läuft wie wir es uns vorstellen, werden wir unsere Kunden ab Januar 2020 mit Frischmilchprodukten in Bio-Qualität versorgen.

Kontakt & Steckbrief Hof Pfaffendorf

Die Gemeinschaft besteht aus insgesamt sechs Betrieben.
3.400 ha (=34 km2) Ackerbau
550 ha Beregnungsfläche
700 Milchkühe
500 Rinder Nachzucht
9.800 Liter Milch/Kuh
46 Mitarbeiter
drei Lehrlinge
Lieferservice

Hier geht’s zur Website der Hofmolkerei Hof Pfaffendorf.
Hof- Pfaffendorf Molkerei GmbH & Co. KG Pfaffendorfer Str. 1d, 06388 Südliches Anhalt OT Pfaffendorf
Tel.: 034976/3610
Mobil: 0171/1719575

Hofporträt: Der Hielscher Hof. Witzheldener Bauernkäse

Der Hielscher Hof in Leichlingen wird seit 1953 als Milchviehbetrieb geführt. 1981 hat Bernd Hielscher den Betrieb übernommen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Veredelung der eigenen Milch in der Hofkäserei. Was den landwirtschaftlichen Betrieb mit seiner Hofkäserei noch auszeichnet, verrät Bernd Hielscher in diesem Hofporträt.

Hinter dem Hielscher Hof stehen viele engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Um die 40 Angestelle sind es, inklusive Aushilfen und Service-Kräfte. Bernd Hielscher, der einst Landwirtschaft in Soest studierte, ist Gesamtverantwortlicher für das Gesamtkunstwerk Hielscher Hof. Am meisten in der Vermarktung – und bei den Tieren. Denn auf einem Milchviehbetrieb dreht sich erst einmal alles um die Tiere.

Für den Erfolg eines direktvermarktenden Betriebes mit Landwirtschaft und Käserei, Hofladen und Gastronomie hängt viel von den Mitarbeitern ab. Umso wichtiger, dass hier alle motiviert sind, sich gegenseitig unterstützen und gut mitziehen. Till Roder aus Mecklenburg Vorpommern leitet die Landwirtschaft. Mit ihm bespricht Bernd Hielscher das Tagesgeschäft und strategische Entscheidungen.

Im Stall sorgen zwei feste Mitarbeiter für reibungslose Abläufe. Und dann gibt es noch Dagmar Barbic-Hoofs. Sie ist seit 15 Jahren auf dem Hielscher Hof und hat im Büro alle Fäden in der Hand, von Lohnbuchhaltung und Kundenverwaltung bis zum Wiederverkäufer Management. Ehefrau Ute Hielscher ist die Chefin vom Restaurant, der ausgezeichneten Bauernhofgastronomie Rusticus.

„Ich bin immer noch gern und viel im Stall. Das ist immer noch an erster Stelle. Wenn ein Kalb krank ist, dann gibt’s auch keine Nacht.“ (Bernd Hielscher. Sein Slogan: Mit der Kuh per du.)

Wenn ein neues Kälbchen kommt, lässt Bernd Hielscher heute noch alles stehen und liegen.

Das Rusticus | Frische Produkte und rustikales Ambiente

1998 erwarben die engagierten Landwirte das 250 Jahre alte Fachwerkhaus und bauten es mit alten Materialien und viel Liebe zum Detail wieder auf. Im November 2003 eröffneten sie das Rusticus. Mit 120 Plätzen im Innenbereich und 250 Außen-Plätzen im Biergarten bietet die gemütliche, rustikale Einrichtung viel Platz, tolle Ausblicke auf grüne Wiesen und eine tolle Speisenkarte.

Das Fachwerkhaus beherbergt heute die ausgezeichnete Bauernhof-Gastronomie Rusticus, die zum Hielscher Hof gehört. Natürlich gibt es auch hier den Witzheldener Bauernkäse.

Vom Morgen bis zum Abend können Besucher hier familienfreundliche kulinarische Auszeiten genießen, vom Frühstücksbuffet (Samstags, Sonntags und Feiertags) bis zum Vesperteller, von Salat und Spätzle bis zu Schnitzel und Fleischkäse. Das Rusticus hat – natürlich – auch seine eigene Website.

Der Clou: Für die Speisen im Rusticus verwenden Hielschers die Milch ihrer Tiere, selbsthergestellte Spezialitäten aus der Hofkäserei, zum Beispiel Quark, Joghurt, Eiscreme, Weichkäse, Dickmilch, Schnittkäse in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Dazu Rinderwurst und – fleisch der eigenen Tiere.
Für das ganze Konzept und die Qualität ihrer Speisen wurden die Betreiber vor acht Jahren als erste Bauernhofgastronomie im Bergischen und Oberbergischen Land von der Landwirtschaftskammer NRW mit drei goldenen Kaffeetassen ausgezeichnet.

Stall, Käserei & Hofladen – und: Bergischer Zwieback

Der Hofladen macht mit seinem tollen Angebot Appetit auf mehr Regionalität.

220 Milchkühe plus eigene Nachzucht umfasst die Herde aktuell. Die weiblichen Tiere behalten und vermarkten die Hofbetreiber. Eine Besonderheit des Hofes: „Alles, was eine klassische Schweinewurst ist, machen wir als reine Rindfleisch-Produkte,“ so Hielscher. Das Wurtsortiment können die Kunden zum Beispiel auf der Vesperplatte probieren oder sich aus dem Hofladen mit nach Hause nehmen.

Seit 22 Jahren schon verarbeiten Hielschers eigenen Teil der Milch ihrer Kühe in der hofeigenen Käserei. Ganz natürlich, ohne Zusatzstoffe, handwerklich verarbeitet. Der frisch gemolkenen Rohmilch werden, nach dem schonenden Pasteurisieren, natürliche Bakterienkulturen und echtes Lab zugegeben. Von der Bearbeitung des Käsebruchs über das Salzbad bis hin zur ständigen Pflege während der Reifephase ist alles Handarbeit.

Ein Blick in den Reifungsraum der Hofkäserei auf dem Hielscher Hof.

Hergestellt werden so tagesfrische Vollmilch, Buttermilch, Quark und Schichtkäse, Joghurt, Schnitt- und Weichkäse, Molke und sogar Eiscreme. „Diese aber nur fürs eigene Restaurant“, lacht Bernd Hielscher auf Nachfrage. „Im Hoflandkeller haben wir ein kleines Eislabor, in dem wir für die Gäste des Rusticus Speiseeis in den Geschmacksrichtungen Zitrone, Erdbeer, Nuss, Schoko und Vanille herstellen. Die exotischste Sorte ist gleichzeitig die heimatverbundenste: Bergischer Zwieback. Das ist entstanden aus einer Zusammenarbeit mit dem Slow Food Arche Passagier Projekt.

Ein Drittel ihrer Milch vermarkten die Landwirte pro Jahr direkt in Form von Käse und anderer Milchprodukte.  Der Rest geht an die Großmolkerei Friesland Campina in Köln. Viel pasteurisierte Landmilch verkaufen Hielschers an die Cafés in der Region, alle Produkte sind natürlich auch im eigenen Hofladen erhältlich.

