Der Betrieb von Kherstin und Bert Riecken wurde in diesem Jahr mit dem Nachhaltigkeitspreis 2021 ausgezeichnet, der in Schleswig-Holstein alle zwei Jahre verliehen wird. Der mit insgesamt 12.000 Euro dotierte Preis wird vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung ausgeschrieben und wurde Ende Mai von der Umweltstaatssekretärin Dr. Kuhnt in Kiel übergeben.
Wir gratulieren Familie Riecken an dieser Stelle recht herzlich zum ersten Platz!
Der Ceres Award wird an besondere Betriebe in zehn verschiedenen Kategorien verliehen und ist eine ganz besondere Auszeichnung für außergewöhnliche Leistungen der Landwirte und Landwirtinnen in Deutschland.
Wir freuen uns, dass in diesem Jahr zwei Mitglieder unseres Verbandes und insbesondere zwei Vorzugsmilcherzeuger bereits zum „Landwirt des Jahres 2020“ bzw. „Landwirtin des Jahres 2020“ nominiert wurden: Jan-Hendrik Langeloh aus Hamburg hat es in der Kategorie „Rinderhalter“ unter die besten drei Bewerber geschafft und Anja Frey aus Oberrot sicherte sich in der Kategorie „Biolandwirt“ einen Platz. Ganz gleich welcher Betrieb am Ende die Auszeichnung gewinnt, eine ganz besondere Anerkennung ist das bisher erreichte ohnehin.
Welch Freude, dass dieses Engagement nun so wunderbar gewürdigt wird – als Lohn und Dank für eine besondere Zeit!
Wir wünschen Euch viel Erfolg, Glück und Gesundheit für Eure Familien und den Schwung und die Ausdauer, so weiter zu machen wie bisher und drücken Euch weiterhin die Daumen bis zur Preisverleihung des Ceres Award 2020 am 28.10.2020 für die Wahl zum Landwirt des Jahres/ zur Landwirtin des Jahres 2020.
Update 28.10.2020: Die Verleihung des Ceres Award wurde für dieses Jahr abgesagt und wird voraussichtlich im März 2021 nachgeholt werden.
Update:
Die Verleihung des Ceres Award 2020 wurde auf März 2021 verschoben und mit Spannung erwarteten alle Teilnehmer nach langer Zeit die Entscheidung der Jury. Zwei unserer Mitgliedsbetriebe qualifizierten sich in den Kategorien Biolandwirt und Rinderhalter und schafften es unter die letzten drei ihrer Kategorie. Am 24. März fand dann im Rahmen der „Nacht der Landwirtschaft“ die Preisverleihung in einem ganz anderen Format statt – diesmal online und per Video-Zuschalte aller Finalisten.
Zum Landwirt des Jahres wurde in 2020 Felix Hoffahrt aus Lohra aus der Kategorie Rinderhalter gewählt.
Nichts desto Trotz ist die Platzierung unserer beiden Betriebe eine herausragende Auszeichnung und Anerkennung ihrer Arbeit. Wir gratulieren recht herzlich und wünschen Euch alle Gute für die Zukunft.
Der Betrieb von Bernd und Ute Kück befindet sich in Langenhausen, gelegen am nördlichen Ende der Teufelsmoorregion im Elbe-Weser-Dreieck; also in der typischen Grünlandregion Norddeutschlands. 1950 übernahm der Großvater den Hof und baute ihn beständig zu einem Milchviehbetrieb aus. Vater Hans Kück liebäugelte aber mit einem weiteren Standbein, als nur die Milch bei der Molkerei abzuliefern. Als Bernd Kück in den Betrieb einstieg, suchte die Familie nach einem zusätzlichen Einkommen und so wagte Familie Kück 1992 den Start der Direktvermarktung. Dabei wurde von Beginn an der Schwerpunkt auf die Vermarktung an Tageseinrichtungen gelegt. Mit der kurzzeitigen Erteilung des Molkereistatus begann im darauffolgenden Sommer die Auslieferung von damals noch Vorzugsmilch an die ersten zwölf Tagesstätten.
1996 wurde der erste Pasteur angeschafft. Fälle von EHEC-Infektionen in Süddeutschland, deren Ursprung zunächst nicht eindeutig war, sorgten für einen nachhaltigen Rückgang der Vorzugsmilchproduktion. Tagesstätten durften fortan nur noch mit pasteurisierter Milch beliefert werden. Auch nachdem sich herausstellte, dass die damalige Infektionskette nichts mit dem Verzehr von Rohmilch zu tun hatte – die Kunden verlangten von nun an vermehrt pasteurisierte Milch. „Der Einstieg in die Pasteurisierung war für uns ein ‚Aha-Erlebnis‘“, so Bernd Kück. Plötzlich standen der Milchverarbeitung neue Wege offen und Kücks erweiterten nach und nach ihr Sortiment um Kakao und Trinkjoghurt, verschiedene Sorten von Joghurt, „Burenmelk“ (ein Sauermilchprodukt) und starteten in 2013 sogar mit der Produktion von Quark.
Der Milchhof Kück wird seit 2007 als GbR geführt und trägt damit der wachsenden Nachfrage nach regionalen und ursprünglichen Milchprodukten Rechnung. Aus einem kleinen Kundenkreis, der sich auf die Gemeinde Gnarrenburg anfangs beschränkte, sind mittlerweile fast 1000 Privatkunden geworden. Kindertagesstätten und Schulen, die sich im Rahmen des Schulmilchprogrammes beliefern lassen, machen mit fast 300 Einrichtungen den größten Abnehmer für Milch aus. Dazu kommen eine Handvoll Einzelhandelsunternehmen und sogar zwei Eisdielen in Bremervörde. Dass die einstige Molkerei unter dem reetgedeckten Bauernhaus da aus allen Nähten platzen würde war irgendwann auch absehbar. Der Kuhstall war über die Jahre schon erweitert und ausgebaut worden für 120 Kühe. Nun fasste Bernd Kück den Entschluss noch mal in die Meierei zu investieren. Aber nicht nur das. Der Kontakt mit den Kindergärten war für Familie Kück damals schon der Einstieg in die Öffentlichkeitsarbeit. Regelmäßig besuchten nun Kindergärten „ihren Milchmann“, um zu schauen, woher denn ihre Milch kommt. Bei rund 30 Besuchen pro Jahr ein nicht ganz unerheblicher Zeitaufwand, den es sich freizuschaufeln galt.
Die neu errichtete Molkerei mit Kühlraum
In Zusammenarbeit mit dem örtlichen Landvolkverband Bremervörde und einem kleinen Kreis von Unterstützern wurde der Plan gefasst, mit einem Bauernhofklassenzimmer allen Interessierten einen Einblick in die Molkerei zu geben und die Landwirtschaft auf dem Hof Kück kennenzulernen. Ein Scheunengebäude wurde dafür komplett umgebaut und beherbergt seit 2011 nicht nur die neue Molkerei und den angrenzenden Kühlraum, sondern auch ein richtiges Klassenzimmer für alle kleinen und großen Gäste des Hofes. Das Klassenzimmer wird nun vom Verein „BAUER e.V. – Förderverein landwirtschaftliche Umweltbildung e.V.“ gepachtet. Der Verein ist seit Beginn Mitglied im Projekt „Transparenz schaffen – Von der Ladentheke bis zum Erzeuger“, das von der EU und dem Land Niedersachsen gefördert wird. Drei Mitarbeiterinnen betreuen mittlerweile an die 90 Hofbesuche pro Jahr, überwiegend Kindergärten und Schulen nutzen das pädagogische Angebot des Vereines einen traditionellen und doch besonderen Milchviehbetrieb mit Molkerei zu erkunden. Aber auch diverse Gruppen, Vereine, Abordnungen usw. machen sich bei Kück in Langenhausen über die regionale Milcherzeugung schlau.
Blick vom Klassenzimmer in die Molkerei
„Der direkte Kontakt zu unseren Kunden war uns schon immer ein ganz wichtiges Anliegen. Auch aus diesem Grund haben wir immer viel Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Das Bauernhofklassenzimmer ist jetzt sozusagen das i-Tüpfelchen; wir können wetterunabhängig das ganze Jahr über unsere Gäste empfangen.“, erklärt Bernd Kück. Darüber hinaus ist Familie Kück mit einem mobilen Melkhus auf vielen öffentlichen Veranstaltungen in der Region anzutreffen, wie z.B. der Tarmstedter Ausstellung oder der Messe HanseLife in Bremen und verwöhnen die Kundschaft mit leckeren Milchspezialitäten.
