In vierter Generation wird der Diershof im Norden von Oldenburg von der gleichnamigen Familie geführt. 2008 übernimmt Hanke Diers den Betrieb, stellt die Molkerei neu auf und entwickelt die Direktvermarktungsstrategie des Familienbetriebes erfolgreich weiter. Der Betrieb pflegt den persönlichen Austausch mit Kunden und Interessierten. Zu dem seit Jahren regelmäßig veranstalteten „Tag des offenen Hofes“ kommen gut und gern 5.000-6.000 Besucher.
Hanke, wie kamst du zur Direktvermarktung? War das von Anfang an die Richtung, in die du gehen wolltest?
Zwei Söhne, ein Hof, dafür gab es nicht von Anfang an einen Plan. Nach dem Studium habe ich mich erstmal umorientiert, einen Betrieb gepachtet. Das Pachtmodell hat nicht geklappt, einen fremden Betrieb zu kaufen ist mit viel Kapitaleinsatz verbunden. Wir haben uns dann als Familie zusammen gesetzt und uns entschlossen, das so zu machen mit dem Ausbau der Molkerei. In die Direktvermarktung waren meine Eltern 1994 ja schon eingestiegen, damals noch als Vorzugsmilchbetrieb. Ich habe dann erst einmal Praktika gemacht bei anderen Direktvermarktern aus dem Verband. Bei Johannes Deselears, bei Claudia Müller, der heutigen Vorstandsvorsitzenden des BMV.
Wie bist du den Aus- und Aufbau angegangen?
Ich habe den Bereich der Direktvermarktung 2008 übernommen. Das Konzept für die neue Molkerei habe ich entlang der Zielvorstellungen für die Größe unseres Kundenstammes angelegt: Produktion und Vermarktung für 2000 Kunden war angestrebt. Währenddessen lief die Planung, dann folgte der Molkerei-Bau, das hat ein Jahr gedauert. Mit der Sortimentserweiterung, dem neuen Produkt Joghurt sind wir dann in den Neubau. Damals mussten wir in die neue Größe noch reinwachsen.
Und wo steht ihr heute?
Mittlerweile beliefern wir 3.000 Privatkunden mit 10 Lieferfahrzeugen, haben ein neues Palettenlager gebaut und unsere Kühlung deutlich vergrößert. Darüber hinaus beliefern wir schon seit Jahrzehnten exklusiv Krankenhäuser in Oldenburg mit tagesfrischer Landmilch und Joghurt und haben darüber hinaus gute Handelspartner.
Auf eurer Internetseite stellt ihr eure Mitarbeiter persönlich vor. Denn jeder von ihnen ist wichtig, damit der Betrieb reibungslos läuft. Wie habt ihr euch im Kernteam aufgeteilt?
Mein Bruder Jürg macht die Kühe und die Feldarbeit und verantwortet die gesamte Personalplanung, die mit diesen Bereichen in Verbindung steht. Meine Frau kümmert sich mit um die Qualitätssicherung. Eine weitere tragende Säule für mich in der Direktvermarktung ist Lena, die ich als meine rechte Hand bezeichnen möchte. Sie ist nicht nur topp ausgebildet, sondern auch internetaffin, was unter anderem auch unserem Social Media Auftritt zugute kommt. In der Produktion hört alles auf Inken, Deike kümmert sich um Molkerei und Haushalt.
Ganz wichtig in der Direktvermarktung sind unsere Fahrer. Viele von ihnen sind bereits im Rentenalter, bringen gleichzeitig Ruhe und gute Stimmung rein und sind super zuverlässig. Das tut dem Betriebsklima gut.
Was ist deine liebste Tätigkeit im Zusammenhang mit der Direktvermarktung?
Einen Großteil meiner Zeit verbringe ich als Feuerwehr und Allrounder. Bin – wenn man so will – die Schmiere im Getriebe (lacht). Der Umgang mit den Mitarbeitern, das Begleiten von Prozessen, macht auch Freude. Selten und schön sind die Momente, in denen ich in Ruhe (m)einer Arbeit nachgehen kann. Zum Beispiel in Ruhe Joghurt abfüllen.
Und was ist deine größte Herausforderung?
(lacht) Eigentlich, dass ich seit Jahren versuche, mich überflüssig zu machen. Sich mal rausziehen, für einen richtigen Urlaub, das ist noch nicht so leicht. Aber wir arbeiten dran. Gerade in der Molkerei fallen immer wieder technische Sachen an, für die es eigentlich einen Mechatroniker in der Belegschaft bräuchte.
Was wünschst du dir für euren Betrieb, was habt ihr für Ziele in naher und ferner Zeit?
—
Das wir die Verlässlichkeit gegenüber unseren Kunden weiterhin so gut hinbekommen und unsere hohe Qualität sichern. Denn daran hängt die gesamte Direktvermarktung.
Unseren nächsten Meilenstein bauen wir gerade: Einen überdachten, beheizbaren Besucherpavillon, der Platz hat für 50 Kinder und 30 Erwachsene. Die Nachfrage nach Veranstaltungen und moderierten Veranstaltungen bei uns auf dem Hof ist so groß, dass wir unbedingt eine eigene professionelle, wetterunabhängige Lösung brauchten, in der man Verkostungen machen, aber auch mal eine Power Point an die Wand beamen kann.
Bei aller Mehrarbeit, für uns ist es so wertvoll, dass die Kunden immer wieder den Bezug zum Hof und den Austausch mit uns suchen. Ein Glück, dass meine Mutter auch die Hofführungen so wunderbar durchführt.