Alle Nahrungsmittel im Hofladen kommen vom eigenen Hof oder von regionalen Lieferanten (zum Beispiel Eier, Honig, Eierlikör, Wildwurst). Befreundete Betriebe liefern zum Beispiel eingelegtes Gemüse undZiegenkäse, saisonal kommen auch andere tolle Produkte dazu, wie Sanddornprodukte aus dem Norden. Zwei feste Mitarbeiter kümmern sich um die reibungslosen Abläufe im Hofladen, koordinieren eigenständig mit den Inhabern. Auf die Frage, wie sich die Partnerschaft mit dem Gartenbaubetrieb Schmidt Haus gestaltet, erklärt Bernd Hielscher:
„Wir wirtschaften auf zwei aneinander grenzenden Grundstücken. Unser Nachbar hat seinen Verkauf. Wir haben uns neben unseren Milchprodukten und Wurstwaren auf haltbare und eingekochte Produkte spezialisiert, auch ausgewählte Weine und Brände sind bei uns erhältlich. Und natürlich der Bergische Zwieback!“

Veranstaltungen auf dem Hielscher Hof

Am Ostersamstag, den 19.4.2019 findet am Abend in guter Tradition wieder das alljährliche Osterfeuer statt. Auch das beliebte Maislabyrinth wird es im laufenden Jahr wieder geben. Jedes Jahr ab Mitte Juli bis zum Ende der Mais-Zeit finden Familien hier eine tolle Anlaufstelle für Freizeitspaß im Maisfeld. Mottos der vergangenen Jahre waren u.a. „von der Kuh zum Käse“, „die Nadel im Heuhaufen“, „Maisuniversum“. Das Motto für 2019 kommt, wie jedes Jahr, sicher wieder rechtzeitig zur Veranstaltung. Interessierte halten sich einfach über die Website auf dem Laufenden.

Ein Kunstwerk von Natur – und Mensch. Das Maislabyrinth vom Hielscher Hof ist ein beliebter Anlaufpunkt für Familien.

Der Hielscher Hof blickt in die Zukunft

Die Hielschers freuen sich, dass Tochter Isabelle in den Familienbetrieb einsteigen wird. Sie macht im Sommer 2019 ihren Bachelor und will sich in jedem Fall um die Kühe kümmern. Auch Sohn Mark – er absolviert derzeit die 10. Klasse – will später auch was auf dem Betrieb machen.

Ein Blick in die Zukunft lässt auch immer nochmal die Vergangenheit wach werden. Bernd Hielscher erinnert sich: Ich war einer der ersten Milchvieh-GbRs, die aus zwei Bauernhöfen einen gemeinsam wirtschaftenden Betrieb gemacht haben. So war immer mindestens ein Chef vor Ort, das hat viele operative Notwendigkeiten entzerrt und dem einzelnen mehr Flexibilität ermöglicht.

Denn auf dem Betrieb ist immer so viel zu tun, dass es kaum möglich ist, sich einmal über einen längeren Zeitraum freizumachen. „Ich würde gern mal wieder mit Ute in den Urlaub fahren. Früher war ich sogar mal fünf Wochen in Australien, aber selbst für zwei Wochen gemeinsame Auszeit ist der Betrieb jetzt einfach zu vielschichtig.“, resümiert Hielscher. „Aber: Spätestens wenn die Kinder hier das Ruder übernehmen, gehen wir wieder auf Reisen.“

Kontakt

Hielscher Hof
Witzheldener Bauernkäse
Krähwinkel 9
42799 Leichlingen
Telefon: 02174/3455
Telefax: 02174/731854
Hielscher Hof Witzhelden, Website

Hielschers engagieren sich seit Jahren bei NWR is(s)t gut. Es gab auch schon gemeinsame Veranstaltungen und Verkostungen mit dem BMV auf der Internationalen Grünen Woche.

Hofporträt – Der Speetenhof in Kranenburg

„Von der Wiese bis zur Haustür“. Mit diesem Slogan hat sich die einzige Hofmolkerei im Nordkreis Kleve einen festen Platz in der Region verschafft. Jetzt haben die Familien Derksen und van de Sand für ihre Arbeit den Unternehmerpreis Niederrhein 2018 gewonnen. Mit der Molkerei-Verantwortlichen Anne van de Sand haben wir gesprochen über Herausforderungen und Freuden in der modernen Milchdirektvermarktung.

Anne,woher kommt der Name Speetenhof?
Der geht tatsächlich auf eine Familie Speeten zurück. Der Hof existiert ja seit dem 18. Jahrhundert. Meine Familie hat den alten Namen damals beibehalten.

Ein tolles Team in der MilchDirektvermarktung: Die ausgezeichnete Familie Derksen / van de Sand im Garten ihres Speetenhofs.

Aktuell arbeiten zwei Generationen auf dem Hof. Deine Eltern Rita und Gerhard (Gerd) Derksen und einer deiner Brüder. Wer macht was?
Mein Bruder ist neben mir Geschäftsführer, die Direktvermarktung teilen wir uns 50:50. Er verantwortet die Landwirtschaft, alles rund um die Tiere und die Ackerflächen. Ich kümmere mich hauptverantwortlich um die Molkerei.
Meine Mutter macht die Mitarbeiterverwaltung, sprich kümmert sich um das Disponieren der Fahrer und unseren Lieferservice mit insgesamt vier Kühlwagen. Mein Vater ist ein klassischer Allrounder. Er wirft morgens früh in der Molkerei den Pasteur an, guckt überall, dass alles läuft, packt einfach an allen Ecken mit an. Er belädt zum Beispiel auch die Autos und macht in der Landwirtschaft noch viel. Zwei meiner Geschwister haben andere berufliche Wege eingeschlagen, jenseits der Landwirtschaft.

Ihr arbeitet mit modernen Elementen wie zum Beispiel einem Melkroboter. Wie war die Umstellung?
Ja, den Melkroboter haben wir 2014 installiert. Die ersten 24 Stunden haben wir komplett im Stall verbracht. Nach wenigen Tagen hatten sich die Kühe bereits völlig an die neue Flexibilität gewöhnt.

Was sind in deinen Augen die Vorteile eines Melkroboters?
Definitiv, sich selbst unabhängig machen von den Melkzeiten. Wir verbringen nicht weniger Zeit mit den Kühen, die Arbeit verschiebt sich vom Melken hin zu Überwachungstätigkeiten. Wir verbringen jetzt definitiv mehr Zeit am Computer, man geht auch mehr durch den Stall, um die Kühe zu beobachten. Wir haben nun nur nicht mehr jede Kuh zweimal täglich in der Hand, sondern schauen auf andere Weise, ob alles in Ordnung ist.
Der große Vorteil eines Melkroboters für uns liegt darin, die Verdichtungszeiten zu entzerren, denn zu den Zeiten, zu denen früher manuell gemolken werden musste, ist auch in der Molkerei viel los. Das personell dauerhaft aufzufangen, war eine große Herausforderung.

Eine Investition in mehr Flexibilität und Verpflichtung für das Prinzip „Freiwilligkeit“ in der Zusammenarbeit mit den Milchkühen. Der Melkroboter auf dem Speetenhof.

Was ist deine liebste Tätigkeit im Zusammenhang mit der DV?
Ich finde alles ganz schön, weil meine Arbeit so vielseitig ist. Ich habe viel Kontakt mit unseren Kunden und mit den Mitarbeitern in der Molkerei. Meine Arbeitszeiten sind auch flexibel und schwanken im Umfang auch um die Urlaubs- und Krankheitsvertretungen herum, die ich übernehme. Zwei Nachmittage bin ich allein im Büro, um unsere Liefer-Tourrunden fertig zu machen und für den nächsten Tag zu kommissionieren.