Bernd Kück ist froh, dass er sich nach vielen Jahren des Umbaus und der Weiterentwicklung des Betriebes ein wenig mehr auf Molkerei und Verkauf konzentrieren kann, denn im Jahr 2015 stieß sein Bruder Thorsten dazu. Der kümmert sich nun mit einem Mitarbeiter in erster Linie um Stall und Kühe. Auch wenn mittlerweile bei Kück zwei Melkroboter das zeitaufwändige Melken erledigen, so nehmen Herdenmanagement, Stall-, Hof- und Feldarbeiten heute mehr Zeit in Anspruch. Auch der Vermarktung der Milch will Rechnung getragen werden und in den neu gestalteten Büroräumen arbeiten mittlerweile jeweils eine Vollzeit- und Teilzeitkraft, wobei auch Bernds älteste Tochter Marina seit dem Jahr 2018 dabei ist. Sie steuert Vermarktung und Qualitätssicherung. Unterdessen sorgen heute rund 20 Mitarbeiter in der Produktion und Auslieferung für einen reibungslosen Ablauf des Ganzen. Nicht zu vergessen, dass doch irgendwie alle Familienmitglieder eingespannt sind: Bernds Frau Ute bereitet die Kulturen in der Molkerei wieder zu, wenn die Angestellten längst Feierabend gemacht haben und Vater Hans lässt es sich nicht nehmen, die Lieferfahrzeuge zu packen und zu entladen. Auch Marina’s Schwester Verena hilft nach ihrem Job beim Steuerberater im Büro aus.
Marina Kück überwacht die Produktion in der Molkerei
Kücks‘ vermarkten nach wie vor einen kleineren Anteil ihrer Milch als Vorzugsmilch; 500 kg pro Woche werden als hochwertige Rohmilch ausgeliefert. Dabei werden natürlich die höchsten Hygieneanforderungen an dieses einmalige Frischeprodukt berücksichtigt. Vorzugsmilch unterliegt in Deutschland den strengen Auflagen der Tierischen Lebensmittel-Hygiene-Verordnung (Tier-LMHV). Sie betreffen dabei den Tierbestand und den Erzeugerbetrieb ebenso sowie die Gewinnungshygiene und die Beschaffenheit des Produktes. „Als Vorzugsmilcherzeuger muss man absolut und mit 100% hinter diesem Produkt stehen. Die Auflagen sind enorm und straff; das betrifft die Eigenkontrollen und die durch das Veterinäramt.“, erklärt Bernd Kück. Viele Betriebe, die einst mit Vorzugsmilch gestartet sind haben auf (pasteurisierte) Vollmilch umgestellt. Ein wenig erfüllt es ihn mit Stolz, dass sie mit der Vorzugsmilch so gut bei den Kunden ankommen. Das erfordert natürlich einen hohen Einsatz und gelingt letztlich mit dem optimalen Lieferservice.
Nun, mit dem bisher erfolgreichen Konzept wollen Kücks‘ zukünftig ihre Vermarktung in der Region intensivieren; versuchen, kleinere und mittlere Läden, Gastronomen und Hotels für ihre Produkte zu begeistern. Bernd Kück: „Wir wünschen uns, dass auch in Zukunft die Rahmenbedingungen für unsere Produktion erfüllbar bleiben. Dass wir hier ein Betrieb sind, der noch handwerklich arbeitet. Wir sind eine Hofmolkerei und nicht die DMK (Anmerkung: Deutsches Milchkontor, Molkerei), warum müssen wir uns damit vergleichen lassen? Unser Kundenbezug ist sehr gut und die Kontakte, insbesondere zu den Tagesstätten werden gepflegt; ohne dem funktioniert die Vermarktung ja auch nicht. Und genau da sind wir zu Haus!“
In einem kleinen Dorf nahe der polnischen Grenze, 1,5 Stunden nord-östlich von Berlin, befindet sich ein kleiner Hof mit großem Herz und unbedingtem Willen. Die Betreiber wollen nicht weniger als das Beste für das Land, ihre Tiere und für die Menschen, für die sie ihre Lebensmittel herstellen. Ihre Herde – so bunt wie ihr Konzept. Auf den Naturschutzflächen des Nationalparkvereins Unteres Odertals weiden 120 Rinder alter Zweinutzungsrassen, darunter auch die Bullen. Gemolken wird auf der Weide, und die Kälber trinken bei Ammen, im Winter wird nur Heu gefüttert.
Anders wirtschaften
Der Hof der jungen Landwirte ist aus vielen Gründen ein besonderer: Anja und Janusz Hradetzky lernten sich im Rahmen ihres Studiums an der HNEE (Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde) kennen. Nach einer kleinen Odyssee und Explorationsphase starteten die beiden – frisch verheiratet – 2014 ohne Geld, ohne Land, und ohne Kühe in ein unternehmerisches Abenteuer ungewissen Ausgangs. Sie verkauften Kuhanteile an Unterstützer, um den Erwerb der Tiere zu finanzieren, und gehen auch sonst viele ungewöhnliche Wege in der ökologischen Landwirtschaft.
2018 wurde Anja Hradetzky als „Grüne Gründerin“ ausgezeichnet, 2019 erschien ihr Buch „Wie ich als Cowgirl die Welt bereiste und ohne Geld und Land zur Bio-Bäuerin wurde“ (DuMont Reise Verlag, 2019).
Wesensgemäße Viehhaltung auf Naturschutzflächen, handwerkliche Milchverarbeitung und Direktvermarktung zeichnen den ökologischen Ausnahme-Betrieb aus.
Interview mit Anja Hradetzky, Demeter-Ökobäuerin, Aktivistin und Buchautorin
Anja, ihr habt mittlerweile zwei Kinder. Du bist politisch viel unterwegs und engagierst Dich in diversen Netzwerken und für die naturverträgliche Weiterentwicklung eurer Region. Dazu die Arbeit auf dem Hof und der Direktvermarktung. Wann hast Du denn bitte noch die Zeit gefunden, ein Buch zu schreiben?
(lacht) Ganz ehrlich? Fast nur nachts. Da unser jüngster Familienzuwachs anfangs ohnehin nachts viel wach war, habe ich mir diese Not zunutze gemacht. Außerdem hatte ich mit Hans von der Hagen einen tollen Co-Autor, der mich echt verstanden hat und so tief in mein Leben eingetaucht ist, dass es toll gekappt hat mit dem gemeinsamen Schreiben. Eine irre Erfahrung.
Wie kam es denn zu dem Buch?
Der DuMont Verlag hat sich gemeldet, nachdem ein Artikel in der Süddeutschen über mich erschienen war, der die Überschrift trug: Vom Aldi-Kind zur Ökobäuerin (Süddeutsche Zeitung, 27. Juli 2016). Die haben vermutet, dass da noch mehr Geschichten drin sind.
Sie hatten recht! Das Buch liest sich so spannend, es ist es ein „page-turner“. Ich habe es in einem Schwung durchgelesen und kann es jedem als Inspiration nur empfehlen. Wie ist es für Dich, jetzt mit diesem 340-Seiten starken Werk auf Lesetour zu sein?
Es ist schön, auf Podien und Tagungen, auf denen ich sonst politisch aktiv bin, meine persönliche Geschichte zu erzählen, es erstaunt mich, wie berührt und inspiriert die Menschen sind.Das tut mir gut und gibt viel Kraft. Klar ist es ein Auf und Ab, aber es lohnt sich.
Ihr lebt ein besonders außergewöhnliches Konzept mit euren Stolzen Kühen. Wie seid ihr momentan denn aufgestellt?
Wir schlachten aktuell alle zwei Wochen, unser Absatz hat sich verdoppelt. Mehr als 180l /Tag Milch können wir aktuell kaum bewältigen, dafür müsste dringend ein größerer Kessel her. Wir haben weitere Engpässe, auch unsere Abfüllmöglichkeiten und die Lüftung müssen optimiert werden. Doch wie Du Dir denken kannst, müssen wir unsere Investition schrittweise denken. Ein neuer Kessel kostet 30.000 Euro.
