„Von der Wiese bis zur Haustür“. Mit diesem Slogan hat sich die einzige Hofmolkerei im Nordkreis Kleve einen festen Platz in der Region verschafft. Jetzt haben die Familien Derksen und van de Sand für ihre Arbeit den Unternehmerpreis Niederrhein 2018 gewonnen. Mit der Molkerei-Verantwortlichen Anne van de Sand haben wir gesprochen über Herausforderungen und Freuden in der modernen Milchdirektvermarktung.
Anne,woher kommt der Name Speetenhof?
Der geht tatsächlich auf eine Familie Speeten zurück. Der Hof existiert ja seit dem 18. Jahrhundert. Meine Familie hat den alten Namen damals beibehalten.
Aktuell arbeiten zwei Generationen auf dem Hof. Deine Eltern Rita und Gerhard (Gerd) Derksen und einer deiner Brüder. Wer macht was?
Mein Bruder ist neben mir Geschäftsführer, die Direktvermarktung teilen wir uns 50:50. Er verantwortet die Landwirtschaft, alles rund um die Tiere und die Ackerflächen. Ich kümmere mich hauptverantwortlich um die Molkerei.
Meine Mutter macht die Mitarbeiterverwaltung, sprich kümmert sich um das Disponieren der Fahrer und unseren Lieferservice mit insgesamt vier Kühlwagen. Mein Vater ist ein klassischer Allrounder. Er wirft morgens früh in der Molkerei den Pasteur an, guckt überall, dass alles läuft, packt einfach an allen Ecken mit an. Er belädt zum Beispiel auch die Autos und macht in der Landwirtschaft noch viel. Zwei meiner Geschwister haben andere berufliche Wege eingeschlagen, jenseits der Landwirtschaft.
Ihr arbeitet mit modernen Elementen wie zum Beispiel einem Melkroboter. Wie war die Umstellung?
Ja, den Melkroboter haben wir 2014 installiert. Die ersten 24 Stunden haben wir komplett im Stall verbracht. Nach wenigen Tagen hatten sich die Kühe bereits völlig an die neue Flexibilität gewöhnt.
Was sind in deinen Augen die Vorteile eines Melkroboters?
Definitiv, sich selbst unabhängig machen von den Melkzeiten. Wir verbringen nicht weniger Zeit mit den Kühen, die Arbeit verschiebt sich vom Melken hin zu Überwachungstätigkeiten. Wir verbringen jetzt definitiv mehr Zeit am Computer, man geht auch mehr durch den Stall, um die Kühe zu beobachten. Wir haben nun nur nicht mehr jede Kuh zweimal täglich in der Hand, sondern schauen auf andere Weise, ob alles in Ordnung ist.
Der große Vorteil eines Melkroboters für uns liegt darin, die Verdichtungszeiten zu entzerren, denn zu den Zeiten, zu denen früher manuell gemolken werden musste, ist auch in der Molkerei viel los. Das personell dauerhaft aufzufangen, war eine große Herausforderung.
Was ist deine liebste Tätigkeit im Zusammenhang mit der DV?
Ich finde alles ganz schön, weil meine Arbeit so vielseitig ist. Ich habe viel Kontakt mit unseren Kunden und mit den Mitarbeitern in der Molkerei. Meine Arbeitszeiten sind auch flexibel und schwanken im Umfang auch um die Urlaubs- und Krankheitsvertretungen herum, die ich übernehme. Zwei Nachmittage bin ich allein im Büro, um unsere Liefer-Tourrunden fertig zu machen und für den nächsten Tag zu kommissionieren.
Was ist deine größte Herausforderung?
Ehrlich gesagt der Klassiker Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, das Vereinbaren meiner Arbeit mit der Kinderbetreuung. Die drei sind jetzt 10, 9 und 4 Jahre alt, alle aufgeweckt und mit vielen Interessen wie Tanzen, Sport und Leichtathletik. Das Hinbringen und Abholen will organisiert sein. Und alles Drumherum, auch einfach Ansprechpartnerin sein für sie.
Was wünschst du dir für euren Betrieb, was habt ihr für Ziele in naher und ferner Zeit?
Vor einem Jahr, im November 2017, haben wir unseren neuen Stall gebaut. Gerade beschäftige ich mich mit der Planung eines neuen Molkereigebäudes, hier benötigen wir definitiv mehr Platz. Dass wir Teilbereiche unseres ehemaligen BMV-Mitgliederbetriebs Deselears übernommen haben und seither auch stärker in Richtung Düsseldorf beliefern, hat das Wachstum mit befördert. Wir hoffen einfach, dass wir unseren Weg weiter so gut gehen können und sind dankbar, dass unsere Kunden unsere Produkte so gut annehmen und unsere Arbeit zu schätzen wissen.
Speetenhof | Steckbrief
70 Kühe
26 Mitarbeiter (davon 4 Familienmitglieder aus 2 Generationen)
75 Hektar
35 Hektar Grünland (Heimat der Kühe), 40 Hektar Ackerflächen
550 Haushalte werden über den Lieferservice beliefert.
43 Wiederverkäufer (Lebensmitteleinzelhandel und Bauernläden)
30-40 Kindergärten und Kindertagesstätten
dazu kommen Partner in der Gastronomie sowie 3 regionale Bäckereien.
Kontakt: Speetenhof Wibbeltstr. 120, 47559 Kranenburg Telefon: +49 (0) 28 26 – 81 09
www.speetenhof.de
Die Fragen stellte Kirsten Kohlhaw (Protokoll)
Wer mehr lesen will, findet hier noch einen Artikel über die Wirtschaftsweise vom Speetenhof, der anlässlich der Auszeichnung zum Unternehmer Niederrhein 2018 erschienen ist: Klevision 2018_v2Speetenhof