Molkereimeisterin Anne van de Sand in ihrem Element in der Molkerei des Speetenhof. Ihre aktuellen Lieblingsprodukte: Der Pfirsich-Maracuja Joghurt und im Sommer, der Joghurt-Molke Himbeerdrink.

Was ist deine größte Herausforderung?
Ehrlich gesagt der Klassiker Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, das Vereinbaren meiner Arbeit mit der Kinderbetreuung. Die drei sind jetzt 10, 9 und 4 Jahre alt, alle aufgeweckt und mit vielen Interessen wie Tanzen, Sport und Leichtathletik. Das Hinbringen und Abholen will organisiert sein. Und alles Drumherum, auch einfach Ansprechpartnerin sein für sie.

Was wünschst du dir für euren Betrieb, was habt ihr für Ziele in naher und ferner Zeit?
Vor einem Jahr, im November 2017, haben wir unseren neuen Stall gebaut. Gerade beschäftige ich mich mit der Planung eines neuen Molkereigebäudes, hier benötigen wir definitiv mehr Platz. Dass wir Teilbereiche unseres ehemaligen BMV-Mitgliederbetriebs Deselears übernommen haben und seither auch stärker in Richtung Düsseldorf beliefern, hat das Wachstum mit befördert. Wir hoffen einfach, dass wir unseren Weg weiter so gut gehen können und sind dankbar, dass unsere Kunden unsere Produkte so gut annehmen und unsere Arbeit zu schätzen wissen.

Speetenhof | Steckbrief
70 Kühe
26 Mitarbeiter (davon 4 Familienmitglieder aus 2 Generationen)
75 Hektar
35 Hektar Grünland (Heimat der Kühe), 40 Hektar Ackerflächen
550 Haushalte werden über den Lieferservice beliefert.
43 Wiederverkäufer (Lebensmitteleinzelhandel und Bauernläden)
30-40 Kindergärten und Kindertagesstätten
dazu kommen Partner in der Gastronomie sowie 3 regionale Bäckereien.

Kontakt: Speetenhof Wibbeltstr. 120, 47559 Kranenburg Telefon: +49 (0) 28 26 – 81 09
www.speetenhof.de

Die Fragen stellte Kirsten Kohlhaw (Protokoll)

Wer mehr lesen will, findet hier noch einen Artikel über die Wirtschaftsweise vom Speetenhof, der anlässlich der Auszeichnung zum Unternehmer Niederrhein 2018 erschienen ist: Klevision 2018_v2Speetenhof

Hofporträt: Bio-Ziegenhof Stähr in Eggolsheim bei Bamberg

Der Bio-Ziegenhof der Familie Stähr liegt im Gemeindebereich des idyllischen Marktes Eggolsheim, am Eingang zur Fränkischen Schweiz. Hier bewirtschaften die Direktvermarkter als Bioland-Hof 25 ha Grünland und 60 ha Ackerland. Nach vielen Jahren mit Milchkühen, haben sich direktvermarktenden Landwirte 2007 ganz auf die Haltung von Ziegen konzentriert und 2009 auf den Biolandbau umgestellt. Im Sommer laufen die 150 Ziegen auf der Weide und fressen frisches Gras, Klee und Kräuter. Im Winter fühlen sie sich im lichten Laufstall wohler und bekommen sonnengetrocknetes Heu und Bio-Getreideschrot. Seit 2013 halten die Bio-Bauern zudem Legehennen, 3.000 Tiere an der Zahl legen Bio-Eier für den hauseigenen Lieferservice und den Handel, allein 30 Kisten Eier (5.000-6.000 Eier) pro Woche an REWE.

Gespräch mit Roland Stähr vom Bio-Ziegenhof Stähr

Seit wann ist der Ziegenmilchhof eure Heimat? Wie wirtschaftet ihr und wie groß ist eure Herde?
Anfangs war der Familienbetrieb mitten in der Ortschaft. 1974 ist der Stall abgebrannt, heute ist er ein Aussiedlerhof – die Stallungen sind 300-400m außerhalb. Ich habe den Betrieb 1994 übernommen.

Als Bio-Ziegenhof seid ihr unter den Direktvermarktern im BMV ein echter Exot. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Wir haben 1999 mit der eigenen Hofmolkerei angefangen. Damals hatten wir noch eigene Kühe, keine Ziegen. 2004 mussten wir krankheitsbedingt den gesamten Bestand durchwechseln. Trotz dieser Maßnahme war die Geschichte nicht dauerhaft in den Griff zu kriegen. Zwei Jahre später haben wir schließlich die Entscheidung getroffen, die Kühe abgegeben und mit Ziegen anzufangen.


Warum gerade Ziegen?
Ziegenhaltung und Ziegenprodukte wurden zu jener Zeit immer populärer. Unser Sohn war schon immer ein Fan von Ziegen und war damals gleich bereit, diesen Wechsel mit uns zu vollziehen.
Ich hatte 1989 meine Meisterarbeit geschrieben über die Umplanung auf Ziege. Ziegen sind nicht nur faszinierende Tiere, sie sind auch deutlich pflegeleichter als Kühe: Nicht so anfällig für Klauen- und Euterprobleme, auch in Bezug auf die Ställe. Man braucht keine Liegeboxen, streut die komplette Lauffläche mit Stroh ein und kommt mit 1,5 qm pro Ziege aus. Bei Kühen braucht man 2-3 qm pro Kuh, auch die Melkstände sind anders. Wir haben einen Side by Side Melkstand, an dem 18 Tiere gleichzeitig gemolken werden.
Die europäische Ziege ist saisonal fruchtbar, von Ende Juni bis Ende Januar.
Eine Kuh muss 1x pro Jahr abkalben, sonst gibt sie irgendwann keine Milch mehr. Nach dem 2. Mal ablammen kann man die Ziege eigentlich 2-3 Jahre durchmelken. Die 20 besten Ziegen nehmen wir also raus aus der Herde, diese werden gedeckt, der Rest wird komplett durchgemolken.
Aber es ist und bleibt so, Ziegenhaltung und professionelle Vermarktung von Ziegenmilchprodukten ist in der Direktvermarktung nach wie vor eine Nische!

Wie ging das dann konkret los mit euch und der Ziegenmilch?
Angefangen haben wir 2007 mit 40 Ziegen und 120-150 Liter pro Tag. Zu Beginn waren wir noch konventionell, die Milch, die wir nicht als Frischmilch brauchten, wurde extern zu Schnittkäse verkäst. Heute machen wir nur noch Frischkäse, diesen stellen wir in unserer Hofmolkerei selbst her. 2009 erfolgte dann die Umstellung auf Bio-Ziegenkäserei. Seit 1. April 2016 ist auch die in der Molkerei verarbeitete Kuhmilch bio-zertifiziert.

Habt ihr auch einen eigenen Hofladen, über den ihr ein typisches Direktvermarkter-Sortiment eurer Region bei euch abbildet, schließlich habt ihr auch Bio-Öle, Brotaufstriche, Gockelfleisch und andere saisonale Produkte?
Unser Hof liegt etwas ab vom Schuss, im Umland von Bamberg, daher macht ein eigener Lieferservice mehr Sinn als ein eigener Hofladen.