Eine Freundin ist zwischenzeitlich eingestiegen, sie ist Käserin und dazu sehr unternehmerisch eingestellt. Eine Mitarbeiterin, die sich komplett selbst organisiert, das ist toll. Wir brauchen mehr von solchen Leuten. Insgesamt haben wir jetzt sechs Angestellte, meist in Teilzeit. Das mit der Teilzeit hat auch den Grund, dass wir so krankheitsbedingte Ausfälle besser kompensieren können.
Den Aufbau eurer Käserei habt ihr über Crowdfunding finanziert…
Ja, das hat zum Glück gut funktioniert, weil wir aus unserer Anfangszeit bereits eine treue Schar von Unterstützern hatten und ein großes Netzwerk engagierter Menschen pflegen. Es ist so toll, unseren eigenen Rohmilchkäse herstellen zu können. Seit uns die Gläserne Molkerei gekündigt hat, da sie künftig keine Kleinstbetriebe und keine Produktionsüberhänge mehr abnehmen, ist das auch zwingend nötig. Wo sollten wir sonst mit der tollen Milch hin? Wir haben eine Super-Qualität, da die Kühe auf der Weide gemolken werden und so viel Platz haben, dass sie sich – im Gegensatz zu engen Ställen – nie in ihren eigenen Mist legen würden. Das Melken auf der Weide mag einigen Leuten suspekt sein, weil es ungewöhnlich ist, wir sehen darin jedoch viele Vorteile für die Tiere, sie können wesensgemäß in ihrer Herde leben, und das wirkt sich auch auf die Qualität der Milch aus.
Das was wir produzieren, geht wirklich gut weg. Wir verkaufen viel Rohmilch-Quark und Joghurt, auch unser Frischkäse hat nach 3 Wochen einen spannenden Punkt erreicht zwischen Mild und charakteristisch würzig. Vom gereiften Hartkäse könnten wir eher noch mehr verkaufen als wir haben. Der braucht einfach 1,5 Jahre… Für diesen momentanen Engpass habe ich den Käse vom Klostergut Heiningen dazu genommen, das ist bei Braunschweig. Die beiden gerade einsteigenden Junglandwirte, Frieda und Theo Degener, sind in unserem Alter. Sie bewirtschaften auch nach Demeter-Richtlinien, halten Bullen und Ammen und betreiben eine Demeter-.Das passt so gut. Von dem Austausch untereinander profitieren wir beide.
Wie habt ihr euch kennengelernt, Du und Frieda?
Das war, als wir beide schwanger waren. Wir konnten ja weniger machen, nicht mehr alleine melken, nicht schwer heben oder ähnliches, und haben in der Zeit beide Kälber gezähmt.
Und heute? Wie läuft es denn jetzt mit der Direktvermarktung eures Käses und eures Fleisches?
Wir haben unseren Hofladen 1x pro Woche für zwei Stunden geöffnet. Damit sind die Leute hier aus dem Ort und der umliegenden Nachbarschaft versorgt.
Der Rest unserer Produkte geht nach Berlin, wir beliefern derzeit 10 Marktschwärmereien in Berlin, davon allein zwei in Kreuzberg, mit Joghurt, Quark, Eiern und Fleisch. Hier gehts zu den Marktschwärmern (link)
Für die Voll-Versorger hatten wir mit der SoLaWi angefangen, das hat aber nicht funktioniert, also wir haben es wieder gestoppt. Jetzt setzen wir auf Sammelbesteller – so ist steht der Ertrag im Verhältnis zum Aufwand mit Verpackung und Auslieferung. Wir können einfach nicht alle Rinder-Wiener einzeln verteilen.
Die Marktschwärmereien sind eine tolle Ergänzung für Direktvermarkter. Das klingt sehr gut – und praktikabel. Wer gehört noch zu euren Kunden?
Toll finde ich, dass auch einige Bürogemeinschaften in Berlin bei uns bestellen. Die bestellen zusammen zu sich auf die Arbeit und verteilen die Lebensmittel vor Ort. Das dürfte gern noch weiter Schule machen.
Euer Leben ist voller Herausforderungen, ihr seid zwar erfolgreich in dem, was ihr tut und wie ihr es tut, steht aber immer noch ziemlich am Anfang. Was macht Dir am meisten Freude?
Vermarktung ist mein Ding, das macht mir schon Spaß, aber ich will und brauche das ganzheitliche Konzept. Daher finde ich es auch so toll, dass wir die Hühner-Mobilstall dazu genommen haben und zusätzlich zu unserem Milchprodukten und dem Fleisch auch Demeter-Eier vermarkten können. Unsere Hühner sind eine Zweinutzungsrasse, das heißt, sie legen weniger Eier und auch ihr Fleisch können wir vermarkten.
Da für uns im Zentrum unseres Umgangs mit den Tieren steht, „das Wesen der Kuh zu achten“, gebe ich mein Wissen in Los Stress Stockmanship sehr gern in Seminaren weiter und tausche mich mit Kolleg*innen über alternative Haltungsformen aus. Kennengelernt habe ich diese Methode in meiner Zeit in Kanada bei meiner damaligen Gastgeberin und Mentorin Kelly. Sie lehrte mich, eine Herde allein mit Körpersprache und ruhiger Bestimmtheit zu lenken. Auf der Nachbar-Ranch kämpften sich damals 5 schreiende, staub aufwirbelnde Cowboys an ihrer Herde ab. Der Unterschied war eklatant, ich wollte es fortan so machen wie Kelly.
Wo geht es für euch hin, in welche Richtung möchtet ihr euch weiter entwickeln?
Wir sind an einem spannenden Punkt für die weitere Entwicklung. Die Fleischvermarktung funktioniert super, der Schnittkäse ist – im Rahmen natürlicher handwerklicher Abweichungen von Charge zu Charge – stabil.
Der Joghurt ist eine tolle Bereicherung und lohnt sich echt für uns. Das wir aus unserer Rohmilch so leckeren Frischkäse und Quark machen können, ist großartig. Gleichzeitig möchten wir in Zukunft auch unsere Rohmilch vermarkten, und das funktioniert nur über eine Vorzugsmilch-Zulassung. Das ist definitiv ein Ziel. Derzeit suchen wir eigene Hofstelle in der Uckermark, haben zwei Ställe und eine Halle in Aussicht. Drückt uns die Daumen.
Vielen Dank für das Gespräch und euch weiterhin alles, alles Gute für euch!
Aufzeichnung des Gesprächs: Kirsten Kohlhaw (die auch die Fragen stellte)
alle Fotos (c) Ökohof Stolze Kuh
Kontakt zu den Stolzen Kühen
Landwirtschaftsbetrieb Janusz Hradetzky
Weinbergstr. 6a, 16248 Lunow-Stolzenhagen
https://stolzekuh.wordpress.com https://www.facebook.com/stolzekuh/
Telefon: 033365 / 71 987 (Wenn Anja und Janusz gerade bei den Kühnen sind, gerne auf den Anrufbeantworter sprechen!)
1x pro Quartal gibt es einen Infobrief. Hier kann man sich eintragen.
Weitere Lese-Termine:
6.4.2019 Baumhaus Berlin, mit Käse-Workshop. Mehr zum Event auf Facebook (link)
10.4. Meiningen – Ort und Uhrzeit folgt
8.5. Dresden – Ort und Uhrzeit folgt
11.5. Stolpe, 15h, Fuchs und Hase.
2016 ging die Hofmolkerei Hof Pfaffendorf in Betrieb. Die Idee dazu wurde bei einem Milchstreik 2009 geboren. Die Familie Meurer wollte unabhängig sein von Milchpreisen, die andere diktieren. Das klingt nach einer spannenden Erfolgsgeschichte aus Anhalt-Bitterfeld. Wir haben mit dem Leiter der Molkerei von Hof Pfaffendorf, Frederick Meurer, gesprochen.
BMV: Der Hof existiert schon länger, richtig? Wie ist eure Geschichte?
