Hofporträt: Bio-Ziegenhof Stähr in Eggolsheim bei Bamberg

Der Bio-Ziegenhof der Familie Stähr liegt im Gemeindebereich des idyllischen Marktes Eggolsheim, am Eingang zur Fränkischen Schweiz. Hier bewirtschaften die Direktvermarkter als Bioland-Hof 25 ha Grünland und 60 ha Ackerland. Nach vielen Jahren mit Milchkühen, haben sich direktvermarktenden Landwirte 2007 ganz auf die Haltung von Ziegen konzentriert und 2009 auf den Biolandbau umgestellt. Im Sommer laufen die 150 Ziegen auf der Weide und fressen frisches Gras, Klee und Kräuter. Im Winter fühlen sie sich im lichten Laufstall wohler und bekommen sonnengetrocknetes Heu und Bio-Getreideschrot. Seit 2013 halten die Bio-Bauern zudem Legehennen, 3.000 Tiere an der Zahl legen Bio-Eier für den hauseigenen Lieferservice und den Handel, allein 30 Kisten Eier (5.000-6.000 Eier) pro Woche an REWE.

Gespräch mit Roland Stähr vom Bio-Ziegenhof Stähr

Seit wann ist der Ziegenmilchhof eure Heimat? Wie wirtschaftet ihr und wie groß ist eure Herde?
Anfangs war der Familienbetrieb mitten in der Ortschaft. 1974 ist der Stall abgebrannt, heute ist er ein Aussiedlerhof – die Stallungen sind 300-400m außerhalb. Ich habe den Betrieb 1994 übernommen.

Als Bio-Ziegenhof seid ihr unter den Direktvermarktern im BMV ein echter Exot. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Wir haben 1999 mit der eigenen Hofmolkerei angefangen. Damals hatten wir noch eigene Kühe, keine Ziegen. 2004 mussten wir krankheitsbedingt den gesamten Bestand durchwechseln. Trotz dieser Maßnahme war die Geschichte nicht dauerhaft in den Griff zu kriegen. Zwei Jahre später haben wir schließlich die Entscheidung getroffen, die Kühe abgegeben und mit Ziegen anzufangen.


Warum gerade Ziegen?
Ziegenhaltung und Ziegenprodukte wurden zu jener Zeit immer populärer. Unser Sohn war schon immer ein Fan von Ziegen und war damals gleich bereit, diesen Wechsel mit uns zu vollziehen.
Ich hatte 1989 meine Meisterarbeit geschrieben über die Umplanung auf Ziege. Ziegen sind nicht nur faszinierende Tiere, sie sind auch deutlich pflegeleichter als Kühe: Nicht so anfällig für Klauen- und Euterprobleme, auch in Bezug auf die Ställe. Man braucht keine Liegeboxen, streut die komplette Lauffläche mit Stroh ein und kommt mit 1,5 qm pro Ziege aus. Bei Kühen braucht man 2-3 qm pro Kuh, auch die Melkstände sind anders. Wir haben einen Side by Side Melkstand, an dem 18 Tiere gleichzeitig gemolken werden.
Die europäische Ziege ist saisonal fruchtbar, von Ende Juni bis Ende Januar.
Eine Kuh muss 1x pro Jahr abkalben, sonst gibt sie irgendwann keine Milch mehr. Nach dem 2. Mal ablammen kann man die Ziege eigentlich 2-3 Jahre durchmelken. Die 20 besten Ziegen nehmen wir also raus aus der Herde, diese werden gedeckt, der Rest wird komplett durchgemolken.
Aber es ist und bleibt so, Ziegenhaltung und professionelle Vermarktung von Ziegenmilchprodukten ist in der Direktvermarktung nach wie vor eine Nische!

Wie ging das dann konkret los mit euch und der Ziegenmilch?
Angefangen haben wir 2007 mit 40 Ziegen und 120-150 Liter pro Tag. Zu Beginn waren wir noch konventionell, die Milch, die wir nicht als Frischmilch brauchten, wurde extern zu Schnittkäse verkäst. Heute machen wir nur noch Frischkäse, diesen stellen wir in unserer Hofmolkerei selbst her. 2009 erfolgte dann die Umstellung auf Bio-Ziegenkäserei. Seit 1. April 2016 ist auch die in der Molkerei verarbeitete Kuhmilch bio-zertifiziert.

Habt ihr auch einen eigenen Hofladen, über den ihr ein typisches Direktvermarkter-Sortiment eurer Region bei euch abbildet, schließlich habt ihr auch Bio-Öle, Brotaufstriche, Gockelfleisch und andere saisonale Produkte?
Unser Hof liegt etwas ab vom Schuss, im Umland von Bamberg, daher macht ein eigener Lieferservice mehr Sinn als ein eigener Hofladen.