Wie funktioniert bei euch die Arbeit als Familienbetrieb? Wie teilt ihr euch auf?
Max (24) macht Molkerei, Felix (23) macht Landwirtschaft, Ziegen und Hühner, Roland macht alles und die Frau macht Produktion, Büro und Haushalt.
Unsere 3 Fahrer beliefern derzeit auf 9 Touren gemeinsam mit unseren Söhnen Felix und Maximilian 750-800 Privatkunden. Seit Dezember 2016 haben wir zudem eine Bürokraft, die uns 5 Stunden pro Woche bei der Abwicklung der Bestellungen unterstürzt.

Was ist euer absolutes Premium-Produkt? Worauf legt ihr besonderen Wert?
Ganz klar: Auf die Qualität. Wir haben Ziegenmilch in Bioqualität als Heumilch und zwar schon lange. Damit kommen wir gleich nach den Marktführern Andechser (Deutschland) und Leeb (Österreicher).
Unsere Bio-Ziegenheumilch und der Bio-Ziegenheumilch-Joghurt sind wirklich etwas ganz Besonderes. Heumilch ist die ursprünglichste Milch, so naturnah und traditionell wie keine andere. Sie liefert einzigartige Qualität und besten Geschmack. Bio-Ziegenheumilch ist reich an Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen und vor allem für Allergiker besser verträglich als Kuhmilch.

Ihr seid Direktvermarkter. Heißt das, ihr verarbeitet die komplette Menge selber?
Die Kuhmilch wird komplett zugekauft und zu pasteurisierter Trinkmilch, Quark und Joghurt weiterverarbeitet (160.000 Kilo pro Jahr). Die eigene Ziegenmilch vermarkten wir komplett selbst. Selbst hier müssen wir in den Wintermonaten aufgrund der saisonalen Schwankungen in der natürlichen Milchleistung der Ziegen zukaufen. Es ist wichtig, den Kunden und dem Handel gegenüber verlässlich stabile Mengen zu liefern. Das hat unter anderem mit Gewöhnungseffekten und Planungssicherheit zu tun.

Welchen Weg, welche Zukunft seht ihr für die regionale Landwirtschaft, wie schätzt ihr die Überlebensfähigkeit von handwerklichen Nischen ein in einer Zeit, die immer stärker auf Industrialisierung und globalisierten Handel ausgerichtet scheint?
Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Der Handel ruft nach regionalen Produkten, ob das Edeka oder REWE ist, die Kunden wollen anscheinend nach den Studien sowieso alle regionale Produkte. Aber wenn die Käufer in den Laden reingehen, kaufen sie nicht unbedingt regional, sondern das, was in der Angebots-Werbung drin ist.

Der kleine Produzent und Vermarkter kann sich die Beilagen-Werbung nicht leisten – und fällt bei solchem Kaufverhalten schlicht hinten runter. Es muss uns Direktvermarktern gelingen, dass die Marke sich ins Verbraucherbewusstsein einbrennt. Dass unser Produkt geschmacklich und von der Qualität her richtig und dauerhaft überzeugt. Eigentlich müssten wir in den betreffenden Filialen jeden Monat eine Aktion machen. Wichtig ist auch, dass die Mitarbeiter des Marktes dahinter stehen und die Waren ansprechend präsentieren und die Kunden auf das Angebot hinweisen.

Politik und Handel haben kein Interesse dran, die bäuerliche Landwirtschaft zu fördern. Vor 40 Jahren ging das noch, die Betriebe werden größer, müssen größer werden. Und trotzdem machen wir weiter.

Herzlichen Dank, Roland, auch an Deine Frau Bettina, für das Gespräch, euch weiterhin viel Erfolg und alles Gute!
(Die Fragen stellte Kirsten Kohlhaw)

Service | Kontakt

Die Familie Stähr vermarktet Bio-Produkte von Ziegen, Kühen und Hühnereier. Mehr Informationen zum Hof und zum Lieferservice auf ihrer Website. Da kann man sich sowohl de Tourenpläne als auch Bestellformulare downloaden.

Biohof Stähr
info (at) milch-ziegenhof-staehr.de
Bruckweg 1, 91330 Eggolsheim

Das Motto der engagierten Direktvermarkter-Familie Vom Bauernhof direkt – weil’s besser schmeckt. Wir liefern Ihnen das vielfältige BIO-Sortiment unserer Hofmolkerei und frische Bio-Eier direkt ins Haus.

Hoffest-Saison | Besuchen Sie die BMV-Direktvermarkter vor Ort

Eine der vielen besonderen Leistung der Direktvermarkter ist die Transparenz, mit der sie ihre Betriebe führen. Die stetige Gesprächsbereitschaft und der enge persönliche Kontakt zum Kunden. Viele Höfe öffnen interessierten Besuchern und Anwohnern aus der Region regelmäßig ihre Türen. Neben dem täglichen Geschäft mit den Tieren, der Organisation rund um den eigenen Lieferservice, der Arbeit im eigenen Hofladen oder ihrer Präsenz auf Wochenmärkten stellen sie dabei Hoffeste auf die Beine, die sich sehen lassen können. Von klein und fein bis groß und oho ist alles dabei.

Eine tolle Gelegenheit, mit den Menschen hinter den Lebensmitteln in Kontakt und ins Gespräch zu kommen, sich den Hof einmal ausgiebig anzuschauen und einen schönen, bunten Tag in geselliger Gesellschaft zu verbringen.

Hessen

Die Saison eröffnet hat der Betrieb der BMV-Vorstandsvorsitzenden Claudia Müller, der Weidenhof in Wächtersbach im hessischen Main-Kinzig Tal. Die Vorzugsmilcherzeuger feierten am 29. April unter anderem das 10-jährige Bestehen ihres Hofladens.
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Sachsen

Am Sonntag, den 21.Mai begeht das Landgut Nemt sein insgesamt 20. Hoffest.
Nemt_HoffestDie Vorbereitungen auf dem Hof laufen auf Hochtouren… Überall wird produziert, ob in Molkerei und Bäckerei. Die Kühlläger füllen sich. Die letzten Verschönerungstätigkeiten werden noch heute und morgen passieren, damit wir am Sonntag alle Interessierten, Kunden und Freunde begrüßen können. hoffentlich bei schönem Wetter! Wer mehr über die Gebrüder Döbelt erfahren möchte: hier geht es zum Bericht über den Direktvermarkter im Leipziger Umland.

Niedersachsen

Ebenfalls am Sonntag, den 21.5.2017, in der Zeit von 10-16h, lädt der Milchhof Meinen zum Hoffest.
Die Familie lädt traditionell zum Tag der offenen Tür. Schaut hinter die Kulissen der. Milchproduktion. Es gibt ein umfangreiches Programm für Groß und Klein, ein Strohburg und natürlich viele leckere Spezialitäten aus der Hofmolkerei zum Probieren.
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Hier geht es zu der Veranstaltung auf der Facebook-Seite.

Am 11.6. ist es auf dem Hof Dallmann in Dohren in der Nordheide so weit. Aktuelle Informationen finden Interessierte unter anderem auf der Facebook-Seite des modernen Familienbetriebs.