Frederick Meurer: Der Stammbetrieb Hof Pfaffendorf & Partner GbR entstand 1991 aus dem Erwerb der in Liquidation befindlichen LPG Tierproduktion Edderitz, der LPG Pflanzenproduktion Gröbzig und der dazu gehörenden ZBE Schweineproduktion Görzig. Damals hat man rund 5.400 Hektar bewirtschaftet; heute beläuft sich die Fläche des Bewirtschaftungsverbundes Hof Pfaffendorf auf gut 3.400 Hektar.
Wie viele Menschen arbeiten für euch?
In der kleinsten Molkerei Sachsen-Anhalts bei Köthen sind heute 46 Mitarbeiter beschäftigt, die alle aus der Region stammen. Hinzu kommen drei Auszubildende in den Lehrberufen Landwirt, Tierwirt sowie Bau- und Landmaschinenmechaniker.
Im Ackerbau sind Helge Rosenkranz und Oliver Holetschka verantwortlich, berichten über Qualität des Futters, darüber was verfüttert wird und was verkauft. Das ist wichtig, denn das Futter beeinflusst auch die Milchqualität. Mit Martin Spielecke und Christoph Zschoche, die den Bereich Milchvieh leiten, tausche ich als Molkerei-Verantwortlicher mich regelmäßig aus. Wenn was Wichtiges ist, setzen wir uns am Tisch zusammen, sonst hat jeder seinen Bereich. Auf unserer Facebook-Seite lassen wir die Mitarbeiter als Experten in ihren jeweiligen Bereichen regelmäßig zu Wort kommen.
Welche Rolle spielt Social Media für euch? Kommuniziert ihr hier viel mit Kunden und Interessenten oder spielt sich das meiste doch nach wie vor „live und in echt“ ab?
Ich finde es toll, wenn unsere Beiträge geteilt werden, die Leute sehen, was uns in unserem Arbeitsalltag bewegt, wo wir mit unseren Produkten unterwegs sind und was auf dem Hof gerade passiert. Unsere Community ist bunt, von Privatpersonen bis hin zur Wirtschaftsförderung. Wir sind so – habe ich den Eindruck – mehr im Gespräch als „nur“ live. Gerade nach Messen steigen die Zugriffszahlen auf die Seiten merklich. Lange haben wir nur Facebook bespielt und mit der Zeit begonnen, regelmäßig was zu posten. Seit kurzem haben wir auch unseren Instagram Account eröffnet.
Hier geht’s zu den Profilen der Frischmilchmolkerei auf Facebook und Instagram.
Wo setzt ihr sonst in eurer Arbeit moderne Technik zur Kommunikation oder im Datenmanagement ein?
Im Herdenmanagement nutzen wir eine spezielle App, „Herde plus“. Die Überwachung der Herden-Gesundheit funktioniert sehr gut so, vor allem, weil wir hier den Punkt Dokumentation in einem Arbeitsschritt mit abdecken können. Bei 700 Kühe plus Nachzucht wäre das manuell ein ganz anderer Arbeitsaufwand. Für uns in der Molkerei haben wir ein bestehendes Programm umgeschrieben auf unsere speziellen Bedarfe. Davon werden wir besonders profitieren, wenn wir ab dem nächstem Schuljahr viele neue Schulen und Kindergärten mit Schulmilch beliefern.
Eure Molkerei ist noch vergleichsweise jung. Habt ihr gleich mit der gesamten Produktpalette gestartet?
Wir haben im Molkereibetrieb angefangen mit der Produktion von Frischmilch. Kurze Zeit später folgten Joghurt, Quark und Frischkäse. Montag und Donnerstag wird in der Molkerei Frischmilch produziert und am selben Tag zu den Kunden ausgeliefert. Der frisch angesetzte Joghurt, Quark und Frischkäse wird jeweils an den Tagen danach weiterverarbeitet und abgefüllt. Mittwochs machen wir seit neuestem auch Käse. Alle unsere Produkte werden regional vermarktet. Die Rückmeldungen sind so positiv, das freut uns und spornt uns auch an. Denn wir geben jeden Tag das Beste, um den Geschmack unserer Kunden zu treffen und unseren Beitrag für echte Regionalität zu leisten.
Was macht dir in deiner Arbeit am meisten Freude?
Es ist die Mischung aus allem, dass die Tätigkeit so abwechslungsreich ist. Der Kontakt zu den Kunden macht mir Spaß, in der Molkerei stehen ist ein Herzstück meiner Arbeit und ich fahr auch gern mal rum, als Direktvermarkter bin ich eben auch viel unterwegs zu ausgewählten Partnern, Cafés und so. Im Umkreis von 70km wechselt die Landschaft im Landkreis Anhalt-Bitterfeld, im Dreieck zwischen Bernburg, Halle (Saale) und Zerbst, so oft ihr Gesicht. Fahre ich über einen Fluß, beispielsweise über die Fuhne, sieht es auf der anderen Seite so anders aus. Die Natur so zu erleben, finde ich schön.
Und was ist deine größte Herausforderung?
Wir stecken mitten in der Umstellung des Betriebes auf biologische Bewirtschaftung. Insofern lautet meine antwort: Dass alles im Zusammenhang mit der Umstellung auf Bio gut klappt. Wir kommen gut voran. Alle, was wir in den Ställen machen mussten ist so gut wie fertig, zum Beispiel Leisten einbauen für die Einstreu. Die Futtermittel sind produziert, eine Halle haben wir umgebaut zum Tiefstreu-Stall, da sind die Trockensteher drin, und der Stall wird an die Weide angeschlossen.
Dann hoffe ich, dass unser Engagement für die Schulmilch weiterhin gut läuft. Angefangen haben wir vor zwei Jahren mit der Belieferung von sieben Schulen im Umfeld. Wir liefern dreimal wöchentlich verabredete Mengen Frischmilch aus. Die Programme haben jeweils eine Laufzeit von zwei Jahren, im April 2019 startet das nächste. Interessierte Schulen bewerben sich darauf, und wenn sie den Zuschlag bekommen, beliefer ich sie frisch. Das funktioniert super.
Wo geht es für Hof Pfaffendorf Molkerei hin. Was ist eure Vision für die Zukunft? Welche Bereiche wollt ihr noch ausbauen und weiter entwickeln?
Unser Ziel ist es, hochwertige Nahrungs- und Futtermittel in Kreislaufwirtschaft zu produzieren. Wir legen großen Wert auf eine nachhaltige Landwirtschaft. Darum auch die Umstellung auf ökologische Produktion. Wenn alles läuft wie wir es uns vorstellen, werden wir unsere Kunden ab Januar 2020 mit Frischmilchprodukten in Bio-Qualität versorgen.
Kontakt & Steckbrief Hof Pfaffendorf
Die Gemeinschaft besteht aus insgesamt sechs Betrieben.
3.400 ha (=34 km2) Ackerbau
550 ha Beregnungsfläche
700 Milchkühe
500 Rinder Nachzucht
9.800 Liter Milch/Kuh
46 Mitarbeiter
drei Lehrlinge
Lieferservice
Der Hielscher Hof in Leichlingen wird seit 1953 als Milchviehbetrieb geführt. 1981 hat Bernd Hielscher den Betrieb übernommen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Veredelung der eigenen Milch in der Hofkäserei. Was den landwirtschaftlichen Betrieb mit seiner Hofkäserei noch auszeichnet, verrät Bernd Hielscher in diesem Hofporträt.
Hinter dem Hielscher Hof stehen viele engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Um die 40 Angestelle sind es, inklusive Aushilfen und Service-Kräfte. Bernd Hielscher, der einst Landwirtschaft in Soest studierte, ist Gesamtverantwortlicher für das Gesamtkunstwerk Hielscher Hof. Am meisten in der Vermarktung – und bei den Tieren. Denn auf einem Milchviehbetrieb dreht sich erst einmal alles um die Tiere.
Für den Erfolg eines direktvermarktenden Betriebes mit Landwirtschaft und Käserei, Hofladen und Gastronomie hängt viel von den Mitarbeitern ab. Umso wichtiger, dass hier alle motiviert sind, sich gegenseitig unterstützen und gut mitziehen. Till Roder aus Mecklenburg Vorpommern leitet die Landwirtschaft. Mit ihm bespricht Bernd Hielscher das Tagesgeschäft und strategische Entscheidungen.