Wie funktioniert bei euch die Arbeit als Familienbetrieb? Wie teilt ihr euch auf?
Max (24) macht Molkerei, Felix (23) macht Landwirtschaft, Ziegen und Hühner, Roland macht alles und die Frau macht Produktion, Büro und Haushalt.
Unsere 3 Fahrer beliefern derzeit auf 9 Touren gemeinsam mit unseren Söhnen Felix und Maximilian 750-800 Privatkunden. Seit Dezember 2016 haben wir zudem eine Bürokraft, die uns 5 Stunden pro Woche bei der Abwicklung der Bestellungen unterstürzt.

Was ist euer absolutes Premium-Produkt? Worauf legt ihr besonderen Wert?
Ganz klar: Auf die Qualität. Wir haben Ziegenmilch in Bioqualität als Heumilch und zwar schon lange. Damit kommen wir gleich nach den Marktführern Andechser (Deutschland) und Leeb (Österreicher).
Unsere Bio-Ziegenheumilch und der Bio-Ziegenheumilch-Joghurt sind wirklich etwas ganz Besonderes. Heumilch ist die ursprünglichste Milch, so naturnah und traditionell wie keine andere. Sie liefert einzigartige Qualität und besten Geschmack. Bio-Ziegenheumilch ist reich an Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen und vor allem für Allergiker besser verträglich als Kuhmilch.

Ihr seid Direktvermarkter. Heißt das, ihr verarbeitet die komplette Menge selber?
Die Kuhmilch wird komplett zugekauft und zu pasteurisierter Trinkmilch, Quark und Joghurt weiterverarbeitet (160.000 Kilo pro Jahr). Die eigene Ziegenmilch vermarkten wir komplett selbst. Selbst hier müssen wir in den Wintermonaten aufgrund der saisonalen Schwankungen in der natürlichen Milchleistung der Ziegen zukaufen. Es ist wichtig, den Kunden und dem Handel gegenüber verlässlich stabile Mengen zu liefern. Das hat unter anderem mit Gewöhnungseffekten und Planungssicherheit zu tun.

Welchen Weg, welche Zukunft seht ihr für die regionale Landwirtschaft, wie schätzt ihr die Überlebensfähigkeit von handwerklichen Nischen ein in einer Zeit, die immer stärker auf Industrialisierung und globalisierten Handel ausgerichtet scheint?
Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Der Handel ruft nach regionalen Produkten, ob das Edeka oder REWE ist, die Kunden wollen anscheinend nach den Studien sowieso alle regionale Produkte. Aber wenn die Käufer in den Laden reingehen, kaufen sie nicht unbedingt regional, sondern das, was in der Angebots-Werbung drin ist.

Der kleine Produzent und Vermarkter kann sich die Beilagen-Werbung nicht leisten – und fällt bei solchem Kaufverhalten schlicht hinten runter. Es muss uns Direktvermarktern gelingen, dass die Marke sich ins Verbraucherbewusstsein einbrennt. Dass unser Produkt geschmacklich und von der Qualität her richtig und dauerhaft überzeugt. Eigentlich müssten wir in den betreffenden Filialen jeden Monat eine Aktion machen. Wichtig ist auch, dass die Mitarbeiter des Marktes dahinter stehen und die Waren ansprechend präsentieren und die Kunden auf das Angebot hinweisen.

Politik und Handel haben kein Interesse dran, die bäuerliche Landwirtschaft zu fördern. Vor 40 Jahren ging das noch, die Betriebe werden größer, müssen größer werden. Und trotzdem machen wir weiter.

Herzlichen Dank, Roland, auch an Deine Frau Bettina, für das Gespräch, euch weiterhin viel Erfolg und alles Gute!
(Die Fragen stellte Kirsten Kohlhaw)

Service | Kontakt

Die Familie Stähr vermarktet Bio-Produkte von Ziegen, Kühen und Hühnereier. Mehr Informationen zum Hof und zum Lieferservice auf ihrer Website. Da kann man sich sowohl de Tourenpläne als auch Bestellformulare downloaden.

Biohof Stähr
info (at) milch-ziegenhof-staehr.de
Bruckweg 1, 91330 Eggolsheim

Das Motto der engagierten Direktvermarkter-Familie Vom Bauernhof direkt – weil’s besser schmeckt. Wir liefern Ihnen das vielfältige BIO-Sortiment unserer Hofmolkerei und frische Bio-Eier direkt ins Haus.