Baden-Württemberg

Am 2. Juli feiert der Völkleswaldhof in Oberrot sein HoffestVoelkleswaldhof_Hoffest_Plakat_Kuh

Über den Vorzugsmilch-Betrieb der Familie Frey,die nach demeter-Richtlinien wirtschaftet, haben wir hier auch schon in Form eines Hofporträts berichtet.

Das Hofgut Rengoldshausen, ebenfalls ein demeter-Betrieb, veranstaltet seine Hoffeste im Turnus „alle 2 Jahre. Dafür gibt es an jedem dritten Freitag eines Monats eine Veranstaltung zu ausgewählten Themen. Am Freitag, den 19. Mai geht es unter dem Titel „Wer soll denn das ganze Gras fressen“ um das Thema Stall, Weide, Scheune.

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In dem verlinkten PDF HOFKULTUREN ist das Sommerprogramm verzeichnet, bei dem interessierte Besucher intensive Einblicke in die Arbeit des Hofgutes bekommen.

Hofporträt | Meierei Geestfrisch, Hof Fuhlreit in Kropp

Im hohen Norden Schleswig-Holsteins, inmitten der Geest, liegt der Milchhof der Familie Sierck. Der BMV hat ihn Ende März anlässlich einer mehrtägigen Exkursion besucht, die hier ihren Startpunkt hatte. Die Milch ihrer Kühe veredeln die Direktvermarkter seit Januar 2010 heute unter anderem zu schmackhaftem Käse und cremigem Speiseeis.

Bereits in 5. Generation bewirtschaftet die Familie Sierck ihren Milchhof nahe der B77, zwischen Kropp und Tetenhusen (unweit von Rendsburg). Artgemäße Tierhaltung ist ihnen genauso wichtig wie moderne Betriebsführung. Sie wollen Spitzenqualität liefern und in ihrem hohen Anspruch sichtbar sein.

Auch für sie stand die Frage an, wie sich der Hof für die Kinder zukunftsfähig machen lässt, ohne sich dem in der Landwirtschaft allgemein vorherrschenden Wachstumszwang zu beugen. Jörn und Gunda Sierck wählen 2008 den Weg der Direktvermarktung. Eine gute Entscheidung, wie sich nach einigen Anfangsinvestitionen wie dem Bau einer eigenen Hofmeierei und der offiziellen Zulassung durch das zuständige Veterinäramt im Dezember 2009 herausstellt.

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Der Hof Fuhlreit mit der Meierei Geestfrisch von oben. Er liegt mitten im platten Schleswig-Holsteiner Land.

Zum Jahresbeginn 2010 ging es offiziell los. Seither begleiten sie hauptverantwortlich alle Schritte von der Erzeugung bis zum Kundenkontakt, haben ihren eigenen Lieferservice, beliefern Privathaushalte ebenso wie gastronomische Betriebe aus der Region. Das Sortiment wächst mit den Jahren ebenso wie die Erfahrung. Auf den Ausbau der sogenannten weißen Linie mit Joghurt und Quark, Frischkäse, Dickmilch und Molke folgt 2011 das nächste große Abenteuer: Eis.

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Mit Freude bei der Arbeit, hier beim Abfüllen. Gunda Sierck in der Meiere Geestfrisch.

Es ist faszinierend Gunda zuzuhören, wenn sie über Eis spricht. Man spürt, da haben sich zwei gesucht und gefunden. Und auch wenn sie heute längst Profi ist und ihre umfangreichen Erfahrungen an andere Einsteiger weitergibt, selbst nach dem Besuch einer Eisfachschule in 2011 und einer intensiven Probierphase im Anschluss findet auch sie beim Probieren mit neuen Sorten mit teils exotischen Zutaten immer noch was Neues heraus.

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Wer im Norden unterwegs ist, sollte unbedingt nach Gasthäusern Ausschau halten, bei denen man Geesas Eis naschen kann. Hier findet ihr eine Auflistung aller Vertriebspartner.  Jörg Sierck, der sich gemeinsam mit seinen Söhnen auf dem Hof um die Herde kümmert, hat sich mit der Vermarktung von Fleisch seiner eigenen Ochsen einen Wunsch erfüllt.

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Nach eigener und eingehender Verkostung der Käse können wir die Aussage auf dem Wimpelchen nur bestätigen.

Über den Lieferservice der Meierei Geestfrisch können Kunden neben Milchprodukten auch das hochwertige Fleisch, Gänse, Eier und Honig beziehen.  Der Hofladen der Meierei Geestfrisch bietet neben eigenen Erzeugnissen eine große Auswahl regionaler Produkte.

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Hofhund vor Milchtaxi auf dem Hof Fuhlreit, Meierei Geestfrisch.

Die Siercks sind langjähriger Partner von FEINHEIMISCH, einem Schleswig-Holsteiner Netzwerk für qualitativ hochwertige, regionale Lebensmittel. Zum 10-jährigen Bestehen von FEINHEIMISCH am 8.4.2017 hat Gunda Juliana Sierck sogar ein eigenes Eis kreiert. Auf Geesas Eis gibt es noch einmal die ganze Geschichte dazu. Sogar op plattdüütsch, Verzeihung, auf Plattdeutsch.

Hofporträt | Der Milchhof Albers in Schleswig-Holstein

Der Milchhof Albers in der Gemeinde Sterley liegt idyllisch zwischen dem Möllner Wildpark und einer kleinen Seenlandschaft, unweit dem Biosphärenreservat Schaalsee. Hier lebt und arbeitet die Familie Albers, die seit 2010 als Direktvermarkter aktiv sind. Wir haben sie zum Hofporträt gebeten und sprechen mit Svenja Albers.

Svenja, der Hof, den ihr bewirtschaftet, liegt im östlichen Schleswig-Holstein in Sterley. Du selbst sagst gerne augenzwinkernd, ein wenig „ab vom Schuss“. Seid ihr gern so ganz in der Natur oder wärt ihr manchmal auch gern „mitten drin“?

Wir fühlen uns hier, umgeben von Seen und viel Natur sehr wohl. Der Schaalsee und diverse andere Seen liegen vor unserer Haustür. Viele Menschen kommen hier zum Urlaub machen her und wir haben das jeden Tag. Was gibt es schöneres.

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Seid wann ist der Milchhof eure Heimat? Wie wirtschaftet ihr und wie groß ist eure Herde?

2007 hat Timo den Hof von seinem Vater übernommen.
Timo´s Vater hatte den Hof erst auf Erbpacht. Da der Vorbesitzer keinen Nachfolger hatte, konnte mein Schwiegervater den Betrieb übernehmen. Wir melken ca.75 Kühe (per Roboter) und haben die weibliche Nachzucht bei uns. Alle männlichen Kälber werden verkauft. Der Futterbau ist in unserer Hand, also Gras und Mais werden von uns selbst angebaut. Kraftfutter kaufen wir zu, allerdings seit 2010 konsequent gentechnikfrei.

Im Sommer genießen unsere Tiere das Weidegras und die Sonne auf der Weide und können diese auch rund um die Uhr nutzen. Im großen Boxenlaufstall, mit separatem Kälber- und Abkalbebereich, haben unsere Tiere ein helles und offenes Zuhause. Auf das Futter können sie jederzeit zugreifen und so nach ihrem eigenen Rhythmus fressen bzw. ruhen und wiederkäuen. 2010 haben wir unsere Meierei gebaut und im November 2010 dann die erste Milch ausgeliefert.