Im Stall sorgen zwei feste Mitarbeiter für reibungslose Abläufe. Und dann gibt es noch Dagmar Barbic-Hoofs. Sie ist seit 15 Jahren auf dem Hielscher Hof und hat im Büro alle Fäden in der Hand, von Lohnbuchhaltung und Kundenverwaltung bis zum Wiederverkäufer Management. Ehefrau Ute Hielscher ist die Chefin vom Restaurant, der ausgezeichneten Bauernhofgastronomie Rusticus.
„Ich bin immer noch gern und viel im Stall. Das ist immer noch an erster Stelle. Wenn ein Kalb krank ist, dann gibt’s auch keine Nacht.“ (Bernd Hielscher. Sein Slogan: Mit der Kuh per du.)
Das Rusticus | Frische Produkte und rustikales Ambiente
1998 erwarben die engagierten Landwirte das 250 Jahre alte Fachwerkhaus und bauten es mit alten Materialien und viel Liebe zum Detail wieder auf. Im November 2003 eröffneten sie das Rusticus. Mit 120 Plätzen im Innenbereich und 250 Außen-Plätzen im Biergarten bietet die gemütliche, rustikale Einrichtung viel Platz, tolle Ausblicke auf grüne Wiesen und eine tolle Speisenkarte.
Vom Morgen bis zum Abend können Besucher hier familienfreundliche kulinarische Auszeiten genießen, vom Frühstücksbuffet (Samstags, Sonntags und Feiertags) bis zum Vesperteller, von Salat und Spätzle bis zu Schnitzel und Fleischkäse. Das Rusticus hat – natürlich – auch seine eigene Website.
Der Clou: Für die Speisen im Rusticus verwenden Hielschers die Milch ihrer Tiere, selbsthergestellte Spezialitäten aus der Hofkäserei, zum Beispiel Quark, Joghurt, Eiscreme, Weichkäse, Dickmilch, Schnittkäse in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Dazu Rinderwurst und – fleisch der eigenen Tiere.
Für das ganze Konzept und die Qualität ihrer Speisen wurden die Betreiber vor acht Jahren als erste Bauernhofgastronomie im Bergischen und Oberbergischen Land von der Landwirtschaftskammer NRW mit drei goldenen Kaffeetassen ausgezeichnet.
220 Milchkühe plus eigene Nachzucht umfasst die Herde aktuell. Die weiblichen Tiere behalten und vermarkten die Hofbetreiber. Eine Besonderheit des Hofes: „Alles, was eine klassische Schweinewurst ist, machen wir als reine Rindfleisch-Produkte,“ so Hielscher. Das Wurtsortiment können die Kunden zum Beispiel auf der Vesperplatte probieren oder sich aus dem Hofladen mit nach Hause nehmen.
Seit 22 Jahren schon verarbeiten Hielschers eigenen Teil der Milch ihrer Kühe in der hofeigenen Käserei. Ganz natürlich, ohne Zusatzstoffe, handwerklich verarbeitet. Der frisch gemolkenen Rohmilch werden, nach dem schonenden Pasteurisieren, natürliche Bakterienkulturen und echtes Lab zugegeben. Von der Bearbeitung des Käsebruchs über das Salzbad bis hin zur ständigen Pflege während der Reifephase ist alles Handarbeit.
Hergestellt werden so tagesfrische Vollmilch, Buttermilch, Quark und Schichtkäse, Joghurt, Schnitt- und Weichkäse, Molke und sogar Eiscreme. „Diese aber nur fürs eigene Restaurant“, lacht Bernd Hielscher auf Nachfrage. „Im Hoflandkeller haben wir ein kleines Eislabor, in dem wir für die Gäste des Rusticus Speiseeis in den Geschmacksrichtungen Zitrone, Erdbeer, Nuss, Schoko und Vanille herstellen. Die exotischste Sorte ist gleichzeitig die heimatverbundenste: Bergischer Zwieback. Das ist entstanden aus einer Zusammenarbeit mit dem Slow Food Arche Passagier Projekt.
Ein Drittel ihrer Milch vermarkten die Landwirte pro Jahr direkt in Form von Käse und anderer Milchprodukte. Der Rest geht an die Großmolkerei Friesland Campina in Köln. Viel pasteurisierte Landmilch verkaufen Hielschers an die Cafés in der Region, alle Produkte sind natürlich auch im eigenen Hofladen erhältlich.
Alle Nahrungsmittel im Hofladen kommen vom eigenen Hof oder von regionalen Lieferanten (zum Beispiel Eier, Honig, Eierlikör, Wildwurst). Befreundete Betriebe liefern zum Beispiel eingelegtes Gemüse undZiegenkäse, saisonal kommen auch andere tolle Produkte dazu, wie Sanddornprodukte aus dem Norden. Zwei feste Mitarbeiter kümmern sich um die reibungslosen Abläufe im Hofladen, koordinieren eigenständig mit den Inhabern. Auf die Frage, wie sich die Partnerschaft mit dem Gartenbaubetrieb Schmidt Haus gestaltet, erklärt Bernd Hielscher:
„Wir wirtschaften auf zwei aneinander grenzenden Grundstücken. Unser Nachbar hat seinen Verkauf. Wir haben uns neben unseren Milchprodukten und Wurstwaren auf haltbare und eingekochte Produkte spezialisiert, auch ausgewählte Weine und Brände sind bei uns erhältlich. Und natürlich der Bergische Zwieback!“
Veranstaltungen auf dem Hielscher Hof
Am Ostersamstag, den 19.4.2019 findet am Abend in guter Tradition wieder das alljährliche Osterfeuer statt. Auch das beliebte Maislabyrinth wird es im laufenden Jahr wieder geben. Jedes Jahr ab Mitte Juli bis zum Ende der Mais-Zeit finden Familien hier eine tolle Anlaufstelle für Freizeitspaß im Maisfeld. Mottos der vergangenen Jahre waren u.a. „von der Kuh zum Käse“, „die Nadel im Heuhaufen“, „Maisuniversum“. Das Motto für 2019 kommt, wie jedes Jahr, sicher wieder rechtzeitig zur Veranstaltung. Interessierte halten sich einfach über die Website auf dem Laufenden.
Der Hielscher Hof blickt in die Zukunft
Die Hielschers freuen sich, dass Tochter Isabelle in den Familienbetrieb einsteigen wird. Sie macht im Sommer 2019 ihren Bachelor und will sich in jedem Fall um die Kühe kümmern. Auch Sohn Mark – er absolviert derzeit die 10. Klasse – will später auch was auf dem Betrieb machen.
Ein Blick in die Zukunft lässt auch immer nochmal die Vergangenheit wach werden. Bernd Hielscher erinnert sich: Ich war einer der ersten Milchvieh-GbRs, die aus zwei Bauernhöfen einen gemeinsam wirtschaftenden Betrieb gemacht haben. So war immer mindestens ein Chef vor Ort, das hat viele operative Notwendigkeiten entzerrt und dem einzelnen mehr Flexibilität ermöglicht.
Denn auf dem Betrieb ist immer so viel zu tun, dass es kaum möglich ist, sich einmal über einen längeren Zeitraum freizumachen. „Ich würde gern mal wieder mit Ute in den Urlaub fahren. Früher war ich sogar mal fünf Wochen in Australien, aber selbst für zwei Wochen gemeinsame Auszeit ist der Betrieb jetzt einfach zu vielschichtig.“, resümiert Hielscher. „Aber: Spätestens wenn die Kinder hier das Ruder übernehmen, gehen wir wieder auf Reisen.“
Sie ist Landwirtin aus Leidenschaft. Engagiert und mit einem großen Erfahrungsschatz ausgestattet setzt sie sich für ihren Berufsstand ein. Wie Claudia Müller zur Landwirtschaft kam und was den Weidenhof in Wächtersbach heute auszeichnet, hat die engagierte Landwirtin uns in einem Gespräch erzählt. Wir stellen den Milchviehbetrieb im Main-Kinzig-Kreis vor.
