Hofporträt. Molkerei Hof Pfaffendorf in Sachsen-Anhalt

2016 ging die Hofmolkerei Hof Pfaffendorf in Betrieb. Die Idee dazu wurde bei einem Milchstreik 2009 geboren. Die Familie Meurer wollte unabhängig sein von Milchpreisen, die andere diktieren. Das klingt nach einer spannenden Erfolgsgeschichte aus Anhalt-Bitterfeld. Wir haben mit dem Leiter der Molkerei von Hof Pfaffendorf, Frederick Meurer, gesprochen.

BMV: Der Hof existiert schon länger, richtig? Wie ist eure Geschichte?
Frederick Meurer: Der Stammbetrieb Hof Pfaffendorf & Partner GbR entstand 1991 aus dem Erwerb der in Liquidation befindlichen LPG Tierproduktion Edderitz, der LPG Pflanzenproduktion Gröbzig und der dazu gehörenden ZBE Schweineproduktion Görzig. Damals hat man rund 5.400 Hektar bewirtschaftet; heute beläuft sich die Fläche des Bewirtschaftungsverbundes Hof Pfaffendorf auf gut 3.400 Hektar.

Wie viele Menschen arbeiten für euch?
In der kleinsten Molkerei Sachsen-Anhalts bei Köthen sind heute 46 Mitarbeiter beschäftigt, die alle aus der Region stammen. Hinzu kommen drei Auszubildende in den Lehrberufen Landwirt, Tierwirt sowie Bau- und Landmaschinenmechaniker.
Im Ackerbau sind Helge Rosenkranz und Oliver Holetschka verantwortlich, berichten über Qualität des Futters, darüber was verfüttert wird und was verkauft. Das ist wichtig, denn das Futter beeinflusst auch die Milchqualität. Mit Martin Spielecke und Christoph Zschoche, die den Bereich Milchvieh leiten, tausche ich als Molkerei-Verantwortlicher mich regelmäßig aus. Wenn was Wichtiges ist, setzen wir uns am Tisch zusammen, sonst hat jeder seinen Bereich. Auf unserer Facebook-Seite lassen wir die Mitarbeiter als Experten in ihren jeweiligen Bereichen regelmäßig zu Wort kommen.

Welche Rolle spielt Social Media für euch? Kommuniziert ihr hier viel mit Kunden und Interessenten oder spielt sich das meiste doch nach wie vor „live und in echt“ ab?
Ich finde es toll, wenn unsere Beiträge geteilt werden, die Leute sehen, was uns in unserem Arbeitsalltag bewegt, wo wir mit unseren Produkten unterwegs sind und was auf dem Hof gerade passiert. Unsere Community ist bunt, von Privatpersonen bis hin zur Wirtschaftsförderung. Wir sind so – habe ich den Eindruck – mehr im Gespräch als „nur“ live. Gerade nach Messen steigen die Zugriffszahlen auf die Seiten merklich. Lange haben wir nur Facebook bespielt und mit der Zeit begonnen, regelmäßig was zu posten. Seit kurzem haben wir auch unseren Instagram Account eröffnet.
Hier geht’s zu den Profilen der Frischmilchmolkerei auf Facebook und Instagram.

Frederick Meurer in der Frischmilchmolkerei vom Hof Pfaffendorf.

Wo setzt ihr sonst in eurer Arbeit moderne Technik zur Kommunikation oder im Datenmanagement ein?
Im Herdenmanagement nutzen wir eine spezielle App, „Herde plus“. Die Überwachung der Herden-Gesundheit funktioniert sehr gut so, vor allem, weil wir hier den Punkt Dokumentation in einem Arbeitsschritt mit abdecken können. Bei 700 Kühe plus Nachzucht wäre das manuell ein ganz anderer Arbeitsaufwand. Für uns in der Molkerei haben wir ein bestehendes Programm umgeschrieben auf unsere speziellen Bedarfe. Davon werden wir besonders profitieren, wenn wir ab dem nächstem Schuljahr viele neue Schulen und Kindergärten mit Schulmilch beliefern.