Welches ist der jüngste Zugang in der Herde? Wer ist die älteste Dame im Stall? Und wie viel Milch geben eure Kühe so im Schnitt?

Die letzte Kalbung hatten wir am 2.Jan 2017 ein Kuhkalb von der Kuh 542. Unsere älteste Dame ist die Rotbunte 995, sie ist Feb. 2009 geboren. Im Schnitt geben unsere Kühe 9.580 kg Milch pro Jahr.

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Ihr seid Direktvermarkter. Heißt das, ihr verarbeitet die komplette Menge selber?

Nein wir haben ca. 700.000 Liter im Stall und vermarkten ca.150.000 Liter direkt. Die restliche Milch geht an die Molkerei Gudow.

Svenja, ihr macht tollen Joghurt. Kannst Du Dich hier auch kreativ austoben oder ist das eher präzises Handwerk?

Es ist ein bisschen von beidem. In der Sortengestaltung bin ich durchaus kreativ, weil es mir Spaß macht und die Kunden neben ihren Lieblingssorten die Abwechslung zu schätzen wissen, aber in der Produktion wird dann doch verlangt, das jeder Kirschjoghurt auch immer gleich schmeckt. Interessanterweise bleibt Naturjoghurt eine feste Größe, von den ca. 250 Litern pro Woche gehen über die Hälfte „natur“ raus.

Worauf legt ihr in eurer Arbeit besonders wert?
Timo kümmert sich um die Gesundheit und Aufzucht der Kühe und Kälber, sowie um das Melken und Füttern der Tiere. Die Kälber werden in einem hellen und luftigen Boxenstall aufgezogen, hier können sie sich in der Gruppe frei bewegen und herumtollen. Im frischen Einstreu aus Stroh fühlen sie sich sehr wohl und haben es immer weich und warm. Ich bin mit der Molkerei, der Herstellung der Produkte und dem Kontakt zu den Kunden betraut. Diese klare Aufteilung hilft uns sehr dabei, die täglichen Abläufe strukturiert zu bewältigen. Dass wir in dieser Aufteilung sehr gut zusammenarbeiten hilft uns, die hohe Qualität unserer Milch und Milchprodukte zu gewährleisten.

Wieviel bedeutet euren Kindern die Landwirtschaft und hat vielleicht die eine oder der andere schon erste Ambitionen?

Ich glaube für die Kinder ist es einfach normal, mit der Natur und von ihr zu leben. Wenn andere Kinder kommen und staunen, wird es ihnen wieder bewusst, dass es eben nicht für jeden normal ist, selber Trecker zu fahren, Kälber zu füttern oder mit auf die Welt zu bringen. Einen großen Vorteil sehen sie darin, dass Mama und Papa immer greifbar sind und nicht einer erst abends nach Hause kommt, wenn der Tag schon rum ist. Ambitionen? Sie sind 12, 11 und 9. Es ist schon zu erkennen, wem die Tiere mehr liegen und wem die Technik, aber wir möchten sie gern so frei wie möglich damit umgehen lassen, damit sie sich nicht gedrängt fühlen etwas weiterzuführen, wozu sie nicht richtig Lust haben.

Welchen Weg, welche Zukunft seht ihr für die regionale Landwirtschaft, wie schätzt ihr die Überlebensfähigkeit von handwerklichen Nischen ein in einer Zeit, die immer stärker auf Industrialisierung und globalen Handel ausgerichtet scheint?

img_2129-kopieWenn die regionale Landwirtschaft sich öffnet und sich auch mal in die Karten gucken lässt, sehe ich einen guten Weg. Die Menschen wollen teilhaben, wollen wissen was wir machen, sich eine eigene Meinung bilden. Für viele Menschen wird es wieder wichtig zurück zu kommen zu den Wurzel in einer immer schneller werdenden Zeit. Da ist die Landwirtschaft ein guter Pol, denn wir können nur so arbeiten wie es uns die Tiere oder das Wetter vorgeben. Da können wir der Kuh gern sagen sie soll schneller machen, das interessiert sie wenig. Viele Menschen wollen auch wissen wo ihr essen her kommt und was drin ist. Ich denke regional ist das neue Bio.

Was möchtet ihr noch gefragt werden? Was brennt euch unter den Nägeln? Möchtet ihr gern erzählen???

 

Den Milchhof Albers findet ihr im hohen Norden Schleswig-Holsteins.
Inhaber: Timo Albers, Svenja Albers
Straße: Alfred-Harbarth-Str. 47
Ort: 23883 Sterley
Telefon:04545 789 97 27
Fax:04545 789 97 30
E-mail:info@milchhof-albers.de

Hofporträt | Der Völkleswaldhof

Der Völkleswaldhof liegt idyllisch im Schwäbischen Wald bei Oberrot. Der biologisch-dynamisch wirtschaftende Milchviehbetrieb, auf dem der BMV mit seinen Kooperationspartnern Slow Food Deutschland und Geschmackstage e.V. auch schon eine Vorzugsmilch-Querverkostungs durchgeführt hat, hat in 2016 viel mediale Beachtung erfahren. Noch ein Grund, diesen kleinen feinen Ausnahmebetrieb von Anja und Pius Frey auch in unserer Reihe Hofporträts vorzustellen! 

Anja, der Hof, den ihr bewirtschaftet, liegt im Schwäbisch-fränkischen Wald. Ein schönes Fleckchen Erde. Wie seid ihr hier gelandet?
Wir haben den Hof gepachtet, am 1. Mai 2017 werden es 30 Jahre sein. Der Pächterfamilie und den Verpächtern ist es damals und jetzt sehr wichtig gewesen, auf dem alten Hof demeter-Landwirtschaft anzusiedeln.

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Wie groß ist eure Herde?
Aktuell haben wir 50 Milchkühe, 55 weibliche Rinderzuchttiere und einen Zuchtbullen.

Welches ist der jüngste Zugang in der Herde? Wer ist die älteste Dame im Stall? Und wie viel Milch geben eure Kühe so im Schnitt?
Unsere Damen liegen im Schnitt bei entspannten 17 l pro Kuh / Tag. Die älteste ist Cecilie mit 13 Jahren, und Mitte Dezember bereicherte Natice unsere Herde, sie ist also momentan die Jüngste.

Ihr seid Direktvermarkter. Heißt das, ihr verarbeitet die komplette Menge selber?
Unsere Milch vermarkten wir etwa zur Hälfte als Vorzugsmilch direkt an Privatverbraucher und Läden sowie Händler und zur anderen Hälfte geht sie an die Molkerei Schrozberg. Dazu haben wir auch tatkräftige und verlässliche Mitarbeiter und Auszubildende auf dem Hof.