Den Weidenhof kannte Claudia Müller schon als Kind, sie wuchs unter dem Mädchennamen Rasch in Neudorf auf. Dass man Landwirtschaft auch studieren kann, erfuhr sie erst über die Berufsberatung in der 13. Klasse. Nach einem einjährigen Fachpraktikum auf dem Weidenhof blieb sie. Auf dem traditionsreichen Betrieb und bei Achim Müller, mit dem sie seither die Geschicke des Weidenhofes leitet. Bereits vor ihrem Praktikum hatte der ehemalige Gemischtbetrieb sich von Schweinen, Hühnern und Pferden getrennt und ganz auf die Kuhhaltung gesetzt. Nach dem Generationenwechsel entwickelten Achim und Claudia Müller den Milchviehbetrieb weiter. 1995 stiegen sie in die Direktvermarktung ein.
Die passionierte Landwirtin erinnert sich gern an die Fachhochschule, die als erste im Bundesgebiet einen biologischen Studiengang anbot und noch heute einer der renommierten Standorte für biologische Landwirtschaft ist. „Eine kleine schöne Fachhochschule mit super guten Professoren und grundsolider Ausbildung“, fasst Müller zusammen. „In diesem Studium haben wir ein ziemlich intensives Netzwerk gehabt mit Studienkollegen, die alle selbstständige Fachleute und Berater geworden sind – aus diesem Netzwerk zehren wir Aktiven immer noch.“ Sie selbst spezialisierte sich damals auf alles, was mit Tieren zu tun hat: Tierhaltung, Tierernährung, und entdeckte früh ihre Freude am Umgang mit Kunden, die Lust, sich auch ernährungspolitisch im Rahmen der regionalen direktvermarktenden Landwirtschaft zu engagieren.
Am 24. Januar 2019 spricht Claudia Müller im Rahmen der Internationalen Grünen Woche beim Zukunftsforum Ländliche Entwicklung 2019. Thema der Veranstaltung, die von dem Bundesverband der Regionalbewegung e.V. initiiert und von Geschmackstage Deutschland e.V. unterstützt wird: Intelligente Logistik. Innovative Distributionslösungen für die Zukunft der ländlichen Räume. Die Moderation übernimmt Ulrich Frohnmeyer.
Der Weidenhof ist ein Milchviehbetrieb. Die Nachfrage nach Milch ist hoch, berichtet Müller. Allein in 2018 produziert der Weidenhof 700.000 Liter Milch direkt in der eigenen Hofmolkerei. 50.000 Liter pro Jahr davon vermarkten sie roh, als Vorzugsmilch. Der Weidenhof ist der einzige Betrieb in Hessen mit einer Zulassung, das sensible Frischeprodukt naturbelassen zu vertreiben. Der Vorteil: Vorzugsmilch wird nicht erhitzt, enthält also alle wertvollen Inhaltsstoffen der Milch. Der Nachteil: Sie darf laut Gesetzgebung nur 96 Stunden nach dem Melken abgegeben werden. Das ist eine Herausforderung für den regionalen Lebensmitteleinzelhandel – und eine Chance für den Lieferservice, mit dem die Direktvermarkter ihren Kunden die Milchprodukte bis vor die Haustür bringen. Das setzt eine hohe Serviceorientierung und umfassendes unternehmerisches Know-How, verbunden mit einem hohen Einsatz.
Das Unternehmer-Gen liegt in der Familie. Die Verbundenheit mit der Region auch. Alle Geschwister von Achim Müller und seiner Frau leiten eigene Unternehmungen, eine Schwester von Claudia Müller arbeitete zeitweilig im Hofladen mit und führt jetzt wieder ihren eigenen Dorfladen. Ein toller Service für die Bewohner, den aufrecht zu erhalten eine Herausforderung darstellt. „Die Bequemlichkeit der Verbraucher ist der Feind kleiner ländlicher Strukturen“ stellt Müller nüchtern fest. Gute Qualität und Freundlichkeit sei das A und O. Dazu komme, dass man formal die gleichen Anforderungen zu erfüllen habe wie große Geschäfte. Dadurch brechen auf den Dörfern viele kleine Betriebe weg, zum Beispiel Metzger.
Innovation und Trendbewusstsein im handwerklichen Betrieb
Positiv sieht Müller gegenwärtig Trends und Entwicklungen in den Städten. Die Plastik-Mehrweg-Diskussion wirkt sich positiv auf das Pfandsystem der Direktvermarkter aus. Bis nach Frankfurt am Main hinein liefert der Weidenhof seine Milchprodukte. Gut für die vielen Cafés, die hier neu entstehen und meist über Empfehlung auf Qualität und Geschmack der Weidenhof Landmilch aufmerksam werden. „Vorzugsmilch liefern wir in Frankfurt aktuell hauptsächlich an Manufactum brot&butter“, so Müller. „Das Personal ist besonders geschult im Umgang mit der naturbelassenen Milch. Die anderen Cafés arbeiten sehr gut und gern mit der pasteurisierten Landmilch, die auch eine tolle, vollmundige Crema macht.“
Darüber hinaus kooperiert der Weidenhof als ausgezeichneter Landmarkt-Betrieb mit dem regionalen Lebensmitteleinzelhandel und ausgewählten Partnerbetrieben. Der Weidenhof hat heute fast 40 Mitarbeiter, beliefert regelmäßig über 550 Haushalte, betreibt seit 2007 einen eigenen Hofladen, in dem neben Fleisch und Milchprodukten der eigenen Tiere auch regionale Produkte ausgewählter Partnerbetriebe zu kaufen sind. Seit 2013 führen zwei Mitarbeiterinnen der Müllers mit dem Q ein beliebtes Ausflugslokal auf dem Weidenhof. Achim Müller verantwortet die Landwirtschaft und alle baulichen Aktivitäten des Betriebes.
Claudia Müller steuert Molkerei und Stall mit wachem Blick – und, ganz modern, über ihr Mobiltelefon. „Auf meinem Handy hab ich die komplette Überwachung von dem Betrieb drüben in Aufenau. So habe ich den Betrieb und den Melkroboter im Blick ohne immer rüber fahren zu müssen.“, so Müller. „Auch hier im Stall nutzen wir die Vorteile der Digitalisierung, vom Managementsystemen bis zur Datenverwaltung. Ich finde das hilfreich, nutze das, soweit ich kann und profitiere von den Infos, die ich so über unsere Kühe bekomme.“ Das ändere nichts daran, dass sie sich beim Melken immer noch am besten besinnen kann, lacht Müller. Der unmittelbare Kontakt mit den Tieren sei ihr heute so wichtig wie damals in der Ausbildung.
Auf die Frage, was sie sich für den Betrieb und für die Zukunft wünschst, wird Claudia Müller nachdenklich. „Wir sind so ein toller Betrieb. Bewahren Traditionen und gehen mit der Zeit. Trotzdem stehen wir vor der Frage, wie wir den Weidenhof weiter entwickeln. Das Tolle ist, er kann theoretisch in alle Richtungen weiter entwickelt werden. Das Schwierige ist, das selbst die Einhaltung aller Vorgaben und Forderungen der Politik von Biogas-Anlage bis Kreislaufwirtschaft nicht dazu führt, dass man besser wirtschaften kann. Unseren Tieren geht es gut, unsere Produkte sind beliebt, wir machen Öffentlichkeitsarbeit, werben um Austausch und Dialog mit der Bevölkerung, geben jeden Tag unser Allerbestes. Doch die politischen und gesetzlichen Hemmnisse für den Betrieb sind enorm. Wir sind gespannt wie es weitergeht.“
Der Weidenhof auf der Internationalen Grünen Woche 2019
Der Bundesverband der Regionalbewegung e.V. lädt Sie herzlich ein zu seinem
Begleitforum „Intelligente Mikrologistik: Innovative Distributionslösungen
für die Zukunft der ländlichen Räume“ am 24. Januar 2019 von 10 bis 12 Uhr
im CityCube in Berlin.
Ein wirtschaftlich tragfähiges Logistiksystem ist für
Regionalvermarktungsinitiativen oft eine große Herausforderung und
essenziell für ihren langfristigen Erfolg. Bisher scheitern die Konzepte oft
an den hohen Kosten. Daher müssen bestehende Strukturen, Kapazitäten und
Angebote stärker miteinander verknüpft und genutzt werden.