Eure Molkerei ist noch vergleichsweise jung. Habt ihr gleich mit der gesamten Produktpalette gestartet?
Wir haben im Molkereibetrieb angefangen mit der Produktion von Frischmilch. Kurze Zeit später folgten Joghurt, Quark und Frischkäse. Montag und Donnerstag wird in der Molkerei Frischmilch produziert und am selben Tag zu den Kunden ausgeliefert. Der frisch angesetzte Joghurt, Quark und Frischkäse wird jeweils an den Tagen danach weiterverarbeitet und abgefüllt. Mittwochs machen wir seit neuestem auch Käse. Alle unsere Produkte werden regional vermarktet. Die Rückmeldungen sind so positiv, das freut uns und spornt uns auch an. Denn wir geben jeden Tag das Beste, um den Geschmack unserer Kunden zu treffen und unseren Beitrag für echte Regionalität zu leisten.

Was macht dir in deiner Arbeit am meisten Freude?
Es ist die Mischung aus allem, dass die Tätigkeit so abwechslungsreich ist. Der Kontakt zu den Kunden macht mir Spaß, in der Molkerei stehen ist ein Herzstück meiner Arbeit und ich fahr auch gern mal rum, als Direktvermarkter bin ich eben auch viel unterwegs zu ausgewählten Partnern, Cafés und so. Im Umkreis von 70km wechselt die Landschaft im Landkreis Anhalt-Bitterfeld, im Dreieck zwischen Bernburg, Halle (Saale) und Zerbst, so oft ihr Gesicht. Fahre ich über einen Fluß, beispielsweise über die Fuhne, sieht es auf der anderen Seite so anders aus. Die Natur so zu erleben, finde ich schön.

Und was ist deine größte Herausforderung?
Wir stecken mitten in der Umstellung des Betriebes auf biologische Bewirtschaftung. Insofern lautet meine antwort: Dass alles im Zusammenhang mit der Umstellung auf Bio gut klappt. Wir kommen gut voran. Alle, was wir in den Ställen machen mussten ist so gut wie fertig, zum Beispiel Leisten einbauen für die Einstreu. Die Futtermittel sind produziert, eine Halle haben wir umgebaut zum Tiefstreu-Stall, da sind die Trockensteher drin, und der Stall wird an die Weide angeschlossen.
Dann hoffe ich, dass unser Engagement für die Schulmilch weiterhin gut läuft. Angefangen haben wir vor zwei Jahren mit der Belieferung von sieben Schulen im Umfeld. Wir liefern dreimal wöchentlich verabredete Mengen Frischmilch aus. Die Programme haben jeweils eine Laufzeit von zwei Jahren, im April 2019 startet das nächste. Interessierte Schulen bewerben sich darauf, und wenn sie den Zuschlag bekommen, beliefer ich sie frisch. Das funktioniert super.

Wo geht es für Hof Pfaffendorf Molkerei hin. Was ist eure Vision für die Zukunft? Welche Bereiche wollt ihr noch ausbauen und weiter entwickeln?
Unser Ziel ist es, hochwertige Nahrungs- und Futtermittel in Kreislaufwirtschaft zu produzieren. Wir legen großen Wert auf eine nachhaltige Landwirtschaft. Darum auch die Umstellung auf ökologische Produktion. Wenn alles läuft wie wir es uns vorstellen, werden wir unsere Kunden ab Januar 2020 mit Frischmilchprodukten in Bio-Qualität versorgen.

Kontakt & Steckbrief Hof Pfaffendorf

Die Gemeinschaft besteht aus insgesamt sechs Betrieben.
3.400 ha (=34 km2) Ackerbau
550 ha Beregnungsfläche
700 Milchkühe
500 Rinder Nachzucht
9.800 Liter Milch/Kuh
46 Mitarbeiter
drei Lehrlinge
Lieferservice

Hier geht’s zur Website der Hofmolkerei Hof Pfaffendorf.
Hof- Pfaffendorf Molkerei GmbH & Co. KG Pfaffendorfer Str. 1d, 06388 Südliches Anhalt OT Pfaffendorf
Tel.: 034976/3610
Mobil: 0171/1719575