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Der Völkleswaldhof ist ein Demeter-Betrieb – was bedeutet das für euch persönlich?
Uns ist es persönlich sehr wichtig nach biologisch-dynamischen Richtlinien zu wirtschaften. Wir arbeiten sehr gern in und mit der Natur. Der Einsatz von Demeter-Präparaten im Pflanzenbau bedeutet uns sehr viel.
Die biologisch-dynamischen Kompostpräparate sind Naturmittel, die das Wachstum und die Qualität der Pflanzen fördern. Es handelt sich hier um Präparate aus Schafgarbe, Kamille, Brennnessel, Eichenrinde, Löwenzahn und Baldrian. Diese werden in organischen oder auch vegetabilen Hüllen mindestens ein halbes Jahr im Boden vergraben und so präpariert. Die Biodynamischen Kompostpräparate werden in kleinsten Mengen in den Dünger oder Kompost eingebracht.

voelkleswaldhof_weide_kueheVon hier aus entfalten sie Ihre Wirkung auf den gesamten Komposthaufen. Die Umsetzungsvorgänge in den organischen Düngern werden durch die Präparate angeregt. Die stärkere Belebung der Böden durch präparierten Dünger wird an einigen Merkmalen messbar, z.B. Erhöhung des Humusgehaltes oder Enzymaktivitäten sowie intensiveres Wurzelwachstum. Beispiele für eine bessere Produktqualität durch die Präparate sind geringere Lagerungsverluste, reduzierte Nitratgehalte sowie höhere Zucker- und Vitamingehalte. Das Wirkungsprinzip der Präparate besteht in der Anregung harmonisierender Lebensprozesse. Eine unmittelbare Nährstoffwirkung durch die Präparate liegt nicht vor. Die Präparate dienen somit der Selbstregulation biologischer Systeme.

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Und was bedeutet das z.B. in Bezug auf eure Herde, besonders in Punkto Haltung und Aufzucht?
Wir versuchen allen Tieren ein so gut wie möglichst artgerechtes und wesensgerechtes Leben zu ermöglichen. Wir arbeiten bewusst mit muttergebundener Kälberaufzucht (s. hierzu einen weiterführenden Artikel im Slow Food Magazin über muttergebundene Kälberaufzucht, in dem u.a. der befreundete Demeter-Betrieb Hofgut Rengoldshausen zu Wort kommt), behalten die weiblichen und die männlichen Kälber, die Herde hat regelmäßig Weidegang, auch im Winter, und sie behalten ihre Hörner. Die männlichen Kälber wachsen, nachdem sie nicht mehr bei der Mutter trinken, auf dem 15 Kilometer entfernten Riegenhof auf kräuterreichen Weiden auf. Ihr aromatisches Fleisch ist dann später im Lädle, dem Hofladen des Riegenhofes, erhältlich.

Der Völkleswaldhof ist einer der wenigen Vorzugsmilch-Betriebe in Deutschland. Als „Vorzugsmilch“ darf eure Milch also „roh“, also gänzlich naturbelassen, in den Handel. Habt ihr von Beginn an Vorzugsmilch hergestellt?
Nein, zu Anfang ging die Milch komplett an die Schrozberger Molkerei. Wir sind aus Überzeugung ein Vorzugsmilchbetrieb geworden. Unsere naturbelassene Milch ist ein einzigartiges, unverfälschtes Produkt. Dazu kam: Die Nachfrage nach Vorzugsmilch war und ist in unserem Einzugsgebiet sehr groß. Auch das hat uns ermutigt, diesen Schritt zu gehen.

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Ihr lebt und denkt ganzheitlich, eure Familie und die Kinder bedeuten euch viel. Wieviel bedeutet euren Kindern die Landwirtschaft und hat vielleicht die eine oder der andere schon erste Ambitionen?
Unsere Kinder sind zum Teil schon erwachsen, aber auch die Kleinen gibt es noch mit 5 und 9 Jahren. Alle lieben diesen Ort, die Natur, die Tiere, die Landschaft und schätzen das soziale Umfeld. Zu unserer Freude beobachten wir bei einigen erste Ambitionen, weiterzumachen.

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Welchen Weg, welche Zukunft seht ihr für die regionale Landwirtschaft, wie schätzt ihr die Überlebensfähigkeit von handwerklichen Nischen ein in einer Zeit, die immer stärker auf Industrialisierung und globalen Handel ausgerichtet scheint?
Die regionale Landwirtschaft und Vermarktung ist ein sehr wichtiger Bestandteil der kleineren und mittleren Betriebe und sollte dringend weiter gefördert und für die Betrieb leichter umsetzbar werden.

Die Ganzheitlichkeit hört aber bei Ackerböden, Herdenhaltung und natürlicher Lebensmittelerzeugung nicht auf, oder?
Ja, wir sind ein Ausbildungsbetrieb, die Weitergabe des Wissens um handwerkliche Lebensmittelerzeugung und ganzheitliche Milchviehhaltung ist uns ein wichtiges Anliegen. Je früher wir ein Gespür für die natürlichen Zusammenhänge entwickeln, umso besser für unsere gesamte persönliche Entwicklung. So ist unser Bauernhof auch Lernort und wir führen zudem mit Schülern das Projekt „Ich kann kochen“ durch.
Auch Menschen, die sich in der Natur entspannen und erholen wollen, sind uns willkommen. Im Dachgeschoss unseres Bauernhaus haben wir eine Ferienwohnung für 4-6 Personen. Auch der Umgang mit den wechselnden Gästen macht uns viel Freude und bereichert unser Leben.

Anja, herzlichen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast. Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg und Glück, Gesundheit und Freude.

Hier geht es zur Website vom VÖLKLESWALDHOF. Wer ihn besuchen möchte: Er liegt sehr hübsch zwischen Heilbronn, Schwäbisch Hall und Stuttgart, schaut für die Anfahrt gern mal auf die Karte.

Der Völkleswaldhof im Fernsehen
ZDF- 37° über Völkleswaldhof „Biohof statt Agrarfabrik“

SWR „Lecker aufs Land“ auf dem Völkleswaldhof

Hofporträt | Hofgut Rengoldshausen

Das Hofgut Rengoldshausen liegt bei Überlingen, am Bodensee. Das landwirtschaftliche Anwesen, dessen Herrenhaus im 13. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt ist, wird seit 1932 nach biologisch-dynamischen-Standards bewirtschaftet. Die Familien der Pächtergemeinschaft und ein Großteil ihrer Mitarbeiter leben auch heute auf dem Hofgelände, das wie ein kleines, eigenes Dorf anmutet.

Insgesamt 75 Personen kümmern sich um Landwirtschaft und Vermarktung, um die Gärtnerei und den Samenbau. In der Zucht von Hühnern, die gleichermaßen für Fleisch und Eier gehalten werden, sind die Öko-Landwirte Pioniere, in der Direktvermarktung von Vorzugsmilch, wenn man so will, etablierte Exoten. Darüber hinaus gilt Mechthild Knösel, die für die Braunviehherde des Hofes verantwortlich ist, als Vorreiterin der muttergebundenen Kälberaufzucht.

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Ein Tag auf dem Hofgut Rengoldshausen

Es ist Mittag. Wir speisen an langen Tafeln, es gibt Hähne aus eigener Zucht, dazu Reis und Gemüse. Gefuttert wird mit gutem Appetit, an der frischen Luft, in Gemeinschaft schmeckt es auch mir doppelt gut. Während ich ein Hühnerbein zerteile und genüsslich mit den Ingwermöhren vermische, höre ich: Das Hühnerexperiment ist Teil der Initiative „Hänsel und Gretel“ (Hahn und Huhn), die Rengoldshausen gemeinsam mit dem Tannhof ins Leben gerufen hat. Mit der ersten privaten Zucht eines Doppelnutzungshuhns in Deutschland geben sie mehr als nur eine Antwort auf den Umgang mit männlichen Küken, die bei den Legehybriden als unnütz aussortiert und gleich nach dem Schlüpfen geschreddert werden. Mit dem Aufbau einer artgerechten Zucht in kleineren Herden demonstrieren die Biobauern zum einen die Daseinsberechtigung kleinerer Gemischtbetriebe und ihre Unabhängigkeit von der marktbeherrschenden Geflügelwirtschaft. Später zeigen mir stolze Bressehähne und Hühner, die auf großzügigen Freiflächen mit mobilen Ställen herumspazieren: die Züchter-Gemeinschaft ist auch mit diesem Modell auf einem guten Weg.