Auf dem Zukunftsforum Ländliche Entwicklung stellt das Netzwerk
RegioLogistik unter dem Dach des Bundesverbandes der Regionalbewegung
kreative und effiziente regionale Logistik-Modelle vor und lädt zur
Diskussion ein.
In vierter Generation wird der Diershof im Norden von Oldenburg von der gleichnamigen Familie geführt. 2008 übernimmt Hanke Diers den Betrieb, stellt die Molkerei neu auf und entwickelt die Direktvermarktungsstrategie des Familienbetriebes erfolgreich weiter. Der Betrieb pflegt den persönlichen Austausch mit Kunden und Interessierten. Zu dem seit Jahren regelmäßig veranstalteten „Tag des offenen Hofes“ kommen gut und gern 5.000-6.000 Besucher.
Hanke, wie kamst du zur Direktvermarktung? War das von Anfang an die Richtung, in die du gehen wolltest?
Zwei Söhne, ein Hof, dafür gab es nicht von Anfang an einen Plan. Nach dem Studium habe ich mich erstmal umorientiert, einen Betrieb gepachtet. Das Pachtmodell hat nicht geklappt, einen fremden Betrieb zu kaufen ist mit viel Kapitaleinsatz verbunden. Wir haben uns dann als Familie zusammen gesetzt und uns entschlossen, das so zu machen mit dem Ausbau der Molkerei. In die Direktvermarktung waren meine Eltern 1994 ja schon eingestiegen, damals noch als Vorzugsmilchbetrieb. Ich habe dann erst einmal Praktika gemacht bei anderen Direktvermarktern aus dem Verband. Bei Johannes Deselears, bei Claudia Müller, der heutigen Vorstandsvorsitzenden des BMV.
Wie bist du den Aus- und Aufbau angegangen?
Ich habe den Bereich der Direktvermarktung 2008 übernommen. Das Konzept für die neue Molkerei habe ich entlang der Zielvorstellungen für die Größe unseres Kundenstammes angelegt: Produktion und Vermarktung für 2000 Kunden war angestrebt. Währenddessen lief die Planung, dann folgte der Molkerei-Bau, das hat ein Jahr gedauert. Mit der Sortimentserweiterung, dem neuen Produkt Joghurt sind wir dann in den Neubau. Damals mussten wir in die neue Größe noch reinwachsen.
Und wo steht ihr heute?
Mittlerweile beliefern wir 3.000 Privatkunden mit 10 Lieferfahrzeugen, haben ein neues Palettenlager gebaut und unsere Kühlung deutlich vergrößert. Darüber hinaus beliefern wir schon seit Jahrzehnten exklusiv Krankenhäuser in Oldenburg mit tagesfrischer Landmilch und Joghurt und haben darüber hinaus gute Handelspartner.
Auf eurer Internetseite stellt ihr eure Mitarbeiter persönlich vor. Denn jeder von ihnen ist wichtig, damit der Betrieb reibungslos läuft. Wie habt ihr euch im Kernteam aufgeteilt?
Mein Bruder Jürg macht die Kühe und die Feldarbeit und verantwortet die gesamte Personalplanung, die mit diesen Bereichen in Verbindung steht. Meine Frau kümmert sich mit um die Qualitätssicherung. Eine weitere tragende Säule für mich in der Direktvermarktung ist Lena, die ich als meine rechte Hand bezeichnen möchte. Sie ist nicht nur topp ausgebildet, sondern auch internetaffin, was unter anderem auch unserem Social Media Auftritt zugute kommt. In der Produktion hört alles auf Inken, Deike kümmert sich um Molkerei und Haushalt.
Ganz wichtig in der Direktvermarktung sind unsere Fahrer. Viele von ihnen sind bereits im Rentenalter, bringen gleichzeitig Ruhe und gute Stimmung rein und sind super zuverlässig. Das tut dem Betriebsklima gut.
Was ist deine liebste Tätigkeit im Zusammenhang mit der Direktvermarktung?
Einen Großteil meiner Zeit verbringe ich als Feuerwehr und Allrounder. Bin – wenn man so will – die Schmiere im Getriebe (lacht). Der Umgang mit den Mitarbeitern, das Begleiten von Prozessen, macht auch Freude. Selten und schön sind die Momente, in denen ich in Ruhe (m)einer Arbeit nachgehen kann. Zum Beispiel in Ruhe Joghurt abfüllen.
Und was ist deine größte Herausforderung?
(lacht) Eigentlich, dass ich seit Jahren versuche, mich überflüssig zu machen. Sich mal rausziehen, für einen richtigen Urlaub, das ist noch nicht so leicht. Aber wir arbeiten dran. Gerade in der Molkerei fallen immer wieder technische Sachen an, für die es eigentlich einen Mechatroniker in der Belegschaft bräuchte.
Was wünschst du dir für euren Betrieb, was habt ihr für Ziele in naher und ferner Zeit?
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Das wir die Verlässlichkeit gegenüber unseren Kunden weiterhin so gut hinbekommen und unsere hohe Qualität sichern. Denn daran hängt die gesamte Direktvermarktung.
Unseren nächsten Meilenstein bauen wir gerade: Einen überdachten, beheizbaren Besucherpavillon, der Platz hat für 50 Kinder und 30 Erwachsene. Die Nachfrage nach Veranstaltungen und moderierten Veranstaltungen bei uns auf dem Hof ist so groß, dass wir unbedingt eine eigene professionelle, wetterunabhängige Lösung brauchten, in der man Verkostungen machen, aber auch mal eine Power Point an die Wand beamen kann.
Bei aller Mehrarbeit, für uns ist es so wertvoll, dass die Kunden immer wieder den Bezug zum Hof und den Austausch mit uns suchen. Ein Glück, dass meine Mutter auch die Hofführungen so wunderbar durchführt.
„Von der Wiese bis zur Haustür“. Mit diesem Slogan hat sich die einzige Hofmolkerei im Nordkreis Kleve einen festen Platz in der Region verschafft. Jetzt haben die Familien Derksen und van de Sand für ihre Arbeit den Unternehmerpreis Niederrhein 2018 gewonnen. Mit der Molkerei-Verantwortlichen Anne van de Sand haben wir gesprochen über Herausforderungen und Freuden in der modernen Milchdirektvermarktung.
Anne,woher kommt der Name Speetenhof?
Der geht tatsächlich auf eine Familie Speeten zurück. Der Hof existiert ja seit dem 18. Jahrhundert. Meine Familie hat den alten Namen damals beibehalten.
Aktuell arbeiten zwei Generationen auf dem Hof. Deine Eltern Rita und Gerhard (Gerd) Derksen und einer deiner Brüder. Wer macht was?
Mein Bruder ist neben mir Geschäftsführer, die Direktvermarktung teilen wir uns 50:50. Er verantwortet die Landwirtschaft, alles rund um die Tiere und die Ackerflächen. Ich kümmere mich hauptverantwortlich um die Molkerei.
Meine Mutter macht die Mitarbeiterverwaltung, sprich kümmert sich um das Disponieren der Fahrer und unseren Lieferservice mit insgesamt vier Kühlwagen. Mein Vater ist ein klassischer Allrounder. Er wirft morgens früh in der Molkerei den Pasteur an, guckt überall, dass alles läuft, packt einfach an allen Ecken mit an. Er belädt zum Beispiel auch die Autos und macht in der Landwirtschaft noch viel. Zwei meiner Geschwister haben andere berufliche Wege eingeschlagen, jenseits der Landwirtschaft.
Ihr arbeitet mit modernen Elementen wie zum Beispiel einem Melkroboter. Wie war die Umstellung?
Ja, den Melkroboter haben wir 2014 installiert. Die ersten 24 Stunden haben wir komplett im Stall verbracht. Nach wenigen Tagen hatten sich die Kühe bereits völlig an die neue Flexibilität gewöhnt.
Was sind in deinen Augen die Vorteile eines Melkroboters?
Definitiv, sich selbst unabhängig machen von den Melkzeiten. Wir verbringen nicht weniger Zeit mit den Kühen, die Arbeit verschiebt sich vom Melken hin zu Überwachungstätigkeiten. Wir verbringen jetzt definitiv mehr Zeit am Computer, man geht auch mehr durch den Stall, um die Kühe zu beobachten. Wir haben nun nur nicht mehr jede Kuh zweimal täglich in der Hand, sondern schauen auf andere Weise, ob alles in Ordnung ist.