Ein Haus für Huhn und Hahn, Hänsel & Gretel, das Bruderhuhn-Projekt der Rengos
Ein Haus für Huhn und Hahn, Hänsel & Gretel, das Bruderhuhn-Projekt der Rengos

Pächtergemeinschaft und Betrieb – ein ganzheitliches Uhrwerk

Überall wird geschäftig gewuselt. Alle paar Minuten klingelt das Telefon von Markus Knösel. Neben Geert Neyrinck und Walter Sorms ist er einer der siebenköpfigen Leitung der Betriebsgemeinschaft und anscheinend Ansprechpartner für alles.

Zugewandt und fröhlich führt er jedes einzelne Gespräch. „Hahn und Huhn“ erfordert gerade viel Aufmerksamkeit, die Möhren haben unter der trocknen Hitze der letzten Wochen gelitten, den Hof ziert eine große Baustelle und Slow Food Deutschland ist im Anflug, um hier sein neues Veranstaltungsformat „Wurzeltour“ zu starten. Nach dem Essen wird, ebenso wie nach dem Frühstück, zudem die reguläre Arbeitsbesprechung stattfinden. Ein ganz normaler Tag auf dem Hofgut.

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Auch in der Gärtnerei und in den Hallen der Grünen Kiste, die von Tuttlingen bis nach Konstanz über 1.200 Kunden mit ihrem Lieferdienst versorgen, ist immer viel zu tun. Aus jeder Ecke spricht ein Unternehmergeist, der einem ganz-heitlichen Verständnis von sinnstiftender Koexistenz mit der Natur entspringt.

Milchviehhaltung à la Rengoldshausen

Mechthild Knösel ist verantwortlich für das Wohlergehen der robusten Schweizer Original Braunvieh-Herde und für die Qualität der Vorzugsmilch. Zweimal am Tag wird diese streng kontrollierte Rohmilch direkt neben dem Stall abgefüllt. Sie darf nur von zugelassenen Betrieben gewonnen werden und ist somit die einzige Form, in der naturbelassene Milch heutzutage noch in den Handel gelangen darf. Heute werden wir Zeuge einer seltenen Zwillingsgeburt. Gemeinsam mit einer Mutter und ihrer achtjährigen Tochter, die sich, wie viele Anwohner aus der Umgebung hier regelmäßig echte frische Milch holen, bestaunen wir das Naturspektakel. Bewundern die Ruhe und Würde, mit der die Kuh die Geburt in dem luftigen, hellen Stall ohne menschliches Eingreifen bewältigt.

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Der geräumige Außenklimastall wurde um die Tiere herum gebaut, nicht umgekehrt. Die Herde genießt viele Freiheiten. Mit durchschnittlich 5.500l pro Kuh und Jahr liegt die Milchleistung deutlich niedriger als bei reinen Milchkuhrassen. Dafür ist das Lebensalter mit durchschnittlich acht bis neun Jahren deutlich höher. Gedeckt werden die Kühe von einem Bullen, auch die Bullenkälber bleiben zwei Jahre auf dem Hof und werden dort gemästet. Gefressen wird Gras, im Winter Heu, ohne Zufütterung von Silage oder Kraftfutter. Von April bis November geht es täglich auf die Weide. In den heißen Sommerwochen wird der Weidegang auf die Nachtzeit verlegt, denn Kühe vertragen Hitze nicht gut. Überhaupt mögen die sensiblen Herdentiere keinen Stress.

Mechthild Knösel arbeitet nach den Prämissen der Low-Stress-Stockmanship (LSS). Das bedeutet, sicher und effizient mit den Rindern zu arbeiten, nicht gegen sie. Die aufrichtige Begeisterung der Demeter-Bäuerin, wird in jeder Geste, jedem Wort spürbar. Dass die Hörner dranbleiben, ist für sie eine Selbstverständlichkeit.

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„Für mich ist muttergebundene Aufzucht wesentlich für eine artgerechte Tierhaltung.“ (Mechthild Knösel)

Die müttergebundene Kälberaufzucht ist seit über zehn Jahren ein zentraler Aspekt von Mechthild Knösels erfolgreichem Herdenmanagement. Von dieser Art der Beziehungsgestaltung profitieren laut ihren Beobachtungen beide Seiten. Die Kälbchen sind aktiver, denn der enge Kontakt fördert die Bindung und die individuelle Entwicklung der Kleinen, ihr Lerntempo, ihre soziale Kompetenz. Auch der Gesundheit tut dieses Konzept gut, denn die Kälber können jederzeit nach Bedarf trinken, auch kurz nach der Geburt schon mal einen Grashalm naschen oder an einer Möhre knabbern.

Bereits in ihrer Meisterarbeit hatte sie drei Gruppen untersucht, eine ammen- und eine muttergebundene sowie eine mit dem Eimer aufgezogene Gruppe. Ihr persönliches Fazit: Wachstum und Gesundheit der muttergebunden aufgezogenen sind nicht zu toppen. In den ersten drei Wochen sind Mutter und Kind rund um die Uhr zusammen, danach stößt die Kuh wieder ein paar Stunden am Tag zum Rest der Herde. In den folgenden drei Monaten wird das Kalb dann zweimal täglich für jeweils eine Stunde zur Mutter gelassen.

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Nach dem Trinken bleibt Kuh und Kalb immer noch genügend Zeit zum Schmusen und Schlecken. Anschließend gehen die Mütter zum Melkstand. Der Rest der so gewonnenen Milch wird als Trinkmilch direktvermarktet. Damit diese Praxis bei allen nachweislichen Erfolgen ihren Ausnahmestatus verliert, müsste sie sich auch wissenschaftlich gestützt etablieren. Das Interesse und die Nachfrage sind laut Aussage von Mechthild Knösel groß. Ihr Erfahrung nach sei es weniger Aufwand, diesen Part in die Tierbeobachtung zu integrieren als für alle Kälber regelmäßig Eimer aufzuhängen.

Das bestätigen ihr auch viele Kollegen, die ihre Aufzuchtmethode nach Exkursionen und Seminaren selbst umgestellt haben. Der Effekt, den die passionierten Landwirte, ihre gesunden Tiere und die saisonale Pflanzenvielfalt auf jeden Besucher ausüben, ist ebenso nachhaltig wie ihr Wirken für Mensch und Natur in ihrer Region.

Dieser Beitrag erschien in abgewandelter Form erstmals im Slow Food Magazin 1-2016 in der Rubrik „Ortstermin“.

Weiterführende Infos

Hier gehts zur Website der „Rengos“ auf dem Hofgut Rengoldshausen.

Der aktuelle Betriebsspiegel des Hofgutes in drei PDFs (je 1 Seite), unterteilt nach Landwirtschaft, Gärtnerei und Samenbau:

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rengo_betriebsspiegel_gaertnerei_10916

Und So funktioniert eine Slow Food Wurzeltour.