Der große Vorteil eines Melkroboters für uns liegt darin, die Verdichtungszeiten zu entzerren, denn zu den Zeiten, zu denen früher manuell gemolken werden musste, ist auch in der Molkerei viel los. Das personell dauerhaft aufzufangen, war eine große Herausforderung.
Was ist deine liebste Tätigkeit im Zusammenhang mit der DV?
Ich finde alles ganz schön, weil meine Arbeit so vielseitig ist. Ich habe viel Kontakt mit unseren Kunden und mit den Mitarbeitern in der Molkerei. Meine Arbeitszeiten sind auch flexibel und schwanken im Umfang auch um die Urlaubs- und Krankheitsvertretungen herum, die ich übernehme. Zwei Nachmittage bin ich allein im Büro, um unsere Liefer-Tourrunden fertig zu machen und für den nächsten Tag zu kommissionieren.
Was ist deine größte Herausforderung?
Ehrlich gesagt der Klassiker Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, das Vereinbaren meiner Arbeit mit der Kinderbetreuung. Die drei sind jetzt 10, 9 und 4 Jahre alt, alle aufgeweckt und mit vielen Interessen wie Tanzen, Sport und Leichtathletik. Das Hinbringen und Abholen will organisiert sein. Und alles Drumherum, auch einfach Ansprechpartnerin sein für sie.
Was wünschst du dir für euren Betrieb, was habt ihr für Ziele in naher und ferner Zeit?
Vor einem Jahr, im November 2017, haben wir unseren neuen Stall gebaut. Gerade beschäftige ich mich mit der Planung eines neuen Molkereigebäudes, hier benötigen wir definitiv mehr Platz. Dass wir Teilbereiche unseres ehemaligen BMV-Mitgliederbetriebs Deselears übernommen haben und seither auch stärker in Richtung Düsseldorf beliefern, hat das Wachstum mit befördert. Wir hoffen einfach, dass wir unseren Weg weiter so gut gehen können und sind dankbar, dass unsere Kunden unsere Produkte so gut annehmen und unsere Arbeit zu schätzen wissen.
Speetenhof | Steckbrief
70 Kühe
26 Mitarbeiter (davon 4 Familienmitglieder aus 2 Generationen)
75 Hektar
35 Hektar Grünland (Heimat der Kühe), 40 Hektar Ackerflächen
550 Haushalte werden über den Lieferservice beliefert.
43 Wiederverkäufer (Lebensmitteleinzelhandel und Bauernläden)
30-40 Kindergärten und Kindertagesstätten
dazu kommen Partner in der Gastronomie sowie 3 regionale Bäckereien.
Wer mehr lesen will, findet hier noch einen Artikel über die Wirtschaftsweise vom Speetenhof, der anlässlich der Auszeichnung zum Unternehmer Niederrhein 2018 erschienen ist: Klevision 2018_v2Speetenhof
Unter der plattdeutschen Überschrift „de Melk kümmt“ führen Matthias Koberg und seine Frau Silke Koberg-Bendixen den Hof mit der Meierei Milchkanne in Bergenhusen zwischen Friedrichstadt und Erfde schon in fünfter Generation. Die eigene kleine, hochmoderne Hofmeierei existiert seit 2012. Hier verarbeiten die Landwirte die Milch ihrer 160 Kühe zu pasteurisierter Landmilch und Milchprodukten. 4.000 Liter sind das pro Woche.
Seit heute sind sie wieder auf der Weide, die Milchkühe des landwirtschaftlichen Betriebs Meierei Milchkanne. Auf den Geestinseln dauert es immer ein bisschen länger, bis man mit dem Boden auch wieder arbeiten kann. Doch jetzt geht es los: Grünpflege, düngen, Walzen, also das Land andrücken.
Matthias, ihr habt eine große Produktpalette. Produziert neben Joghurt und Quark auch Molkedrinks und Käse. Welche Produkte sind denn bei euch besonders beliebt?
Unsere Milch ist ein Klassiker. Der Quark geht richtig gut, seit wir ihn nach der Rezeptur einer ehemaligen Mitarbeiterin, gelernte Milchtechnologin, machen. Auch der Käse ist sehr beliebt. Lena Martens aus Stade kommt alle vier Wochen mit ihrer mobilen Käserei auch zu uns, macht ihn nach Tilsiter-Art mit kleinen Löchern. Die jungen Käse reifen 6-8 Wochen. Unser Bergenhusener Käse kommt in eckiger und runder Form (als sogenannter Bergenhusener Taler), mit italienischen Kräutern, mit Bockshornklee und mit Bärlauch. Dann haben wir noch den reiferen Käse, der ist drei Monate alt, und unseren Räucherkäse.
Ihr habt zwei Sorten Joghurt, cremig und stichfest – wieso?
Der Cremige ist der beliebtere, en machen wir in vielen geschmacklichen Varianten, den Stichfesten gibt’s nur in natur pur. Er reift im Wärme(schrank), ohne Zugabe von Kulturen und schmeckt ein wenig säuerlicher. Ein Joghurt für Kenner und Genießer des ganz natürlichen Geschmacks. Ich finde den auch sehr gut.
Seit 2012 vermarktet ihr eure Milch direkt, vorher habt ihr alles an ARLA, davor an die molkerei in Witzwort geliefert. Was findet du positiv an der Direktvermarktung?
Ganz klar, die Kundennähe. Die Menschen können sehen was produziert wird, wie und wo.
Wir sind durch unser Erleben überzeugt davon, das Regionalität von Kunden sehr geschätzt wird.
Auf dem Wochenmarkt sowieso, doch viele kommen auch zu uns auf den Hof. Seit Juni 2017 haben wir auch einen eigenen Hofladen mit Schlachterware und anderen ergänzenden Sortimentspunkten.
Wie viele Haushalte beliefert ihr – in welchem Umkreis?
Wir fahren bis nach Bredstedt, Westküste runter bis Heide und im Dreieck wieder zurück zu uns. Im Schnitt beliefern wir 1.000 Kunden mit unseren Produkten.
Und wie viele Mitarbeiter habt ihr heute?
Also meine Frau Silke ist Chefin der Meierei und kümmert sich dort mit zwei Mitarbeitern um die Verarbeitung unserer Milchprodukte. Mit den Fahrern sind es insgesamt acht Mitarbeiter. Ich verantworte die Landwirtschaft. kümmere mich um die Vermarktung und bin auch draußen auf dem Acker. Für den Stall und die Kühe habe ich eine tolle Mitarbeiterin gefunden, ein Quereinsteigerin. Die melkt die ganze Herde, zweimal am Tag, ganz alleine. Ein Glücksfall! Ich sag immer: Anke, du hast davor 25 Jahre nicht das Richtige gemacht.
Abschließend: Was sind für dich Herausforderungen in der Direktvermarktung heute?
Wir wollen umsteigen auf Glasware, der Verbraucher fragt immer öfter nach und fordert das ein. Aktuell überlegen wir die richtige Strategie. Wollen wir Pfand nehmen und riskieren, dass die Flaschen ungespült und schmutzig zurück kommen? Oder den Verbraucher hier noch stärker in die Pflicht nehmen und die Flasche so teuer machen, dass sie auch im Glasmüll entsorgt werden kann, ohne dass wir draufzahlen. Über so etwas denken wir nach.
Und ich hoffe, dass wir noch ein paar Läden mehr auftun, die unsere Waren ins Sortiment nehmen. Das wäre schön. Ansonsten läuft alles gut. Jetzt erwartet uns erst einmal wieder ein arbeitsreicher Frühling. Und das ist gut so.
Auf folgenden Wochenmärkten können Interessierte die Produkte der Meierei Milchkanne erwerben.
Montags: auf dem Blücherplatz in Kiel ab 08:00 Uhr
Dienstags: Brunsbüttel auf dem Marktplatz ab 07:00 Uhr
Mittwochs: St. Peter Ording: auf dem Marktplatz ab 07:00 Uhr
Donnerstags: Husum Rote Pforte 4 ab 07:00 Uhr
Freitags: Albersdorf auf dem Marktplatz ab 07:00 Uhr
Samstags: Heide auf dem Marktplatz ab 07:00 Uhr